September 2024 – Schwalben in Not – Wetterlage im Süden
Dramatische Szenen spielen sich wegen der verheerenden Wetterlage zur Zeit in Süddeutschland und Österreich ab:
Tausende auf dem Zug gestrandeter Schwalben suchen verzweifelt Schutz vor den Unwettern unter Hausdächern und auf Fensterbänken.
Schwalben, die in Gruppen an Gebäuden sitzen bitte auf keinen Fall stören oder aufscheuchen, denn jedes Gramm zusätzliche Energie, die sie verbrauchen, kann ihr Todesurteil sein.
Schwalben, die am Boden sitzen, bitte unbedingt einsammeln, in einen Karton mit Handtuchnest und zusätzlicher, moderater Wärmequelle (Wärmflasche) setzen und so schnell wie möglich in eine Pflegestelle bringen.
Wer kein Facebook hat für Österreich: David Kreisl hat sich spontan bereit erklärt, sich für etwaige organisatorische Dinge zu Verfügung zu stehen: 06765735018 und Infos über Birdlife Österreich
Futtertiere Für Schwalben geeignet sind entbeinte Heimchen mittlere Größe, Wachsmottenlarven, Bienenmaden, frisch gefangene und abgetötete Fliegen und abgetötete kleine Spinnen.
Es sind ausschließlich frisch getötete oder aus Tiefkühlung frisch abgetaute Insekten geeignet.
keine Trockeninsekten, keine Würmer, keine Käfer, keine Fertigfutter, keine Fliegenmaden/Pinkies absolut nichts, was nicht Insekt ist. Keine Flüssigkeiten eingeben
Wer Schuppen, Scheunen, Garagen oder Dachboden hat, hilft den Schwalben, wenn ihnen durch geöffnete Fenster oder Tore freier Zugang geschaffen wird, damit sie dort Schutz suchen können.
Schwalben sind normalerweise reine Insektenfresser, die ihr Futter normal nur im Flug erjagen – sie sind auf lebende Fluginsekten angewiesen und sind normalerweise nicht über Futterstellen zuzufüttern.
Allerdings kann man etwas ausprobieren – bitte nur dort, wo man damit bereits rastende Schwalben nicht aufscheucht:
Handaufzuchtschwalben haben gelernt, aus Schalen und vom Boden Insekten aufzupicken.
Seit einigen Jahren beobachte ich, dass sie dies auch draußen tun, wenn das Wetter keine Flugjagd zulässt.
Ich beobachte außerdem, dass die wilden Schwalben es zunehmend von den Handaufzuchten gelernt haben und immer häufiger Schwalben auch auf Dächern und am Boden nach Insekten picken.
Außerdem sehen wir bei unseren Überwinterern, dass sie sich auch an den Schalen mit lebenden Insekten bedienen.
Man kann also lebende Wachsmottenlarven, Bienenmaden und/oder Mehlwürmer erhöht in einer großen, flachen Schale zum selber aufpicken anbieten.
Bitte keine Fliegenmaden/Pinkies und Würmer!
Wichtig ist, dass die Insekten sich in der Schale bewegen. Es muss also bei tieferen Temperaturen eine Heizquelle unter die flache Schale, damit die Insekten nicht immobil werden, da wilde Schwalben ohne Handaufzuchterfahrung vermutlich tote Insekten zunächst nicht als Nahrung ansehen werden.
Die Chance, dass sich unter den gestrandeten Schwalben auch solche befinden, die die Nahrungssuche auf Dächern und Böden bereits kennen ist groß. Und wenn einzelne Schwalben damit anfangen, werden die anderen es nachmachen.
Alle Jahre wieder kommt es zu massiven Diskussionen darüber, wie man Vögel im Sommer füttern soll
In meinem Profil bei Facebook ist es jetzt zum ersten Mal unter einem Post von mir zu einer sachlichen Diskussion zum Thema gekommen. Das ermöglicht es dem interessierten Leser, sich zwecks Bildung einer eigenen Meinung intensiver mit den Argumenten beider Seiten auseinander zu setzen.
Um sowohl den Post als auch die DIskussion auch Lesern außerhalb von FB zugänglich zu machen, zitiere ich beides hier zum Nachlesen:
Fettfutter für Wildvögel in der Brutsaison ja oder nein? Für wie dumm halten die Hersteller und ihre Influencer eigentlich die user sozialer Medien?
Jedes Frühjahr wieder entbrennen heftige Diskussionen ums Thema:
Auf der einen Seite die hunderten von Wildvogelpflegestellen, Stationen und wildvogelkundigen Tierärzten, die aufgrund ihrer alljährlichen Erfahrungen mit betroffenen Nestlingen zunehmend davor warnen, Sommerfütterung mit NICHT saisonalen oder völlig unnatürlichen Futtermitteln (dazu zählen fette, herbstreife Kerne und Nüsse, geölte Flocken, tierische und pflanzliche Fettmassen und getrocknete Insekten) zu betreiben und stattdessen dazu aufrufen, das zu füttern, was den Vögeln natürlich um diese Jahreszeit auch zur Verfügung stände.
Auf der anderen Seite, diejenigen, die sich vornehmlich auf die Aussagen der Herren Prof. Berthold und neuerdings auch Martin Kraft beziehen, die die Fettfütterung im Sommer als überlebenswichtig propagieren, da die Vögel wegen unserer veränderten Umweltbedingungen sonst angeblich nicht genügend Energien für das Brutgeschäft hätten.
Neuerdings wird nicht mal davor zurückgeschreckt, eine Homepage zu präsentieren, die unter der Überschrift „Studien zur Ganzjahresfütterung – das sagt die Wissenschaft“ haufenweise Studien aus aller Welt zu verlinken, die suggerieren sollen, dass die sommerliche Fettfütterung wissenschaftlich untersucht nur Nutzen für die Vögel bringt.
Für wie dumm halten diese Leute eigentlich ihre Leser?
Gehen sie davon aus, dass sich niemand die Mühe macht diese Studien auch mal zu lesen?
Eine einzige der Studien befasst sich mit der Untersuchung der Sommerfütterung allerdings lediglich mit Fettfutter unserer heimischen Singvögel und deren direkten Auswirkung auf die Populationsentwicklung.
Niemand stellt in Abrede, dass sommerliche Zufütterung sinnvoll sein kann.
Aber keine einzige Studie untersucht, ob die Zufütterung mit Fettfutter oder die saisonal angepasste Fütterung sinnvoller ist.
Aber genau diese Frage ist der (einzige) Streitpunkt zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Fettfütterung.
Von den 14 aufgeführten Studien wurden 2 in Deutschland, 3 in England, 1 in Neuseeland, 1 in China und der Rest in USA durchgeführt – nahezu alle in nur in den jeweiligen Ländern heimischen Vogelarten
Unter anderem sind es Studien an einer amerikanischen, nur dort endemisch vorkommenden und zum Zeitpunkt der Studie vom aussterben bedrohten Wachtelart, an chinesischen Rebhühnern, oder einer amerikanischen Rabenvogelart.
Selbst eine Studie, die unter anderem eine in Amerika heimische Vogelart einschließt, die wie unser Kuckuck parasitär lebt, also seine Eier in fremde Nester legt, wo die Nestlinge also darauf eingestellt sind, mit unterschiedlichsten Nahrungsangeboten klarzukommen, ist dabei.
Eine englische Studie untersucht lediglich, wie sich Zufütterung mit Fettfutter auf die Vogelgemeinschaft im Garten auswirkt und weist selbst darauf hin, dass dies Vor- und Nachteile habe, die weiter zu untersuchen wären, bevor man sagen könne, ob Schaden oder Nutzen höher sind.
Die andere englische Studie beobachtet die Entwicklung von Haussperlingen unter Zufütterung – allerdings ausschließlich Zufütterung LEBENDER (nicht getrockneter) Mehlwürmer (also genau das, was die Gegner der Fettfutterfütterung seit Jahren propagieren) und die Krönung:
die 3. Englische Studie vergleicht 3 ZUCHTMEISENgruppen, die auf 3 unterschiedliche Weisen vor der Brut im Käfig gefüttert werden: Gruppe 1 reine Energiezufuhr, Gruppe 2) gekochte Eier und Gruppe 3 Lipid und Eizusatz. Da wird dann untersucht, welches der 3 Zufuttervarianten die besten Zuchtergebnisse erzielt.
Ach ja, und dann war da noch die Studie aus Minnesota, wo man feststellen wollte, ob Zufütterung einen Einfluss auf den Parasitendruck im Nest hat.
Auch hier wurde mit lebenden Mehlwürmern gearbeitet und zusätzlich mit u.a. Nestbegasung mit Permethrin (einem Insektizid).
Die älteste Studie (1964) ist von Prof. Berthold und befasst sich neben vielem anderen mit dem Bruterfolg im Verhältnis zum jeweiligen Nahrungsangebot der Natur bei unterschiedlichen Wetterereignissen in der Brutzeit – Untersuchungen zur sommerlichen Fettfutterzufütterung gibt es in der Studie gar nicht.
Keine einzige aller aufgeführten Studien befasst sich tatsächlich mit dem, was die Befürworter einer saisonal angepassten Sommerfütterung und Gegner einer Fettfutterfütterung im Sommer als Argument gegen die Fettfütterung im Sommer aufführen.
Es wird aber immer wieder behauptet, dass die Studien angeblich genau das tun – vermutlich, da man hofft, die Leser seien zu bequem, sich wirklich anzuschauen, was tatsächlich in diesen Studien steht – oder unterstellt man etwa allen Ernstes dem Leser, dass er zu dumm sei, diese Masche zu durchschauen?
Es ist allgemein bekannt, dass der Vogelfuttermarkt ein besonders lukratives Geschäft ist, welches mittlerweile zig Millionenumsätze macht und in der Vergangenheit jährlich gigantische Zuwächse zu verzeichnen hatte.
Es ist auch bekannt, dass in den letzten Jahren aufgrund der lauter werdenden Warnungen seitens der Befürworter für saisonal angepasste Fütterung/Fettfuttergegner immer mehr Menschen anfangen, umzustellen – was natürlich dem Fettfutterumsatz besonders im Sommer schadet.
Und es ist allgemein bekannt, dass für das moderne Marketing zum Verkauf von Produkten als sehr wichtiges Marketinginstrument der Einsatz von Influencern und den dazugehörigen Reels, Gruppen und Podcasts in den sozialen Medien immer stärker an Bedeutung gewinnt.
Dafür wird von den Unternehmen (Herstellern) sehr, sehr viel Geld ausgegeben.
Dass der Vogelfreund, der sich einfach schlau machen will, was das Beste für die Wildvögel ist, angesichts der kontroversen Diskussionen zunächst einmal komplett verwirrt wird, ist ihm nicht zu verdenken.
Ich kann nur jedem Menschen, der sich hier verunsichert fühlt, empfehlen, seinen eigenen, gesunden Menschenverstand einzuschalten:
Lesen Sie die Argumente beider Seiten, nehmen Sie sich die Zeit, auch mal die verlinkten Studien, die die jeweiligen Seiten ins Feld führen, im Original zu lesen – ggf. unter Verwendung eines Übersetzungsprogramms – und nicht einfach nur die selbstverfasste Zusammenfassung der jeweiligen Befürworter oder Gegner….
….und last not least: hinterfragen Sie, wer hinter Webseiten, Gruppen, Reels oder Fachleuten etc. steckt und ob und wenn ja wie die jeweiligen Personen von dem, was sie propagieren, profitieren.
Man darf sich fragen, wieviel solche Behauptungen „pro Fettfutterfütterung“ wert sind, denen keine Studie an bei uns heimischen Singvögeln und deren Nestlingen mit ihren natürlichen Nahrungsbedürfnissen zugrunde liegt, insbesondere keine Studie, die die angeblichen Vorteile einer Fettfütterung gegenüber einer saisonal angepassten Fütterung wirklich belegt, wo aber all diejenigen, auf deren Expertise sich ständig bezogen wird, von den Fettfutterherstellern wirtschaftlich profitieren.
Demgegenüber stehen Wildvogelpfleger, Stationen und wildvogelkundige Tierärzte, deren einziger Nutzen aus ihren Forderungen nach Verzicht auf Fettfütterung in der Brutzeit und stattdessen Umstellung auf jahreszeitlich angepasste Fütterung ist, dass sie dadurch weniger fehlgefütterte Nestlinge und missgebildete Jungvögel gebracht bekommen, die sie größtenteils auf eigene Rechnung und unter Einsatz ihrer kompletten Freizeit versuchen zu rette.
Bitte machen Sie sich ihr eigenes Bild bevor Sie für sich entscheiden, welche Argumente schlüssiger und glaubwürdiger für Sie sind und wie sie darum in Zukunft füttern wollen.
Unter dem Originalbeitrag finden SIe eine ausführliche Diskussion zu den einzelnen Punkten in den Kommentaren
Hier finden Sie die Ausführungen inklusive entsprechender links zu einer leider nur spärlich existenten Studienlage zum Thema seitens der Befürworter einer angepassten Fütterung, also der Gegner einer sommerlichen Fettfütterung. Kopie Ende
Thomas Geers Danke für die Annahme Ich freue mcih auf einen sachlichen Austausch zu diesem Thema
Kristin Zoller: „Nicht eine einzige der Studien befasst sich mit der Untersuchung der Sommerfütterung unserer heimischen Singvögel mit Fettfutter und deren direkten Auswirkung auf die Nestlinge.“
Dann hast du direkt die erste Studie von Prof. Dr. Martin Kraft irgendwie überlesen. In dieser wurden die Auswirkungen einer Ganzjahresfütterung mit Fettfutter untersucht:
„Das ganzjährig dargebotene Futter bestand aus: Sonnenblumenkerne, festen Rindertalg, Mehlkäferlarven und einer Fettfuttermischung […]. Die Fettfuttermischung erwies sich als besondere Lieblingsspeise.“
Ergebnis der Studie:
„Zu einem deutlichen Dichteanstieg kam es im Untersuchungsgebiet auch bei den wichtigsten Höhlen- und Freibrütern, so stieg sie in fünf Jahren um mehr als das Dreifache an, während die Siedlungsdichte derselben Arten im Kontrollgebiet 1980 und 1984 denselben Wert aufwies.“
Hier kann man die deutsche Studie einfach selbst mal lesen und seine eigene Schlussfolgerung ziehen:
Die Studie belegt also eindeutig einen Populationsanstieg.
Wenn es so wäre wie du sagt, dass die Jungvögel durch die Fütterung öfter sterben, dann wäre ein Populationsanstieg nicht möglich, die Population müsste sogar sinken, was faktisch nicht so ist.
Dazu kommen die vielen Leute, die selbst ganzjährig füttern – mit welchem Ergebnis? Frag sie mal! Keiner wird davon berichte, dass die Vögel weniger geworden sind, was sich ja einstellen müsste, wenn überdurchschnittlich viele Jungvögel am Futter sterben.
Zu den anderen Studien: Natürlich sind Studien zur Fütterung nicht auf ein Land oder eine einzelne Vogelart begrenzt. Und natürlich werden auch nicht jedes Jahr Studien zur Fütterung an Wildvögeln durchgeführt. Das macht ja auch gar keinen Sinn. Vögel in den USA sind oft mit Vögel in Deutschland artverwandt und sogar exakt gleich, z.B. der Haussperling, der auch an Futterstellen Dauergast ist.
Da du keine der vorgelegten Studien anerkennen möchtest, mehrere namhafte Ornithologen als käuflich darstellst und Leute die Studien und Informationen verbreiten als gekaufte Influencer titulierst, würden mich deine Liste an Studien interessieren, die natürlich die selben Anforderungen erfüllten sollten, die bei den Fütterungsbefürwortern erwartest…
Du unterstellst auch, dass es praktisch keine seriöse Studien geben kann, weil es ja eine Industrie gibt, die davon profitieren würde, dass die Ganzjahresfütterung gesellschaftsfähig wird. Wenn Ornithologen Geld damit verdienen, Ganzjahresfutter zu bewerben stell ich mir eine Frage.
Mit was verdienst du als Wildtierauffangstation oder Tierarzt dein Geld? Etwa mit kranken Vögeln? Hast du deshalb also ein Interesse weiterhin Geld mit kranken Vögeln zu verdienen? Ich unterstelle dir das nicht! Aber das ist deine Logik uns gegenüber! Man kann auch etwas bewerben gerade WEIL man es befürwortet!
So wie du sicherlich auch Vögeln hilfst um sie wieder gesund zu machen, so unterstützen wir Vögel, weil die Wissenschaft es ausdrücklich empfiehlt. Vor allem namhafte langjährige Ornithologen arbeiten in einer freien Wissenschaft! Wenn wir aufhören der Wissenschaft zu vertrauen, wem und was glauben wir denn dann überhaupt noch?
Generell hätte ich gerne einen respektvollen, sachlichen und auf Fakten bezogenen Austausch – mit Quellen/Studien und dem Erklären von Zusammenhängen. Der Leser wird sich dann sein eigenes Bild machen, was plausibler ist und wem er mehr Glauben schenkt.
Kirstin Zoller Hallo Thomas Geers, willkommen. Ich freue mich ebenfalls auf einen sachlichen und respektvollen Austausch
Da wir hier beide einen sehr umfangreichen post/Kommentar erstellt haben, die beide sehr viele verschiedene Themen ansprechen, werde ich zur besseren Übersichtlichkeit die jeweiligen Passagen in meinen Antworten als Zitat von Dir in Einzelkommentaren mit meiner Antwort darauf zitieren.
Wird natürlich jeweils etwas dauern, da ich zwischendurch auch mal Tiere zu versorgen, Beratungsgespräche zu führen etc habe und FB nur auf meinem PC installiert ist, ich also nicht ununterbrochen am Rechner sitze
Thomas Geers Sehr gern Ich möchte ebenfalls nichts „auf die Schnelle“ antworten
Zitat: „Nicht eine einzige der Studien befasst sich mit der Untersuchung der Sommerfütterung unserer heimischen Singvögel mit Fettfutter und deren direkten Auswirkung auf die Nestlinge.“
Dann hast du direkt die erste Studie von Prof. Dr. Martin Kraft irgendwie überlesen. In dieser wurden die Auswirkungen einer Ganzjahresfütterung mit Fettfutter untersucht:……“ Zitat Ende
.
Da gebe ich Dir insofern recht, als ich es tatsächlich in meinem Post falsch formuliert habe.
Entsprechend werde ich die Passage oben gleich ändern – danke für den berechtigten Hinweis.
Es ist natürlich eine Studie, die die veränderten Populationsdichten unter Zufütterung dokumentiert – in diesem Fall unter Zufütterung von Fettfutter.
Allerdings hat niemand von denen, die eine Umstellung auf saisonale Fütterung fordern, jemals in Abrede gestellt, dass Zufütterung vielerorts wichtig ist, nämlich überall dort, wo das Habitat nicht mehr ausreichend natürliche Bedingungen bietet.
Was diese Studie, noch irgendeine andere weder untersucht hat, noch widerlegt oder bestätigt, ist die Frage, welche Zufütterungsart, also die saisonale mit Sämereien und lebenden oder frischtoten (aus Tiefkühlung kommenden) Insekten oder die nicht saisonale Zufütterung von fetten Kernen und Nüssen sowie verarbeiteten und hochverarbeiteten Fertigpasten, Fetten und Ölen besser geeignet ist, um den Vögeln durch Zufütterung zu helfen.
Eine solche Studie wäre aber die einzige Studie, die untermauern könnte, ob die Fütterung von Fettfutter oder die Fütterung von saisonalen Angeboten gesünder und sinnvoller für die Gartenvögel ist – und idealerweise sollte man als Kontrollgruppe nicht zugefütterte Vögel in einem eingewachsenen Naturgarten und als 2. Kontrollgruppe nicht zugefütterte Vögel in einem relativ naturfernen Ziergarten nehmen.
Sicherlich interessant wäre es, im Rahmen einer solchen Studie auch gleich zu hinterfragen, wie viele Vögel einer Art und welche Arten das jeweilige Areal natürlich vom Lebensraumangebot unter natürlichen Idealbedingungen überhaupt beherbergen könnte/würde.
Und wie viele Vögel durch die Futterstelle lediglich zusätzlich angezogen würden, obwohl die Fläche natürlich weder den Lebensraum, noch die Nahrungsgrundlage für die Menge an Vögeln unter natürlichen Idealbedingungen bieten könnte – also mit anderen Worten: ob eine übermäßige Zufütterung unter Umständen unnatürlich große Populationen einzelner Arten auf zu engem Raum produziert. Stichwort „Massentierhaltung im Vorgarten“.
Nachtrag: die entsprechende Passage im Originalpost habe ich korrigiert
Thomas Geers Ok, da haben wir einen Punkt. Die Studie vergleicht eine Kontrollfläche in der nicht zugefüttert wird mit der Versuchsfläche wo u.a, Fettfutter gefüttert wird. Ob eine weitere Versuchsfläche, in der nur Sämereien angeboten würden, eine mehr als Verdreifachung der Höhlen- und Freibrütern zur Folge hätte – auch wenn ich es verneinen würde, so zeigt die Studie das eben nicht.
Mir geht es dabei aber um den Punkt, dass suggeriert wird, dass Fettfutter die Jungvögel töten würde. Es also besser sei im Frühjahr die Fütterung einzustellen, weil man damit die Jungvögel vorm „Fett-Tod“ schützen würde. Die Studie zeigt eben genau dass das Unsinn ist – im Gegenteil, bevor man gar nichts füttert, sorgt man für einen erhebliche Steigerung der Population soviel Artenvielfalt vor Ort, wenn man mit Fettfutter unterstützt.
Zur „Massentierhaltung im Vorgarten“ – Die Population ist ja nicht nur am Futter gebunden, sondern auch am Lebensraum. Ja, die Reviere werden kleiner und die Population der Höhlen- und Freibrüter verdreifacht sich, aber irgendwann ist dann auch Schluss. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns in einem dramatischen Insekten- und Vogelsterben befinden (bis 80% Insektenrückgang), kann man meiner Meinung nach die Zunahme von ca. 150% an Population und eine Zunahme der Artenvielfalt von ca. 20% durch die Fütterung nicht mit einer „Massentierhaltung“ sondern eher noch mit dem Erhalt gleichsetzen – Seit 1980 sind in Europa 600.000.000 Vögel verschwunden – darunter auch 50% Abnahme an Hausspatzen, die eindeutig von der Fütterung profitieren: https://www.geo.de/…/studie–seit-1980-sind-in-europa…
Kirstin Zoller Thomas, genau das ist der Punkt:
Allen, die dazu aufrufen, auf Fettfütterung ab Beginn der Brutsaison zu verzichten, wird immer in den Antworten unterstellt, dass der Aufruf zu „Verzicht auf Fettfütterung“ gleichzusetzen ist mit „Verzicht auf Fütterung“. Und genau das hat nie irgendjemand gefordert.
Im Gegenteil: wir alle fordern immer im gleichen Atemzug, auf eine saisonale Fütterung umzustellen.
Außerdem fehlt hier essentiell wichtig:
Zitat:“ Ob eine weitere Versuchsfläche, in der nur Sämereien angeboten würden, eine mehr als Verdreifachung der Höhlen- und Freibrütern zur Folge hätte“ Zitat ENde
hinter „Sämereien“ UND „lebende und frischtote Insekten“
Genau diese Kombination ist entscheidend für eine saisonale Zufütterung in der Brutsaison in Gebieten, wo die Natur nicht ausreichend Insekten bereit stellt.
Eher kann man auf die Sämereien beim Zusatzangebot verzichten, als auf die lebenden oder frischtoten (keine getrockneten) Insekten.
Thomas Geers Naja, aber eine Studie zu dieser saisonalen Fütterung gibt es eben meines Wissens aktuell nicht – hast du hier was in Angebot?
Und ich finden eine Verdreifachung der Höhlen und Freibrüter schon eine bemerkenswerte Populationsentwicklung, die für mich ausschließt, genau das in der Studie genutzte Futter zu verteufeln.
Noch dazu wo eben das Fettfutter ein wichtiger Energielieferant ist. Das Insektensterben führt eben leider dazu, dass sie Flugwege für die Elternvögel immer länger werden und dafür auch immer mehr Energie aufgewendet werden muss. Mit Sämereien kann dieser enorme Energie bedarf sicher nicht gedeckt werden. Bei ca. 900x Flügen pro Tag um Insekten für die Brut zu besorgen, sollen die Eltern noch kleine Mini-Samen aufpicken und den noch kleineren Inhalt für die Energieproduktion nutzen? Dazu kommt eben, dass durch die immer wenig werdenden Insekten, diese doch in erster Linie an die Brut weitergeben werden sollen, und die Eltern nicht diese auch noch für ihre eigene Energieproduktion nutzen – Protein hat nur halb so viel Energie wie Fett. Also wenn die Eltern das Fett für die Energiegewinnung nutzen können, bleiben mehr proteinhaltige Insekten für die Brut. Das steigert die Population – was eben im Studienergebnis zu sehen ist.
„Sämereien“ UND „lebende und frischtote Insekten“
Absolut richtig! Insekten sind das natürlichste Nahrungsmittel für die Vögel – das ist unbestritten! Ich selbst habe jedes Frühjahr mehrere Kilogramm Mehlwürmer hier und hab sie auch eine Zeit lang gezüchtet…
Das Problem ist, dass wir den Leuten zwar sagen können und auch sollten, dass sie lebende Insekten anbieten sollten, aber es ist für die allermeisten eben nicht praktikabel lebende Mehlwurmfarmen in der Wohnung anzulegen. Auch sind die Preise dafür nicht gerade niedrig…
Wir können den Leuten aber sagen, dass Fettfutter eine sehr gute und günstige Alternative ist. Am besten wäre beides zeitgleich… ich sage das in meinen Artikel auch, dass lebende Insekten gerade zur Brutzeit die beste Möglichkeit ist, die Brut direkt zu unterstützen, da die Eltern das Fettfutter fressen und die Mehlwürmer direkt an die Brut weitergeben – das ist übrigens auch was ich selbst beobachte, mit mehr als zwei Duzend Kamera-Nistkästen entgeht und kein Wurm oder Korn, was an die Brut verfüttert wird Meine Beobachtungen decken sich daher absolut mit den Aussagen von Berthold und Co.
Kirstin Zoller Nun, da ist eben die Frage, was sinnvoller ist:
weniger (weil teurer) und dafür natürlicher (lebende und frischtote Insekten, nämlich die, die zu wenig da sind) zu füttern, oder lieber auf hochverarbeitete oder saisonfremde, importierte, billige Futtermittel im Überfluss zurück zu greifen.
Das ist so ein bisschen wie die Diskussion, ob es gesünder ist, weniger, aber dafür saisonal und regional und bio zu essen oder viel, dafür verarbeitet oder hochverarbeitet, meist importiert und saisonfremd zu essen.
Da diskutiert die Menschheit (und die Wissenschaft – je nachdem, welche Seite welche Studie bezahlt, fällt sie entsprechend aus) seit Jahrzehnten ergebnislos – das werden wir hier vermutlich auch nicht lösen.
Da muss sich jeder für sich selbst entscheiden, was er für besser hält.
Fakt ist aber für mich persönlich – und da stimmen mir wohl die meisten Stationen und VK Tierärzte, die mit Futteropfern in der Saison ständig zu tun haben, zu:
Auch, wenn die Anzahl der Opfer durch Fehlfütterung zu gering sein mag, um eine Population zu reduzieren: wenn ich durch eine angepasste Fütterung verhindern kann, dass es überhaupt zu diesen für das Individuum schwerwiegenden und sehr qualvollen Folgen führt, dann wähle ich, da ich die Alternative habe, die angepasste Fütterung.
Thomas Geers „oder lieber auf hochverarbeitete oder saisonfremde, importierte, billige Futtermittel im Überfluss zurück zu greifen.“
Der der es kann, sollte natürlich auf Mehlwürmer oder vergleichbares gehen. Aber wie gesagt, das ist eben nicht massentauglich – es wäre aber sinnvoll die Fütterung einer großen Masse zu ermöglichen. Auch dem Rentner in seiner städtischen Mietwohnung, der eben keine Möglichkeit hat, Mehlwurmfarmen zu halten oder es sich eben nicht leisten kann jeden Tag zu Fressnapf zu fahren um Mehlwürmer zu holen – versuch auch mal während der Brutzeit dort noch welche zu bekommen Nein, schön wenn man beides kann. Wer nicht die Mittel und Möglichkeiten hat sollte Fettfutter anbieten.
„wenn ich durch eine angepasste Fütterung verhindern kann, dass es überhaupt zu diesen für das Individuum schwerwiegenden und sehr qualvollen Folgen führt, dann wähle ich, da ich die Alternative habe, die angepasste Fütterung.“
– Ich sehe das Problem darin, dass eine „angepasste Fütterung“ mit der du ja nur Sämereien und lebende Insekten meinst, niemals in diese Menge an Energie liefern kann, die eine Fettfütterung liefern kann. Wie gesagt, selbst das Protein in lebenden Mehlwürmern hat nur halb so viel Energie wie Fett.
Und die Sämereien sind eben in der Aufzuchtzeit absolut unpraktikabel…
Wer kann die Masse, die an Mehlwürmern die während der Aufzuchtzeit notwendig ist, aufbringen bzw. wer kann ständig so viele Mehlwürmer kaufen, dass er sie monatelang jeden tag anbieten könnte? Das können das wenigsten…
Die Folgen sind eben verhungernde Jungvögel.
Wie schon gesagt, gesunde Jungvögel können auch Körner verdauen – siehe Ornithologen-Aussagen und meine eigenen Beobachtungen… die Verdauung klappt dann nicht mehr, wenn gar keine Insekten mehr kommen, das haben wir ja oben schon analysiert.
Kirstin Zoller Zitat: „Wie schon gesagt, gesunde Jungvögel können auch Körner verdauen – siehe Ornithologen-Aussagen und meine eigenen Beobachtungen… die Verdauung klappt dann nicht mehr, wenn gar keine Insekten mehr kommen, das haben wir ja oben schon analysiert.“ Zitat Ende
1 – 5 Tage alter Meisen- oder Spatzennestling und Du steckst ihm einen halben Erdnusskern oder einen geschälten Sonnenblumenkern rein – und Du bist überzeugt, dass der Nestling das verkraftet?
Von Verdauung und Verwertung will ich gar nicht reden.
Wenn er 5 Tage oder älter ist, gelingt es ihm vielleicht, den Kern unverdaut wieder auszuscheiden und nicht an einer Totalverstopfung zu sterben.
Wenn er schon groß genug ist, dass die Darmpassage funktioniert, dann hat er das Glück, dass er die Stücke unverdaut wieder ausscheiden kann – verwerten wird er da nichts.
Und egal, wer da das Gegenteil behauptet – ob er/sie sich nun Ornithologe nennt oder nicht (für die Mitleser, die da nicht so bewandert sind: Ornithologe ist keine geschützte Bezeichnung und insofern kann sich jeder Ornithologe nennen, der sich für vogelkundig hält oder vogelkundig ist)
dem unterstelle ich, dass er noch nie junge Meisen- oder Spatzennestlinge mit Erdnussstücken doer Sonnenblumenkernen in Händen gehalten und beobachtet hat, was da passiert.
Genauso wenig, wie ich die Aussage ernst nehmen kann, dass kleine Singvogel-Nestlinge (egal welchen Alters) ungeeignetes Futtermittel wieder „rausschleudern“.
Für jeden, der in der Saison mit kleinen SIngvogelnestlingen täglich zu tun hat (Nestlingen, die aus unterschiedlichsten Gründen und häufig kerngesund und kräftig ankommen – z.B. wenn sie „nur“ bei Sanierungsarbeiten von einem mitfühlenden Menschen gerettet wurden, weil die Bauarbeiter das Nest sonst im Müll entsorgt hätten) und sie stündlich füttert zeugt eine solche Aussage von kompletter Unwissenheit in diesem Punkt.
Da kann ich nur wiederholen, was ich öffentlich schon häufig hier angeboten habe:
Jeder, der sich einen persönlichen Eindruck verschaffen möchte, ist herzlich willkommen, hier in der Hochsaison aufzuschlagen, sich das anzuschauen und auch gerne selber mitzuhelfen, um selbst und live zu sehen, für wie wahrscheinlich er/sie solche Aussagen nach einem Tag auf Station noch hält.
Und falls wir zu weit weg sind, finden sich sicher auch andere Stationen in Deutschland, wo das möglich ist.
Thomas Geers „Du steckst ihm einen halben Erdnusskern oder einen geschälten Sonnenblumenkern rein – und Du bist überzeugt, dass der Nestling das verkraftet?“
Ein Nestling bekommt instinktiv Lebendfutter von den Eltern. Nur wenn aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit mehr besteht an Insekten zu kommen, die Brut sozusagen aufgegeben wurde, versuchen die Eltern mit weniger Kraftaufwand und Futter von den Stationen die Jungvögel am Leben zu halten. Das kann kurze Zeit klappen, nicht aber über einen längeren Zeitraum, weil dem Futter das Protein zum Wachsen fehlt und keine Feuchtigkeit enthält. Jede Art von Körnerfutter ist also auf Dauer tödlich für Jungvögel… aber wie gesagt, das wird erst zum Thema wenn keine Insekten mehr kommen > Insektenmangel, Krankheit/Schwächung/Tod der Eltern, Kälteeinbruch, usw. – kann alles jederzeit mal vorkommen.
Hatte ich ja auch schon erklärt…
„Ornithologe ist keine geschützte Bezeichnung und insofern kann sich jeder Ornithologe nennen, der sich für vogelkundig hält oder vogelkundig ist“
Nein, ein Ornithologe ist ein Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ornithologie. Und die Ornithologie ist ein Forschungszweig der Biologie. Ornithologe wird man nicht indem man sich selbst so nennt, sondern nur durch ein Biologiestudium.
Anders hingegen sieht das bei Päpplern aus – das kann jeder machen, auch ohne Abschluss, ohne Ausbildung, ohne Studium usw… es gibt aber sicher auch Päppler die das habe, es ist aber eben hier keine Voraussetzung.
„Genausowenig, wie ich die Aussage ernst nehmen kann, dass kleine Singvogel-Nestlinge (egal welchen Alters) ungeeignetes Futtermittel wieder „rausschleudern“ – wie schon gesagt, dass geht dann nicht mehr wenn die Schwächung des Jungvogels so stark ist, dass dieser Reflex nicht mehr funktioniert. Genau so wie direkt nach dem Schlüpfen der Reflex zum schlucken da ist, ist auch der Reflex zum würgen da. Ein Baby direkt nach der Geburt, kann auch direkt schreien, husten und niesen… diese Reflexe sind überlebenswichtig, daher auch direkt nach dem schlüpfen/nach der Geburt vorhanden…
„Jeder, der sich einen persönlichen Eindruck verschaffen möchte, ist herzlich willkommen, hier in der Hochsaison aufzuschlagen, sich das anzuschauen und auch gerne selber mitzuhelfen, um selbst und live zu sehen“
– Man muss natürlich dazu sagen, dass dir öfter die bereits im sterben liegenden Fälle gebracht werden. Wenn ich im Krankhaus arbeiten würde und täglich duzende schwerkranke zu mir kommen, würde ich auch den Eindruck bekommen, dass da was schief läuft… die Zahl der Fälle die nicht tötlich ausgehen ist aber um ein vielfaches höher – und das kann man bei mir auch Live sehen.
Ich lade daher auch jeden ein, bei mir in all meine Kamera-Nistkästen zu schauen. Alle bewohnten Nistkästen sind in der Nist-Saison auf meinem Kanal live verfügbar und in direkter Nähe der Nistkästen wird seit 2019 24/7 und 365 Tage in Jahr Fettfutter angeboten – NOCH NIE hatten wir totgefütterte Küken… aber wie gesagt, einfach selbst davon überzeugen.
Kirstin Zoller Thomas, nur kurz hier ein Ausschnitt aus Wiki (findet sich aber auch auf vielen anderen Seiten so erklärt. Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich habe mich nie als Ornithologe bezeichnet.
Zitat:“ ….Die Ornithologie (altgriechisch ὄρνῑθ- órnῑth-, Stamm von ὄρνις órnis ‚Vogel‘, und λόγος lógos ‚Lehre‘) oder Vogelkunde ist jener Zweig der Zoologie, der sich mit den Vögeln (Aves) befasst, ….. Zur Ornithologie gehören unter anderem die Physiologie, die Taxonomie, die Ökologie und die Erforschung des Verhaltens (inklusive der Rufe und des Wanderverhaltens) der Vögel. ………
Ornithologe ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. In der Ornithologie sind neben hauptamtlichen Wissenschaftlern auch zahlreiche Amateurornithologen tätig, die zum Teil wesentliche Beiträge zum Verständnis der Biologie einzelner Arten, Artgruppen oder zu Regionalfaunen geleistet haben und immer noch leisten. ….“ Zitat Ende
Thomas Geers: „In der Ornithologie sind neben hauptamtlichen Wissenschaftlern auch zahlreiche Amateurornithologen tätig“
– Der Punkt geht an dich. Ich würde nie auf die Idee kommen mich als Ornithologen zu bezeichnen. Für mich sind richtige Ornithologen, Wissenschaftler, die mind. ein Biologiestudium habe, aber gut. Hier sagt Wiki wie es richtig ist, akzeptiere ich.
Allerdings zitiere ich natürlich trotzdem nur richtige Ornithologen. Im Fall von Herrn Berthold und Herrn Kraft, handelt es sich eben sogar um Wissenschaftler, mit Biologiestudium UND Doktorentitel UND Professorentitel. In unserer Diskussion spielet das also keine Rolle bzw. ist es kein Argument die Ornithologen, die ich zitiere, als unwissenschaftlich einzuordnen.
Kirstin Zoller tröste Dich, war mir früher auch nicht bekannt
Kirstin Zoller Sorry, das muss jetzt einfach nochmal sein:
Zitat: „Allerdings zitiere ich natürlich trotzdem nur richtige Ornithologen. Im Fall von Herrn Berthold und Herrn Kraft, handelt es sich eben sogar um Wissenschaftler, mit Biologiestudium UND Doktorentitel UND Professorentitel. „
Professor Sucharid Bakdhi ist Mediziner, war bis zu seiner Pensionierung Inhaber verschiedener Lehrstühle für Mikrobiologie u.a. an der Justus Libig Uni und wurde trotz seiner offenbaren wissenschaftlichen Expertise im Rahmen der Coronadiskussionen als Verschwörungstheoretiker eingestuft, der Unsinn erzählt.
Will damit nur deutlich machen: weder ein Dr Titel, noch ein Lehrstuhl oder ein Studium sind automatisch ein Qualitätszeugnis und ein Freifahrtschein für alles, was man von sich gibt.
Kirstin Zoller: Zitat: „- Man muss natürlich dazu sagen, dass dir öfter die bereits im sterben liegenden Fälle gebracht werden. Wenn ich im Krankhaus arbeiten würde und täglich duzende schwerkranke zu mir kommen, würde ich auch den Eindruck bekommen, dass da was schief läuft… die Zahl der Fälle die nicht tödlich ausgehen ist aber um ein vielfaches höher – “ Zitat Ende
„da täuscht Du Dich: zu mir werden mengenmäßig bei den Nestlingen am Saisonanfang am meisten indirekte Katzen- und Anflugtraumaopfer gebracht – nämlich die, die wegen getöteter Eltern gebracht werden zur Weiterversorgung und wo ich aufgrund des ersten, abgesetzten Kots eindeutig sagen kann, dass sie bis kurz vorher noch gefüttert worden sein müssen. Gefolgt von Futteropfern – am Anfang der Saison leider auch gehäuft falsch eingesammelte Amselästlinge, bei denen manchmal eine Rückführung wegen der Fund- und Bringumstände bzw. der fehlenden Mitarbeit der Finder nicht möglich ist. In der Mitte der Saison nehmen die Opfer von illegalem/fehlerhaftem Heckenschnitt, Sanierungsopfer und Nestabbrüche zu (alles wohlgenährte, kerngesunde Nestlinge, die einfach durch menschliche Gedankenlosigkeit oder Vorsätzlichkeit zu Waisen wurden aber noch in keiner Weise geschwächt sind.
Zum letzten Drittel der Saison haben wir extrem viel mit Parasitenopfern zu tun.“
Kirstin Zoller Zitat: Dazu kommen die vielen Leute, die selbst ganzjährig füttern – mit welchem Ergebnis? Frag sie mal! Keiner wird davon berichte, dass die Vögel weniger geworden sind, was sich ja einstellen müsste, wenn überdurchschnittlich viele Jungvögel am Futter sterben. „“ Zitat Ende
Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer jemals davon gesprochen hat, dass „überdurchschnittlich“ viele Vögel verenden.
Die Stationen beobachten in den letzten Jahren zunehmend (proportional zur Zunahme der Sommerfütterung mit handelsüblichen Fettfuttern), dass insbesondere sehr junge Nestlinge (oft noch nackt) mit Verstopfungen durch Sonnenblumenkerne und/oder Erdnüsse eingeliefert werden, an denen dann auch viele (der eingelieferten) versterben.
Wie hoch die Dunkelziffer derer ist, die nicht gefunden und in Stationen gebracht werden ist unbekannt.
Außerdem werden zunehmend ältere Nestlinge (meist halb oder fast fertig befiedert) eingeliefert, die unter Koliken mit massiv stinkenden Fettdurchfällen leiden, die sie in den meisten Fällen überleben und wo der Kot sich nach 3 – 7 Tagen dann normalisiert.
Bei diesen Nestlingen fällt auf, dass überproportional viele (der eingelieferten Tiere) schlechteres Gefieder entwickeln (einige müssen in den Stationen erst noch einmal ihre Jugendmauser unter artgerechtem Futter durchlaufen, bevor sie ausgewildert werden können) und/oder leichtere Fehlbildungen an Beinen oder Schnabel zeigen.
Von den „vielen Leuten, die ganzjährig füttern“ habe ich in den Jahren seit meinem ersten Post bis heute 18 Rückmeldungen per e-mail (teilweise mit Fotos) oder telefonisch erhalten, die mir die Fehlfütterungen in ihren Nistkästen bestätigten. Teilweise dokumentiert durch „über Nacht plötzlich verstorbene Bruten“, die dann geöffnet und fotografiert wurden, teilweise belegt durch Nistkastenvideos, wo die Gartenbesitzer die Fehlfütterung selbst live beobachtet haben.
18 Rückmeldungen sind natürlich nicht viel, aber ich bin auch nur eine kleine, private Station unter tausenden in Deutschland, die wenigsten Menschen werden vermutlich solche Beobachtungen überhaupt irgendwohin melden und ich weiß nicht, ob und in welchem Umfang andere Stationen ebenfalls derartige Rückmeldungen bekommen haben.
Thomas Geers Ok, das Thema ist komplex…
Dass die Insektenmenge dramatisch abgenommen hat wissen wir ja alle. Auch können Wetterumschwünge einen kurzfristigen Insekteneinbruch hervorrufen, aber dies nur am Rande erwähnt… Was passiert also, wenn die Elternvögel zu wenig Insekten finden?
Ich zitiere Prof. Dr. Peter Berthold dazu:
„War die Brutperiode hingegen kühl und insektenarm, fiel ein Teil der Nestjungen als sogenannte Nesthäkchen kontinuierlich zurück, starb schließlich ab, und nur ein Teil der Jungen (manchmal ganz wenige oder auch gar keine) wurde flügge. Nesthäkchen sterben nicht rasch, sondern allmählich, und oft zieht sich ihr Absterben über etliche Tage hin. Dabei werden sie blutarm-bleich, kühlen aus, werden träge, und vor allem auch ihre Verdauung erlischt allmählich. Versucht man derartig geschwächte Nestlinge von Hand durchzupäppeln, gelingt das ab einem bestimmten Stadium selbst mit bestem Futter im Wärmeschrank nicht mehr – die Hungerschäden sind irreversibel.
In der Natur versuchen Vogeleltern, bei ausreichendem Nahrungsangebot auch absterbende Nesthäkchen etwas in den Rachen zu stopfen, solange sie noch den Schnabel aufsperren, was sie selbst bis kurz vor dem Tod reflexartig häufig tun. Im Endstadium können solche halbtoten Jungvögel aber oft nichts mehr schlucken – kein Korn, kein Räupchen, keine Fliege. Deshalb findet man manchmal tote Nesthäkchen buchstäblich mit dem „letzten Bissen“ im Halse – aber sie sind nicht daran gestorben.“
Fazit: Wenn die Jungen bereits zu lange keine Insekten mehr bekommen haben – und ich gehe davon aus, dass Jungvögel die in die Auffangstation gebracht werden, schon eine Weile nicht mehr von den Elternvögeln gefüttert wurden – setzt eine langfristiger Sterbeprozess ein, in dem auch die Verdauung irgendwann aussetzt, noch bevor das Junge stirbt. Alles was man dem Jungvogel dann in den Rachen steckt, bleibt also unverdaut.
Dazu hier auch ein Zitat von Prof. Dr. Martin Kraft:
„Bei meinen gesamten Forschungen über die Auswirkung ganzjährig verabreichten Futters konnte ich keinen negativen Einfluss oder gar Verdauungsprobleme bei den Jungvögeln feststellen. […] Lassen Sie sich also nicht von den stereotypen Behauptungen mancher „Ornithologen“ in den Medien, dass Zusatzfutter von Jungvögeln nicht verdaut würde, abhalten, weiterhin Vögel zu füttern. Sie werden sehen, dass alles in Ordnung ist, wenn sie das richtige Futter verabreichen.“
Alle Aussagen passen also wie ein Puzzel zusammen, man muss es nur zusammensetzen und das Gesamtbild betrachten.
Klar, wenn ich einen halbtoten Vogel in den Hand bekomme, dieser stirbt und ich ihn seziere finde ich unverdaute Nahrungsreste – egal wer diese gefüttert hat (sicher versuchen auch mal Finder einem sterbenden Küken noch etwas Futter in den Rachen zu stecken), es würde immer so aussehen, dass der Mageninhalt unverdaut ist und das zum Tod geführt hat. Aber das ist eben ein Trugschluss…
Thomas Geers „teilweise belegt durch Nistkastenvideos, wo die Gartenbesitzer die Fehlfütterung selbst live beobachtet haben“
Da hast du mit mir jemanden, der mit 27 Kamera-Nistkästen einiges dazu sagen kann Wir beobachten seit 2019 jede Brut in meinem Garten. Ich füttere ebenfalls seit 2019 an drei Futterstationen ganzjährig Fettfutter, an allen Stationen. Wir sehen jede Bewegung in den Nistkästen durch hochauflösende Kameras.
Wir haben in den letzten Jahren kein einziges Küken totfüttern sehen. Wir hatten auch tote Küken und wir konnten auch sehen warum sie starben und wie sie starben. Es waren fast ausschließlich die zuletzt geschlüpften Küken, die kleiner und schwächer waren als ihre Geschwister. Sie konnten sich gegenüber ihren größeren und stärkeren Geschwistern bei der Fütterung nicht behaupten und wurden zunehmend schwächer, bis sie irgendwann tot im Nest lagen.
Tatsächlich haben wir in den 5 Jahren auch mal ein Kohlmeisen-Männchen beobachtet, was Erdnussbruch an die Brut verfüttert hat. Das hat aber nicht zu toten Küken geführt. Ich habe am nächsten Tag lebende Mehlwürmer in der Nähe des Nistkastens positioniert und siehe da, alles war gut und die Brut hat keinen Schaden davon getragen. Man kann nicht sagen, was passiert wäre wenn ich die Mehlwürmer nicht angeboten hätte, aber die Erdnüsse haben definitiv nicht zum Tod der Küken geführt…
Ich lade dich übrigens gern ein dieses Jahr wieder bei allen Brut live dabei zu sein. 9 Eier liegen bereits im Nest… wie gesagt, das Fettfutter ist immer in einigen Metern Entfernung erreichbar…
Kirstin Zoller und genau da widerspreche ich den Herren Berthold und Kraft.
1. kommen derartig fehlgefütterte Nestlinge auch aus extrem insektenreichen Habitaten, wo die Vögel bis zum Angebot des Futterplatzes auch wunderbar ohne Zufütterung klar kamen.
Als ein extremes Beispiel: eine Familie mit großem Naturgarten in der Nähe eines Naturschutzgebietes hat neben anderen Nistkästen auch einen mit Nistkaastenkamera betrieben.
Weder die Familie, noch die 4 Nachbarn haben Vogelfutterstellen betrieben.
Die Kohlmeisenfamilie (6 Nestlinge) in dem Kamerakasten wuchs und gedeihte und die Eltern haben kontinuierlich Insekten, schwerpunktmäßig Maden und Raupen angeschleppt und gefüttert.
Alle Nestlinge waren etwa gleich groß, haben bis ins 3. Drittel der Entwicklungsphase kräftig gebettelt und gut gefuttert und waren sehr gut entwickelt.
In der Nachbarschaft zogen dann neue Bewohner ein, die Futterstellen aufbauten und ad libitum in rauhen Mengen alle Sorten von Fettfutter anboten.
3 Tage nach dem Aufbau dieser Futterstelle begann der erste Nestling zu schwächeln, am nächsten Tag das Futter zu verweigern und schließlich starb er.
Über die Kamera konnten die Leute beobachten, dass zunehmend Futter von den benachbarten Futterstellen mitgebracht und verfüttert wurde.
Innerhalb von knapp 5 Tagen verstarb die gesamte restliche Brut.
Die Leute haben, nachdem der letzte Nestling verstorben war, den Kasten geöffnet, die toten Nestlinge herausgenommen und aufgrund des Postes, den sie damals gesehen haben, 2 oder 3 der zuletzt verstorbenen Nestlinge geöffnet und Erdnusskerne und Sonnenblumenkerne vorgefunden, die Stückchen eindeutig zu groß, um die Darmpassage auch nur annähernd zu durchlaufen.
Desweiteren finde ich es schon mehr als gewagt, selbstverständlich zu unterstellen, dass alle Stationen, die das beobachten, nur mit unfähigen, ahnungslosen Möchtegerns besetzt sind, die angeblich nicht in der Lage sein sollen, ein verhungertes oder unterernährtes Tier von einem vielleicht sogar nur ein oder zweimalig fehlernährten und durch die Verstopfung dann sterbenden Tier zu unterscheiden.
Im übrigen beziehen sich die gemachten Beobachtungen was die Fehlernährung anbelangt in allen Stationen, egal wo in Deutschland, soweit ich es verfolgen konnte nahezu ausschließlich auf Kohlmeisen und Sperlinge.
Und bei beiden beobachte ich durchaus auch in Habitaten die randvoll mit geeigneter Insektennahrung sind (z.B. Streuobstwiese im Garten mit zahllosen Raupen in den Bäumen), dass sie, wenn man ihnen eine Futterstelle mit Fettfutter so aufbaut, dass der Weg zur Futterstelle zum Nistkasten kürzer ist als der zum 30 Meter entfernt stehenden 1. Obstbaum sehr schnell dazu tendieren, mehrere Futter/Nistkastenflüge pro Tag einzubauen, statt ausschließlich Obstwiese/Nistkasten zu wählen und nur selbst an dem angebotenen Futter zu essen.
Thomas Geers Ich erwarte nicht, dass du jetzt durch mich und das was ich schreibe auf einmal eine 180° Wendung machst, aber du siehst jetzt vielleicht welche Argumente, Zusammenhänge, Studien und Expertenaussagen mich dazu gebracht haben, diese Meinung zu vertreten.
Die Frage nach der Motivation möchte ich gern schon mal vorweggreifen:
Als ich 2019 angefangen habe, habe ich mit einem Eichhörnchen-Nistkasten mit Kamera begonnen, in den eine Kohlmeise einzog und dort eine erfolgreiche Brut großzog. Auf die erste folgte eine zweite Brut, der ich damals beim sterben zusehen musste – alle tot! Es hat mich umtrieben, was dazu geführt hat und bin auf das fehlende Futter durch den Insektenschwund gekommen. Ich habe dann die Fütterung im Sommer begonnen und ich habe seit dem keine komplett toten Bruten gehabt – zum Glück.
Ich streame alle Nistkästen ins Internet und habe knapp 60.000 Abonnenten. Ich habe daher auch eine Art Verantwortung für das was ich tue. Mein Anspruch ist es ALLES richtig zu machen. Daher lese ich sehr viel dazu und versuche Zusammenhänge zuerkennen… dieses ganze Wissen, was ich mir über die Jahre dazu angeeignet habe, möchte ich selbst gern an andere weitergeben und habe deshalb die Seite NatureTec aufgebaut – dort teile ich alle Informationen die ich selbst gewonnen habe…
Thomas Geers „kommen derartig fehlgefütterte Nestlinge auch aus extrem insektenreichen Habitaten“
– Es ist ja nicht nur das Vorkommen an Insekten dafür entscheidend. Wenn plötzlich eine Elternteil fehlt (Prädatoren, Autos, Fensterscheiben, Katzen, usw.) oder auch nur ein Elternteil krank und geschwächt ist, bleibt die Fütterung ebenfalls hinter dem zurück, was die Jungen benötigen. In diesem Fall tritt das selbe ein, was ich erklärt habe. Die Gründe sind vielseitig…
Wie ich bereits oben erklärt habe, können Jungvögel Erdnussbruch und geschälte Sonnenblumenkerne verdauen, wenn sie fit sind. Erst wenn sie aus den gerade gennannten Gründen geschwächt sind, der Sterbeprozess einsetzt, setzt die Verdauung aus… siehe Zitate von Berthold und Kraft.
Und wie gesagt, die Berichter deiner Finder, widersprechen meinen eigenen Beobachtungen…
Kirstin Zoller können uns jetzt noch 1000 Einzelbeispiele an den Kopf werfen.
Es wird beides geben – sowohl die, wo alles nach Plan läuft als auch die, wo fehlgefüttert wird – und das unabhängig vom Insektenvorkommen in unmittelbarer Umgebung.
Ich habe vor 15/20 Jahren auch noch ganzjährig Fettfutter gefüttert und nie Probleme wahrgenommen.
Erst, als ich zum ersten Mal einen Spatzen mit einer Erdnuss in einen Nistkasten fleigen sah, wurde ich erstmals stutzig.
habe dann vorsichtshalber erstmal alle Nüsse und Kerne weggelassen.
Später, als die 5 ha Grundstück soweit renaturiert waren, dass sich auch wieder eine gigantische Insektenvielfalt etabliert hat, habe ich dann die Sommerfütterung komplett eingestellt.
Auch bei den ersten zwei oder 3 Nestlingen, die fehlernährt bei mir eintrafen, habe ich mir noch keinen Kopf gemacht.
Dann hörte ich von immer mehr Stationen ähnliche Beobachtungen.
Wir begannen uns auszutauschen und stellten fest, dass sich das anfing zunehmend zu häufen (das alles war ein Prozess über mehrere Saisons hinweg) und wir fingen an, das auch öffentlich zu machen und auf die Probleme, die sich da entwickeln (zu der Zeit begann auch von Jahr zu Jahr die Sommerfütterung mit Fettfutter auch aufgrund entsprechender Werbung exorbitant zu steigen)
Kaum hat mal jemand etwas in die Richtung „Fettfutter – vor allem Nüsse und Kerne – zu ersetzen durch Insekten und Sämereien“ wurde über die betreffenden leute von immer denselben Fettfuttervertretern weder sachlich noch sonderlich gewählt in der Ausdrucksweise hergefallen und sie wurden als dumme, ahnungslose Freizeitmöchtegerns abgetan.
Keiner dieser Fraktion hat auch nur im Ansatz einfach mal aufgehorcht und gesagt: uuups, wir füttern das Zeug immer mehr und immer mehr. Könnte sich da ggf. etwas anbahnen, was noch am Anfang ist, aber mit zunehmender Fütterung ggf. auch zu einem zunehmenden Problem werden? Lasst uns im Interesse unserer Vogelwelt da gemeinsam genauer nachforschen?
Die Pflegestellen sitzen da quasi an der Basis: sie sind doch die ersten, wo solche Vögel landen und damit die ersten, bei denen sich eventuell entwickelnde Probleme zeigen. Statt einfach mal hinzuhorchen und zu hinterfragen, ob da ggf. etwas dran sein könnte, was man beobachten oder im keim ersticken muss, werden die Stationen über einen Kamm geschoren als die letzten idioten verunglimpft.
Und wem es wirklich um das Wohl unserer Umwelt – hier der Vögel – geht und nicht um andere Interessen, der sollte eigentlich, zumindest kenne ich das so, Beobachtungen, die sich häufen ernst nehmen.
Kirstin Zoller dann haben wir zumindest schon mal in einem eine Annäherung:
Du hast den Anspruch an Dich, ALLES richtig zu machen, ich habe den ANspruch an mich, alles so gut wie möglich zu machen, was widerum beinhaltet, dass ich ständig offen bin für neue Beobachtungen und Erkenntnisse die nicht selten dazu führen, dass ich DInge ändere, die ich früher anders gemacht habe. Ich habe bis vor 10 – 15 Jahren nämlich durchaus auch noch die gängigen Fettfutter rund ums Jahr gefüttert.
Und ja, ich lese auch sehr viel – aber ich versuche, Dinge, die ich live vor Augen habe/in Händen halte/beobachte und Dinge, die ich von anderen, denen ich zutraue, das beurteilen zu können (zahlreiche Stationen, einige Tierärzte, einige Finder z.B.) zu hinterfragen, dazu zu recherchieren und ehrauszufinden ob und wie ich da Sachen optimieren kann. Am Beispiel der Zufütterung:
Ich habe erlebt, dass zunehmend fehlgefütterte Nestlinge sowohl bei mir als auch in nehzu allen mir bekannten Stationen eintreffen – also habe ich mich gefragt, was die Ursachen sind – und ja, Insektenmangel macht Zufütterung erforderlich.
Aber ich habe mich dann weiter gefragt: wie kann ich die erforderliche Zufütterung gewährleisten und gleichzeitig trotzdem die Fehlerquelle Fehlfütterung ausschalten?
Nun, die Konsequenz aus diesen fragestellungen war für mich ziemlich einfach: biete das an, was am naturnächsten ist – also der Jahreszeit und dem natürlichen Nahrungsspektrum der Vögel in intakter Umwelt am ehesten entspricht, dann leiden die Vögel nicht unter dem Insektenmangel und gleichzeitig vermeide ich, dass es zu Iriitationen bei der Futterauswahl für die Nestlinge durch die Eltern kommt.
Ist für mich die optimalste Lösung….
ach ja, und parallel natürlich auf jeden fall: noch mehr Renaturieren, standortheimische Flora und Fauna durch entsprechende Maßnahmen auf meinem eigenen Land und durch Überzeugungsarbeit in meinem Umfeld auch auf möglichst vielen weiteren Flächen etablieren, so dass dann möglichst irgendwann gar keine Zufütterung mehr nötig ist (das habe ich auf meinem Land seit 3/4 Jahren voll erreicht – ich füttere jetzt nur noch im Sommer täglich ein paar Insekten als Leckerli zu meinem ureigensten vergnügen )
Thomas Geers Wir können uns auf jeden Fall darauf einigen, dass lebende Insekten als Ersatznahrung die beste Variante ist – sogar besser als Fettfutter
Mit dieser Aussage kannst du sicher gut leben, oder?
Ist nur die Frage ob wir die „fehlende Masse“ damit wirklich ersetzen können, wenn wir wissen, dass ein einzige Meisenmutter am Tag 900x Fliegt um Insekten zu besorgen… ich habe da meine Zweifel, aber das soll nicht unser Thema sein.
Und natürlich hat die Schaffung von Lebensraum oberste Priorität! Gar keine Frage. Füttern macht zwar Spaß, aber wir füttern ja nur (Ersatz-Fütterung), weil wir dummerweise selbst dafür gesorgt haben, dass es heute notwendig geworden ist…
Ich denke wir sind doch gut zusammengekommen, oder?
Kirstin Zoller da sind wir komplett ´d´accord
Das ist Karl. Ein einziges Stück Erdnuss hätte ihn die ersten Tage getötet. Er hätte es weder ausgespuckt, noch verdaut!
Kirstin Zoller Zitat: „Wie ich bereits oben erklärt habe, können Jungvögel Erdnussbruch und geschälte Sonnenblumenkerne verdauen, wenn sie fit sind. Erst wenn sie aus den gerade gennannten Gründen geschwächt sind, der Sterbeprozess einsetzt, setzt die Verdauung aus… siehe Zitate von Berthold und Kraft.“ Zitat ENde
Du hast das sinngemäß oben bereits mit anderem Wortlaut einmal erwähnt.
Der Einfachheit halber und weil es dieselbe Antwort bedingt, kopiere ich dieselbe Antwort von mir hier nochmal unter:
Kopie:
1 – 5 Tage alter Meisen- oder Spatzennestling und Du steckst ihm einen halben Erdnusskern oder einen geschälten Sonnenblumenkern rein – und Du bist überzeugt, dass der Nestling das verkraftet?
Von Verdauung und Verwertung will ich gar nicht reden.
Wenn er 5 Tage oder älter ist, gelingt es ihm vielleicht, den Kern unverdaut wieder auszuscheiden und nicht an einer Totalverstopfung zu sterben.
Wenn er schon gross genug ist, dass die Darmpassage funktioniert, dann hat er das Glück, dass er die Stücke unverdaut wieder ausscheiden kann – verwerten wird er da nichts.
Und egal, wer da das Gegenteil behauptet – ob er/sie sich nun Ornithologe nennt oder nicht (für die Mitleser, die da nicht so bewandert sind: Ornithologe ist keine geschützte Bezeichnung und insofern kann sich jeder Ornithologe nennen, der sich für vogelkundig hält oder vogelkundig ist)
dem unterstelle ich, dass er noch nie junge Meisen- oder Spatzennestlinge mit Erdnussstücken doer Sonnenblumenkernen in Händen gehalten und beobachtet hat, was da passiert.
Genauso wenig, wie ich die Aussage ernst nehmen kann, dass kleine Singvogel-Nestlinge (egal welchen Alters) ungeeignetes Futtermittel wieder „rausschleudern“.
Für jeden, der in der Saison mit kleinen SIngvogelnestlingen täglich zu tun hat (Nestlingen, die aus unterschiedlichsten Gründen und häufig kerngesund und kräftig ankommen – z.B. wenn sie „nur“ bei Sanierungsarbeiten von einem mitfühlenden Menschen gerettet wurden, weil die Bauarbeiter das Nest sonst im Müll entsorgt hätten) und sie stündlich füttert zeugt eine solche Aussage von kompletter Unwissenheit in diesem Punkt.
Da kann ich nur wiederholen, was ich öffentlich schon häufig hier angeboten habe:
Jeder, der sich einen persönlichen Eindruck verschaffen möchte, ist herzlich willkommen, hier in der Hochsaison aufzuschlagen, sich das anzuschauen und auch gerne selber mitzuhelfen, um selbst und live zu sehen, für wie wahrscheinlich er/sie solche Aussagen nach einem Tag auf Station noch hält.
Und falls wir zu weit weg sind, finden sich sicher auch andere Stationen in Deutschland, wo das möglich ist.“ Zitat Ende
Thomas Geers Ich habe weiter oben auf auf den selben Text geantwortet.
Kirstin Zoller Zitat: „Zu den anderen Studien: Natürlich sind Studien zur Fütterung nicht auf ein Land oder eine einzelne Vogelart begrenzt. Und natürlich werden auch nicht jedes Jahr Studien zur Fütterung an Wildvögeln durchgeführt. Das macht ja auch gar keinen Sinn. Vögel in den USA sind oft mit Vögel in Deutschland artverwandt und sogar exakt gleich, z.B. der Haussperling, der auch an Futterstellen Dauergast ist.“ Zitat Ende
Dem stimme ich zu – bzgl. der Arten wie dem Haussperling.
Und die Studie mit dem Haussperling aus England habe ich ja durchaus anerkannt (wenn auch nicht als Gegenbeleg für eine saisonal angepasste Fütterung) In der Studie wurden für die Sommerfütterung lebende Mehlwürmer verwendet – also genau das, was die Verfechter einer saisonal angepassten Fütterung ja gerade fordern: lebende Insekten. Also eher ein Beleg dafür, dass saisonal angepasste Fütterung offenbar mindestens dieselben positiven Effekte hinsichtlich der Bestandsentwicklung hat, wie die Fettfütterung.
Eher weniger bis gar keinen Sinn macht es, als Beleg für die Richtigkeit der Fettfütterung unserer heimischen Singvögel Vogelarten aus anderen Ländern heranzuziehen, die absolut überhaupt nichts mit unseren heimischen Singvögeln und deren Bedürfnissen gemein haben.
Rebhühner und Wachteln sind Hühnervögel – also Vogelarten, deren nestflüchtende Brut vom ersten Tag an Körner fressen – diese also auch vom ersten Tag an verdauen und verwerten können und außerdem das Futter von Anfang an selber fressen, also nichts in den Schnabel gestopft bekommen. Völlig anders, als unsere heimischen Singvögel, die bis auf 5 Arten, die vegetarisch aufziehen und ausgenommen die Rabenvogelarten, die in der Nestlings Ernährung von Anfang an vielseitiger füttern, allesamt zumindest im ersten Drittel der Nestlingsphase ausnahmslos auf Insektenkost angewiesen sind.
Eine Studie befasst sich mit einer in USA heimischen Vogelart, die von Blüten und Nektar leben – auch nicht zu vergleichen mit unseren heimischen Singvögeln.
Worauf ich mit meiner Kritik im Post hinaus will:
Auf der verlinkten Studienseite werden zahllose Studien aufgeführt, die absolut nichts mit dem zu tun haben, was hier seitens der Fettfuttervertreter gegen die Befürworter der saisonal angepassten Fütterung belegt werden soll.
Thomas Geers Tatsächlich ist der Titel des Artikels „Studien zur Ganzjahresfütterung: Das sagt die Wissenschaft“ – ich habe nie behauptet, dass in ALLEN Studien Fettfutter genutzt wurde. Aber in einigen, so zum Beispiel direkt in der ersten Studie… Die Seite mit den Studienergebnissen verlinke ich fast immer mit dem Hinweis „selbst lesen!“. wie du selbst angemerkt hast, sind dort einige Studien, in denen Fettfutter genutzt wurde, in anderen nicht. Die Titel der Studien (inkl. Ort) wird fast immer direkt im Titel genannt. Daher wird hier niemand hinters Licht geführt, wenn gesagt wird, dass hier Studien zur Ganzjahresfütterung u.a. mit Fettfutter durchgeführt wurden.
Ja, man könnte eine weitere Spalte zur Tabelle hinzufügen, welche Futtermittel verwendet wurden… werde ich bei Gelegenheit machen
Kirstin Zoller und bitte auch an welchen Vogelarten und mit welcher Fragestellung die Studie aufgebaut wurde.
Kirstin Zoller Zitat: „Da du keine der vorgelegten Studien anerkennen möchtest, mehrere namhafte Ornithologen als käuflich darstellst und Leute die Studien und Informationen verbreiten als gekaufte Influencer titulierst, würden mich deine Liste an Studien interessieren, die natürlich die selben Anforderungen erfüllten sollten, die bei den Fütterungsbefürwortern erwartest…“ Zitat Ende
Zunächst einmal:
Ich habe niemanden persönlich als käuflich dargestellt.
ich habe lediglich empfohlen, generell mal zu recherchieren ob und welche wirtschaftlichen Interessen ggf. hinter dem Vertreter einer Meinung stehen.
und dies empfehle ich ganz besonders dann, wenn ich als Mitleser einer Diskussion den Eindruck gewinne, dass einem Diskussionsgegenüber regelmäßig das Wort im Mund umgedreht wird, auf Argumente nicht wirklich eingegangen sondern elegant drum herumargumentiert wird oder, was auch in spezifischen Gruppen immer der Fall ist: konsequent gesperrt und gelöscht wird, wenn jemand wagt, eine kontroverse Meinung zu äußern.
Und ja, ich unterstelle, dass bei dieser Diskussion durchaus auch eine Reihe Influencer mit von der Partie sind.
Selbstverständlich ist nicht jeder Fettfutterbefürworter ein Influencer oder bezahlt. Aber dass sie dabei sind, ist an der Art, wie manche Diskurse führen deutlich erkennbar.
Auch daran, wie versucht wird, Sprecher für die saisonal angepasste Fütterung unter Vorspiegelung falscher Voraussetzungen zu verführen, sich am falschen Ort zur falschen Zeit zu äußern, wo er dann im Anschluss keine Gelegenheit mehr hat, ggf aus dem Zusammenhang gerissene, teilweise sinnverfälschend gekürzte Zitate zu reklamieren, um ihn dann genüsslich zu zerreißen und den Vertreter saisonal angepasster Fütterung am Ende als dummen, nicht ernstzunehmenden Vollidioten und Spinner dastehen zu lassen.
Solche Methoden riechen förmlich nach Instrumenten aus dem Marketingkasten – gerade noch legal, aber hochgradig unfair – und wer sich da nicht auskennt, fällt dann auch prompt drauf rein.
Und was die Studien anbelangt: es gibt, wie ich bereits mehrfach erwähnte, leider keine gegenüberstellende Studie zur Frage der Fett- oder angepassten Fütterung.
Studien, die genau, wie alle anderen genannten Studien an genau dieser Frage vorbeigehen, aber Rückschlüsse darauf zumindest zulassen, dass übermäßige Fettfütterung (teilweise sogar nur bei Winterfütterung) auch negative Einflüsse haben kann, gibt es ein paar.
Diese wenigen Studien habe ich jeweils mit Hinweis darauf, dass sie allerdings nicht direkt auf die o.e. Frage antworten, auf meiner Seite verlinkt.
Thomas Geers „ob und welche wirtschaftlichen Interessen ggf. hinter dem Vertreter einer Meinung stehen.“
Ich finde das keine faire Art und Weise. Mir liegt es völlig fern, Leuten, die in einer Auffangstation zu unterstellen, sie würden eine These nur vertreten, weil sie damit Geld verdienen. Ich meine man könnte hier doch genau so sagen, dass das teilen von Inhalten die sich tausendfach auf Facebook teilen, Aufmerksamkeit auf die Station lenkt, die wiederum sie überlebensnotwendige Spendenbereitschaft der Leute erhöht… diese Art der Diskreditierung kann nicht richtig, nicht fair und nicht wissensbildend sein. Jede Seite bringt sehr gute und sehr kluge inhaltliche Argumente vor, an denen man sich abarbeiten kann.
Oder wie gehen wir z.B. mit bestimmte Parteien in der Öffentlichkeit um, ich nenne keine Namen. Stigmatisieren wir diese als Interessengeleitet oder ist es sinnvoller ihre Thesen zu lesen und sie inhaltlich auseinanderzunehmen? Ich bin für letzteres.
„das Wort im Mund umgedreht wird, auf Argumente nicht wirklich eingegangen sondern elegant drum herumargumentiert wird“
Ich drehe nichts im Mund um und ich umgehe auch keine Argumente. Ich habe die Sache, mit den unverdauten Körnen im Magen der Küken, sachlich und mit Experteneinschätzungen zweier Professoren für Ornithologie, erklärt.
Das war oder ist ja unser Hauptpunkt in der ganzen Unterhaltung…
„ein Influencer oder bezahlt. Aber dass sie dabei sind, ist an der Art, wie manche Diskurse führen deutlich erkennbar.“
Bin ich denn jetzt in deinen Augen ein „Influencer für die Futtermittelindustrie“?
Glaubst du wirklich, es gibt Leute, die von einem Futtermittelhersteller dafür bezahlt werden, dass sie die Ganzjahresfütterung in sozial Media bewerben?
Ich unterstelle dir mal, dass du mind. mit einem Auge auf mich und meinen YT-Kanal schielst Und ich kann dir da direkt versichern, dass ich NICHT dafür bezahlt werde, Werbung für die Ganzjahresfütterung zu machen! Du wirst auch in keinem einzigen Satz von mir jemals eine Marke für Futter gelesen haben.
Meine Motivation in solche Diskussionen einzusteigen habe ich ja schon erklärt – Wissensaustausch und Wissensvermittlung weil ich ALLES richtig machen möchte und Leuten die dieses Wissen nicht haben mitzunehmen in dem ich Zusammenhänge erkläre…
„Vertreter saisonal angepasster Fütterung am Ende als dummen, nicht ernstzunehmenden Vollidioten und Spinner dastehen zu lassen“
Wirst du von mir ebenfalls nicht lesen!
„Solche Methoden riechen förmlich nach Instrumenten aus dem Marketingkasten“
Wie gesagt, ich wäre vorsichtig mit solchen Anschuldigungen. Nur weil mir die Meinung und die Art und Weise des Gegenübers nicht passt, kann ich ihm nicht Käuflichkeit unterstellen. Das sind reine Mutmaßungen, die auf nichts als Wut und Machtlosigkeit beruhen. Zerlege den Gegenüber inhaltlich, nicht mit Diskreditierung. Auch weil der Bumerang zurück kommen könnte und wir sollten tunlichst vermeiden aus solchen inhaltlich starken Auseinandersetzungen, sowas wie, „der ist doch bezahlt, so wie der argumentiert“ zu machen. Auf diese Stufe wollen wir alle nicht herabsteigen.
Kirstin Zoller nur kurz: ich habe Dich hier nie persönlich einbezogen – läge mir auch fern. Ich habe lediglich gesagt, dass es solche Leute in diesen Social Media Diskussionen mit unterwegs sind, aber eben nicht alle und dass der Leser dies hinterfragen sollte – egal, auf welcher Seite der Argumente
Kirstin Zoller: Zitat: „Du unterstellst auch, dass es praktisch keine seriöse Studien geben kann, weil es ja eine Industrie gibt, die davon profitieren würde, dass die Ganzjahresfütterung gesellschaftsfähig wird. „ Zitat Ende
Das habe ich nicht unterstellt, dass es keine seriösen Studien geben kann.
Ich sage lediglich, dass es zur Zeit keine einzige seriöse Studie zu genau den zwei Aussagen gibt, über die wir uns alle ständig streiten, und wo wenigstens wir zwei ja nun zu einer Einigung gelangt sind
Aber ich weiß, dass Studien, nur weil sie veröffentlicht wurden, nicht der Nabel der Welt sind.
Egal, von welcher Seite sie kommen, man sollte bei jeder Studie hinterfragen, wer sie finanziert hat.
Wir wissen doch alle, dass eine Studie problemlos genau zu den Ergebnissen führen können, die der Auftraggeber sich wünscht (und damit meine ich beide Seiten – Befürworter und Gegner einer Sache).
Es ist einfach eine Frage dessen, wie ich den Studienaufbau, die Untersuchungsmethoden und die Fragestellungen formuliere und schon habe ich bei ein und demselben Thema zwei grundverschiedene Ergebnisse.
Die allerwenigsten Studien sind wirklich absolut unabhängig – und meist auch entsprechend kleiner, da Studien nun mal sehr teuer sind und dementsprechend Sponsoren erforderlich sind – was in der Regel finanzstarke Interessensgruppen der einen oder der anderen Seite sind.
Am eindrücklichsten sieht man das doch beim Thema Glyphosat, wo jetzt bereits seit zig Jahren Studie und Gegenstudie gegeneinandergestellt werden – und wer die größte und finanzstärkste Lobbygruppe dahinter hat, schafft am Ende mit seinen bezahlten Studien politische Fakten.
Glyphosat wurde mal wieder (wie zuvor schon so häufig) als nicht bewiesen gesundheitsgefährdend eingestuft und wieder verlängert.
Pikant an der Sache: ebenfalls seit zig Jahren kämpft der Bauernverband darum, dass endlich diverse Krankheiten, die (nach diversen Studien der Pestizidgegner) in Studien als verursacht durch Pestizide aufgeführt sind, als Berufskrankheit anerkannt werden.
Dies wurde immer mit Hinweis auf die Studien der Befürworter, die keinerlei Zusammenhänge von Erkrankung und Pestizideinsatz fanden, abgelehnt.
Und nun, gar nicht lange, nachdem wider erwarten, und obwohl es auf jeden fall jetzt auslaufen sollte, Glyphosat, welches u.a. auch in Verdacht steht, Parkinson auszulösen (was Studien der Befürworter widerlegen) verkündet agrarheute am 28.3.24, dass das „Parkinson-Syndrom“ durch Pestizide als Berufskrankheit anerkannt werden soll.
Aha, ja was denn nun?
Dieses Beispiel zeigt so richtig deutlich, warum man Studien nun mal genauestens hinterfragen muss, bevor man sich ein Urteil bildet.
Thomas Geers Es gibt schwarze Schafe , auch in der Wissenschaft, keine Frage. Ich habe bisher auf keiner Seite eines Futtermittelherstellers eine Studie gefunden, die besagt, dass ihr Futter toll ist. In der Regel werden auf deren Seiten keine Studien geteilt – wäre mir zumindest neu… aber gut, dann müssen wir uns die Frage stellen, wem vertrauen wir denn dann und woher beziehen wir dann unser Wissen, wenn nicht von der Wissenschaft. Leute die die Wissenschaft ablehnen und nur ihre eigene Wahrheit propagandiere, die vielleicht noch aus Kreisen kommt, wo man hinter allem eine Verschwörung sieht – ist gar nicht mein Ding. Selbst wenn die Wissenschaft keine Antwort auf alle Fragen hat oder auch mal eine Frage falsch beantwortet, so ist sie immer noch die einige Quelle für Wissen die wir haben und der wir mit hoher Wahrscheinlichkeit vertrauen können. Der Wissenschaft nicht zu glauben, wenn man selbst eben eine andere Meinung hat, sehe ich absolut nicht…
Aber das muss jeder mit sich vereinbaren… da rede ich auch niemanden rein.
Beim Glyphosat-Thema sind wir aber tatsächlich mal auf einer Wellenlänge
Ja, selbst lesen, die Methodik verstehen und selbst urteilen welche Aussagekraft es hat. Geh ich mit.
Kirstin Zoller ich denke, verschiedene Studien aus verschiedenen Ecken hinterfragen und vergleichen schadet nie. Immer aber sollte meines Erachtens die durch Beobachtung begründete Erfahrung einen wichtigen Stellenwert behalten und idealerweise durch entsprechende Studien als reproduzierbar belegt oder eben widerlegt werden, aber niemals sollten sie durch das Zitieren von Studien ignoriert und vom Tisch gewischt werden.
Thomas Geers: Ein wichtiger Punkt… nicht eine Studie ist richtig und die andere falsch. Sondern man sollte alle im Kontext sehen und auch mal das Gesamtbild aller Studien betrachten… hier gibt es sogenannte Metaanalysen, die sich eine Vielzahl von Studien anschauen und alle in einer Studien/Analyse zusammenfassen.
Eine solche Metaanalyse gibt es auch zur Fütterung (Achtung, nicht ausschließlich Fettfutter!) – und das Ergebnis ist: „In insgesamt 201 Experimenten aus 82 unabhängigen Studien führte die Nahrungsergänzung zu unterschiedlichen, aber überwiegend positiven Auswirkungen auf die Reproduktionsparameter.“
Aber das ist wohl nicht mal ein Punkt, wo wir unterschiedlicher Meinung wären. Daher dies nur mal als Randnotiz – eventuell für die Fütterungsverweigerer unter den Mitleser
NCBI.NLM.NIH.GOV
Reproductive responses of birds to experimental food supplementation: a meta-analysis
Kirstin Zoller Zitat: „Selbst wenn die Wissenschaft keine Antwort auf alle Fragen hat oder auch mal eine Frage falsch beantwortet, so ist sie immer noch die einige Quelle für Wissen die wir haben “ Zitat Ende
Da widerspreche ich entschieden.
Ja, Wissenschaft abzulehnen ist Dummheit.
Aber die Wissenschaft als einzige Quelle für Wissen zu betiteln halte ich für fatal.
Empirie ist meines Erachtens eine der wichtigsten Voraussetzungen und Grundlage für zahllose wissenschaftliche Fragestellungen bei Studien.
Thomas Geers Halte ich in unserer Diskussion dagegen, weil ich die Einschätzung „Küken aufschneiden > Mageninhalt finden > Mageninhalt = Todesursache“ für falsch halte. Diese Art der Wissensbildung ist eben nicht wissenschaftlich und auch nicht sinnvoll. Wenn eben die richtigen Ornithologen bereits erklärt haben wie das alles zusammenhängt und man das versteht, kann man im Grund diese einfache Beobachtung nicht wirklich als „über der Wissenschaft“ einordnen…
Aber wir haben hier einfach ein Vertrauensdisput. Ich traue der Wissenschaft mehr Expertise zu als mir selbst. Du hältst Zusammenhängen die für dich logisch erscheinen für wahrer als das was die Wissenschaft erklärt.
Mal ein anderes Beispiel: Ein Mensch stirbt – ist es jetzt „empirisch“ den Mageninhalt zu kontrollieren und darauf auf die Todesursache zu schließen? Ich denke da sind wir uns einige, dass das nicht wissenschaftlich ist, und die Fehlerquote hier enorm hoch sein würde…
Immer wieder mit dem Fakt im Hinterkopf, dass die Verdauung bereits längere Zeit vor dem Tod eingestellt wird, während sich der Jungvogel bereits im Sterbeprozess befindet.
Kirstin Zoller so, jetzt kommen wir glaube ich zum Ende
ich hoffe, ich bin jetzt auf all Deine Punkte im Ursprungskommentar eingegangen und habe nichts überlesen
Zitat:“ Wenn Ornithologen Geld damit verdienen, Ganzjahresfutter zu bewerben stell ich mir eine Frage.
Mit was verdienst du als Wildtierauffangstation oder Tierarzt dein Geld? Etwa mit kranken Vögeln? Hast du deshalb also ein Interesse weiterhin Geld mit kranken Vögeln zu verdienen? Ich unterstelle dir das nicht! Aber das ist deine Logik uns gegenüber! Man kann auch etwas bewerben gerade WEIL man es befürwortet!“ Zitat Ende
Um diese persönliche Frage stark zusammengefasst zu beantworten:
Ich habe knapp 40 Jahre lang mein Geld mit Marketing sowohl selbständig als auch angestellt, im Einzelhandel, im Großhandel und im freiberuflichen Bereich verdient.
Alle Bereiche, in denen ich bezahlt oder Geld verdienend gearbeitet habe, hatten absolut nichts mit Vögeln oder Natur zu tun.
Gelernt habe ich Groß und Außenhandel, studiert habe ich Kommunikationswissenschaften.
Parallel habe ich als Privatvergnügen und ohne wirtschaftliche Ambitionen Tiernaturheilkunde studiert (damals nicht wegen irgendwelcher Wildtiere, sondern weil ich die Hoffnung hatte, meinem damals komplett in den namhaftesten Pferdekliniken die es hier gibt austherapierten Pferd doch noch helfen zu können (was auch gelang, es ist gesund alt geworden und letztes Jahr im Alter von 34 Jahren habe ich ihn gehen lassen müssen)) und im Rahmen und nach meinem Studium bei verschiedenen Tierärzten (sowohl rein schulmedizinisch praktizierenden, als auch naturheilkundlich praktizierenden Tierärzten) hospitiert.
Vor rund 15 Jahren habe ich mich entschieden, mich ins Privatleben zurückzuziehen, mir einen Resthof zu kaufen und mich für die Natur zu engagieren, was mit Renaturierung des Grundstückes anfing.
Seit ca. 2010+/- (das kam schleichend) betreibe ich hier auf dem Hof ehrenamtlich, auf eigene Kosten und unter Einsatz meiner ebenfalls kostenlosen Zeit eine private Wildvogelrettung.
Natürlich sowohl beim Vet Amt als auch bei der zuständigen UNB bekannt und anerkannt.
Seit einigen Jahren überwintere ich außerdem gefiedergeschädigte Schwalben als eine der wenigen in Deutschland aktiven Schwalbenüberwinterungsstellen.
Ich habe zu keiner Zeit, auch wenn es mir bereits einige Male angeboten wurde, mit Veröffentlichungen, Empfehlungen oder sonstigen Aktivitäten rund um Wildvögel und Natur Geld oder geldwerte Vorteile in Anspruch genommen.
Selbst meine Futterinsekten bezahle ich ausnahmslos mit dem in der Firma für jeden Großabnehmer üblichen Mengenrabatt – nicht weniger.
Mein eigentlich ursprünglich als Buch gedachter Ratgeber steht frei les- und verfügbar für jedermann auf meiner Homepage verlinkt, damit wirklich jeder unabhängig davon, ob er sich ein Buch leisten kann oder nicht, auf die Informationen Zugriff hat, um bei Wildvogelnotfällen möglichst schnell nachlesen zu können, wie er sich verhalten sollte und wie er gravierende Fehler vermeiden kann.
Die einzigen Bücher, mit denen ich Geld verdient habe, sind Fachbücher, die mit Pferden zu tun haben.
Ein Vortrag, den ich im Rahmen der dortigen 2-tägigen Tiertage bei Phytopharma in Österreich gehalten habe, wurde bei allen Referenten honoriert, dieses Honorar habe ich genau, wie die anderen Referenten direkt über Phytopharma für den österreichischen Vogelschutz gespendet, da mir am Seminarhotel auffiel, dass trotz optisch schönster Natur direkt an der Donau dort nicht ein einziger Vogel sang und alle Hotelflächen nestbefreit und die Hofpflaster offenbar Herbizid rein gehalten wurden.
Was ich annehme sind Geldspenden von Privatpersonen (Finder und Unterstützer, die keine Spendenbescheinigung bekommen können, da ich keinen Verein betreibe) für Futtereinkäufe, deren Verwendung ich lückenlos beim regelmäßigen Zöglingsupdate in meinem Profil belege.
Alle übrigen Kosten (ca 6000 – 7000 kw/h Strom pro Jahr, Wasser, Zubehör und Ausstattung, Vegetarierfutter, Tierarzt, Medikamente, Supplemente etc.) trage ich privat.
Der Grund, warum ich mich entschlossen habe, mit meinen Naturschutzgeschichten kein Geld anzunehmen (egal, ob es um Vorträge, Artikel oder sonstige Aktivitäten rund um Vögel oder Natur- und Artenschutz geht) ist, dass ich mir meine Unabhängigkeit im Thema bewahren möchte und gerade bei kontroversen Thesen nicht mal den Anschein aufkommen lassen will, dass ich lobbyistische Ansichten vertrete.
Thomas Geers „Ich habe zu keiner Zeit, auch wenn es mir bereits einige Male angeboten wurde, mit Veröffentlichungen, Empfehlungen oder sonstigen Aktivitäten rund um Wildvögel und Natur Geld oder geldwerte Vorteile in Anspruch genommen.“
Wie gesagt, das ist auch niemals eine Unterstellung meiner Seite gewesen und du bist uns hier auch keinerlei Erklärung schuldig – ich möchte die Diskussion auch überhaupt nicht so führen, dass wir uns gegenseitig erklären müssen, wie unser Werdegang im Leben ist. Bei inhaltlichen Auseinandersetzung geht es um Inhalte, nichts anderes.
Ich möchte aber eben auch, dass anderen nicht unterstellt werden, sie hätten finanzielle Interessen Thesen zu verbreiten.
Und ich möchte auch, dass Mitleser sich mit den Inhalten auseinandersetzen, weniger mit den den Personen. Selbst wenn es Leute gibt die finanziell dafür profitieren – so wie Hernn Berthold oft unterstellt wird, er würde Fettfutter nur populären machen, weil er von Vivara Geld dafür bekommt – so sollten man sich gerade deshalb doch mit den Argumenten auseinandersetzen und diese inhaltlich versuchen zu widerlegen. Im Falle von Herrn Berthold konnte ich das bisher aber nicht feststellen…
Ich meine ich bin in dem was ich tue absolut offen für neues Wissen (daher gehe ich in diese Diskussionen um die Argumente der Gegenseite anzuhören und entweder anzunehmen oder, wenn ich der Meinung bin, dass meine These sinnvoller ist, auch dagegen zu argumentieren) – wenn sich wissenstechnisch etwas ändern sollte, wäre ich der erste, der das umsetzt! Davon kannst du ausgehen.
Vor einem Publikum mit knapp 60.000 Abonnenten und mit mehreren Millionen Zugriffen innerhalb der letzten Jahre, kann ich mir es nicht gar leisten etwas falsch zu machen, bzw. etwas anzubieten was wissenschaftlich nicht empfohlen wird. Daher auch der Anspruch an mich, mich permanent zu bilden und den richtigen Weg des Wissens zu gehen. Das sollten wir alle machen!
Achso noch zu „Emperie“, die du ja über die Wissenschaft stellst… Empirie ist eine „Methode, die sich auf wissenschaftliche Erfahrung stützt, um Erkenntnisse zu gewinnen“ empirisch ist es also, wenn ich Studien nach wissenschaftlichen Standard durchführe und DARAUS dann ein Ergebnis ableite. Die Wissenschaft ist also empirischer als alles andere… und wenn solche Experimente von nicht Wissenschaftler gemacht werden, wo Tiere seziert werden, Mageninhalte untersucht werden um auf die Todesursache zu schließen, also daraufhin sehr simple Rückschlüsse gezogen werden, die derjenige dann als „richtiger als die Wissenschaft“ hinstellt, sollte man etwas vorsichtig sein.
Zumimdest wäre das nicht der Weg, den ich gehen würde.
Thomas Geers: Ja, kommen wir zu einem Abschluss.
Ich denke in unserer Diskussion hat sich herausgestellt, dass wir einen unterschiedlichen Blickwinkel auf die Wissenschaft haben.
Ich vertrauen der Wissenschaft und den Ornithologen, du vertraust deinen und den den Beobachtungen anderer Päppler mehr.
Alles legitim!
Du hast eingestanden, dass Studien existieren, die zeigen, dass Fettfutter nicht schädlich sind…
Ich habe aus unsere Diskussion mitgenommen, dass ich in der Präsentation von Studien noch etwas genauer sein könnte
Insgesamt eine sehr respektvolle und inhaltlich starke Auseinandersetzung, in der wir zwar am Ende nicht der selben Meinung sind, aber den anderen nun etwas mehr verstehen können
Damit können wir beide leben, oder?
Fazit für alle Mitleser sollte sein – IMMER selbst lesen, versuchen Inhalte zu verstehen, versuchen Zusammenhänge zu erkennen und dann dem zu glauben, was am meisten Sinn ergibt. Und es schadet auch nicht, bei Unklarheiten in eine sachliche und respektvolle Diskussion einzusteigen.
Kirstin Zoller Ich habe die Diskussion ebenfalls als angenehm, da respektvoll empfunden und es freut mich, dass wir in einigen Details zu einem kleinen Konsens gefunden habe.
Allerdings muss ich nochmal hervorheben, dass es stimmt, dass ich zustimme, dass es Studien gibt, die mit Fettfutterfütterung stattfanden und belegten, dass Populationen mit der Zufütterung im Testgebiet anstiegen.
Doch keine der Studien, die überhaupt auf unsere heimischen Singvögel übertragbar sind untersucht und belegt die Risiken einer sommerlichen Fettfütterung.
Ich sehe nach wie vor keine Studie, die die Frage: saisonale Fütterung oder Fettfütterung beantwortet, noch widerlegen die Studie die Möglichkeit der Fehlfütterung durch die ELtern.
Wir werden uns vermutlich in der Frage nach der richtigen Fütterung im Sommer nicht endgültig einigen, aber ich finde es sehr gut, dass hier eine sachliche Diskussion stattfand, die es jedem interessierten Leser erlaubt, ein Bild von beiden Seite zu bekommen, um sich selbst dann ein Urteil zu bilden
Und hier habe ich unabhängig von der vorangegangenen Diskussion noch einmal 3 Fragen formuliert zu 3 Aussagen, die seitens der Vertreter der Fettfütterung immer wieder als Zitat des Prof. Berthold als Argument hervorgebracht werden:
Kirstin Zoller Mal unabhängig jetzt von dem Ursprungspost habe ich 3 Fragen an Dich, die Du mir vielleicht beantworten kannst.
Bisher habe ich in den Diskussionen bei diesen Fragen nur ausweichende oder gar keine Antworten erhalten.
Es gibt 3 Behauptungen seitens der Fettfütterer, die für mich bis heute niemand schlüssig beantworten konnte.
Vielleicht kannst Du mich da schlauer machen
Behauptung 1 und 2:
„die Elternvögel benötigen zwingend die Fettzufütterung wegen des Insektenmangels, weil sie ansonsten die hohe Flugleistung in der Fütterungsphase nicht erbringen können und nur fettreiche Nahrung die entsprechende Energie liefert (Stichworte Energiebedarf, Muskelaufbau, 800 – 900 Futteranflüge pro Tag“)
Wenn diese Behauptungen stimmen, dann würde ich gerne wissen, wie Schwalben das machen?
Als Beispiel nehme ich hier Rauchschwalben, weil ich diese genauer kenne und seit 10 Jahren täglich hautnah jede Saison 30 – 50 Brutpaare auf meiner Diele und im Stall beobachten kann und weil meine Aufzuchterfahrungen am längsten und größten bei Rauchschwalben sind:
Schwalben sind 1. Genau wie alle anderen, um die es hier geht, heimische Singvögel.
Interessant macht es sie für diese Frage, weil Schwalben sich zu 100% nur und ausschließlich von Fluginsekten ernähren und auch nicht auf alternative Futterquellen wie Fettfutter o.ä. ausweichen können und es auch nicht tun, wenn es zu Insektenknappheit kommt.
Die Erstbruten umfassen durchschnittlich 6 – öfter auch bis zu 8 Nestlingen.
Bei den Zweitbruten dominieren 4-6 Nestlinge und wo es noch in guten Jahren zu Drittbruten kommt sind es meist nur noch 3 bis 4 Nestlinge.
Aus meinen ersten Jahren in der Handaufzucht von Bruten abgestürzter oder bei Sanierung abgerissener Schwalbennester (also ansonsten gesunden, kräftigen Nestlingen ohne gesundheitliche Einschränkungen, die es auch gab, die ich aber hier nicht einbeziehe) weiß ich, dass jeder Nestling täglich mindestens zwischen 500 und 800 Fliegen vertilgt hat.
(Damals habe ich ausschließlich mit frisch geklatschten Fliegen aufgezogen, da Schwalbenaufzucht noch als sehr aussichtslos galt (als Folge der weit verbreiteten Empfehlung, Würmer zu füttern), mir käuflich erwerbbare Zuchtinsekten (Heimchen), die sich für die Schwalbenaufzucht eignen unbekannt waren und ich orientiert an dem, was die Eltern hier beobachtbar füttern, füttern wollte. Da andere in Frage kommende Fluginsekten nur schwer bis gar nicht praktikabel in den erforderlichen Mengen zu fangen waren, habe ich nahezu reine Fliegenfütterung mit frisch geklatschten Fliegen veranstaltet, was absolut erfolgreich war. Die älteste von mir mit frisch geklatschten Fliegen aufgezogene Schwalbe (Fund direkt max. 1 Stunde nach Schlupf und Nestabbruch) war ein Männchen, welches 8 mal aus Afrika zurück kam und 3 Partnerinnen überlebte)
Ich habe in diesen Anfängen zur Aufzucht zeitgleich immer mind. 2, max. 6 Nestlinge gehabt.
Je nach Anzahl Nestlinge haben wir entsprechend mindestens 1000 – 5000 Fliegen täglich gefangen.
Für die Eltern bedeutet das, dass sie bei einer Erstbrut von z.B. 6 Nestlingen mindestens pro Tag pro Kopf rund 1000 – 1500 Futteranflüge machen müssen – rein rechnerisch noch deutlich mehr, aber ich vermute mal, dass sie häufig auch geringgradig größere Beute erjagen oder bei kleinerer Beute (Mücken) auch mehrere Futtertiere pro Flug zurück bringen (sie können allerdings nicht wie Mauersegler die Beute als Futterkugel sammeln und wieder abgeben, sondern nur das pro Flug erjagen, was sie im Schnabel tragen und nicht beim Erjagen eines weiteren Insekts wieder verlieren können.
Außerdem legen sie Fütterungspausen ein, was die Nestlingsentwicklung bis sie Flügge sind im Vergleich zur Handaufzucht, wo sie stündlich gefüttert werden, geringgradig um ein bis einige Tage verzögern kann.
Auf jeden Fall erbringen sie zwecks Fütterung eine deutlich höhere Flugleistung, als z.B. Meisen oder Spatzen – zumal sie die Beute komplett im Flug erjagen müssen, während Meisen und Spatzen diese überwiegend von Pflanzen absammeln.
Hinzu kommt, dass die Beute bei reiner Fluginsektenjagd noch weniger Energie bereitstellen dürfte, als das Beutespektrum, was z.B. Meisen mit ja meist hohem Raupenanteil verfügbar haben.
Wie kann es angehen, dass Schwalben trotz des Insektenmangels offenbar nur mit Fluginsektennahrung in der Lage sind, sich selbst und ihre Bruten zu ernähren und darüber hinaus für die hohe Flugleistung die entsprechende Energie und Muskulatur zu erhalten und im Anschluss an die Brut sogar noch die enorme Zugleistung nach Afrika zu absolvieren?
Du sagst hier:
„Zitat: „- Ich sehe das Problem darin, dass eine „angepasste Fütterung“ mit der du ja nur Sämereien und lebende Insekten meinst, niemals in diese Menge an Energie liefern kann, die eine Fettfütterung liefern kann. Wie gesagt, selbst das Protein in lebenden Mehlwürmern hat nur halb so viel Energie wie Fett.“ Zitat Ende
Frage 1: wie überleben die Schwalben bei dem enormen Insektenbedarf angesichts des Insektenmangels?
Frage 2: Scheint es denn nicht so zu sein, dass die Energie aus Proteinen offenbar durchaus ausreichend sein kann, auch wenn Fett mehr Energie liefert?
Thomas Geers: Ich sag dir gern welche Zusammenhänge ich bei diesen Fragen sehe und welche Schlussfolgerungen ich ziehen würde.
Frage 1 – wie überleben die Schwalben bei dem enormen Insektenbedarf angesichts des Insektenmangels?
Antwort: Natürlich leiden die Rauchschwalben wie allen anderen am Insektenmangel. Wäre auch unlogisch, warum gerade sie nicht darunter leiden würden. Da muss man sich ja nur die Bestandsentwicklung anschauen:
Zitat: „Die Schwalbenart [Rauchschwalbe] verzeichnet in den letzten Jahren einen Bestandsrückgang von rund 26 % und befindet sich auf der Vorwarnliste der Roten Liste Bayerns und Deutschlands. Auch der Einsatz von Pestiziden machen den Vögeln zu schaffen.“
Also, die Rauchschwalbe hat genau die selben Probleme damit.
Frage 2: Scheint es denn nicht so zu sein, dass die Energie aus Proteinen offenbar durchaus ausreichend sein kann, auch wenn Fett mehr Energie liefert?
Antwort: Wenn ausreichend Insekten verfügbar sind, reicht das logischerweise aus. Hier gibt es ja von Region zu Region starke Unterschiede. Die Angabe „80% Insektenverlust“ bezieht sich ja nicht gleichmäßig auf ganz Deutschland verteilt, sondern einzelne untersuchte Gebiete. Es gibt sicher Regionen die so viel natürliche Lebensraum für Insekten bieten, dass die Vogelpopulation vor Ort keine größeren Schwierigkeiten hat. Man kann also nie sagen, dass jede Brut in Deutschland gleich betroffen ist…
Also, ja dort wo die Masse an Insekten vorhanden ist, reicht die Energie, die durch das Protein der Fluginsekten aufgenommen wird.
Dennoch, wird dir niemand sagen können, dort gibt es genügend Insekten und dort nicht… Bei Vögeln, wie Meisen und Spatzen, ist es so, dass du viel Futter anbieten kannst und sich die Vögel damit eben nicht vollfressen, sondern sich nur das nehmen, was sie Energietechnisch benötigen, bzw. auch verbrauchen. Wildvögel werden also nicht fett.
Kirstin Zoller: Danke für Deine Einschätzung.
In den Schwalbengruppen ist sehr interessant zu beobachten, dass egal wo in Deutschland relativ oft ein Zuzug und in wenigen Jahren dann auch eine Populationssteigerung stattfindet, wenn geeignete Brutplätze geschaffen werden.
Ich glaube, die massivste Ursache für die Populationsrückgänge bei Schwalben ist der immer stärkere Wegfall von Brutplätzen.
Rauchschwalben brüten in Gebäuden – vornehmlich Ställen, die im Zuge von Abriss, Schließung, Umbau immer stärker wegfallen.
Neue Ställe und Offenställe, die eine Alternative bieten könnten, haben meist unisolierte Blechdächer und so werden die unter die Dächer gebauten Nester regelmäßig gekocht.
Mehlschwalbennester werden in rauen Mengen illegal entfernt /abgeschlagen oder die geeigneten Plätze durch Verdrahtung unzugänglich gemacht, weil die Leute den „Schmutz am Haus“ nicht wollen
Wenn irgendwo jemand dann ein schwalbenfreundliches Haus bietet, dann ziehen die Schwalben relativ zuverlässig zu – was ja bedeuten würde, dass sie zumindest im größeren Umfeld dann doch genügend Fluginsekten finden können.
Thomas Geers: „Ich glaube, die massivste Ursache für die Populationsrückgänge bei Schwalben ist der immer stärkere Wegfall von Brutplätzen.“
Am Ende ist es immer ein Zusammenspiel aller Faktoren… ich finde der NABU beschreibt das hier ganz treffend: „Doch das dramatische Vogelsterben der letzten Jahrzehnte hat kaum mit gestiegenen Todeszahlen bei ausgewachsenen Vögeln zu tun. Sondern damit, dass nicht genug Jungvögel großgezogen werden. Und das passiert, wenn Vögel keinen geeigneten Lebensraum und nicht mehr genügend Nahrung finden.“
Seh ich auch so. Das Entfernen von Nestern steht zu recht unter Strafe. Ich wäre froh wenn ich mal Schwalben hier hätte – die dürften sich Paläste bauen
Kirstin Zoller 2. Teil zum letzten Kommentar:
Behauptung 3:
„Gesunde Nestlinge können Kerne und Nüsse verdauen“
Ich gehe mal davon aus, dass Du mit den Verdauungsvorgängen bei Vögeln vertraut bist.
Ich möchte hier insbesondere auf den Muskelmagen eingehen, der bei Körner- und Gemischtfressern unserer heimischen kleinen Singvögel zusätzlich kleine Steinchen, die die Vögel für ihre Verdauung aufnehmen, beinhaltet. (Bei körnerfressenden Käfig/Volierenvögeln wird dafür Grit bereitgestellt).
Diese Steinchen sind zwingend erforderlich, damit der Muskelmagen in der Lage ist, harte, große Futterbestandteile (Kerne und Nüsse z.B.) so zu zermahlen, dass sie die weitere Verdauungspassage (sowohl größentechnisch als auch verwertungstechnisch) fortsetzen können.
Bei Schwalben und anderen rein auf Insekten ausgerichteten empfindlichen Insektenfressern fehlt die Steinaufnahme, da der Muskelmagen bei Insektennahrung ohne Unterstützung von „Mahlsteinen“ seine Arbeit tun kann.
Bei Nestlingen von Meisen und Spatzen, die von Natur aus Anfangs auch ausschließlich mit Insekten gefüttert werden (sollten) fehlen diese Magensteinchen auf jeden Fall in der ersten Nestlingsphase (bei älteren Nestlingen kann ich es nicht sagen, da ich mir noch keine Muskelmägen von älteren verstorbenen Nestlingen angeschaut habe, vermute aber, dass auch ihnen von den Eltern keine Steine gefüttert werden, sondern die Steinaufnahme erst außerhalb des Nestes erfolgt – ob die Annahme stimmt, könnte man ggf. mal untersuchen, indem alle Pflegestellen aufgerufen werden, verstorbene Nestlinge zwecks Untersuchung einer entsprechenden Forschungsgruppe einzusenden)
Wie also sollen diese Nestlinge, die noch keine Magensteinchen haben, bei Fehlfütterung ganze geschälte Sonnenblumenkerne und halbe Erdnusskerne so zerkleinern, dass sie die weitere Passage und insbesondere die Ausscheidung des unzerkleinerten Nahrungsbestandteils bewerkstelligen können ? (nein, die Kloake eines noch splitternackten Nestlings ist nicht so dehnbar, dass so ein Futterbrocken, wenn er zu groß ist unzerkleinert wieder ausgeschieden werden kann)
Meine Frage:
Zitat: „Wie schon gesagt, gesunde Jungvögel können auch Körner verdauen – siehe Ornithologen-Aussagen und meine eigenen Beobachtungen…“ Zitat Ende
Wie machen sie das ohne Zerkleinerungsmöglichkeit?
Thomas Geers Ich bin leider kein Biologe, daher kann ich dir zu dem genauen Ablauf des Verdauungsprozesses nichts verlässliches sagen. Das ist allerdings auch in der Vergangenheit kein Thema für mich gewesen, weshalb ich hier mein Wissen in diesem Bereich als „nicht ausreichend“ einstufen würde um darüber intelligent Unterhalten führen zu können.
Ich kann dir nur eine Studie geben, die sich u.a. mit der Zufütterung von Erdnüssen (Erdnussbruch) während der Brutzeit bei Blau- und Kohlmeisen beschäftigt.
Ich habe jetzt auf die schnelle die 103 Seiten der Studie nicht komplett durchlesen können, aber ein Ergebnis der Studie ist dieses, Zitat: „Die beiden Kohlmeisenbruten mit Zufütterung weisen einen Bruterfolg von 1,0 auf, was den Erwartungen eines erhöhten Bruterfolgs unter Zufütterung entspricht. Die Blaumeisenbrut ohne Zufütterung weist hingegen einen Bruterfolg von 0,75 auf. Dieser ist geringer als der Bruterfolg der Blaumeisenbrut mit Zufütterung.“ (Seite 61 bzw. 69)
Aber! Zitat: „Aufgrund der geringen Datenmengen kann jedoch kein statistischer Test die Forschungsfrage bezüglich des Effekts der Brutzeitfütterung auf den Bruterfolg und die Jugendentwicklung beantworten.“
Hier bleiben einige Frage offen. Auch ob der Brut wirklich Erdnussbruch gefüttert wurde bleibt unbeantwortet – zumindest habe ich über die Suche auf die Schnelle auf den 103 Seiten nichts dazu finden können…
Letztlich kann ich hier nur Prof. Dr. Martin Kraft zitieren: „Bei meinen gesamten Forschungen über die Auswirkung ganzjährig verabreichten Futters konnte ich keinen negativen Einfluss oder gar Verdauungsprobleme bei den Jungvögeln feststellen. […] In meinen langjährigen Forschungen über die Auswirkungen ganzjährig verabreichten Zusatzfutters auf die Brutbiologie und Populationsdynamik von Vögeln konnte ich ausschließlich positive Ergebnisse erzielen.“
Hier werden wir wohl aber wieder die Vertrauensfrage stellen müssen Vertraut man dem Ornithologen mit Doktor- und Professorentitel, der selbst die oben genannte Fettfutter-Studie durchgeführt hat, oder vertraut man ihm nicht. Ich für meinen Teil, halte seine Aussage für verlässlich. Zumindest sehe ich keine Grund, warum man es nicht tun sollte…
Kirstin Zoller Danke für die Mühe.
Dann bleibt die Antwort auf die Frage, wie das ohne Steine im Muskelmagen funktioniert auf die Behauptung des Prof. Berthold, dass gesunde Nestlinge Erdnüsse verdauen können erstmal weiterhin unbeantwortet
Ich werde Dich auf jeden Fall in Kenntnis setzen, falls ich doch nochmal jemanden finde, der eine plausible Erklärung hat
Kirstin Zoller vielen Dank, dass Du sachlich geblieben bist
Ich denke in der Tat, wir haben uns hier ausgiebig ausgetauscht und für interessierte Leser viele Aussagen, Argumente und Meinungen beider Seiten zusammengetragen.
Aus diesem Grunde werde ich hier jetzt die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag schließen.
Sollte noch jemand zielführende, neue Infos und/oder Argumente hervorzubringen haben, die hier noch nicht genannt wurden, dann schreibt mir bitte eine PN, damit ich die Kommentarfunktion wieder öffnen kann
Im Moment fallen deutschlandweit wieder zahllose frisch geschlüpfte, splitternackte Spatzenküken unter den Dächern raus und landen lebend oder tot in Dachrinnen oder auf dem Fußboden.
(Wenn Sie gerade eines gefunden haben, bitte Küken aufnehmen, in der hohlen Hand wärmen undhier weiter lesen)
Die Ursache ist einfach: Von Natur aus brüteten unsere kulturfolgenden Spatzen als Kolonie- und Nischenbrüter in Löchern und Nischen unserer Gebäude.
Die moderne Sanierung sorgt zunehmend dafür, dass es solche Löcher und Nischen (Brandwände, Attika, Lüftingsschlitze etc.pp) nicht mehr gibt.
Die Spatzen weichen aus, indem sie versuchen, direkt in Hohlräume unter den Dachziegeln zu gelangen. Mit etwas Nistmaterial bekommen sie diese meist so ausgestopft, dass die EIer sich auf der schrägen Fläche während der Brut noch gerade eben halten.
Aber sowie die Küken schlüpfen und es „unruhig“ wird, gibt der Halt nach und die Küken kullern von der schrägen Auflage der Dachziegel direkt nach unten.
Ganz abgesehen von diesem Problem wird es bei Sonne häufig viel zu heiss direkt unter den Ziegeln, was die Küken, die die ersten Tage auf dem abschüssigen Bereich überleben, spätesteens, wenn sie „gegrillt“ werden, veranlasst, abzuspringen.
Man kann den Spatzen helfen, indem man am Gebäude Spatzennistkästen anbringt.
Möglichst viele, denn Spatzen sind als Kolonievögel niemals allein auf Brutplatzsuche.
Wer in seine Suchmaschine die zwei Worte „Spatzen“ und „Nistkasten“ eingibt und dann auf „Bilder“ klickt, erhält eine riesige AUswahl an Anregungen, wie Kolonienistkästen für Spatzen aussehen können.
Solche Nisthilfen retten zahllosen, kerngesunden Küken das Leben!
Hier werde ich sporadisch Impressionen aus dem Zöglings-Alltag posten
18.12.2023 Kopie meines FB Eintrages (19 Fotos und Videos auf der Seite)
…und ein letztes Zöglingsupdate in diesem Jahr Zuallererst tausend Dank an all unsere lieben Unterstützer:
Danke an Oksana, Anna, Eva und Carolin sowie eine Spenderin, die anonym bleiben möchte für Eure großzügigen Spenden per Paypal.
Danke auch an Dr. Botti, die bei Frieda wohnt und darauf bestanden hat, die Oktoberrechnung zu übernehmen und last, not least Danke an die FB Gruppe Nymphensittich-Fans – total verrückt, die einen wunderschönen Nymphensittich Kalender gestaltet hat um aus den Erlösen ein Tierschutzprojekt zu unterstützen.
Völlig unerwartet für mich wurde meine Wildvogel-Rettung da mit einer Spende in Höhe von 286,10 € bedacht
Durch Eure Spenden sind damit 779,95 Euro zusammengekommen.
Damit konnte ich den offenen Rest in Höhe von 543,11 aus dem letzten update abdecken und sogar bereits einen Teil der Novemberrechnung begleichen.
Jetzt sind von der Novemberrechnung nur noch 155,05 offen Danke Euch allen, dass Ihr uns so treue Unterstützer seid
Im Überwinterungszimmer sind dieses Jahr 14 Rauchschwalben und zur Zeit ein Goldhähnchen, ein Stieglitz und Nachts eine Kohlmeise
Hier geht es im Vergleich zur Sommersaison jetzt sehr ruhig zu.Die Überwinterungsschwalben verlieren nach wie vor täglich alte Federn und ersetzen sie nach und nach durch wunderschöne neue Federn Ansonsten ist bei den Schwalben alles im grünen Bereich: sie sind topfit, jagen zufrieden zwitschernd ihre Fliegen und es gab glücklicherweise bisher keinerlei Schwächeleien So darf es bleiben!
Am 17.11. zog dann noch Abends ein kleines Goldhähnchen im Überwinterungszimmer ein.Es wurde vor einer Terassentür gefunden und war übel zugerichtet (evtl. Katze?)Ein Flügel stand aufgrund eines Bruches im Gelenk fürchterlich ab – die Kleine war natürlich nicht flugfähig. Der Bruch wurde getapt, aber die Aussichten, dass die Kleine wieder flugfähig wird waren gegen Null. Ungeachtet des unbrauchbaren Flügels flitzte die Kleine aber fröhlich den ganzen Tag durchs Vogelzimmer, erkletterte auch die höchsten Sitzplätze bei den Schwalben und war guter Dinge. Im Gartencenter habe ich die letzten Salatkräutertöpfe aufgekauft, die mit Blattläusen und anderen Bewohnern befallen waren. Goldi hat die Pflanzen in „Null Komma Nichts“ mit wahrer Begeisterung von sämtlichen Mitbewohnern befreit Die Nächte verbrachte sie im Vogelzimmer in einer Softbox, damit sie vor Zausel sicher war.
Zausel kommt ja nach wie vor jeden Abend nach Hause und übernachtet im Vogelzimmer. Die Schwalben sind im Vogelzimmer okay – aber andere Mitbewohner duldet Zausel so gar nicht. Sie hätte Goldi sofort erwischt und umgebracht. Nach 8 Tagen haben wir das Tape bei Goldi entfernt – und der Flügel stand sofort wieder so ab wie zuvor – ich ging nicht davon aus, dass Goldi jemals wird fliegen können. Umso größer war meine Überraschung, als Goldi einige Tage später tatsächlich durchs Vogelzimmer flog!!!! Anfangs noch etwas unbeholfen, aber innerhalb weniger Tage flog sie so perfekt, dass sie nicht mehr einzufangen war. Nun wollte sie auch abends nicht mehr in die Box. Also mussten wir es drauf ankommen lassen:
Zausel erblickte Goldi unter der Sonne und bekam den „Killerblick“ Dann jagte sie auf Goldi zu, die aber unglaublich flink davonflog. Fast eine Stunde versuchte Zausel, Goldi zu erwischen. Vergebens. Goldi war viel zu flink und deutlich geschickter im Ausweichmanöver fliegen, als Zausel. Gegen Goldi ist Zausel wie ein Elefant im Porzellanladen Nachdem Zausel begriffen hatte, dass sie chancenlos ist, hat sie ihre Jagd auf Goldi aufgegeben und ist in ihrer Häkelhöhle verschwunden…. und Goldi besaß tatsächlich dann die Frechheit, zum Eingang der Höhle zu fliegen und Zausel auch noch zu provozieren! Zausel schoss raus, aber Goldi war natürlich gleich wieder weg. 2 x hat Goldi Zausel provoziert – danach war Ruhe. Seither sind die Grenzen abgesteckt und sie ignorieren einander gekonnt
Goldi
Eigentlich ist Goldi wieder fit für die Freiheit. Aber da Goldi sich pudelwohl fühlt, ihren Schlafplatz unter der Wärmeplatte und ihren Sonnenplatz unter dem Spot liebt, habe ich beschlossen, dass sie bis zum Frühjahr bleiben darf (es sei denn, sie will früher raus), denn hier ist es mit Eis und Schnee wirklich furchtbar kalt und ungemütlich zur Zeit.
Gestern kam dann noch ein kleiner Stieglitz, der vermutlich ein Anflugtrauma hatte. Die Finderin hat ihn von der Straße gesammelt – flugunfähig. Ich vermute, er hat eine heftige Prellung, die einfach ausheilen muss – gebrochen ist zum Glück nichts. Nachdem der Stigi die letzte Nacht zum Kennenlernen des Raums in der Softbox verbracht hat, darf er seit heute Morgen ebenfalls durchs Vogelzimmer marschieren. Er ist bereits fleißig kletternd unterwegs – wie Goldi am Anfang auch.
Mal schauen, wie Zausel den Neuzugang heute Abend aufnimmt und ob Stigi nachts wieder in die Box muss oder ob Zausel ihn in Ruhe lässt.
Eine kleine Feldlerche sollte eigentlich gestern auch noch kommen. Aber sie ist leider kurz, bevor die Finderin losfahren wollte zu mir, verstorben.
So, das wars erstmal wieder von hier. Bei den Fotos findet Ihr dann noch ein paar Texte
Euch allen nochmal DANKE für Eure Unterstüzung, besinnliche Feiertage und einen entspannten Jahreswechsel.
Wir wünschen Euch für das neue Jahr: Zufriedenheit, Gesundheit und einen optimistischen Blick in die Zukunft
25.1.2020 Kopie meinesFacebook Eintrages : Und jetzt mal wieder zurück zu unseren Wildtieren – ein neues Update aus dem Schwalbenzimmer 🙂 Zunächst einmal einen riesen Dank an Jürgen J.und Conrad H. für die großzügige Unterstützung nach dem letzten update. Außerdem an Uschi Westhoff, die uns wieder mit einem Anteil aus ihren Flohmarkterlösen zu Gunsten der Wildtiere bedacht hat 🙂
Die Fußgänger genießen die „Sonnenbank“
Im Überwintererzimmer finde ich jetzt täglich überall Federn und so langsam sehen immer mehr Schwalben wieder aus, wie Schwalben aussehen sollten 🙂 Mit zunehmendem Gefiederwechsel werden die Schwalben auch immer aktiver und die Streitereien werden lautstärker. Angesichts der milden Temperaturen draußen, haben wir zeitweise schon richtige Schwärme von kleinsten Insekten an Lampen und Fenstern. Nächste Woche soll es noch milder werden – dann werde ich evtl. Abends schon mal eine Stunde das Fenster zur Voliere auf machen, wenn es draußen dunkel und drinnen noch erleuchtet ist. So können die Schwalben dann bereits erste Naturinsekten jagen 🙂
Wenn es mit dem Wetter so weiter geht, rechne ich sogar damit, dass die Schwalben aus Afrika früher zurück kommen werden. Meine benehmen sich jedenfalls schon so, als ob der Sommer nicht mehr weit ist…… Sogar erste Balzträller habe ich bei den fliegenden Rauchschwalben schon vernommen.
Die „Flieger“ sitzen unter der Wärmeplatte auf Fliegen an
Weniger erfreulich – aber ja nicht unerwartet – war dann die Post von den Stadtwerken. Meine Nachzahlung hat es in sich: 1.361,08 € ! Ich habe mir mal die Zahlen der letzten Jahre vorgenommen und festgestellt, dass die Wildvogelpäppelei in den letzten 3 Jahren mit den steigenden Zöglingszahlen im Sommer, aber vor allem den massiv gestiegenen Zahlen der Überwinterer mittlerweile insgesamt 6616 kwH verbraucht. Das sind allein für die Wildvogelhilfe rund 2000 Euro Mehrkosten beim Strom. Ich habe die Aufstellung mal fotografiert und rangehängt – das ist schon ganz schön beeindruckend….. Ja, ja – die Schwalben sind schon ganz schöne Luxusgeschöpfe…. aber wenn ich dann im Schwalbenzimmer sitze, das lautstarke Geplapper höre und ihre fröhliche Unbeschwertheit spüre, dann wüsste ich nicht, wo das Geld besser angelegt wäre – ich freue mich schon so sehr auf den Tag, an dem sie zum ersten Mal frei über dem Hof am Himmel kreisen werden!
Wer meine Überwinterer und mich auch weiterhin unterstützen möchte, findet hier alle relevanten Infos.
Kopie Ende
…und hierein paar aktuelle Videos:
1.8.2020 Im Überwinterungszimmer der Schwalben herrscht beste Stimmung.
Dieses Jahr überwintere ich über 30 Schwalben aus ganz Deutschland – soviel, wie nie zuvor -, die aus unterschiedlichen Gründen Gefiederschäden davon getragen haben, was ihnen die Reise nach Afrika unmöglich machte.
Es ist schon eine echte Herausforderung, so viele empfindliche Insektenfresser erfolgreich durch den WInter zu bringen.
Neben einer auf die Bedürfnisse der Schwalben abgestimmten Beleuchtung und Beheizung benötigen die Schwalben auch spezielle Nahrung: Sie dürfen ausschließlich frischtote Insekten – vor allem Heimchen und brauchen täglich lebende Fluginsekten. Dafür habe ich immer Stubenfliegen, Soldatenfliegen, Terflys und Drosophilas im Angebot.
Nur, wenn alle Parameter absolut stimmig sind, werden die kleinen Zöglinge ein gesundes, intaktes Gefieder nachschieben und somit im kommenden Sommer endlich auswilderungsfähig sein.
Die Schwalben sind mitten in der Mauser und bald können dann hoffentlich die meisten von ihnen endlich mit neuen Federn fliegen 🙂
Schwalben, Mauersegler, Spatzen, Fledermäuse und Co in Wohnungsnot!
unsere „Allerweltsarten“ geraten immer mehr in Bedrängnis
Umfangreiche Bauprojekte – Gebäudereparaturen, Wärmedämmungen, Sanierungs- und Aufstockungsarbeiten bringen unsere kulturfolgenden Tierarten, die seit Jahrhunderten an und in unseren Gebäuden ihre Brutstätten pflegen, in massive Wohnungsnot.
Spalt im Giebel eines alten Hauses
Löcher, Nischen und Spalten unter den Dächern und im Mauerwerk werden verschlossen, Wände werden immer glatter und Dachüberstände werden vermieden – all die Orte, wo unsere Gebäudebrüter ihre Kinderstube hatten, verschwinden aus den Städten.
Einige unserer alten Nachbarn, wie z.B. der Spatz, stehen mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Arten – aus manchen Städten ist er schon praktisch vollständig verschwunden. Gebäudebewohnende Fledermausarten stehen bereits auf der roten Liste und gelten als vom Aussterben bedroht.
Grund für diesen drastischen Schwund von Gebäudebrütern ist in erster Linie die unbewusste oder mutwillige, zig-tausendfache Zerstörung ihrer Niststätten und Vernichtung ihrer Lebensstätten.
Dabei gibt es genau zum Schutz dieser Arten eine klare Gesetzeslage, die aber oft nicht bekannt ist oder vorsätzlich ignoriert wird.
Rauchschwalben nisten am liebsten drinnen – in zugänglichen Hallen, Ställen, Schuppen oder zur Not auch unter Carportdächern
Unsere Gesetze besagen, daß alle heimischen Vogelarten besonders geschützt sind. Alle Fledermausarten gelten sogar als streng geschützt. Der Schutzstatus wird im Deutschen Recht, im EU-Recht, und in internationalen Abkommen geregelt.
Für unsere Gebäudebrüter (Mauersegler, Schwalben, Spatzen, Hausrotschwänze, Fledermäuse etc.) gilt nach Bundesnaturschutzgesetz § 44 Abs 1, daß ihre Niststätten und/oder Quartiere sowohl während als auch nach der Nistsaisonsaison weder beseitigt noch beschädigt oder unzugänglich gemacht werden dürfen.
Dieser absolute Schutz gilt auch, wenn die Tiere zeitweise abwesen sind, also gerade nicht brüten oder wenn sie auf dem Zug sind.
Es gibt allerdings Ausnahmeregelungen für „gesellschaftlich wichtige Belange“, zu denen eben z.B. auch Sanierungen und andere Bauvorhaben zählen.
Wenn Niststätten im Rahmen einer Sanierung oder sonstiger Bautätigkeit beseitigt oder deren Zugang ganz oder vorübergehend verhindert wird, muss der Bauherr hierfür zunächst eine Ausnahmegenehmigung bei der Untere Naturschutzbehörde (UNB) beantragen.
Die Befreiung vom „gesetzlichen Zugriffsverbot“ wird verbunden mit Auflagen wie z.B. der Schaffung von Ersatznisthilfen in der Regel erteilt.
In Schleswig Holstein geschieht diese Befreiung nach §67 oder Ausnahmegenehmigung nach § 45 Nr 7 m.W. kostenlos.
Da bereits bestehende Gelege und Jungtiere im Nest immer und ausnahmslos geschützt sind, zumal hier zusätzlich das Tierschutzgesetz greift, sollte bereits in der Bauplanungsphase ein ornithologischer Sachverständiger herangezogen werden, der das Gebäude auf vorhandene Gebäudeprüfer untersucht und diese dokumentiert, denn viele Gebäudebrüter leben so versteckt, dass sie sonst oft erst während des Baus entdeckt werden.
Gemeinsam mit der UNB wird dann das weitere Vorgehen mit den vorhandenen Nist- und Lebensstätten so geplant, dass man während der tatsächlichen Bauphase keine unliebsamen Überraschungen erlebt.
Würden erst in der Bauphase aktive Bruten entdeckt, würde der Bau bis zum Ausfliegen der Jungvögel von behördlicher Seite ganz oder teilweise stillgelegt, was erhebliche Kosten für den Bauherren zur Folge hätte.
Werden Niststätten mutwillig und ohne Genehmigung zerstört, so ist dies ein Straftatbestand, der je nach Bundesland mit bis zu 50.000 Euro geahndet werden kann.
Dasselbe gilt, wenn aktive Bruten erst in der Bauphase entdeckt und dann entfernt werden, um einen Baustillstand zu vermeiden.
Ein weiterer Vorteil der Berücksichtigung von Gebäudebrütern bereits in der Planungsphase ist, dass man entsprechende Ersatzniststätten bereits in den Bau durch spezielle Nist- und Quartierssteine so integrieren kann, dass diese später am fertigen Gebäude keine optischen Beeinträchtigungen darstellen und keine nachträglichen Beschädigungen des Mauerwerks z.B. zu Befestigungszwecken von Ersatzniststätten nötig werden.
copyright Caroline Seige – neue Fassade mit integrierten Nist- und Quartierssteinen
Niststätten in Gefahr?
schnelles Handeln rettet Vogelleben
Massenhaft werden zur Zeit immer noch gesetzeswidrig Niststätten von Immobilienbesitzern aus Unwissenheit oder aber vorsätzlich mit oder ohne lebende Brut darin vernichtet. Im Bereich von großen Mietobjekten und gewerblichen Gebäuden geschieht dies´ massenhaft im Zuge von Sanierungen oder zur Vermeidung von „Dreck“ unter den Nestern. Hier sind alle gebäudebewohnenden Arten gleichermaßen betroffen. An privaten Einzelimmobilien werden außerhalb von baulichen Maßnahmen vornehmlich immer wieder Nester von den Fassaden abgeschlagen (z.B. Schwalben) – ebenfalls um Dreck zu verhindern.
Copyright Caroline Seige – Nest mit lebenden Küken im Bauschutt entsorgt
In allen Fällen handelt es sich um illegale Aktionen, die strafbar sind.Die meisten dieser Fälle werden weder geahndet, noch werden Ersatzniststätten verordnet, aus dem einfachen Grund, weil es keine Kenntnis der Behörden über die vorhandenen Niststätten gibt. Leider ist es noch nicht verpflichtend für Bauherren, beim Bauantrag ein ornithologisches Gutachten über das Vorhandensein von gebäudebewohnenden Arten mit einzureichen.
So obliegt es dem Bauherren selbst, ob er diesbezüglich tätig werden will oder „es drauf ankommen lässt“.
Um so wichtiger ist es, dass wir alle mit offenen Augen durch unsere Stadt gehen und sehr schnell handeln, falls Niststätten in Gefahr sind.
copyright Caroline Seige – an diesem Gebäude wurden mehrere Nisthöhlen mit Küken drin vorsätzlich verschlossen – das Elterntier sitzt verzweifelt mit Futter vor dem ehemaligen EIngang, hinter dem die Küken noch zu hören sind
Wenn wir aktive Niststätten beobachten, die evtl. von Zerstörung bedroht sein könnten – z.B. weil das Gebäude gerade eingerüstet wird oder der Abriss droht oder jemand Vogelvergrämungsmaßnahmen anbringt wie Spikes, Abwehrpaste, Netze o.ä. solltendie aktiven Niststätten sofort und eindeutig durch Fotos und Videos – optimalerweise mit Datumsnachweis durch EInblendung der aktuellen Tageszeitung – dokumentiert werden. Dann sollte sofort „Anzeige wegen Verstosses gegen das Bundesnaturschutzgesetz §44 „bei der unteren Naturschutzbehörde, dem Ordnungsamt und der Polizei erstattet werden.
Copyright Caroline Seige – für diese Küken kam die Rettung nach der Anzeige zu spät – sie waren bereits hinter Bauschaum erstickt, bevor die Behörden das Nest wieder öffnen konnten
Wichtig ist es, bei der Anzeige, sofern aktiv gebrütet wird oder lebende Bruten bereits vorhanden sind, deutlich zu machen, dass Gefahr im Verzug ist und man sollte auf jeden Fall die Sache genauestens im Auge behalten, bis sichergestellt ist, dass etwas unternommen wurde.
Nur, wenn wir alle die Augen offen halten und vorsätzliche Niststättenvernichter konsequent belangt werden, wird es unattraktiv werden, „es drauf ankommen zu lassen“
Copyright Caroline Seige – …und was gibt es Schöneres, als eine fröhliche Spatzenkolonie , die uns auch an den sanierten Fassaden ein Stück Stadtnatur bis vor das Fenster bringt….
Unsere Wildtiere werden in Panik versetzt, unzählige Tiere – vom Vogel über Eichhörnchen bis hin zu Igeln überleben den Jahreswechsel nicht oder sterben kurz danach an Kollisionen, Verirrungen, Stress und Hunger.
Und auch unsere Haustiere durchleben in dieser Nacht die Hölle.
….und Sie können noch viel mehr für die betroffenen Tiere tun!
In der Vorweihnachtszeit appelliere ich immer an alle: Verzichtet auf diese gigantische Weihnachtsbeleuchtung und bewahrt unseren Tieren in der Natur ihre überlebenswichtigen „dunklen Ecken“.
JETZT bitte ich Euch alle: Verhaltet Euch genau umgekehrt! In der Silvesternacht – und überall dort, wo jetzt schon geböllert wird, leuchtet Eure Häuser (von außen), Grundstücke, Balkone gut aus – wenn es sein muss, die ganze Nacht hindurch. Die meisten Wildvögel sind im Dunkeln praktisch orientierungslos. Wenn sie aufgeschreckt durch einen Kanonenschlag, eine Rakete oder sonst irgendwelche Knallkörper in die Dunkelheit auffliegen, irren sie blind und panisch umher und zahllose Kollisionen sind die Folge.
DieseSeite zeigt Radaraufnahmen aus den Niederlanden wo man eindrucksvoll sieht, was jedes Jahr seit dem Jahreswechsel 2007/2008 bis heute eine Sekunde nach Mitternacht am Himmel geschieht (auf die Zeitanzeige achten). Auch ein Video aus Rom, wo um Mitternacht tausende Vögel tot vom Himmel fielen ist erschreckend.
DieseStudie, die bereits 2011 erstellt wurde, interpretiert unter anderem die Radaraufnahmen. Wer den englischen Text bei „Google Übersetzer“ rein kopiert, erhält eine recht gut verständliche Übersetzung.
Gebt den verirrten Vögeln Licht, damit sie sich orientieren können und damit die Lichtblitze der Feuerwerke abgemildert werden.
Sorgt dafür, dass gleichzeitig nirgends Innenbeleuchtung nach draussen in die Dunkelheit scheint (Vorhänge zu) – damit Vögel, die in der Dunkelheit umherirren auf ihrer verzweifelten Suche nach Licht nicht gegen Eure Scheiben knallen.
Und wenn Ihr gerade auf Balkonen, in relativ schutzlosen Auffahrten etc. dann noch mit Hilfe nicht brennbarer Materialien etwas baut, was Schutz bieten kann, finden die Vögel im Licht ein kleines Versteck, wo sie hoffentlich verweilen können, bis die Hölle vorbei ist.
Wir werden mal wieder ohnmächtig zuschauen müssen, wie dieser sinnlose „Krieg“ vor unserer Haustür abgeht – aber wenigstens können wir versuchen, den Betroffenen ein ganz klein wenig Hilfestellung zu geben……
Als ich vor einigen Jahren meine ersten Rauchschwalbenküken in Not fand, musste ich schnell feststellen, dass es nahezu unmöglich war, zur Wildvogelaufzucht im Allgemeinen und zur Schwalbenaufzucht im Besonderen adäquate Informationen und Hilfe zu finden. Den wilden Schwalben, die direkt vor meiner Haustür ihre Brut groß zogen, gesundem Menschenverstand, Geduld bei der Beobachtung und viel Vertrauen in mein Bauchgefühl verdankte ich letztendlich, dass meine erste Rauchschwalbenaufzucht erfolgreich verlief.
Mein erster Vogelzögling war Rauchschwalbe Pummelchen (re), der seit 2011 jedes Jahr zum Brüten nach Hause kommt…..
Schnell musste ich feststellen, dass ich bei weitem nicht die einzige war, die nach dem Auffinden von hilflosen Wildvögeln recht rat- und hilflos auf sich allein gestellt da stand. Aus diesem Grunde machte ich meine gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen zunächst lokal über Zeitungsberichte, später auch im Internet öffentlich. Die Folge war, dass ich immer häufiger von aufmerksamen Vogelfindern kontaktiert wurde.
(Rauchschwalbe)….seit 2015 brütet Pummelchen mit Sunny, meiner Handaufzucht aus 2014….
So mancher Singvogel fand seinen Weg zur weiteren Aufzucht zu mir. Noch viel mehr Singvögeln konnten, wie ich den zahlreichen, positiven Rückmeldungen entnehmen durfte, die Finder aufgrund intensiver Beratungsgespräche selbst erfolgreich helfen. Kleine Info-Veranstaltungen, die ich im letzten Sommer kurzfristig zum Thema „erfolgreich Wildvögel und insbesondere Schwalben in Not aufziehen“ auf lokaler Ebene anbot, fanden überregionalen Zuspruch. Da ein so großer Informationsbedarf rund um die Wildvogelhilfe zu bestehen scheint, habe ich mich zum Ende der letzten „Zöglingssaison“ entschieden, die Zeit, die ich im Winter habe zu nutzen. Ich trug alle mittlerweile erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen zusammen um sie für jedermann schnell verfügbar zu machen.
(Rauchschwalbe) …. und die zwei ziehen auf meiner Diele meistens zwei Bruten pro Sommer auf…
Diese Seiten sollen Ihnen helfen, in einer akuten Auffindesituation eines hilfsbedürftigen Vogels schnell und ohne lange nach Informationen suchen zu müssen, effektiv handeln zu können.
Ich danke all den vielen Wildvögeln, die ich aufziehen durfte, dass ich so viel von ihnen lernen konnte. Meiner Familie und all den unzähligen kleinen und großen menschlichen Helfern, ohne deren Unterstützung ich niemals die Möglichkeit und die Zeit hätte, mich im Sommer so vieler kleiner Zöglinge so intensiv anzunehmen. Außerdem dem Forumwww.Hobby-Gartenteich.de und ganz besonders dessen Betreibern Annett, Jürgen und Joachim, die nicht nur die Idee zur „Wildvogel-Rettung.de Webseite hatten, sondern sie auch so phantastisch in die Tat umgesetzt haben!
Gerade im Frühjahr und Sommer, wenn die meisten Vögel brüten und ihre Jungen großziehen, geschieht es schnell, dass wir einem vermeintlich hilflosen Vogel, der in Not geratenen zu sein scheint, begegnen.
In Not? ….oder auf erster Entdeckungstour?
Und wer will das kleine Wesen, das da bewegungslos geduckt vor uns hockt und uns aus großen Kulleraugen ängstlich anstarrt nicht sofort aufnehmen, um es zu beschützen. In solchen Situationen heißt es, wenn man dem kleinen Wesen wirklich Gutes tun will, kühlen Kopf zu bewahren. Vergleichsweise deutlich seltener treffen wir auf verletzte Altvögel, für die aber das Nachfolgende genau so gilt:
So brutal das jetzt klingen mag und so ungern Sie den nächsten Abschnitt sicher lesen mögen…
…Sie sollten sich, bevor sie über irgendeine weitere Hilfsmaßnahme nachdenken, eines überlegen: Sind Sie bereit……
Dies kann mit etwas Glück bedeuten, dass Sie lediglich die nächsten paar Stunden ihres geplanten Tagesablaufes über den Haufen werfen müssen. Mit Pech kann es aber auch geschehen, dass Sie mindestens die nächsten ein oder zwei Tage im Ausnahmezustand leben.
Wenn Sie diese Frage nicht mit „ja“ beantworten können, sollten Sie das Tier belassen wo es ist. Die Natur wird das hilflose Tier, wenn es denn wirklich hilflos ist schnell erlösen und es wird noch zur Nahrung für andere, die auf diese Kost angewiesen sind um selbst zu überleben. Würden Sie das hilflose Tier einsammeln, ohne sich ernsthaft mit seinem weiteren Schicksal befassen zu können, würden Sie sein Leiden und Sterben unter Umständen nur verlängern.
Ein erwachsener Vogel, der nicht flüchtet, wenn Sie sich nähern, der sich anfassen lässt und ganz still und scheinbar vertrauensvoll in ihrer Hand sitzt, ist schwer verletzt oder schwer krank. Wenn Sie einem solchen Vogel helfen wollen, sollte Ihr erster Weg zu einem vogelkundigen Tierarzt führen!
Ein Jungvogel, der sich so verhält, istnicht zwangsläufig hilfsbedürftig, sondern versucht durch sein Verhalten keine Aufmerksamkeit zu erregen – für diese Vögel gilt zunächst das nachfolgend Gesagte:
Wenn Sie willens sind und sich in der Lage fühlen, helfen zu können, sollten Sie einiges beachten, bevor Sie den Vogel an sich nehmen: Jede Tierart, auch jede Vogelart hat ihre ganz eigene Strategie entwickelt, wie sie ihre Jungtiere aufzieht. Einige Vögel verlassen ihr Nest und sind sofort völlig flugfähig und selbständig. Andere verlassen ihr Nest und werden von den Eltern noch tage- und wochenlang zugefüttert und unterrichtet im Jagen. Wieder andere verlassen ihr Nest hüpfend, einige Tage oder gar eine ganze Woche bevor sie fliegen lernen.
Für Amselästlinge sind der Mensch und seine Haustiere die mit Abstand größte Gefahr
Diese Jungvögel nennt man Ästlinge. Sie hüpfen scheinbar verletzt, da flugunfähig über den Boden oder durchs Gebüsch und rufen ständig laut nach ihren Eltern, die in regelmäßigen Abständen den Bettelrufen folgend kommen, um ihre Kinder zu füttern.
Diese Vögel sind in unserer Zivilisation den größten Gefahren ausgesetzt: Sie werden von unwissenden Menschen, die helfen wollen, eingesammelt und so ihrer Eltern beraubt. Sie sind leichte Beute für unsere Katzen, denn anders als nach Sonnenuntergang, wo die Kleinen mit ihren Eltern mucksmäuschenstill im Gebüsch schlafen und eine Katze schon über sie stolpern müsste, um sie zu entdecken, muss unser Stubentiger am Tag nur den Bettelrufen folgen, um den kleinen Ästling zu entdecken und problemlos aus dem Gebüsch zu sammeln. Insofern sollten sich Katzenhalter, die ihren Stubentigern auch im Sommer den Freigang nicht verwehren können, überlegen, ob sie ihre Katzen nicht in dieser Zeit tagsüber im Haus behalten und nur Nachts raus lassen können. Da Katzen von Natur aus nachtaktive Jäger sind und den Tag verschlafen würden, ist eine diesbezügliche Umstellung für die Katze unproblematisch und so manchem Jungvogel würde das das Leben retten.
Wir alle sind uns sicherlich einig, dass niemand von uns, egal wie groß unsere Anstrengungen auch sein mögen, die kleinen Vögel so gut aufziehen und auf das Leben vorbereiten kann, wie es die eigenen Eltern können. Darum sollte unser oberstes Ziel sein: wenn wir ein vermeintlich hilfsbedürftiges Tier finden, dieses bei den Eltern zu belassen oder es ihnen zurück zu geben.
Auf den allerersten Blick können wir einige Dinge ausmachen:
Ist der Vogel sichtbar verletzt (Blut, Verrenkungen etc.)
Ist der Vogel noch unbefiedert? (nackt oder nur mit Flaum bedeckt)?
Ist der Vogel stark geschwächt? (schwankt, fällt um, hat sichtbare Parasiten am Körper)?
Handelt es sich bei dem Vogel um einen Mauersegler oder eine Schwalbe? (beide sind immer hilfsbedürftig, wenn sie sich greifbar am Boden befinden)
Können Sie eine dieser Fragen mit „ja“ beantworten, dann sollten Sie nicht zögern, und den kleinen Vogel sofort aufnehmen und schnellstmöglich nach Hause oder bei sichtbaren Verletzungen zu einem vogelkundigen Tierarzt folgen. Die ideale Unterbringung eines Fundvogels – egal, was er letztendlich nachher hat, ist zunächst ein seiner Größe angepasster Karton, der nicht zu groß ist und mit Luftlöchern versehen wird.
Diesen Karton polstern Sie mit einem Handtuch, Schal oder ähnlichem so aus, dass ein kleines Nestchen entsteht, in dem der Vogel rundum gestützt aufrecht sitzen kann. Dann verschließen Sie den Karton, so dass der Vogel ruhig und dunkel sitzen kann. Bitte stellen sie zunächst absolut kein Futter oder Wasser mit in den Karton und verabreichen Sie auch nichts.
Solange nicht geklärt ist, was das Tier hat, sollte es etwa bei Zimmertemperatur sitzen.
Ausgenommen sind nackte oder gerade eben nur mit Flaum versehene Küken – sie benötigen sofort Wärme.
Das geht am besten, indem man mit den beiden Händen eine Höhle formt, in der der Vogel geschützt hockt, da unsere Körpertemperatur noch am ehesten für die erforderliche Wärme sorgt.
Als Faustregeln gelten:
je weniger Federn der Vogel hat, desto mehr ist er auf Wärme angewiesen.
Nackte, nur ein oder zwei Tage alte Vogelküken benötigen in der Regel eine Mindesttemperatur von rund 30 Grad. Diese Wärme gibt ihnen normalerweise die auf dem Nest sitzende Mutter.
Je stärker der Vogel befiedert ist, desto weniger benötigt er über die Tagestemperatur hinaus gehende Wärmequellen.
Ausgenommen sind verletzte Vögel oder durchnässte Vögel, die aufgrund ihrer Schwächung oder ihres noch nicht wetterfest ausgebildeten Federkleides an Unterkühlung leiden.
Oft trügt der Schein…
Können Sie die obigen Fragen alle mit „nein“ beantworten, schauen Sie, ob das Vögelchen an einem gefährlichen Platz hockt. Sitzt es beispielsweise direkt am Straßenrand oder frei auf dem Präsentierteller für Raubvögel etc., nehmen Sie das Vögelchen und setzen es in unmittelbarer Umgebung an einen sicheren Platz z.B. hoch in einen Busch.
Hasenbabys und Rehkitze sollten Sie niemals berühren. Durch den menschlichen Geruch, den Sie bei Berührung zwangsläufig hinterlassen, wären Sie zum Tode verurteilt, da sie dann für ihre Feinde aufzuspüren sind und ihre Eltern sich meist nicht beschützend und warnend in der Nähe aufhalten. Anders ist es bei Vögeln. Hier spielt es keine Rolle, ob Sie die Küken, deren Eltern immer in der Nähe sind, berührt haben.
Dann entfernen Sie sich weit genug, so dass Sie die Stelle noch beobachten können, aber nicht mehr stören.
…und Mama oder Papa sind ganz in der Nähe…
Nach einer Weile, wenn der Jungvogel sich nicht mehr in Gefahr durch Sie fühlt, wird er, wenn er doch nicht hilfsbedürftig ist, anfangen, seine Eltern zu rufen. Irgendwann, das kann durchaus schon mal ein oder zwei Stunden dauern und sehr kläglich klingen, wird er Antwort bekommen und ein Elternteil oder beide tauchen auf und füttern den kleinen Wicht. Wenn das geschieht, können Sie sicher sein, dass alles in Ordnung ist und den kleinen Vogel seinen Eltern und seinem Schicksal überlassen. Wenn die Eltern auch nach mehrstündiger Beobachtungszeit nicht wieder auftauchen und/oder der kleine Vogel das Rufen und Betteln irgendwann komplett auch über längere Zeit einstellt, dann ist vermutlich irgendetwas geschehen, was den jungen Vogel von seinen Eltern getrennt hat. Dann ist dieser Vogel wirklich hilfsbedürftig und Sie können ihn einsammeln und erst einmal mit nach Hause nehmen.
Dieser kleine Wicht war auf sehr schnelle Hilfe angewiesen
Sollte der Findling eindeutig so jung sein, dass er sein Nest weder zu Fuß noch fliegend verlassen haben kann, kann es mehrere Gründe geben, warum der kleine Kerl „aus dem Nest gefallen“ ist. In vielen Fällen kann man so einen Unglücksraben auch später noch den Eltern erfolgreich zurück geben, wenn man schnell und richtig handelt. Darum sollten Sie sich, nachdem Sie den Findling eingesammelt haben, umschauen, ob Sie irgendwo die Eltern und/oder das zugehörige Nest ausmachen und dem Findling zuverlässig zuordnen können. Wenn ja, merken Sie sich die Stelle gut, nehmen den Kleinen erst einmal mit nach Hause und lesen, nachdem Sie die Erstversorgung vorgenommen haben möglichst sofort das Kapitel über die Rückgabeder Küken an die Eltern.
„Liebe geht durch den Magen“ – wenn wir ein hilfsbedürftiges kleines Wesen vor uns haben, packt uns meist als erstes das Bedürfnis, dem kleinen Pflegling als Erstversorgung Nahrung und/oder Wasser zu geben. Widerstehen Sie bitte Ihrem ersten Impuls im Interesse des Vogels. Wenn der kleine Vogel schon so sehr ausgehungert ist, dass er die nächste halbe Stunde ohne Futter nicht mehr überstehen würde, dann stehen ihre Chancen, ihn mit sofortiger Fütterung zu retten ohnehin mehr als schlecht. Wenn er andererseits noch Reserven hat – und das ist nach meiner Erfahrung in den allermeisten Fällen so, können Sie mit Fehlern gerade bei der Erstversorgung die Chancen auf Überleben drastisch verschlechtern.
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf in Not geratene Jungvögel: Nestlinge und Ästlinge. Haben Sie einen hilfsbedürftigen Altvogel gefunden, lesen Sie bitte direkt im Kapitel Unterbringung die ersten Abschnitte.
Das Allerwichtigste für einen Jungvogel ist zunächst einmal Wärme und Stressfreiheit.
eine Wärmeplatte ersetzt perfekt die wärmende Vogelmutter in den ersten Lebenstagen
Die Frage nach der Wärme ist abhängig vom Alter und Entwicklungszustand des Vogels. Ist er noch nackt oder nur leicht mit Flaum bedeckt, benötigt er sofort eine zusätzliche Wärmequelle. Ich habe zu diesem Zweck immer eine Wärmeplatte, eine sogenannte „künstliche Glucke“im Haus, die man zur Aufzucht von Hühnerküken verwendet. Sie werden das nicht unbedingt im Schrank stehen haben. Darum müssen Sie kreativ werden. Ob Sie nun eine Heizung hochdrehen und den Vogel direkt daneben platzieren, ein zu einem Nest geformtes Handtuch auf eine Wärmflasche legen oder im nächsten Zoohandel eine Wärmelampe (bitte kein Rotlicht) für Reptilien aufspüren – wichtig ist, dass der Vogel ohne Zeitverzug warm gehalten wird.
Damit es nicht zu einer Überhitzung kommt, ist es sinnvoll, ein Thermometer dort zu platzieren, wo der Vogel am dichtesten an der Heizquelle ist (also Wärmeplatte, Wärmelampe oben, Wärmflasche etc. unten). Das Thermometer sollte bei einem nackten Küken 37 Grad nicht überschreiten, bei einem bepflaumten Küken nicht über 28 – 30 Grad gehen und bei einem Vogel, der bereits erste Federn hat nicht über 20 – 25 Grad anzeigen. Für einen Vogel, der bereits relativ weit befiedert ist, der schon flugfähig war oder bei dem es sich um einen Ästling handelt – also kurzum ein Vogel, der schon einen relativ „fertigen“ Eindruck macht, ist eine zusätzliche Wärmequelle nicht mehr erforderlich. Hier reicht es, dass der Vogel bei Zimmertemperatur in einem geschützten Nest stressfrei zur Ruhe kommen kann.
„Stressfrei“ bedeutet für ein Wildtier zunächst einmal immer fernab von allem, was ihm von Natur aus gefährlich erscheint. Das bedeutet nicht nur, dass Katzen, Hunde und andere Haustiere (auch unser Kanarienvogel oder der Sittich) in der Nähe des Vogels nichts zu suchen haben, es bedeutet auch, dass wir selbst uns zumindest, bis der kleine Vogel Vertrauen gefasst hat, so viel wie möglich von ihm fern halten, überflüssige Berührungen vermeiden und uns ruhig und sparsam bewegen.
Ein Dach über dem Kopf…
Darüber hinaus gibt „ein Dach über dem Kopf“ den meisten Vögeln ein Gefühl von Sicherheit. Sie können also gut und schnell eine Müslischale mit Küchenpapier zu einem kleinen Nest auspolstern und dieses an, auf oder unter Ihre Wärmequelle befördern.
….egal, ob so ……
…oder so…
Zum Beispiel können Sie auch mit Hilfe eines auf einer Seite aufgeschnittenen Pappkartons quasi ein Häuschen über die Müslischale stellen, was dem Vogel einen geschützten, dunklen Raum bietet. Das ganze platzieren sie in einem Raum, in dem Ruhe herrscht – also wo sich erstmal keine Menschen oder Tiere aufhalten. Warum Sie keinen Käfig verwenden sollten, erkläre ich noch ausführlich im Kapitel „Unterbringung“.
…aber immer bietet es…..
….ein Gefühl von Sicherheit.
Bevor Sie Ihren Findling jedoch in seiner „Höhle“ zur Ruhe kommen lassen, sollten Sie ihn noch einmal kurz auf Parasiten absuchen.
Wenn es auf dem Vogel nur so krabbelt und er einen sehr geschwächten oder einen extrem unruhigen Eindruck macht, dann ist es dringend erforderlich sehr schnell und als erstes etwas gegen die kleinen Blutsauger zu unternehmen, die einen kleinen Vogel innerhalb kürzester Zeit töten können. Bitte lesen Sie dann zunächst im Kapitel „Parasiten“ weiter. Wenn Sie nur bei intensiver Suche vereinzelt eine Milbe finden und der Vogel weder stark geschwächt noch sehr unruhig wirkt, können Sie den Vogel erst einmal in seiner Höhle zur Ruhe kommen lassen und sich der Parasiten später annehmen.
Nun haben Sie etwas Zeit, um sich das erste Futter zu besorgen. Hierfür müssen Sie zunächst wissen, welches Futter Ihr Findling verträgt.
Bei Nestlingen und Ästlingen, also jungen Singvögeln ist das relativ einfach. Fast jeder Singvogel in unseren Breiten zieht seine Brut anfangs sogar ausschließlich mit Insekten auf. Je nach Vogelart sind sie mehr oder weniger auf bestimmte Insekten spezialisiert. Insofern kann das Verfüttern falscher Insekten dazu führen, dass der Vogel mit einer völlig falschen Nährstoff-Zusammensetzung ernährt wird. Bevor Sie auf Insektenjagd gehen, müssen Sie zumindest sicher stellen, dass sie keinen der einzigen 4 Vegetarier (Grünfink, Stieglitz, Gierlitz und Bluthänfling) unter unseren kleinen Singvögeln haben.
Also sollten Sie zunächst Ihren Vogel bestimmen. Von fast jedem Jungtier unserer Singvogelarten
werden normale Fliegen als Erstversorgung nach meiner Erfahrung hervorragend vertragen. Darum eignen sie sich als Erstversorgung besonders gut – zumal sie sich auch praktisch überall im Sommer beschaffen lassen. Also nehmen sie ein sauberes Glas, füllen es zur Hälfte mit Leitungswasser, bewaffnen sich mit einer Fliegenklatsche und gehen auf die Jagd.
Achten Sie bitte drauf, dass Sie nicht da jagen, wo Sie zuvor mit giftigen Sprays gegen Fliegen hantiert haben. Auch Fliegen aus Klebefallen oder bereits tote Fliegen vom Fensterbrett oder mit dem Elektrogrill gefangene Fliegen sind absolut tabu für kleine Vogelzöglinge. Wenn Sie eine Fliege frisch geklatscht haben, werfen Sie sie in ihr Wasserglas, damit die Fliege nicht austrocknet.
Nachdem Sie ein paar Fliegen erbeutet haben, geht es an die erste Fütterung:
Dafür brauchen Sie eine stumpfe Pinzette und viel Ruhe und Geduld. Setzen Sie sich bequem in Ihrem Vogelzimmer hin und fischen Sie Ihre erste Fliege aus dem Glas. Probieren Sie zunächst einige Male, das Futtertier mit der Pinzette schräg von oben auf den Kükenschnabel im Nest „zu schweben“ zu lassen und tippen Sie dabei ganz leicht gegen das Nest. Sie imitieren also praktisch den Anflug der Eltern zur Fütterung. Oft reicht das bereits, damit der Vogel den Schnabel aufsperrt. Geschieht dies nicht, legen sie Ihr Futtertier griffbereit auf den Tisch. Dann nehmen Sie behutsam den kleinen Zögling aus dem Nest und setzen ihn als Rechtshänder (sonst umgekehrt) in die linke hohle Hand. Je jünger und unselbständiger der kleine Vogel ist, desto dicker und leuchtender erkennen Sie rund um den Schnabel den weichen, sogenannten Schnabelwulst. Bei Altvögeln fehlt dieser völlig.
Anfangs sperren die Kleinen den Schnabel fest zu…..
Da der kleine Vogel nicht weiß, dass Sie ihn füttern wollen, wird er mit aller Macht seinen Schnabel zu klemmen. Darum schieben Sie behutsam einen Fingernagel der rechten Hand an der Seite des Schnabels zwischen die Wülste und hebeln vorsichtig den Schnabel auf.
(Dabei sollte ein Finger der den Vogel haltenden linken Hand unbedingt den Schnabel so stabilisieren, dass er beim Aufhebeln nicht seitlich verschoben wird).
Mit demselben Finger können Sie dann den geöffneten Schnabel offen halten, während Sie mit der Pinzette in der rechten Hand die Fliege greifen und diese vorsichtig in den geöffneten Schnabel befördern.
Wichtig ist hier, dass Sie die Fliege mit der Pinzette so tief in den Schnabel befördern, dass die Fliege ganz hinten im Rachen den Gaumen ganz leicht berührt. Diese Berührung löst einen Schluckreflex aus, den Sie daran bemerken, dass der Vogel plötzlich selbst aktiv das Köpfchen etwas hebt und „nachschnappt“. In dem Moment, wo dieser Reflex ausgelöst wird, lassen Sie das Insekt einfach los und ziehen die Pinzette langsam und vorsichtig zurück.
…doch schnell beginnen sie, uns heftig bettelnd den geöffneten Schnabel entgegen zu recken
Dieses Prozedere wiederholen Sie mit 3 – 4 weiteren Fliegen. Wenn Sie jedes Mal, wenn Sie mit der Pinzette in Schnabelnähe kommen, einen sich wiederholenden Laut von sich geben, z.B. ein leises Schnalzen, dann wird der Vogel sehr schnell wissen, dass dieses Geräusch Futter bedeutet. Oft sperrt er schon nach der 3. oder 4. Fliege sein Schnäbelchen selbst auf und beginnt sogar lautstark zu betteln. Wenn der Vogel so weit ist, brauchen Sie ihn für künftige Fütterungen nicht mehr aus dem Nest zu nehmen, sondern können einfach die Fliege in den aus dem Nest bettelnden Schnabel befördern.
Sollte das Vögelchen sich nach der zweiten Fliege immer noch genau so nachdrücklich oder sogar noch nachdrücklicher gegen die Fütterung wehren wie beim ersten Mal, lassen Sie es damit erstmal gut sein. Vielleicht hat der Vogel auch innere Verletzungen, die Sie nicht sehen können und die ihm die Nahrungsaufnahme unmöglich machen. Dann wäre die Zwangsfütterung eine echte Qual. Wenn Sie ein paar Fliegen verfüttert haben, oder auch, wenn der Vogel sich weiter massiv verweigert, setzen Sie ihren Zögling zurück in sein Nest, stellen Sie seine Höhle rüber und gönnen ihm wieder Ruhe.
Nun haben Sie etwas Zeit, sich mit ein wenig Recherche bezüglich Ihres Vögelchens zu befassen:
Verlieren Sie bitte dabei ihre Uhr nicht aus den Augen. Ihr kleiner Zögling sollte jetzt bis zum Ende des Tages erst einmal alle 20 – 30 Minuten ein paar Fliegen bekommen. Nach 19 – 20 Uhr ist für den kleinen Kerl dann Nachruhe angesagt und Sie haben mit Fütterung bis zum nächsten Morgen Pause.
Und noch eines sollten Sie sich bewusst machen: Sie haben hier einen kleinen Vogel in Not aufgenommen. Dass er sich überhaupt in dieser Notsituation befand, legt nahe, dass er irgendeine Schwäche hat. Unter Umständen wird Ihnen der Vogel in den nächsten Stunden versterben. Machen Sie sich dann bitte keine Vorwürfe. Das Risiko ihren Pflegling zu verlieren gehen Sie immer ein, wenn Sie Tiere in Not aufnehmen. Sie geben dem Findling mit Ihrem Einsatz lediglich ein Hilfsangebot. Annehmen muss der Findling die Hilfe selbst.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die erste Nacht am häufigsten darüber entscheidet, ob ein Zögling es schaffen wird oder nicht. Darum habe ich mir auch angewöhnt, meinen Pfleglingen frühestens nach der ersten Nacht und spätestens, wenn ich das Gefühl habe „jetzt könnte er es schaffen“, einen Namen zu geben. Für mich ist es noch heute jedes Mal wieder eine freudige Erleichterung, wenn ich nach der ersten Nacht zu einem neuen Findling komme und sich mir auf meinen Futterruf ein emsig bettelndes Schnäbelchen entgegen reckt.
Bevor Sie nun mit Ihren Recherche beginnen, sollten Sie sich zunächst fragen, ob Sie den kleinen Vogel selbst aufziehen möchten, oder ob Sie eine geeignete Pflegestelle suchen wollen. Egal, wofür Sie sich entscheiden, Sie sollten sich immer bewusst machen (und bei einer Pflegestellensuche auch hinterfragen), dass eine Aufzucht nicht erfolgreich war, wenn der Vogel fliegen kann und er vor die Tür gesetzt wurde und weg ist. Eine Aufzucht ist erst dann „erfolgreich“ gelungen, wenn der Vogel selbständig in der Natur leben und überleben kann und im Idealfall die Geschlechtsreife erlangt. Ob Ihr Zögling draußen überlebt und irgendwann eine eigene Familie haben wird, werden Sie nur in jenen Fällen sicher wissen, wo er eines Tages wieder auftaucht und sich zu erkennen gibt. Das ist natürlich die schönste Bestätigung, geschieht aber bei weitem nicht immer.
Ich kann aber je nach Vogelart herausfinden, ob die Vögel sofort selbständig sind oder ob sie noch mehr oder weniger lange von ihren Eltern geschult und versorgt werden, wenn sie ihr Nest verlassen haben. Ist dies der Fall, kann man sich denken, dass ein Vogel, der nach Verlassen des Nestes raus gelassen wird und am Himmel entschwindet ohne gelernt zu haben, wie er wieder zurück zu Ihnen als Ersatzelternteil und Futterquelle findet, noch weiß, wie er jagen soll, keine großen Chancen hat, die nächste Zeit zu überleben. Viele dieser Vögel verhungern elendlich, wenn sie nicht vorher einem Greifvogel zum Opfer fallen.
Ein Vogel, der nach Verlassen seines Nestes noch lange von seinen Eltern begleitet wird, ist darauf angewiesen, dass sein Pfleger als Bezugsperson diese begleitende Funktion übernimmt, solange der Vogel sie braucht.
Wenn Sie ihren Zögling nicht „einfach nur loswerden wollen“, sondern auch möchten, dass er eine wirkliche Chance bekommt, es trotz des Verlustes der Eltern oder trotz seiner Verletzung zu schaffen, dann werden Sie sich mit der Suche nach der geeigneten Pflegestelle etwas Mühe geben müssen. Auf den ersten Blick scheint es nicht schwierig zu sein, so ein kleines, in Not geratenes Wildtier in kompetente Hände los zu werden: In jeder größeren Stadt findet man Tierheime, Wildvogelstationen, Wildtierhilfen und vieles mehr. Die Namen der Einrichtungen verheißen Gutes: Tierheim Kleinkleckersdorf e.V., Wildvogelstation Hansestadt Bergfeld e.V., Wildtierhilfe weiße Feder gGmBH und so weiter und so weiter. Viele von ihnen verfügen über aufwändige Internetauftritte und was man dort an Informationen vorfindet, lässt nicht daran zweifeln, dass man es mit einer wirklich kompetenten Stelle zu tun hat. Insbesondere, wenn in den Referenzen oder unter „unsere Partner“ oder „unsere Förderer“ auch noch zahllose, namhafte Tier- und Umweltschutzorganisationen aufgeführt sind oder gar der Name der eigenen Stadt als Förderer zu finden ist.
Ich kann Ihnen nur sagen, der Schein trügt nur all zu häufig. e.V., das Kürzel, was dem Ganzen immer so einen gewissen Anstrich von Seriosität verleiht, heißt nichts anderes als „eingetragener Verein“ und einen eingetragenen Verein kann jeder von uns ohne Probleme gründen, wenn er einige Regeln einhält. Gemeinnützige Vereine, deren Zweck in der Satzung festlegt, Tieren zu helfen, brauchen darüber hinaus eine Genehmigung des Veterinäramtes und ggf. des Ordnungsamtes zum Betrieb einer solchen Einrichtung. Um diese Genehmigung zu erhalten, muss man das Vorhandensein geeigneter Käfige, Volieren, Ställe und / oder Gatter in den jeweiligen für die zu beherbergende Tierart festgelegten Mindestmaßen vorhalten und einen Sachkundenachweis erbringen (oder einen verantwortlichen Mitarbeiter (Betriebsleiter) vorweisen, der über so einen Sachkundenachweis verfügt). Ansonsten ist der Sachkundenachweis allerdings, sofern man nicht sowieso eine abgeschlossene Berufsausbildung als Tierpfleger, Tierarzt oder ähnliches nachweisen kann, mit Hilfe einiger Seminare, die das erforderliche Wissen vermitteln, schnell abzulegen. Die Aussage, dass der Betreiber ausgebildeter Tierarzt, Wildtierpfleger, Zootierpfleger, Jäger, Falkner oder sonst was ist, sagt im übrigen absolut gar nichts über die Tierliebe des Betreibers oder seine Beweggründe für das Betreiben der Station, also über die Qualität der Station oder des Heims aus.
Erst seit einigen Jahren gibt es für gemeinnützige Vereine (e.V.) auch die Möglichkeit, die neue Gesellschaftsform der gGmbH (gemeinnützige GmbH) zu wählen. Hier handelt es sich um ein Zwischending zwischen e.V. und GmbH. Es vereint die Vorteile eines gemeinnützigen Vereins (Steuervorteile, Ausstellen von Spendenbescheinigungen etc.) mit den Vorteilen einer GmbH (dem Recht, wirtschaftlich tätig zu werden, die Führung statt durch ehrenamtlich tätige Personen durch hauptamtliche, aus den Einnahmen (Spenden) bezahlte Geschäftsführer zu ersetzen etc.). Die Möglichkeit, diese Gesellschaftsform für eine gemeinnützige Organisation zu wählen, ist überall dort ein Segen, wo zuvor ehrenamtlich tätige Menschen wirklich mit Herz und Seele für den gemeinnützigen Zweck tätig waren und sich diese Tätigkeit zu einem „Vollzeitjob“ ausgeweitet hat, denn auch diese engagierten Menschen müssen ja von irgendetwas leben. Aber diese Gesellschaftsform erleichtert es auch Menschen, die die Gemeinnützigkeit in erster Linie zur Verfolgung persönlicher Interessen anstreben, mit etwas Geschick und guter juristischer Beratung, umfangreiche Spendengelder für das eigene Wohl über die berechtigte Leistungsentlohnung hinaus dem eigentlichen Zweck zu entfremden, ohne, dass es unrechtmäßig würde.
Was die genannten Förderer und Unterstützer anbelangt, die auf den Webpages erwähnt werden, so haben viele dieser namhaften Verbände die Station oder das Heim, was sie mit ihrem Namen auszeichnen noch kein einziges Mal wirklich kennen gelernt. Städte und Gemeinden haben wenig Interesse daran, solch existente Lokalitäten tiefer zu durchleuchten und zu überprüfen. Immerhin wäre, gäbe es diese Heime und Stationen nicht, das Ordnungsamt für Fundtiere direkt zuständig. Und stellen Sie sich doch mal die Begeisterung eines Sachbearbeiters im Rathaus vor, wenn ihm im Stundentakt Hunde, Katzen, aus dem Nest gefallene Wildvögel und am Straßenrand gefundene Igel vorbei gebracht würden. Die Gemeinde müsste auf eigene Rechnung eine Auffangstation betreiben, was wiederum die immer klammen Kassen der Stadt extrem hoch belasten würde. Da ist so eine durch Spendengelder finanzierte Station, die man nur noch mit vergleichsweise kleinen Beträgen unterstützt, sehr willkommen.
Eine gute Nachricht vorweg: es gibt sie noch, die Menschen, die aus echter Tierliebe und mit viel Engagement und Herzblut so eine Einrichtung betreiben. Die schlechte Nachricht: Diese engagierten Betreiber, bei denen das individuelle Tier wirklich noch im Vordergrund steht, muss man oft mit der Lupe suchen. Einige dieser Tierheime und Auffangstationen sind längst dem schnöden Mammon zum Opfer gefallen. Die Tiere sind Mittel zum Zweck: ihre Anwesenheit sichert Arbeitsplätze und Lebensstandards. Je mehr Bekanntheitsgrad ein Heim oder eine Station hat, je häufiger sie mit herzerweichenden Fotos und tragischen Geschichten armer Tiere in der lokalen Presse auftauchen, je größer man die Not öffentlich deutlich machen kann (Stichworte: wir brauchen mehr Platz, mehr Futter, mehr Mitarbeiter), desto mehr fließen die Spendengelder mitleidiger Tierfreunde, was wiederum die eigene Existenz sichert. Je größer eine Station gerade für Wildtiere ist, desto seltener können Sie davon ausgehen, dass das einzelne Tier individuelle oder gar intensive Pflege erfährt. Das wäre auch schon von der Anzahl der dort täglich in der Brutsaison aufgenommenen Tiere her organisatorisch kaum zu machen.
die Gemeinschaft mit gleichaltrigen Artgenossen ist für Vögel, die nicht zusätzlich pflegebdürftig sind, optimal
Für manche Wildtiere und wenn diese gesund sind, also keiner besonderen Pflege bedürfen, kann das sogar von großem Vorteil sein. Habe ich beispielsweise ein gesundes Vogelküken, das normal bettelt, sich füttern lässt und auch sonst keine Krankheiten oder Beschwerden aufweist, dann kommt ihm die Gemeinschaft mit gleichaltrigen Artgenossen, das gemeinsame Aufwachsen und der spielerische Konkurrenzkampf im Nest um den nächsten Futterhappen nur zu Gute. Vorausgesetzt natürlich, dass die Station die Vögel ihrer individuellen Vogelart entsprechend hält, sie nicht für Werbung missbraucht – und vor allem artgerecht füttert – und das findet vielerorts leider überhaupt nicht statt. Oft wird jede Vogelart pauschal mit Mehlwürmern, Heimchen, Buffalos, Maden und künstlichen Mineralzusätzen gefüttert. Gerade Mehlwürmer sind für überhaupt kein Vogelküken geeignetund können im Extremfall sogar zu schweren Entwicklungsstörungen führen.
besonders verletzte Vögel benötigen häufig eine aufwändige, individuelle Pflege
Ist Ihr Pflegling zusätzlich geschwächt oder gar verletzt, lässt sich nicht freiwillig füttern oder erfordert irgendwie speziellen Pflegeaufwand, dann sollten Sie noch genauer hinschauen. Gerade in großen Auffangstationen und solchen, die alle Wild- und manchmal zusätzlich Nutztierarten pauschal aufnehmen, gibt es oft weder das fachlich für jede Tierart kompetente Personal noch die Zeit, einem kleinen Pflegling so individuelle Pflege zukommen zu lassen. In manchen Stationen soll, wenn ich dem, was ich gehört und gelesen habe Glauben schenke, es durchaus üblich sein, verletzte Singvögel an ebenfalls dort untergebrachte Greifvögel zu verfüttern.
Für „Allerweltsvögel“ gibt es nicht überall intensive Pflege
In einigen Stationen wird klar unterschieden, ob es sich um sogenannte „wertvolle“ (weil seltene) und damit schützenswerte Vogelarten handelt oder ob es sich um einen „Allerweltsvogel“ handelt, bevor man entscheidet, in welchem Umfang man sich um Hilfe und Pflege bemüht.
Ehrliche Stationen sagen einem das gleich zu Anfang, so dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie das Tier wieder mitnehmen wollen oder aber einverstanden sind, wenn es getötet wird. Einige Stationen allerdings verschweigen einem dieses Procedere. Sie nehmen das Tier an, spielen dem tierlieben Finder besorgtes Bemühen vor und sowie man die Räumlichkeiten verlassen hat, wird der Pflegling sich selbst überlassen bis er entweder sowieso verendet ist oder bis jemand Zeit hat, ihn sachgerecht töten zu lassen. Wenn Sie dann einige Tage später anrufen, um zu erfahren, wie es ihrem Findling geht, hat er es leider trotz größter Anstrengungen nicht geschafft.
Noch schlimmer ergeht es in solchen Stationen Findlingen, die nicht nur schwer verletzt sind, sondern auch noch das Pech haben, nicht „alltäglich“ zu sein oder einen besonders herzzerreißenden Aufmacher in der Zeitung für neue PR abgeben. Wenn diese Tiere schwer verletzt in der Station abgegeben werden, als Wildtiere sowohl voller panischer Angst vor den Menschen sind als auch unter heftigen Schmerzen aufgrund ihrer Verletzungen leiden, dann darf sich jeder selber die Frage beantworten, wie viel Sorge ums Tier in der Station im Vordergrund steht, wenn so verfahren wird:
Wenige Tage nach der Abgabe des Tieres prangt ein wunderschönes, halbseitiges, draußen mit Blitzlicht geschossenes Farbfoto im Tagesblatt, auf dem dieses arme Tier, das unter den Arm eines Pflegers geklemmt oder mit den Fingern an den Füßen auf seiner Hand fixiert ist und mit halb geschlossenen Augen „ergeben“ in die Kamera schaut. Ein toller Pressetext, der die Leistungen der Einrichtung bei der „Hilfe“ für das arme Tier mit einem herzerweichenden Text in den Fokus rückt, sorgt dafür, dass sie ihre Finanziers nicht verliert und der Spendenstrom nie abreißt. Einige Tage später ist dasselbe Tier auf Nachfrage leider aufgrund seiner schweren Verletzungen eingeschläfert worden.
Vielleicht mache ich ja einen Denkfehler: aber wenn ein Tier so schwer verletzt ist, dass sein Leben auf Messers Schneide steht, dann dürfte eine Fotosession – sei sie auch noch so kurz – bei dem das Wildtier dafür extra festgehalten/fixiert und der Helligkeit sowie der Nähe des Menschen ausgesetzt werden muss, für das betreffende Tier purer Stress und große Schmerzen bedeuten. Wenn die Verletzungen nicht so dramatisch waren, dass man auf diesen Fototermin besser hätte verzichten sollen, dann ist es rätselhaft, warum dieses Tier plötzlich eingeschläfert werden musste… … nach dem Fototermin – versteht sich. Dass diese Geschichte weit davon entfernt ist, ein Einzelfall zu sein, musste ich im Laufe der Jahre leider ungläubig zur Kenntnis nehmen.
Bei kleinen privaten Pflegestellen, haben Sie das Problem mangelnder Individualität bei der Pflege Ihres Findlings eher selten. Hier lauern allerdings andere Gefahren:
Junge Spatzen brauchen neben Insekten auch schon frische Gräser und Kräuter mit Blüten und Samenständen
Neben der Tatsache, dass auch hier sogar noch häufiger aus Unwissenheit eine ungeeignete Unterbringung stattfindet, die Gefiederschäden nach sich ziehen kann, welche die spätere Flugfähigkeit und die Wetterfestigkeit des Federkleides beeinträchtigen, und/oder oft fehlerhaft ernährt wird, kommt es in privaten Pflegestellen häufig vor, dass die Tiere nicht als das behandelt werden, was sie sind: Wildtiere! Sie kommen in zu engen Kontakt mit Haustieren und werden oft durch gut gemeinte, aber für das spätere Leben folgenschwere „Überversorgung an Liebe“ fehlgeprägt. Das übermäßige Bestreben des Pflegers, den kleinen Vogel vor absolut jeder Gefahr, die die Umwelt bereit halten könnte, von vornherein zu bewahren, erlaubt es dem Vogel nicht, zu lernen, was er später in Freiheit braucht: Jagen, Futtersuche, Gefahren erkennen und Gefahren ausweichen. In vielen Fällen – gerade, wenn es sich um ein Einzeltier bei der Pflege handelt – lernen die Vögel die Sprache und das Verhalten ihrer eigenen Art nicht. Dann hat man plötzlich eine Schwalbe, die zwitschert, wie ein Kanarievogel oder eine Krähe, die lieber auf einem menschlichen Kopf landet als mit ihren Artgenossen herumzuziehen. Diese Vögel haben später kaum eine reelle Chance, in Freiheit zu überleben.
Nun fragen Sie sich nach dem zuvor gelesenen sicherlich, wie es Ihnen überhaupt möglich sein soll, eine geeignete Pflegestelle zu finden? Das gestaltet sich mit etwas Recherche einfacher, als erwartet. Eine Vorauswahl der gemeinnützigen Heime und Stationen sowie privaten Pflegestellen können Sie bereits bequem am Telefon treffen. Dafür brauchen Sie nur eines: ein paar Kenntnisse über die Grundbedürfnisse ihres kleinen Findlings….
….nebenbei: haben Sie auf die Uhr geschaut? Braucht Ihr kleiner Knirps schon wieder Futter?
Wenn Sie im Internet „Handaufzucht von Wildvögeln“ eingeben, werden Sie eine Vielzahl von unterschiedlichsten, oft auch sich widersprechenden Ratschlägen und Aufzuchtberichten finden. Mir ging es damals so, als ich meine ersten Schwalbenküken fand und ihnen helfen wollte. Die Berichte waren so verwirrend und teilweise auch nicht nachvollziehbar, die Zeit lief mir davon, denn die kleinen Vögel brauchten Versorgung und ich war irgendwann noch verwirrter, als vor meinen Recherchen.
Schließlich entschloss ich mich, all diese klugen Ratschläge in den Wind zu schlagen und meinen gesunden Menschenverstand einzuschalten: Ich fragte mich, wie Schwalbeneltern ihre Jungen aufziehen. Womit füttern sie, wie pflegen sie die Küken, wie bereiten sie sie auf das selbständige Leben in Freiheit vor?
Schwalben brauchen Fluginsekten, um gesund gross zu werden
Um diese Frage zu beantworten, suchte ich nicht mehr nach Berichten von Handaufzuchten, sondern nach Vogelsteckbriefen auf ornithologischen Seiten – und wurde fündig. Wichtig ist, dass man sich auf Steckbriefe stützt, wo die Kükenaufzucht explizit behandelt wird. Viele Vogelküken bekommen andere Nahrung, als ihre Eltern später zu sich nehmen. So füttern z.B. auch spätere Gemischtfresser und Vegetarier ihre jungen Küken zunächst in den allermeisten Fällen mit bestimmten Insekten. Versuchen Sie, herauszufinden, was für ein Vogel Ihr Findling ist. Wenn Sie wissen, was für einen Vogel Sie aufgesammelt haben, oder wenn sie eine Vermutung haben, dann lesen Sie ein paar Vogelsteckbriefe zu dieser Art. Finden Sie heraus, was diese Vögel ihren Küken füttern, wie ihre Nistplätze aussehen, wie ihre natürlichen Verhaltensweisen und ihr soziales Miteinander ausschauen.
Bachstelzen müssen lernen, lebende Tiere am Boden……
Wie machen die Eltern ihre Küken mit dem freien Leben vertraut, müssen sie die Futtersuche erst lernen oder können sie es instinktiv beim Verlassen ihres Nestes? Je mehr Sie über den Vogel in Erfahrung bringen, desto gezielter können Sie bei ihrer Suche nach einer geeigneten Pflegestelle nachfragen und beurteilen, ob die Antworten angehen können.
….und aus dem Wasser zu erjagen.
Wenn Sie sich mit der Vogelart vertraut gemacht haben, rufen Sie die in Frage kommenden Pflege- und Auffangstationen in Ihrer Umgebung an. Auf dieser Seite finden Sie z.B. eine gut sortierte bundesweite Liste mit gemeinnützigen und privaten Auffang- und Pflegestationen, deren Qualität Sie aber jeweils selbst vor Ort genau abschätzen sollten. Sagen Sie einfach nur, dass sie z.B. ein Blaumeisenküken gefunden haben und fragen, was Sie machen können. Eine Station oder Pflegestelle, bei der das individuelle Tier tatsächlich im Vordergrund steht, wird Ihnen zunächst Fragen stellen, die darauf abzielen, heraus zu finden, ob die Auffindesituation eventuell eine Rückgabe des Vogels an die Eltern ermöglicht. Wenn nein, wird man Sie fragen, ob Sie den Vogel selbst aufziehen möchten oder ob Sie ihn vorbei bringen wollen. Im ersten Fall wird man bemüht sein, ihnen hilfreiche Ratschläge zu geben und Ihnen anbieten, telefonisch mit Rat zur Seite zu stehen, falls Sie Schwierigkeiten bekommen. Im zweiten Fall wird man Ihnen vermutlich erklären, wohin Sie den Vogel bringen sollen. Fragen Sie in diesem Fall, was man mit dem Vogel in der Station machen würde.
Fragen Sie nach, womit Ihr Findling gefüttert werden wird.
Wie er untergebracht wird, womit er gefüttert werden wird und wie die Auswilderung aussehen wird. Mit ihren zuvor angelesenen Kenntnissen können Sie bereits beurteilen, ob das, was man ihnen erzählt, überhaupt sinnvoll für ihren kleinen Pflegling sein kann. Im Zweifelsfall vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl! Eine gute Pflegestelle wird auch nichts dagegen haben, wenn Sie sich später gelegentlich nach dem Befinden ihres Findlings erkundigen möchten oder ihn gar besuchen. Auch ob das möglich ist, können Sie vorher abfragen. Und lassen Sie sich bloß nicht mit der Ausrede abspeisen „wir haben keine Zeit für Telefonberatungen – wir haben viele Tiere zu versorgen“. Eine Station, die so redet, nutzt das entweder als faule Ausrede, die Station ist überfüllt bzw. überfordert oder man ist dort so naiv und kurzsichtig, dass ich mich fragen würde, ob mein Schützling da richtig ist.
Ein Beratungsgespräch dauert, wenn es hoch kommt eine Stunde. In diesem Gespräch gibt es eine über 75% ige Chance, dass man aufgrund einer korrekten und umfangreichen Beratung den Vogel eventuell noch an die Eltern zurück geben kann oder dass der Anrufer mit der entsprechenden Hilfe bereit ist, sich selbst um das Tier zu kümmern. Jeder Wildvogel, den ich zur Aufzucht gebracht bekomme, kostet mich im Schnitt 1 Monat lang täglich Zeit. Das sind selbst, wenn es nur eine Stunde täglich wäre, locker 30 Stunden. Gerade, wenn ich in Zeitnot bin und wenn es mir wirklich primär darum geht, so vielen Tieren wie möglich optimal zu helfen, sollte es mir also diese telefonische Beratung wert sein, ggf. einen Pflegling weniger gebracht zu bekommen und gleichzeitig einem weiteren Vogel eine bessere Chance verschafft zu haben.
Wenn Sie sich schließlich für eine potentielle Pflegestelle entschieden haben, füttern Sie ihren Zögling noch mal ordentlich und befördern ihn dann mitsamt seinem Nest (z.B. der Müslischale) in einen kleinen, mit einem Handtuch gut ausgepolsterten und mit Luftlöchern versehenen Karton (so dass das Nest rutschfest und sicher steht), verschließen diesen und befördern den Karton ins Auto. Wenn Sie sich sicher sind, dass die Station passt, können Sie den Karton mit ihrem Zögling am Zielort gleich mit aus dem Auto nehmen. Wenn Sie im Verlauf des Telefonates noch unschlüssig waren, lassen Sie ihren Findling zunächst im Auto und gehen ohne Vogel in die Station (sofern Ihr Auto im Schatten parkt und nicht überhitzen kann). Dort schauen Sie sich erst einmal an, wie und wo der Vogel untergebracht würde.
Dabei sollte Ihr Augenmerk weniger auf blumige Erklärungen des
Personals und die sympathische Ausstrahlung der jungen Frau oder
des jungen Mannes gerichtet sein, sondern besonders auf bereits
vorhandene Tiere fallen:
Machen sie einen ordentlichen, lebendigen Eindruck?
Wirken sie entspannt oder gestresst?
Sind die Volieren, Nester, Aufenthaltsorte der Tiere gepflegt?
Machen die Futtergeschirre, Futterlagerplätze und Co einen ordentlichen, organisierten Eindruck oder herrscht überall Chaos?
Sind alle Tierarten irgendwie auf die gleiche Art und Weise untergebracht oder scheint man auf die individuellen Bedürfnisse und Probleme der einzelnen Tiere Rücksicht zu nehmen?
Artspezifische Bedürfnisse sollten……
Wenn Sie offenen Auges durch so eine Station gehen und nicht auf wortreiche Erklärungen der Pfleger hören, sondern mehr auf die lautlosen Aussagen der anwesenden Tiere achten, dann wissen Sie schnell, ob dieser Ort der passende Ort für Ihren Findling ist. Dass Ihnen nicht unbedingt jedes Tier gezeigt werden kann, ist im Interesse der betreffenden Tiere, die unter Umständen Ruhe, Dunkelheit oder sonst eine Abschirmung benötigen, verständlich.
…bei der Unterbringung berücksichtigt worden sein
Eine Station allerdings, die jegliche Einblicke verwehrt, könnte eventuell genau so etwas zu verbergen haben, wie die Station, die ohne Rücksicht auf das Befinden des individuellen Tieres absolut alles zeigt und jedes Wildtier zum Streicheltier macht.
Wenn die Station schließlich einen guten Eindruck auf Sie macht und Sie sich entschließen, ihren Zögling dort in Obhut zu geben, tun Sie ihrem kleinen Vogel sicher einen großen Gefallen, wenn Sie ab und an nach ihm schauen und seinen weiteren Werdegang ein wenig begleiten. So manche Wildtierstation und Pflegestelle freut sich durchaus auch darüber, wenn Sie anbieten, so, wie Sie Zeit haben, vorbei zu kommen, um bei der Versorgung der kleinen Zöglinge zu helfen.
Wildtierhilfe kostet immer Geld – egal, ob man eine Station, eine private Pflegestelle oder eine Beratung betreibt. Wenn Sie es sich leisten können und wollen, wird man sich sicher über eine finanzielle Unterstützung freuen. Ich rate aber dringend dazu, diese Spende nicht sofort bei der Abgabe des Tieres zu leisten. Entscheiden Sie sich später, bei einem Ihrer Besuche oder nach der Auswilderung, ob die Arbeit dieser Station es ihnen wert ist und war, sie zu unterstützen.
Um heraus zu finden, welchen Vogel Sie gefunden haben, finden Sie hier z.B. eine Vielzahl hervorragender Vogelsteckbriefe, und auch Wikipedia liefert für viele Vogelarten sehr fundierte und umfangreiche Informationen. Zur Vogelbestimmung gibt es eine umfangreiche Sammlung von Vogelfotos, die, wenn man sie anklickt mit vielen Kükenfotos hinterlegt sind.
Versuchen Sie, herauszufinden, was für ein Vogel Ihr Findling ist.
je befiederter der Vogel ist, desto sicherer lässt er sich bestimmen
Wenn schon erste Federn zu erkennen sind, dürfte es einfach sein. Je jünger und nackter das Küken ist, desto schwieriger gestaltet sich die Identifikation. Bei ganz jungen Findlingen kann selbst ein geschultes Ornithologenauge oft in den ersten Tagen nicht mit Bestimmtheit sagen, um was für einen Vogel es sich handelt.
je jünger der Findling ist, desto schwerer gestaltet sich die sichere Bestimmung
Einen groben Hinweis darauf, ob es sich um einen späteren Insekten-, Gemischt- oder Körnerfresser handelt, bekommen Sie bereits, indem Sie die Schnabelform betrachten. Je spitzer, feiner, schmaler und/oder länger der Schnabel wirkt, desto eher geht es in Richtung Insektenfresser. Kurze, dicke, kräftige Schnäbel deuten eher in Richtung Körnerfresser. Auch die Farbe der Beine, des Schnabelwulstes und die Farbe des Rachens, wenn der Vogel den Schnabel aufreißt um zu betteln, gibt Hinweise auf die Vogelart. Der Fundort kann bei einem Nestling ebenfalls ein Hinweis für die Art sein. So wird man z.B. Schwalbenküken eher nicht in einem dichten Gebüsch finden und Amselküken eher nicht in einem Pferdstall.
Allerdings sollte man hier aufpassen, dass man sich nicht in die Irre leiten lässt: allzu oft bekomme ich z.B. Vogelküken als Schwalben gebracht, die sich als Spatzen, Rotschwänze oder Bachstelzen entpuppen. Am Fundort, einem Stall oder einer Reithalle, flogen unzählige Schwalben und das Küken wurde genau unter einem der vielen Schwalbennester gefunden. Kaum jemand weiss, oder berücksichtigt, dass viele andere Vogelarten, die oft viel heimlicher leben, in alten Schwalbennestern oder im Gebälk in unmittelbarer Nähe der Schwalbennester ebenfalls ihre Brut gross ziehen.
Er wurde mir als Schwalbe angekündigt – gefunden in einer Reithalle – sein Schnabel und seine Beine verrieten mir sofort, dass er ein Spatz ist
Verheerend ist es in so einem Fall, das am Boden liegende Jungtier ohne genaue Überprüfung der Vogelart in das vermeintlich dazu gehörige Schwalbennest zurück zu setzen.
Wenn Sie Ihren kleinen Pflegling selbst päppeln möchten, gilt es, einige Vorbereitungen zu treffen, damit Sie den Kleinen gesund und zügig groß bekommen.
Zu allererst müssen Sie versuchen, so sicher wie möglich zu bestimmen, um was für einen Vogel es sich bei Ihrem Findling handelt. Dann sollten Sie sich mit Hilfe von Vogelsteckbriefen über das natürliche Leben dieser Vogelart mit all ihren Facetten informieren. Hierbei ist besonders wichtig, dass Sie darauf achten, ob die in den Steckbriefen beschriebene Ernährung für die Altvögel oder für die Nestlinge gilt, denn oft füttern die Eltern ihren Kindern etwas anderes, als sie selber fressen. Hier finden Sie z.B. eine Vielzahl hervorragender Vogelsteckbriefe, und auch Wikipedia liefert für viele Vogelarten sehr fundierte und umfangreiche Informationen.
Bevor Sie nun weiter lesen, sollten Sie sich zunächst überlegen, welchen Weg Sie generell bei der Pflege Ihres Findlings einschlagen möchten. Es gibt unendlich viele Ansätze und Ratschläge, die sich teilweise auch widersprechen, was eine korrekte Wildtieraufzucht anbelangt. Weit verbreitet ist der Rat, je nach Vogelart eine Futtermischung aus im Zoohandel gekauften, lebenden und vor dem Verfüttern abgetöteten oder gefrorenen Insekten und verschiedenen, künstlichen Mineralfuttern (von denen viele absolut ungeeignet sind), herzustellen. Auch hinsichtlich der Haltungsbedingungen und des Umgangs gibt es unterschiedliche Auffassungen. Gemein haben nahezu alle Ratschläge, dass die Zöglinge in irgendeiner Form „gefangen“ aufwachsen und fliegen lernen und erst im Anschluss eine Auswilderung stattfindet.
noch ist Krah auf meine Fütterung und meinen Schutz angewiesen, doch sie nabelt sich täglich weiter ab….
Mein Ansatz, der sich bei mir seit Jahren bewährt hat und der sich für eine private Aufzucht, wo man es meist nur mit einem oder zwei Zöglingen zu tun hat, auch gut realisieren lässt, basiert auf einer möglichst freien und naturnahen Aufzucht. Die Ernährung erfolgt weitestgehend mit denselben oder sehr ähnlichen Futtertieren, die die Eltern auch verfüttern würden und die täglich frisch aus der Natur gefangen werden. Die Unterbringung der Zöglinge erfolgt in Nestern die so naturnah wie möglich dem Nest der Vogelart angepasst und platziert sind. Idealerweise kann ich den Findlingen von Anfang an direkten visuellen und/oder akustischen Kontakt zu ihren wilden Artgenossen ermöglichen.
Freiheit so früh wie möglich…..
Auch auf das Risiko hin, dass sie von einem Feind erlegt werden, lernen sie das Fliegen nach dem Verlassen ihres Nestes möglichst genau so, wie sie es auch bei ihren Eltern lernen würden: draußen. Ich bin nach Verlassen des Nestes ihre wichtigste Bezugsperson.
….und jagen draußen lernen macht den Übergang in die Freiheit fließend
Zu mir kommen sie, wenn sie Hunger haben, um sich ihr Futter abzuholen und mir folgen sie, wenn ich voraus gehe und ihren vertrauten Futterruf von mir gebe. So zeige ich ihnen von Tag zu Tag ein Stück mehr vom Grundstück und von der „weiten Welt“. Je weniger die Vögel mit der Zeit auf die Zufütterung durch mich angewiesen sind, je mehr sie sich draußen selbst versorgen können und je mehr Anschluss an Artgenossen sie finden, desto seltener kommen sie noch rein, um sich einen Snack abzuholen oder um drinnen zu schlafen. Irgendwann bleiben sie auch die erste Nacht weg und wenn sie merken, dass sie auf mich nicht mehr angewiesen sind, um überleben zu können, nabeln sie sich mehr oder weniger schnell ab.
Diese „freie“ Form der Aufzucht scheint den Vögeln den erfolgreichen Übergang vom Nestling zum erwachsenen Jungvogel auch ohne Eltern am einfachsten zu ermöglichen. Andererseits ist diese Form der Aufzucht etwas aufwändiger, als die anderen Formen – ganz besonders in den ersten Tagen, die dem ersten Verlassen des Nestes folgen.
Diese Form der Aufzucht hat mich komplett überzeugt und diese Aufzucht ist das, was ich auf dieser Web-Page vermitteln möchte.
Die Aufzucht mit überwiegend gekauften Insekten ist im Hinblick auf eine gesunde Entwicklung des Zöglings deutlich aufwändiger – insbesondere, wenn Sie noch keine Erfahrung damit haben. Bei der Verfütterung überwiegend gezüchteter und meist tiefgekühlter Insekten muss über spezielle Nahrungsergänzer, die von dem jeweiligen Zögling auch vertragen werden und zu seinen Ansprüchen passen, sorgfältig ergänzt werden. Bevor Sie sich da heran wagen, rufen Sie bitte über meine Notfallnummeran, damit ich Sie hier individuell beraten kann.
Gefiederschäden sind oft die Folge falscher Nährstoffzusammensetzungen – Claudi wurde nur 2 Tage falsch gefüttert
Ich habe im Rahmen meiner Beratungsgespräche immer wieder erfahren, dass es bei Aufzuchten durch „Laienpäppler“ sehr oft zu kleineren oder größeren Entwicklungsstörungen oder auch irreparablen Schäden an Gefieder, Skelett und/oder ZNS kam. Und das, obwohl sich die Päppler ganz genau an die Empfehlungen von Tierärzten, Wildvogelstationen oder Infoseiten im Internet gehalten haben. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass all die Empfehlungen falsch sind (obwohl hier sehr, sehr viele falsche Empfehlungen im Umlauf sind, die zu folgenschweren Fehlentwicklungen führen). Viel eher ist es so, dass dem „Laienpäppler“ oft die Erfahrung fehlt, rechtzeitig erkennen zu können, wenn bei den Zusammenstellungen und Dosierungen der Ersatznahrung etwas geändert werden muss.
Oft ist es, ganz besonders bei Zugvögeln wie Schwalben oder Mauerseglern bereits zu spät, wenn dem Päppler auffällt, dass etwas schief läuft. Bei der Naturfütterung gibt es diese Probleme naturgemäß nicht, da durch das Futtertier selbst bereits automatisch bedarfsgerecht gefüttert wird.
Wenn Sie sich für die naturnahe Aufzucht entschieden haben, finden Sie in den nachfolgenden Kapiteln eine ausführliche Beschreibung aller zu berücksichtigenden Punkte.
Praktisch jedes Lebewesen hat seine artspezifischen Parasiten, die von Natur aus in oder auf ihm leben. Das ist normal und gehört zum Kreislauf der Natur. Kräftige, gesunde Organismen haben ein intaktes Immunsystem, welches spielend damit fertig wird, diese Parasiten so zu deckeln, dass sie eine verträgliche Anzahl nicht überschreiten. Erst, wenn eine Schwächung des Organismus durch Krankheit oder Verletzung eintritt, können sich diese Parasiten plötzlich explosionsartig vermehren, die Oberhand gewinnen und ihren Wirt dann eventuell auch schnell töten.
Bei Jungtieren sieht das etwas anders aus: Egal, ob man sich die Pflanzen- oder die Tierwelt anschaut – die Natur hält bei allen eine ganze Reihe von Prüfungen bereit, die es von Geburt an zu bestehen gilt, bevor das Lebewesen die Geschlechtsreife erlangt, und sich vermehren darf. Nur die Stärksten und Gesündesten – und die „Glückskinder“ – überstehen diesen Weg der Prüfungen und können ihre Gene weiter geben. Bei Vögeln beginnt die Selektion im Prinzip bereits mit dem Nestbau durch die Eltern.
Auf den Eltern leben spezifische Parasiten, die als mehr oder weniger dauerhafte Untermieter überall mit hinreisen. Sowie die Eltern mit dem Nestbau beginnen, beeilen sich auch die mitgereisten Parasiten für ihren Fortbestand zu sorgen. Sie wandern von den Altvögeln ins Nest, um dort ihre Eier abzulegen.
….am Anfang warnen es 3 Schwalbenkinder…
Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Wer schlüpft zuerst und wer gewinnt die Oberhand? Für die frisch geschlüpften Parasiten bieten die jungen Vögel im Nest eine unerschöpfliche Nahrungsquelle. Je älter die Vögel im Nest allerdings werden, desto besser können sie sich durch entsprechende Körperpflege und mit Hilfe ihres immer besser werdenden Immunsystems wehren. In den ersten Tagen nach dem Schlupf jedoch, sind sie noch nahezu schutzlos einer eventuellen Parasitenflut ausgesetzt. Schlüpfen also die Parasiten zu früh, können sie die Küken quasi bei lebendigem Leibe direkt nach dem Schlupf verspeisen.
Dasselbe geschieht, selbst wenn die Parasiten erst später geschlüpft sind, wenn die Küken zu lange im Nest bleiben müssen. Dies kann z.B. geschehen, wenn eine längere Schlechtwetterperiode den Eltern die Futtersuche schwer macht. Oder in der direkten Umgebung herrscht ohnehin großer Insektenmangel und die Eltern müssen für jeden Happen weit fliegen (Stichwort grüne Wüsten). Als Folge wachsen die Kleinen langsamer heran. Wenn die kleinen Vögel nur noch ganz kurz davor stehen, ihr Nest verlassen zu können, geschieht es oft, dass der Parasitendruck so unerträglich groß wird, dass die Nestlinge in ihrer Panik vorzeitig aus dem Nest flüchten und abstürzen.
Bei Rauchschwalbennestern kann man das, weil sie oft in Gebäuden angelegt sind, häufiger beobachten. Man findet fast fertige kleine Schwalbenküken auf dem Fußboden, von denen man annimmt, dass sie aus dem Nest gefallen sind. Schaut man sie genauer an, findet man sie übersät von Blutsaugern – diese Schwalben sind nicht gefallen, sie sind in Panik aus ihrem Nest rausgesprungen.
In solchen Fällen kann man die Tiere, sofern sie den Sturz überlebt haben, bei richtigem Handeln oft noch den Eltern zurück geben und auch den Rest der Brut retten, wenn man schnell genug richtig handelt. Dazu finden Sie mehr im Kapitel: „Kükenrückgabe an die Eltern“
…als am nächsten Tag nur noch 2 Küken da waren, haben wir nachgeschaut…..
Dass unser Findling überhaupt bei uns gelandet ist, spricht dafür, dass er in irgendeiner Form in Not geraten ist, also wenn er nicht „nur“ seine Eltern durch ein Unglück verloren hat, irgendwie eine Schwäche vorliegt. Hätten wir ihn nicht „gerettet“, wäre er der natürlichen Selektion zum Opfer gefallen. Damit ist er auch bevorzugtes, weil einfaches Ziel seiner artspezifischen Parasiten. Da wir weder wollen, dass unser Zögling bei uns von irgendwelchen Blutsaugern aufgefressen wird, noch derartige Tierchen in unserer Wohnung beherbergen möchten, sollten wir etwas gegen diese Quälgeister unternehmen.
Natürlich gibt es haufenweise Sprays und Tropfen gegen Vogelparasiten aller Art im Zoohandel und beim Tierarzt. Ich würde Ihnen allerdings dringend raten, davon die Finger zu lassen. Abgesehen davon, dass es sich hier immer um Gifte handelt, die selbst den Organismus eines Haustieres schon schwer belasten, reagieren viele Wildvögel unkalkulierbar empfindlich auf diese Mittel und manche sterben sogar daran.
Ich verfahre folgendermaßen mit „Neuzugängen“ bei meinen Zöglingen: Die gängigsten Vogelparasiten, die außen am Vogel leben, sind Milben, Federlinge, artspezifische Lausfliegen artspezifische Wanzen. Milben, Lausfliegen und Wanzen ernähren sich vom Blut der Vögel. Bei den Wanzen reichen schon drei oder vier Stück, um ein sehr junges Küken innerhalb von Stunden leer zu saugen und damit zu töten. Glücklicherweise findet man diese nicht ganz so oft. Wenn sie vorhanden sind, sitzen sie bevorzugt in der Halsbeuge am Übergang vom Kopf zum Rumpf – dort ist die Haut dünn und die Hauptgefäße, die den Kopf mit Blut versorgen, liegen oberflächlich und sind leicht anzuzapfen. Die saugenden Wanzen haben viel Ähnlichkeit mit Zecken und man muss 2 x hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um Parasiten handelt und nicht um ein körpereigenes Gebilde. Findet man so eine Wanze, muss diese allerschnellsten sehr vorsichtig entfernt werden. Genau wie Zecken sollten sie nicht gequetscht oder einfach abgerissen, sondern ganz vorsichtig von der Biss-Stelle gelöst werden. Hierzu eignen sich gut die handelsüblichen Zeckenzangen. Wenn Sie keine Erfahrung mit der Entfernung von Zecken haben, sollten SIe diese Wanzen von einem Tierarzt entfernen lassen.Das muss allerdings extrem zeitnah, also sofort geschehen!
Die Lausfliegensind ebenfalls Blutsauger und kommen schon häufiger vor. Sie sind unglaublich schnell, kaum tot zu kriegen und ihr Biss ist für das Opfer extrem schmerzhaft. Nicht selten sind sie gleich nach der Milbe der Übeltäter, wenn Vögel in Panik aus ihrem Nest in die Tiefe springen. Die Lausfliege lebt im Gefieder direkt an den Federkielen. Man findet sie nur, wenn man von hinten die Federn anhebt und ins Gefieder schaut. Auch dann sieht man sie meist nur kurz, weil man praktisch im Augenwinkel eine schnelle Bewegung wahr nimmt – schaut man bewusst hin, ist der Verursacher schon wieder in den Tiefen des Gefieders verschwunden. Vögel, die unter Lausfliegenbefall leiden, sind extrem unruhig und versuchen aus jedem Behältnis zu entfliehen, in das Sie sie setzen. Wenn Sie Verdacht auf Lausfliegen haben, sollten Sie mit ihrem Zögling kurz nach draußen gehen und die Lausfliegen soweit möglich mit einer Pinzette aus dem Gefieder sammeln. Hierbei ist es sehr, sehr wichtig, dass Sie mit der Pinzette auf keinen Fall eine Feder beschädigen. Besonders für Zugvögel wie Mauersegler oder Schwalben bedeutet ein Gefiederschaden mit hoher Wahrscheinlichkeit das Todesurteil.
Federlingefinden sich an Küken zum Glück eher seltener. Diese Parasiten sind allerdings wenn sie vorhanden sind, eine ernst zu nehmende Gefahr für das frisch sprießende Gefieder und gefährden ein späteres, erfolgreiches Auswildern. Federlinge ernähren sich von Vogelfedern. Sie fressen diese an und beschädigen sie damit so stark, dass sie unbrauchbar werden. Für den Vogel, der je nach Art sein Federkleid nur alle ein bis zwei Jahre wechselt, hat das fatale Folgen: wenn die Schwungfedern nicht mehr tragen können, ist der Vogel flugunfähig. Wenn das Federkleid löchrig ist, kann der Vogel Witterungseinflüssen nicht mehr stand halten, durchnässt und erfriert z.B. in Regenphasen etc. Die Federlinge, die sie finden können, sollten Sie also ebenfalls bereits manuell absammeln. Alle übrigen werden mit der nachfolgend unter Milben beschriebenen Methode vernichtet:
…der Kleine lag tot im Nest – von Milben übersäät und auch seine Geschwister waren schon sehr geschwächt….
Milben sind die am weitesten unter Vögeln verbreiteten Parasiten und sie treten in Massen auf. Sie sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennt, aber angesichts der großen Anzahl und ihres unersättlichen Bluthungers können sie sogar ein ausgewachsenes Huhn in kurzer Zeit umbringen. Milben können Sie nicht einzeln absammeln. Wenn der Vogel sehr stark befallen ist, können Sie (ebenfalls bitte draußen) mit einem weichen Tuch oder einer sehr, sehr weichen Bürste ganz vorsichtig von vorne nach hinten den Vogel abstreichen – dabei müssen Sie aber akribisch darauf achten, dass Sie keine einzige Feder beschädigen oder verbiegen. Das Tuch oder die Bürste sollten direkt im Anschluss in eine Plastiktüte und diese wiederum für mindestens 24 besser 48 Stunden ins Tiefkühlfach wandern. Dies ist die einzige Methode, womit Sie die Milben sicher aus ihrem Tuch abgetötet bekommen. Nach dieser ersten manuellen Anti-Parasiten Versorgung setzen Sie ihren Zögling wieder in seine Müslischale. Nun wissen Sie auch, warum ich Ihnen die Verwendung von Küchenpapier als Polstermaterial empfohlen habe.
Bei jeder Fütterung sollten Sie (nur anfangs und solange sie mit Parasiten rechnen) das Küchenpapier im Nest wechseln und sich das gebrauchte Küchenpapier ggf. mit einer Lupe genau anschauen und auf kleine Krabbler kontrollieren.
…wir haben sie mit Kieselgur behandelt und in ein anderes Nest, was ebenfalls behandelt wurde umgesetzt. Die Eltern haben hier die Kleinen noch eine gute Woche weiter versorgt….
Jetzt wird es Zeit, sich Kieselgur oder ähnliches zu beschaffen. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen, sehr, sehr fein vermahlenen Puder (z.B. Silikatstaub). Dieser Puder ist sehr saugfähig und hat eine mikrokleine Körnung. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem effektiven, natürlichen Parasitenfeind bei Geflügel. Zum einen trocknet der Puder die Parasiten aus, zum anderen setzen sich die ganz feinen Körnchen in die Gelenkspalten und machen die Parasiten damit bewegungsunfähig, was zwangsläufig zu deren Tod führt. Diesen Puder finden sie im Landhandel und oft in Zoogeschäften für Ziervögel. Ich z.B. verwende InsectoSec
Zwei Dinge sollten Sie beim Kauf beachten:
dass dem Produkt keine weiteren Zusätze in Form von Giften, Duft- und Farbstoffen beigemischt sind
dass das Pulver ausdrücklich zur Parasitenbekämpfung bei Geflügel und/oder Vögeln deklariert ist. (z.B. Kieselgur gibt es auch als Futterzusatz für Pferde. Dieses Kieselgur hat eine viel gröbere Körnung und würde Milben nichts anhaben können).
…bevor sie erfolgreich ihre ersten Flugversuche unternahmen.
Oft ist der Puder beim Kauf bereits in einer weichen Plastikflasche, so dass man ihn durch Drücken auf die Flasche „verstäuben“ kann. Andernfalls füllen Sie sich einfach etwas von dem Puder in eine weiche Flasche, die über einen Pfropfen mit kleinem Loch verfügt, um. Bitte verwenden SIe auf keinen Fall Dinge wie Babypuder oder Mehl! Wenn Sie kein Kieselgur sofort verfügbar haben und der Vogel sehr stark befallen ist, können SIe als Erstmaßnahme sehr feinen, zusammengekehrten, trockenen Sandstaub verwenden. Sie sollten jedoch so schnell wie möglich Kieselgur besorgen und damit nachbehandeln. (Wenn Sie Hühnerhalter in der Nachbarschaft haben, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass diese Ihnen mit Kieselgur aushelfen können).
Nun nehmen Sie ihren kleinen Zögling und stäuben den Puder von hinten überall ins Gefieder, so dass der Puder bis an die Haut reicht. Wichtig ist dabei, dass Sie mit einer Hand das Köpfchen abgedeckt halten, damit von dem Puder nichts in Augen oder Nase gelangt. Anschließend nehmen sie einen Teelöffel von dem Puder und breiten es im Nest unter dem Küchenpapier auf dem Boden der Müslischale aus. Wenn Sie nach ca. einem Tag auf dem Küchenpapier keine Parasiten mehr finden, können Sie das Küchenpapier für den Vogel durch gemütlicheres Heu und Moos als Polster ersetzen, was Sie dann normalerweise auch nicht mehr auswechseln müssen, bis Ihr Zögling sein Nest verlässt. Zur Sicherheit sollten Sie aber auch hier ein wenig von dem Puder unter dem Heu auf dem Schalenboden verteilen.
Weitere Beschreibungen und auch Fotos zu den Vogelparasiten finden Sie detailliert auf der Wildvogelseite.
Wie soll die Unterbringung meines Zöglings aussehen?
In diesem Kapitel werde ich jetzt lediglich auf die Unterbringung von verwaisten Jungvögeln eingehen.
Bei verletzten Altvögeln ist es nahezu unmöglich, eine pauschale Empfehlung auszusprechen.
Willi wurde zum Katzenopfer und verlor seine Schwungfedern. Nun ist er bis die Federn nachgewachsen sind, flugunfähig und braucht Kletterhilfen, um sich fortbewegen zu können
Da kommt es bei der Art der Unterbringung immer auf die individuellen Gegebenheiten an:
Welche Verletzung muss auskuriert werden?
Welche Vogelart habe ich vor mir?
Welche räumlichen Möglichkeiten kann ich bieten?
Wie lange wird der Vogel voraussichtlich Pflege brauchen? etc.
Im Thema „verletzte Altvögel pflegen“ finden Sie einige Hinweise, was Sie unbedingt berücksichtigen sollten und Tips, wie man dem Pflegling seine Situation etwas erträglicher machen kann.
Nur auf eine häufige Verletzung möchte ich gerne kurz eingehen und das betrifft alte, wie junge Vögel gleichermaßen: Wenn der Verdacht besteht, dass der Vogel eine Gehirnerschütterung haben könnte (z.B. Nestling unter dem Nest mit Beule am Kopf gefunden, Vogel gegen Fenster geflogen etc.) ist es ohnehin fraglich, ob der Vogel diese Verletzung überlebt. Häufig versterben die betreffenden Vögel innerhalb der ersten zwei Tage. Man kann die Chance auf Heilung jedoch drastisch begünstigen. Bei einer Gehirnerschütterung handelt es sich im Prinzip um eine wie auch immer geartete Verletzung des Gehirns, die sogar manchmal mit vorübergehenden Lähmungen einher geht. Der erfolgreiche Heilungsprozess eines verletzten Organs ist umso wahrscheinlicher, je weniger das betreffende Organ sich anstrengen/arbeiten muss. Das Gehirn ist eines unserer am vielseitigsten geforderten Organe. Alle Sinneseindrücke (Nase, Augen, Ohren) wollen rund um die Uhr verarbeitet werden. Gefühle (Angst, Stress, Freude etc.) werden im Gehirn verarbeitet. Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert und koordiniert. Je mehr ich das Gehirn vor jedweder dieser Arbeiten schütze, desto eher hat der Heilungsprozess eine Chance. Folglich bedeutet das für einen Fall, wo der Verdacht auf Gehirnerschütterung fällt genau, wie beim Menschen auch: Dämmerlicht/Dunkelheit – nicht zu warm – und Ruhe, Ruhe, Ruhe.
Solche Vögel sollten zunächst wirklich an einem absolut ruhigen Ort im Dunkeln auf engem Raum (z.B. in einem geeigneten, gut ausgepolsterten Pappkarton) untergebracht werden.
Dabei ist es wichtig, dass Sie mit dem Polster (z.B. Handtuch) ein Nestchen formen, in dem der Vogel gut gestützt aufrecht und mit den Füssen unter dem Körper sitzt.
Liegt er, wird seine Atmung blockiert.
Wichtig ist es zudem, daß sie dem Alter angepaßt nicht extra warm sitzen.
Nach dem Fund sollten Sie den Vogel mindestens 2 Stunden ohne Futter und ohne Wasser in absoluter Ruhe lassen und erst danach sollten je nach Zustand des Vogels wenn nötig weitere Maßnahmen ergriffen werden.
So schwer es auch fällt – diesen Vögeln erhöhen Sie damit die Überlebenschance.
Je nach Schwere der Verletzung kann diese Ruhe / Dunkelhaft ein bis mehrere Tage dauern (spätestens nach der „ersten Nacht“ muss aber gefüttert werden – bei sehr kleinen Vogelarten spätestens nach 2-3 Stunden).
Meist zeigt ihnen der Vogel beim Füttern durch sein Verhalten an, wenn er nicht mehr in seinen „Ruheraum“ zurück will. Dann können Sie ihn langsam wieder mit mehr Licht, Geräuschen etc. konfrontieren. Spätestens, wenn Sie nach ca. 3 Tagen gar keine Veränderungen feststellen, sollten Sie allerdings einen Tierarzt aufsuchen.
So, nun aber zum eigentlichen Thema – die Unterbringung der Zöglinge: Solange Ihr kleiner Zögling auf eine zusätzliche Wärmequelle angewiesen ist, ist er in seiner Müslischale mit viel Ruhe gut aufgehoben. Das betrifft aber bei frisch geschlüpften Küken nur die ersten Tage, bis sie ein wenig Flaum gebildet haben und bei etwas älteren Küken oft nur die ersten 24 Stunden, bis sie sich von den Strapazen ihres Unglücks erholt haben.
Bei der Entscheidung wie lange und wie viel Wärme Ihr Pflegling zusätzlich braucht, sollten Sie sich ebenfalls von Ihrem Bauchgefühl gepaart mit gesundem Menschenverstand leiten lassen. Schauen Sie sich an, wie es in der Natur aussieht. Nehmen wir einen Meisenkasten oder ein Schwalbennest als Beispiel: Die Mutter sitzt im Nest und brütet die Eier aus. Am Tag „X“ beginnen die Küken zu schlüpfen. Bis alle Küken geschlüpft sind, können je nach Vogelart schon mal ein bis zwei Tage vergehen. Anschließend müssen alle Küken noch trocknen.
geduldig wartet der Vater, bis die Kleinen unter der Mama geschlüpft sind
So lange rührt sich die Mutter vom Nest gar nicht runter und auch der Vater hält sich lediglich in der Nähe auf, macht aber noch keine Anstalten zu füttern.
Wenn die Küken schlüpfen, sind sie noch mit einem sogenannten „Dottersack“ ausgestattet, von dem sie sich im Schnitt die ersten 24 – 48 Stunden ernähren können. Die Kleinen bringen also praktisch ihr erstes Lunchpaket mit auf die Welt. Wenn alle Küken geschlüpft und abgetrocknet sind, ist das weitere Verhalten je nach Vogelart unterschiedlich. Bei manchen verlässt die Mutter schon mal kurz das Nest und beide Elternteile füttern von Anfang an. Bei manchen Vogelarten bleibt die Mutter noch einige Tage auf dem Nest sitzen und der Vater übernimmt anfangs die Futterbeschaffung und manche Vogelarten wechseln sich mit der Futterbeschaffung und der Warmhaltung der Küken ab.
Anfangs wärmt ein Elternteil die Kleinen noch in kurzen Abständen…
Auf jeden Fall ist es so, dass ein Elternteil sich in den ersten Tagen in relativ kurzen Abständen immer mal wieder aus der Futterbeschaffung ausklinkt und stattdessen auf dem Nest sitzt, um die noch nackten Küken zu wärmen. Wie lang diese Phasen im Einzelnen ausfallen, ist von mehreren Faktoren abhängig:
…doch schon sehr bald benötigen die Küken tagsüber kaum noch eine zusätzliche Wärmequelle
wie sieht das Nest aus? Ist es eine geschützte Höhle in einem Baum oder einem Nistkasten oder handelt es sich eher um ein offenes, Wind und Wetter ausgesetztes Nest?
Wie ist die Witterung? Bei 30 Grad im Schatten wird die Mutter nicht so lange auf dem Nest sitzen, wie bei 10 Grad Wind und Regen
Wie groß ist das Gelege gewesen? Wenn 7 oder 8 oder noch mehr Geschwister zusammen im Nest kuscheln, können sie sich besser gegenseitig wärmen, als wenn ein Küken allein im Nest sitzt etc.
Nachts, wenn draußen die Temperaturen fallen und auch keine Fütterung mehr stattfindet, sitzt mindestens ein Elternteil, (in Bruthöhlen, die groß genug sind auch oft beide) auf dem Nest und wärmt die Jungtiere im Schlaf. Bei allen Vogelarten ist es mindestens so lange so, bis sich der Flaum voll ausgebildet ist. Entsprechend können wir mit etwas „Bauchgefühl“ anfangen, die Wärmequelle zunächst tagsüber immer weiter zu drosseln und zwischendurch ganz abzustellen und schließlich nur noch nachts zur Verfügung zu stellen, bis wir – spätestens, wenn die ersten Federn anfangen zu sprießen – die Wärmequelle gar nicht mehr brauchen. Da es in unseren Wohnungen in der Regel wärmer ist, als draußen und dort auch keine anderen Wettereinflüsse eine Rolle spielen, ist das Risiko, den Küken zu wenig Wärme zukommen zu lassen geringer, als das Risiko, sie zu überhitzen. Wenn der kleine Zögling tagsüber relativ unabhängig von seiner Wärmequelle ist, gut frisst, kräftig bettelt und einen quirligen Eindruck macht, ist es allerhöchste Zeit, dass er „das wahre Leben“ kennenlernt. Den Vogelsteckbriefen haben Sie bereits entnommen, wie und wo die Vogelart in der Natur ihre Nistplätze einrichtet. Manche Vögel nisten bevorzugt in Höhlen (z.B. Meisen), manche bauen völlig ungeschützte Reisigteller in hohe Bäume (z.B. Krähen), manche setzen ihr Nest lieber in Gebäuden dicht unter die Decke (Rauchschwalben) oder draußen hoch unter den Giebel (Mehlschwalben) und wieder andere bauen kunstfertig kleine Kugeln (Zaunkönig) oder bodennahe, flache, offene Nester versteckt ins Gebüsch (Amseln).
Je nachdem, wie und wo ein Vogel sein Nest bevorzugt baut, können wir davon mehrere Dinge ableiten:
wie viel und ob überhaupt Tageslicht braucht der Nestling für eine gesunde Entwicklung?
wie viel „Aussicht“ auf seine Umwelt braucht der kleine Nestling?
wie viel optischen und/oder akustischen Kontakt zu Artgenossen hat der Nestling normalerweise?
wie vielen Witterungseinflüssen ist der Vogel bereits als Nestling nach der Wärmephase ausgesetzt?
Mit Ihrem Wissen darum, was für einen Vogel Sie aufziehen und aufgrund der Antworten auf die oben gestellten Fragen, können Sie nun Ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Ihrem kleinen Zögling ein geeignetes Nest herstellen, in das er nach der Wärmephase aus seiner Müslischale umziehen kann.Sinnvoll ist es, ein Naturmaterial zu wählen: Holz, Blähton, Weidenkörbe oder ähnliches. Metall und Kunststoff sind ungeeignet. Zum einen „atmen“ sie nicht, was zur Bildung von Schwitzwasser und daraus folgender Schimmelpilzbildung führt, zum anderen kühlen sie schnell aus oder heizen sich schnell auf. Außerdem gibt Kunststoff auch noch giftige Weichmacher ab. Die Auspolsterung des Nestes kann man ebenso mit jenen Materialien bevorzugt vornehmen, die die Eltern vornehmlich verwenden. Des weiteren sollten die Nester je nach Vogelart mehr oder weniger steile Kanten/Wände haben und rau genug sein, damit die Vögel sich auf den Kanten festkrallen können, wenn sie im Nest aktiver werden. In Gartencentren findet man oft eine große Auswahl an verschiedensten Nist- und Futterhilfen, aus denen sich geeignete Nester für die Handaufzucht basteln lassen. So verwende ich z.B. für die Aufzucht von Vogelarten, die offene Nester bevorzugen, die fertig zu kaufenden Nester für Rauchschwalben.
ein Rauchschwalbennest eignet sich für viele Vogelarten zur Aufzucht
Baut der Vogel sein offenes Nest so, wie die Schwalbe hoch unter eine Decke, versehe ich das Kunstnest mittels eines Pappkartons mit einem künstlichen Dach, so dass die Schwalben die Abgrenzung nach oben künstlich nachempfunden haben. Für die Küken von Höhlenbrütern (z.B. Meisen) habe ich einen hölzernen Nuss-Futterkasten für Eichhörnchen gewählt. Dieser hat oben einen aufklappbaren Deckel. Der Kasten wird hoch ausgepolstert, die Plexi-Sichtscheibe vorne habe ich mit einem Stück Pappe zu geklebt, damit es im Kasten dunkel ist. Die Küken sitzen dort wie in einer Bruthöhle und ich kann bequem von oben durch den Klappdeckel füttern. Für den Zaunkönig gibt es eine kleine, schräg oben nach vorne zu öffnende Kokosnussschale als Nest.
Je nachdem, wo die Vogelart in der Natur ihr Nest errichtet, versuche ich das Nest meines Zöglings tagsüber entsprechend zu platzieren. Die Rauchschwalben haben auf der Diele einen Haken unter der Decke, wo ich morgens das Nest mit den Küken einhaken kann. Zum Füttern erreichen wir das Nest mittels einer Stehleiter. So schauen die Küken von Anfang an, wie sie es in der Natur auch täten, auf uns Menschen und den Rest der Welt hinab. Außerdem erleben sie dort ihre wilden Artgenossen, die ebenfalls auf der Diele brüten, hautnah.
die Mehlschwalben haben ihre Nester tagsüber draußen unter dem Sitzeckendach mit freier Sicht in die Umgebung
Mehlschwalben wandern tagsüber mit ihrem Nest raus unter das Carportdach, das sich über unserer Kaffee-Ecke befindet. Auch dieses Nest erreichen wir zum Füttern mittels Stehleiter. So haben die Mehlschwalben, die normalerweise außen an Gebäuden unter Giebeln nisten, von Anfang an natürliches Tageslicht, sie können ihre Welt um sich herum sehen und sie lernen von Anfang an, die Geräusche der Natur (Warnrufe anderer Tiere, Gesänge anderer Vögel etc.) kennen und einordnen. Für Mehlschwalben ist das zum Beispiel sehr wichtig, da sie ganz anders als Rauchschwalben manchmal nahezu direkt nach Verlassen des Nestes fast vollständig selbständig sind.
Die Küken von Höhlenbrütern haben in ihrer Nestlingszeit weder Tageslicht noch Aussicht. Sie nehmen lediglich die Geräuschkulisse wahr. Insofern kann man die Nisthöhle praktisch überall anbringen, wo sie sicher ist vor Räubern und lediglich die Geräusche aus der Natur gut zu vernehmen sind.
Wenn bei mir die Vogelart, die ich gerade aufziehe auch wild lebt und brütet, versuche ich die Nester so zu platzieren, dass die Küken zumindest akustisch, idealerweise aber auch visuell Kontakt zu ihren wilden Artgenossen haben. Wichtig für die Auswahl des Ortes, wo Sie den Nistplatz tagsüber anbringen, ist, dass der Platz absolut sicher vor Räubern ist.
auch Feldsperlinge räubern Nester aus. Hier klaut ein Feldsperling ein ganz junges Kohlmeisenküken…
Katzen, Hunde, aber auch wilde Tiere inklusive andere Vögel (viele Singvögel – sogar Sperlinge – räubern andere Singvogelnester aus) sollten keine Möglichkeit haben, an das Nest und damit an das Küken zu gelangen. Gegen Abend nehme ich das Nest immer mit rein und stelle es für die Nacht wieder in das Vogelzimmer. In der Natur bewachen nachts die Eltern ihre Küken und sitzen meist zusätzlich Wärme spendend auf dem Nest. Da ich weder die Nacht als Wachhund draußen verbringen will, noch für die nötige Wärme sorgen kann, gibt es für die kleinen Zöglinge die letzten ein bis zwei Mahlzeiten wieder drinnen, bevor für sie durch „Licht aus“ die Nachtruhe eingeläutet wird.
Ausnahme von dem oben Beschriebenen sind Zöglinge, die bereits flugfähig oder ganz kurz vor den ersten Flugversuchen stehen. Diese Vögel würden, da sie sich nicht in der vorangegangenenNestlingszeit auf mich als „Ersatzmama“ prägen konnten, weg fliegen und nicht zurück finden, um sich weiter versorgen lassen zu können. Für solche Zöglinge habe ich früher mein Esszimmer zum Vogelzimmer umfunktioniert, bevor ich angesichts der wachsenden Anzahl schon älterer Vogelküken ein eigenes Vogelzimmer eingerichtet habe.
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Käfighaltung: Abgesehen davon, dass kein Lebewesen gerne eingesperrt ist, sind ganz besonders Wildtiere unter Dauerstress, wenn sie „hinter Gitter“ verfrachtet werden, weil sie instinktiv wissen, dass sie bei Gefahr keine Fluchtmöglichkeit haben. Und Stress beeinflusst jede Form von Heilung und Entwicklung negativ. Darüber hinaus gibt es mit Käfighaltung besonders bei Wildvögeln aber noch ein ganz anderes Problem: Wenn die Vögel, wenn es ihnen wieder etwas besser geht, in Panik geraten, versuchen sie verzweifelt an die Gitter geklammert, der Situation zu entkommen. Dabei können sie sich sehr, sehr leicht die Federn anstoßen und so sehr beschädigen, dass die Flugfähigkeit und die Wetterfestigkeit beeinträchtigt werden. Da Federverletzungen nicht „heilen“ können, sondern Schäden erst bei der Erneuerung der betreffenden Feder im Rahmen der nächsten Mauser behoben werden, müsste so ein derart behinderter Wildvogel unter Umständen bis zur nächsten Mauser, die erst in ein oder zwei Jahren sein kann, in Gefangenschaft bleiben. Nicht nur für Zugvögel wäre das eine Katastrophe –auch für jeden anderen Wildvogel sinkt damit die Chance, sich jemals in eine wilde Gemeinschaft von Artgenossen erfolgreich eingliedern zu können. Verzichten Sie darum wenn es irgendwie geht, auf den Einsatz von Käfigen – insbesondere und spätestens ab dem Zeitpunkt, wo die Vögel zu Fuß oder fliegend ihr Nest verlassen.
Dort, wo Sie aus irgendeinem Grunde nicht umhin kommen, kurzfristig einen Käfig einzusetzen, sollten Sie die Gitter an drei Seiten mit einem undurchsichtigen Material abspannen oder abdecken (z.B. Stoff, Karton o.ä.) und nach vorne das Gitter von innen mit einem sehr feinmaschigen Material abspannen (z.B. Fliegengitter, Gaze etc.) Besser wäre in so einem Fall der kurzfristige Einsatz eines Flexariums, das Sie z.B. mit einem liegenden Birkenast als Sitzstangen und einem kleinen Wasserbad bestücken. Das Flexarium ist allerdings kein hinreichender Schutz gegen Räuber (Hunde oder Katzen z.B.) Fotos von Flexarien finden Sie z.B. hier.
Das Flexarium eignet sich um:
Ein Flexarium eignet sich sehr gut, um WIldvögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen
bereits flugfähige Vögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen
lebende Insekten ausbruchsicher zu verfüttern (z.B. Heimchen für Bachstelzen), wenn die Vögel ihr Nest verlassen und jagen am Boden lernen sollen
einen verletzten Vogel, der auf Tageslicht angewiesen ist, stundenweise nach draußen zu setzen
Wichtig ist, dass sie 3 Seiten und die Decke des Flexariums z.B. mit einem Bettlaken abdecken, damit die Vögel sich nicht wie auf dem Präsentierteller von allen Seiten angreifbar fühlen. Vögeln, die auf direktes Tageslicht (entweder nur über die Augen oder über den ganzen Körper)angewiesen sind – das betrifft:
alle erwachsenen Vögel
alle Nestlinge von Vogelarten, die offene oder halboffene Nester draußen in Bäumen, Gebüschen oder an Fassaden bauen (keine Höhlenbrüternestlinge, keine Rauchschwalbennestlinge)
sollte entsprechend, sofern es nicht möglich ist, die Tiere echtem, ungefiltertem (Achtung Fensterglas) Tageslicht auszusetzen, für eine entsprechende Beleuchtung mit Tageslichtspektrum gesorgt werden. Zur geeigneten Beleuchtung finden SIe Ausführungen mit Bezugsquellen unter links.
Fütterung ist dasThema, welches nicht nur in diesem Ratgeber einen der umfangreichsten Teile ausmacht, sondern welches auch den größten Teil Ihrer Zeit als „Ersatzelternteil“ beanspruchen wird.
Hinsichtlich der Fütterungstechnik habe ich bereits im Kapitel „Erstversorgung zu Hause„ genau beschrieben, wie es geht. In den meisten Fällen ist das Füttern nach den ersten paar Happen unproblematisch.
Krah konnte nach einem Unfall nicht schlucken….
….sie bekam die ersten Tage ihr Futter als Brei….
Es gibt aber Fälle, wo man kreativ werden muss. Ich hatte beispielsweise eine kleine Rabenkrähe, die nicht nur aus ihrem Nest fiel, sondern auch noch mit einem Auto kollidierte. Sie hatte unter anderem offensichtlich eine Prellung am Hals, was ihr das Schlucken unmöglich machte. Bei ihr habe ich die ersten Tage alle Futterbestandteile in einer Küchenmaschine zu einem Brei zusammengemixt und diesen mit Hilfe einer Sahnespritze aus der Backabteilung des Supermarktes gefüttert.
Bei dieser Fütterung müssen Sie ganz genau aufpassen, dass der Futterbrei ganz hinten im Rachen landet, denn die Atemlöcher liegen beim Vogel ganz hinten im Schnabel – genauer, an der Basis des Oberschnabels.
Sahnespritze aus der Backabteilung
Wenn Sie einem Vogel Brei oder Flüssigkeiten eingeben, die er nicht eigenständig abschluckt, besteht ein extrem hohes Risiko, dass etwas davon in die Atemwege gelangt. Da Vögel aufgrund ihres anders funktionierenden Atemsystems anders als Säugetiere Fremdkörper nicht wieder aushusten können, kann das Futter in den Atemwegen den Vogel töten.
Nun aber zur Frage, WAS Sie Ihrem Zögling überhaupt füttern können: Wie ich eingangs bereits erwähnte, ziehen nahezu alle Singvögel unserer Breiten ihre Brut in der Nestlingszeit mehr oder weniger umfangreich mit Insekten auf. Das ist zunächst einmal ganz unabhängig davon, ob die erwachsenen Vögel später eher Körnerfresser, Gemischtfresser, Beerenfresser oder Insektenfresser sind.
Insofern müssen Sie beim Lesen der Vogelsteckbriefeauch genau darauf achten, ob bei der Ernährung vom Futter der Altvögel die Rede ist oder ob sich die Ausführungen auf die Brut beziehen.
Bei Rabenvögeln (Kolkrabe, Rabenkrähe, Saatkrähe, Eichelhäher, Dohle, Elster) und bei Grünfink, Stieglitz, Gierlitz und Bluthänfling findet auch in der Nestlingszeit keine oder keine reine Insektenfütterung statt. Sowie Sie genau wissen, dass SIe einen dieser Vögel aufziehen, sollten Sie recherchieren, was die Eltern jeweils füttern und Ihre Fütterung entsprechend anpassen. Fangen Sie aber damit bitte erst an, wenn Sie sich 100% sicher sind, dass es sich bei Ihrem Zögling um einen dieser Vögel handelt.
Nachfolgend finden SIe die genaue Beschreibung zur Fütterung von SIngvögeln, die ihre Küken ausschließlich mit Insekten aufziehen oder selbst reine Insektenfresser sind.
Jedes Lebewesen benötigt eine auf seine von der Natur gegebenen Bedürfnisse abgestimmte Nährstoffzusammensetzung, um sich optimal entwickeln zu können. Die Zufuhr fehlerhafter Nährstoff-Zusammensetzungen kann gerade in der Entwicklungsphase fatale Folgen haben. Vögel haben einen extrem schnellen Stoffwechsel und vergleicht man die Entwicklung eines Vogelkindes mit der eines Menschenkindes vom Baby bis zum Erwachsenen, dann erscheint einem die Entwicklung des Vogels wie im Zeitraffer. Entsprechend können Ernährungsfehler bei Vögeln auch schon nach nur ein oder zwei Tagen Fehlfütterung zu unter Umständen nicht wieder gut zu machenden Schäden führen.
Alles, was ich von der Pinzette gebe, muss 100% sicher für diesen Jungvogel geeignet sein.
Da der Bedarf an Nährstoffen bei den einzelnen Wildvogelarten teilweise gar nicht und teils nur noch schlechter erforscht ist, als der Bedarf unserer Haustiere, ist jede künstliche Nahrungs-Zusammenstellung als Ersatz für eine natürliche Ernährung ein reines Glücksspiel. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Zögling am sichersten und absolut optimal ernähren, wenn wir ihm die natürlichen Nahrungsmittel bereit stellen, die auch die Eltern füttern würden. Vogelküken, die wir noch mit der Pinzette füttern, ihnen also das Futter in den Schnabel stopfen und den Schluckreflex auslösen, schlucken absolut alles ab, was man ihnen hinhält. Dabei ist es egal, ob sie es vertragen, es essbar oder giftig ist. Das Küken schluckt alles.
Erst, wenn der Vogel eigenständig frisst…….
Darum müssen wir uns umso sicherer sein, dass wir ausschließlich die Nahrungsmittel anbieten, die der kleine Vogel verträgt und verwerten kann. Erst, wenn der Vogel sein Futter selbst vom Boden nimmt, aus der Luft fängt oder aus der Schale pickt, ist es nicht mehr unsere Verantwortung, was der Vogel abschluckt.
….kann man auch Futter anbieten, von dem man nicht genau weiss, ob die Eltern es nur selbst essen oder auch verfüttern.
Erst dann können wir ihnen auch lebende Futtertiere und Futter, von dem wir nicht sicher sind, ob es für diesen kleinen Wicht schon geeignet ist, mit anbieten und schauen, für was sich der Vogel entscheidet.
Die allerwichtigsten allgemein gültigen Regeln bei der Verfütterung von Insekten an Jungvögel sind:
verfüttern sie nur und ausschließlich abgetötete Insekten, niemals lebende Tiere
entfernen Sie bei entsprechenden Futtertieren alle scharfen und/oder spitzen Teile bevor Sie die Tiere verfüttern (z.B. Beine mit Widerhaken bei Heimchen oder Grashüpfern)
verfüttern Sie nur Insekten, von denen sie ganz genau wissen, dass sie von dieser Vogelart vertragen werden. Ausgeschlossen sind von vornherein giftig Insekten (z.B. Bienen, Ameisen), Insekten, dieleuchtende (Warn-)Farben haben (z.B. Marienkäfer, Schmetterlinge)
Verfüttern Sie niemals Mehlwürmer und Regenwürmer an Vögel, die noch nicht eigenständig fressen
flößen Sie den Nestlingen bei Naturfütterung niemals extra Wasser ein. Die Elterntiere tragen ihren Küken kein Wasser ins Nest. Die Futtertiere liefern genug Feuchtigkeit.
Verfüttern Sie niemals tiefgefrorene Insekten bevor Sie sie mit kochendem Wasser abgetaut und mit kaltem Wasser abgeschreckt haben
Verfüttern Sie niemals Futterinsekten, die schon länger als einen halben Tag tot bzw. länger als eine Stunde abgetaut sind oder die sich anfangen zu verfärben (z.B. abgetaute Heimchen beginnen, sich dunkel zu verfärben)
Größere oder mit härterer, z.B. schuppiger Außenhülle versehene Futtertiere wie z.B. Heimchen oder Grashüpfer müssen unbedingt immer mit dem Kopf zuerst verabreicht werden, damit sie im Hals des kleinen Zöglings auf dem Weg zum Kropf nicht stecken bleiben, sondern sauber „durchrutschen“ können
Darüber hinaus müssen Sie außerdem unbedingt Folgendes über die Vogelsteckbriefe in Erfahrung bringen: Haben Sie eine Vogelart vor sich, die ihre Küken ausschließlich mit aus der Luft gefangenen Insekten ernährt (z.B. Schwalben, Mauersegler) oder haben Sie eine Vogelart vor sich, die auch vom Boden Futtertiere sammelt (z.B. Amseln, Drosseln)? Die meisten Vögel müssen, um ihr Futter korrekt verdauen zu können, regelmäßig zwingend kleinste Steinchen mit dem Futter aufnehmen können: Vogeleltern, die ein Futtertier vom Boden füttern, füttern automatisch mal etwas Erde mit, welche dem Futtertier anhaftet. Bei drosselartigen Vögeln (auch Amseln) ist dieser Bedarf stark ausgeprägt. Da sollten Sie auf ihrem Futtertisch immer eine kleine Schale mit frischer, gift- und düngerfreier Gartenerde stehen haben, in der Sie bei jeder Fütterung mal ein Futtertier drin panieren. Bei anderen Vögeln wie Meisen, Finken, Bachstelzen, Rotschwänzen etc. ist ebenfalls der Bedarf für etwas Erde vorhanden, aber lange nicht so stark, wie z.B. bei Amseln. Hier sollten Sie aber ca. 2 – 3 x am Tag ein Futtertier verabreichen, was Sie vorher auf etwas Erde abgelegt haben.
Bei Schwalben und Mauerseglern, die ihre Futtertiere nur aus der Luft fangen, ist dieser Bedarf nicht gegeben. Ich habe neben der Erdschale für Zöglinge, wo ich 100% sicher bin, dass sie Erde brauchen, immer einen Esslöffel mit „grüner Mineralerde für innere Einnahme“ (aus der Apotheke als Pulver) liegen. Bei jedem Zögling (auch Schwalben etc.) wälze ich gelegentlich, mindestens aber 1 x täglich, ein Futtertier in diesem Pulver. Der Vorteil ist, dass grüne Mineralerde ein reines Naturprodukt ist, nicht nur Mineralstoffe liefert und die Verdauung fördert, sondern auch Gifte bindet und heilende Eigenschaften hat.
Im Folgenden werde ich Ihnen nun zunächst die wichtigsten Futtertiere vorstellen, darlegen, wie man sie sich beschaffen kann, wie man sich Futtervorräte für Schlechtwettertage anlegen kann und worauf zu achten ist, wenn man die Tiere verfüttert:
Die Auswahl der richtigen Futtertiere entscheidet darüber, wie gesund und schnell der Zögling gross wird.
Die Fliege
Fliegen sind ein ideales Erste-Hilfe-Futter
Sie ist für mich das wichtigste und wertvollste Futtertier: die ganz normale Fliege, die ich aus der Natur vor der Tür frisch klatsche. Die Fliege ist leicht verdaulich und sie scheint über eine extrem vielfältige Nährstoffzusammensetzung zu verfügen, die offensichtlich alle Singvögel unserer Breiten gut vertragen. Dass die frisch geklatschte Fliege so „gehaltreich“ daher kommt, liegt denke ich daran, dass sie sich so vielfältig ernährt. Fliegen landen auf absolut allem, was ihnen auf ihrer Flugbahn begegnet und ernähren sich davon. Morgens auf dem Pferdehaufen, anschließend an der Blüte einer wilden Möhre, dann am Fleischrest eines Hundeknochens, zwischendurch auf dem Fell einer Kuh, nachmittags auf dem Kirschkuchen und abends am Käsebrot. Insofern denke ich, bekommt der kleine Vogel mit jeder Fliege eine etwas andere Nährstoffzusammensetzung – je nachdem, was die Fliege zuletzt gefressen hat.
Da sie gleichzeitig im Sommer überall sehr leicht zu beschaffen ist und man auch bei allerkleinsten Pfleglingen keine Fehler bei der Verfütterung der Fliegen machen kann, ist sie das Ideale „Erste Hilfe Futter“ und ein reichhaltiges Grundfutter für die weitere Aufzucht der meisten Singvogelküken. Dies gilt natürlich nur für frisch aus der Natur gefangene Fliegen. Im Futterhandel gekaufte Zuchtfliegen liefern nicht im Ansatz eine solche Nährstoffvielfalt, da sie unter künstlichen Bedingungen gezüchtet und ernährt wurden. Der einzige Nachteil von Fliegen ist, dass sie so klein sind und somit, wenn man mal nur Fliegen zur Verfügung hat, recht viele Fliegen notwendig sind, um den jungen Vogel satt zu bekommen. Rund 1000 Fliegen pro Tag verdrückt zum Beispiel ein Schwalbenküken spielend, wenn es keine anderen Futtertiere erhält. Mauersegler können ihren Küken sogar bis zu 20 000 kleine Fluginsekten pro Tag und Tier verabreichen!
in einem Glas mt frischem Wasser lassen sich die frisch gefangenen Fliegen „sammeln“ – dies ist die Ausbeute von 5 Minuten Kecherjagd in einem Kälberstall
Um Fliegen zu fangen, die sie frisch verfüttern können, brauchen Sie ein Glas mit etwas frischem Wasser drin (z.B. Marmeladenglas) und eine Fliegenklatsche. Fliegen gibt es überall – auch wenn man sie vielerorts nicht so deutlich zu Gesicht bekommt, wie in einem Pferdestall. Man kann sich entweder Fliegen anlocken, indem man z.B. stinkenden Pansen oder ein stinkendes Käsebrot auslegt. Auch eine tote Maus zieht schnell Fliegen an, da die Fliegen in diesem Kadaver ihre Eier ablegen, um den daraus schlüpfenden Maden von Anfang an eine ergiebige Futterquelle zu bieten. Natürlich sollten Sie die Fliegen nur neben dem Lockmittel klatschen und nicht darauf, damit die toten Fliegen nicht durch die Lockfutter verunreinigt werden. Die geklatschten Fliegen können Sie dann direkt in Ihr Wasserglas befördern. So behalten die Fliegen ihren Feuchtigkeitsgehalt und sie können, falls sie nur betäubt waren nicht gleich wieder flüchten. Sie können Fliegen auch auf Vorrat klatschen.
tiefgekühlter Fliegenvorrat
Zu diesem Zweck benötigen Sie ein trockenes Glas mit Deckel oder eine Tiefkühl-Vorratsbox. Die Fliegen, die sie nicht am selben Tag verfüttern wollen, wandern in dieses Gefäß, welches, wenn sie genügend Fliegen beisammen haben, direkt mit Deckel in den Gefrierschrank wandert. Hier sollten Sie darauf achten, dass die geklatschten Fliegen vor dem Einfrieren maximal einen halben Tag alt sind. Um sich schnell einen großen Vorrat anzulegen, lohnt es sich, auf eine Reitanlage oder auf einen Bauernhof zu fahren. Niemand wird dort etwas dagegen haben, wenn Sie ihr Anliegen schildern und Fliegen klatschen möchten. Wenn Sie eine Kühlbox gefüllt mit einigen Gläsern mitbringen und ein paar mehr Fliegenklatschen im Gepäck haben, finden Sie auf Reiterhöfen oft schnell jugendliche Helfer, die mit viel Vergnügen mit klatschen.
Ansonsten halten Fliegen sich am liebsten auf windstillen Flächen auf. Morgens z.B. sitzen bei mir die Hauswände an der Ostwand voll. Die Fliegen lassen sich da nieder, um sich nach der kühleren Nacht in der aufgehenden Sonne aufzuwärmen und Licht zu tanken. Gegen Mittag sind sie an den Südwänden und dort, wo sie Nahrung finden zu suchen und kurz vor Sonnenuntergang, wenn die Luft schon wieder kühler wird, suchen sie die Wände im Südwesten und Westen auf, die vom Nachmittag noch aufgeheizt und von den letzten Sonnenstrahlen beschienen sind. Größere Mengen an Fliegen fange ich mit einem Kecher.
Den mittleren Kecher verwende ich zum Fliegen fangen, den linken Kecher (ein umgebauter Tennisschläger mit tiefem, feinen Netz) für Wiesenplankton und den rechten Kecher für Grashüpfer und Schuster.
Entweder kechere ich auf einer Wiese schnell über das Gras, was den Vorteil hat, dass ich auch noch eine Vielzahl anderer, kleiner Fluginsekten erwische – das sogenannte Wiesenplankton – hier muss die Beute hinterher allerdings in einer Müslischale mit Wasser mittels Pinzette säuberlich von pflanzlichen Teilen (Sämereien und Co.), Schnecken, Wespen, etc.getrennt werden – ganz besonders, wenn Sie einen reinen Insektenfresser wie Schwalbe oder Mauersegler fütteren!- oder ich kechere große Mengen an Fliegen direkt von ganz frischen Pferdehaufen oder im Futtergang bei einem Rinderbauern. Damit die Kechernetze nicht gleich kaputt stoßen, schütze ich die Ränder mit Klebeband.
Bitte beachten SIe, daß Fliegen nur eine ausreichende Nährstoffvielfalt liefern, wenn sie aus Freifang stammen. Eine Fliegenzucht kann, egal wie gut die Fliegen ernährt werden, nicht an die Qualität der Freifangfliegen heranreichen.
Das Heimchen
Heimchen sind das zweite Futtertier in der Vogelaufzucht, die wahre Allrounder sind. Sie werden ebenfalls von fast allen Jungvögeln vertragen, liefern allerdings eine deutliche geringere Nährstoffvielfalt als Fliegen. Ein Grund ist unter anderem, dass wir Heimchen hier selten als Freifang finden. Heimchen werden im Internet oder im Heimtierhandel in der Reptilienabteilung als gefrorenes oder als Lebendfutter angeboten. Sie stammen aus großen Zuchten und werden dort meistens vergleichsweise einseitig und mit Fertigfutterpräparaten ernährt. Die Heimchen, die lebend verkauft werden, haben in ihren kleinen Plastikdosen eine lange Reise vom Züchter bis ins Ladenregal hinter sich. Abgesehen davon, dass sicherlich auch diese kleinen Tierchen unter solchen Bedingungen unendlich leiden, sind sie, wenn wir sie verfüttern wollen bereits halb verhungert und verdurstet. Die tiefgefrorenen Heimchen werden direkt beim Züchter eingefroren. Mit ziemlicher Sicherheit sind diese Heimchen nicht so ausgehungert, wie lebende Heimchen. Allerdings kann ich beim Abtauen schwer feststellen, ob, wie lange und wie viele Heimchen zum Zeitpunkt des Einfrierens bereits tot waren. Für sehr fütterungsempfindliche Vogelarten kann so ein tot eingefrorenes Heimchen unter Umständen verhängnisvoll sein. Eingefrorene Heimchen sollten darum nach dem Abtauen genauestens sortiert werden: Tiere, die schwarze Verfärbungen am Bauch aufweisen, verkrüppelt wirken oder matschig, sollten Sie genau so aussortieren, wie Futterreste.
…so sollen tiefgekühlte Heimchen aussehen…..
….hier war vermutlich die Kühlung unterbrochen. Diese Heimchen sind zum Verfüttern nicht geeignet.
Ich verwende Heimchen möglichst nur als Ergänzung zu frisch gefangenen Futterinsekten, wenn ich von den frisch gefangenen Insekten nicht genug für eine ganze Mahlzeit habe. Wenn ich auf Heimchen zurück greifen muss, dann bemühe ich mich, diese Mahlzeit zumindest mit ein paar Freifanginsekten zu mischen. Wenn ich nur 1, 2 oder 3 Zöglinge zu versorgen habe, kaufe ich nur lebende Heimchen aus derReptilienabteilung unseres Zoohandels hier vor Ort – ich erfrage dort, wann eine neue Lieferung kommt und hole mir die Tiere noch am selben Tag – oder ich bestelle die Heimchen online. Hier in meinen links habe ich ausführlich beschrieben und verlinkt, wo ich Heimchen kaufe und wie ich verfahre.
Heimchen kann man gut in großen Plastikboxen mt einer Feinstrumpfhose als Deckel auffüttern…..
Zu Hause habe ich drei hochwandige, große Plastikboxen, die mit trockenem Kies, frischen Zweigen verschiedener Gehölze und einer Vielzahl frischer Wildkräuter, Gräser und Sämereien von meiner Streuobstwiese bestückt sind. Diese Gräser- und Kräutersträusse wechsel ich täglich gegen Neue aus.
…indem man ihnen ein vielfältiges Nahrungsangebot aus der Natur sammelt
Den Deckel der Boxen habe ich durch eine Feinstrumpfhose Größe 60 (die passt über die Box) ersetzt, so dass in der Box genügend Sauerstoffaustausch stattfindet, ohne, dass die Heimchen abhauen. Die frisch gekauften Heimchen setze ich in diesen Boxen aus und halte sie dort einige Tage, bevor ich sie einfriere. Zum einen erreiche ich dadurch, dass die Heimchen sich vom Transportstress erholen können und noch richtig vielfältig ernährt werden, bevor ich sie einfriere und zum anderen stelle ich so sicher, dass wirklich nur lebende, „glückliche“ Heimchen im Tiefkühler landen.
Habe ich viele Zöglinge zu versorgen, käme ich mit der Auffütterung lebender Heimchen allein nicht hinterher. In diesem Fall kaufe ich zusätzlich bereits beim Züchter eingefrorene Heimchenüber das Internet.
Hier müssen Sie unbedingt darauf achten, dass Ihr Lieferant:
mit Trockeneis versendet (Kühlakkus halten die Heimchen nicht gefroren und die Qualität der Heimchen ist nicht mehr für Wildvogelaufzucht geeignet)
die tiefgekühlten Heimchen trocken und „streufähig“ sind, also keine gefrorenen Heimchenklumpen in der Box sind (das spräche für fehlerhaftes Einfrieren oder vorangegangene Unterbrechungen der Kühlkette)
die Heimchen einen schieren Eindruck machen – die Bäuche müssen schön hellbeige, fast weiss sein
die Heimchen nach dem Abtauen nicht stinken.
die Heimchen sich nicht innerhalb von weniger als einer halben Stunde nach dem Abtauen am Bauch dunkel verfärben (das spricht ebenfalls für Fehler beim Einfrieren, dafür, dass bereits tote Heimchen eingefroren wurden oder es Probleme in der Kühlkette gab).
Die tiefgekühlten Heimchen haben ebenso wie alle anderen eingefrorenen Futterinsekten den Vorteil, dass ich sie innerhalb weniger Minuten verfütterungsfertig zur Hand habe. Heimchen müssen vor dem Verfüttern unbedingt entbeint werden. Wie man tiefgekühlte Futtertiere schnell einsatzbereit inklusive Entbeinung zubereitet, beschreibe ich hier.
in der Jagdwanne habe ich für die Bachstelzen lebende Heimchen ausgesetzt……
Wenn ich Zöglinge habe, die nach dem Verlassen des Nestes am Boden Insekten jagen lernen müssen (z.B. Bachstelzen, Rotschwänze etc.),dann belasse ich, wenn es soweit ist, eine Heimchen-Auffütterbox mit lebenden Heimchen bestückt, von denen ich täglich zu jeder Fütterung ein paar in einer mit Sand und Grassoden ausgestatteten „Jagdwanne“ (dem Unterbau eines beliebigen Kleintierkäfigs) aussetze.
…damit sie üben konnten, zu jagen.
Hier lernen die Vögel sich dann die lebenden Heimchen selbst zu erlegen.
Wenn Sie einen größeren Bedarf an Heimchen haben, weil Sie vielleicht öfter oder mehrere Zöglinge haben, könnte sich, wenn man Lust und Zeit dazu hat, auch die Zucht von Heimchen lohnen. Dann haben Sie es ganz in der Hand, wie „artgerecht“ die Tiere aufwachsen und wie vielseitig und natürlich ihre Fütterung ist.
Grashüpfer
Grashüpfer werden genau wie Heimchen von nahezu allen Jungvögeln vertragen. Ihr Vorteil ist, dass sie als Freifang aus der Natur eine größere Nährstoffvielfalt liefern, als Heimchen. Außerdem sind sie deutlich größer als Fliegen, so dass ein Grashüpfer locker mehrere Fliegen ersetzen kann. Grashüpfer sind mit Heimchen verwandt. Sie gehören beide zur Ordnung der Heuschrecken. Genau wie Heimchen haben sie kräftige Sprungbeine hinten, die zudem mit Widerhaken bestückt sind und wie ein Katapult losschnellen. Es ist extrem wichtig, dass Sie absolut immer, wenn Sie einen frisch gefangenen Grashüpfer verfüttern, diesen nicht nur sicher abgetötet haben, sondern auch die langen Sprungbeine entfernt haben.
Grashüpfer dürfen nur abgetötet und mit entfernten Sprungbeinen verfüttert werden
Ich fange die Grashüpfer auf der naturnahen Wiese direkt vor dem Haus. Wo Schäden in der Grasnarbe sind oder kurz gegraste Stellen von den Tieren, halten sich die Grashüpfer am liebsten in der prallen Sonne auf. Wenn Gefahr droht, hüpfen sie mit einem riesigen Satz in die höheren Gräser, die die Stelle umgeben, um Schutz zu suchen. Zum Fangen nutze ich einen langstieligen Kescher, der eine relativ große Öffnung und ein tief reichendes Netz hat. Einige meiner jugendlichen Helfer, die täglich nach der Schulevorbei schauen, um die Vögel mit zu versorgen, bevorzugen es, die Grashüpfer mit der Hand zu fangen. Welche Methode Ihnen mehr liegt, werden Sie schnell heraus finden.
Eines gilt für alle Fangmethoden: auch, wenn es sich bei unseren Futtertieren „nur“ um Insekten handelt, so sind es doch Lebewesen, die genau, wie jedes Lebewesen auf ihre Art Schmerz empfinden und leiden können. Aus diesem Grunde sollten wir sie, wenn wir sie schon ihres Lebens berauben müssen, um unseren Zögling zu versorgen, mit Respekt behandeln und ihnen einen schnellen Tod bescheren. Unmittelbar nach dem Fang greifen wir den Kopf des Grashüpfers und zerquetschen diesen zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn Sie es richtig machen, hören und spüren Sie ein leises Knacken. Erst danach wandert der Grashüpfer in unser Wasserglas oder, wenn der Grashüpfer als Vorrat in die Gefriertruhe wandern soll, in unser trockenes Glas. Falls Sie ein Problem damit haben, ihren frisch gefangenen Grashüpfern den Kopf zu zerquetschen, dann können sie sie auch generell lebend in einem trockenen Glas sammeln (aber aufpassen, dass sie ihnen beim Öffnen des Deckels nicht wieder entwischen) und das Glas dann mit den lebenden Tieren ins Gefrierfach stellen. Es wird allgemein angenommen, dass das Einfrieren für die Insekten die „humanste“ Tötungsmethode ist, da sich der Stoffwechsel bei Insekten von Natur aus bei Kälte immer mehr verlangsamt, bis die Tiere schließlich einfach einschlafen und weg dämmern.
Diese Kecher gibt es in verschiedenen Größen im Zoohandel zum EInfangen von Ziervögeln. Da sich der Stiel abziehen lässt….
Bevor wir die frischen, bereits toten Grashüpfer aus dem Wasserglas verfüttern, werden sie mit einem Teelöffel aus dem Glas gefischt, auf ein Küchenpapier befördert und dort ihrer langen Sprungbeine entledigt. Erst jetzt sind sie bereit, mit dem Kopf zuerst verfüttert zu werden. Auch hier: Wie man tiefgekühlte Futtertiere schnell einsatzbereit inklusive Entbeinung zubereitet, beschreibe ich hier.
….eignet er sich hervorragend zum direkten Einfrieren.
Schuster, Mücken, Gewitterfliegen
Schuster sind regional unterschiedlich auch unter dem Begriff Schnake, Langbein, Schneider oder Bachmücke bekannt. Der wissenschaftliche Begriff lautet „Tipulidae“ – falls Sie zur eindeutigen Identifizierung nach Fotos im Internet suchen sollten. Gewitterfliegen oder auch Gewittertierchen sind Fransenflügler, deren Name sich von ihrem millionenfachen Auftreten besonders vor Gewittern ableitet. Schuster, Mücken und Gewitterfliegen eignen sich alle drei hervorragend zur ergänzenden Fütterung bei den allermeisten Singvogelküken in unseren Breiten. Wie die bereits vorher vorgestellten Futtertiere sind sie leicht zu beschaffen, bieten eine nährstofftechnisch recht ordentliche Abwechselung auf dem Speisezettel unserer Zöglinge und sind sehr gut verdaulich und verträglich. Als Haupt- oder Alleinfutter sind sie allerdings ungeeignet, da sie hierfür zu wenig Nährstoffvielfalt bieten.
Schuster lassen sich mit der Hand oder demselben Kescher, mit dem Sie die Grashüpfer fangen, erbeuten und durch einfaches Zerdrücken des Kopfes oder Erschlagen mit der Klatsche töten. Sie sitzen bevorzugt am späteren Nachmittag eines sonnigen, windstillen Tages im Halbschatten von Wiesenrändern oder im längeren Gras. Auch in dunklen Kellerräumen kommen sie häufig vor, sind aber vermutlich dann deutlich nährstoffärmer, als ihre draußen lebenden Artgenossen. Schuster kann man genau wie die vorgenannten Futtertiere einfrieren oder man verfüttert sie direkt aus dem Wasserglas. Bei extrem jungen Zöglingen, die gerade 1-3 Tage alt sind, sollte man die langen Beine noch entfernen und darauf achten, dass man die langen Körper mit dem Kopf zuerst verfüttert. Wenn die Küken etwas älter sind, ist das nicht mehr notwendig, da Schuster einen so weichen, filigranen Körperbau haben, dass weder Beine noch die falsche Fütterungsrichtung den Zöglingen Probleme bereiten können.
Mücken sind eine wahre Delikatesse für Schwalben, Mauersegler, Meisen und andere empfindliche Insektenfresser. Sie lassen sich gut mit Hilfe eines ganz feinmaschigen Terrarienkeschers abends von der Gartenlampe weg fangen, wenn sie zu Hunderten um das Licht tanzen. Mücken sollten Sie durch Einfrieren töten – es reicht schon, wenn Sie ein paar im Kescher haben, diesen zuzudrehen und für einige Minuten ins Eisfach zu legen. Dann sind die Mücken bereits tot und können problemlos vom Kescher in das eingefrorene Vorratsglas umgefüllt werden.
Gewitterfliegen lassen sich mit einem feinmaschigen Kecher vom Misthaufen fangen
Dasselbe gilt für den Fang von Gewitterfliegen. Sie tanzen zu Millionen wolkenartig direkt über Misthaufen von Pferdeställen und Bauernhöfen – bevorzugt über frisch abgeladenem Mist. Mit einem extrem feinmaschigen Aquarienkescher wird einfach ein paar mal durch die „Wolke“ gestrichen und der Inhalt dann schnell in ein idealerweise vorher gefrostetes Marmeladenglas geschüttet. Die Kälte des Glases reicht bereits, um die empfindlichen Tierchen zu Boden sinken zu lassen, so dass sie nicht gleich wieder abhauen. Das Glas stellen sie dann nachher einfach mitsamt Beute in den Gefrierschrank. Nach dem Abtauen dreht man zwischen den Fingern aus den toten Gewittertierchen kleine Breikugeln, die man mit der Pinzette dann als Zwischenmahlzeit verabreichen kann.
Weitere Futtertiere
Die vorgenannten Futtertiere eignen sich zur Kükenfütterung nahezu jeder Singvogelart unserer Breiten. Wie ich aber bereits zuvor schon schrieb, ist es sinnvoll, so abgestimmt wie irgend möglich und so vielseitig und natürlich wie möglich zu füttern. Solange Ihr Zögling noch sehr, sehr jung ist, also die ersten Tage ist es sinnvoll, als Hauptfutter frisch geklatschte Fliegen ergänzt durch einzelne der anderen oben aufgeführten Futtertiere zu geben. Auch solange Sie nicht absolut sicher wissen, was für eine Vogelart sie da aufziehen, sollten Sie sich auf die oben genannten Futtertiere beschränken.
Für eine ganze Reihe von Vogelarten sind Spinnen eine wertvolle Ergänzung des Speiseplans
Wenn Sie jedoch ihre Vogelart eindeutig identifizieren konnten, macht es Sinn, über die entsprechenden Vogelsteckbriefe heraus zu finden, was die Eltern diesen Küken so füttern und bei der Fütterung die Auswahl der Futterinsekten anzupassen bzw. zu erweitern. So können beispielsweise bei einigen Vogelarten die kleinen Springspinnen, die man auf Wiesen im Gundermann findet (z.B. Mehlschwalben, Mauersegler, Bachstelzen und Rotschwänze), Ameiseneier (z.B. Amseln), irgendwelche bestimmten Käfer, Blattläuse (z.B. Mehlschwalben, Stieglitze) oder Wasserläufer (z.B. Bachstelzen) eine sinnvolle oder sogar lebensnotwendige Ergänzung darstellen.
Wichtig ist bei Ihrer Entscheidung, ob Sie sich sicher sind, dass dieses Futtertier geeignet ist.
Aquarienkecher eignen sich super, um die Futtertiere aus dem Wasser zu filtern
Wenn es sich um ein grell gefärbtes Insekt handelt oder um eines, dass starke Gifte abgeben kann (z.B. Wespen), würde ich auch dann, wenn die Eltern dieses Insekt evtl. füttern würden, darauf vorsichtshalber verzichten, denn wir wissen nicht, ob und was die Eltern zuvor mit dem Insekt machen, damit es verfütterbar ist.
Ebenfalls verzichten würde ich, solange der Vogel nicht selbst frisst, auf Regenwürmer, auch wenn sie von drosselartigen Vögeln (z.B. Amseln) an die Brut verfüttert werden. Regenwürmer entwickeln etwa zu Beginn des Sommers für eine kurze Weile einen Stoff, welchen sie über die Haut abgeben. Dieser scheint für die Vögel, die normalerweise Würmer fressen, unverträglich zu sein. (Vielleicht machen das die Würmer, um ihre eigene Vermehrung zu sichern, indem sie sich zu diesem Zeitpunkt für Fressfeinde uninteressant machen oder Parasiten sind Ursache der „Geschmacksveränderung“?) Die Vogeleltern können offensichtlich erkennen, ob der Wurm gerade genießbar ist und selektieren. Ein Phänomen, das ich auch bei meinen Hühnern beobachte: die Glucke wühlt haufenweise Regenwürmer aus dem Mist, wirft ihren Küken einige hin, die begeistert darüber herfallen und sich um die Würmer prügeln. Dann stößt sie bei einem Wurm plötzlich einen Warnruf aus, der die Küken entsetzt zurückschrecken lässt – der Wurm wird von keinem angerührt. Ich kann zwischen den „essbaren“ und den „nicht essbaren“ Würmern keinen Unterschied ausmachen. Aus diesem Grunde verzichte ich auf das Verfüttern von Würmern ganz, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Ist die Amsel so weit, dass sie selbständig Nahrung aufnimmt, können Sie ihr eine mit Gartenerde gefüllte Schale hinstellen, in die Sie Würmer reinlegen. Da kann die Amsel dann selbst entscheiden, welchen Wurm sie frisst.
Mehlwürmer sind prinzipiell ungeeignet als Vogelfutter. Sie sind bei der Verwertung sogenannte „Nährstoffzehrer“. Soll heißen, bei der Verdauung eines Mehlwurms werden dem Küken Nährstoffe, die es braucht entzogen bzw. es wird die Aufnahme bestimmter Nährstoffe geblockt. Da ich beobachten konnte, dass Meisen Mehlwürmer durchaus fressen und auch verfüttern – allerdings ausschließlich, nachdem sie in windeseile Kopf und Schwanz des Mehlwurms gekappt und mit einem Ruck den gesamten Darmtrakt des Mehlwurmes herausgerissen und weggeworfen haben- vermute ich, dass die problematischen Stoffe im Darm des Mehlwurms zu finden sind.
Ameisen sind aufgrund des Giftes, welches sie bei Gefahr absondern auch nur geeignet für Ameisen fressende Vögel als Angebot, wenn die Vögel sich das Futter selber nehmen. Manche Vogelarten (viele Körner- und Beerenfresser) fangen bei der Nestlingsfütterung bereits an, auch pflanzliche Nahrung mit zu füttern, kurz bevor das Küken sein Nest verlässt. Meist handelt es sich hier um Früchte und/oder Beeren oder weiche Sämereien. Wenn Sie bei Ihrer Vogelart hierüber zuverlässige Angaben finden, können Sie in kleinen Mengen als Beigabe diese Dinge am Ende der Nestlingszeit schon mit füttern. Wenn Sie aber auch nur den geringsten Zweifel haben, lassen Sie es lieber und bieten den Vögeln diese Nahrungsmittel nur aus einer Schale zur Selbstbedienung an.
z.B. Rabenkrähen brauchen mehr, als „nur“ Insekten, um ohne Rachitis und Gefiederschäden aufzuwachsen……
Bei einigen wenigen Singvogelarten, z.B. Rabenkrähe, Kolkrabe etc. benötigen Sie neben Insekten auch fleischliche Kost. (bitte machen Sie sich bei diesen Vogelarten ganz genau schlau, welche Futterzusammensetzungen und vor allem welches Fleisch in welcher Zubereitung geeignet ist).
….da lohnt es sich, gleich viele Rationen portionsweise einzufrieren.
Viele Infos finden Sie zu Rabenvögeln hier bei Facebook. Bei diesen Vogelarten macht es Sinn, sich Futterrationen auf Vorrat einzufrieren, wenn Sie nicht täglich mit viel Aufwand einkaufen und zubereiten wollen.
Eingefrorene Futtertiere müssen vor der Verfütterung vorbereitet werden. Da sie nach dem Abtauen nur sehr begrenzt haltbar sind,sollten Sie immer nur die Ration aus ihrem Tiefkühlfach entnehmen,
die sie sofort verfüttern wollen.
Aquarienkecher eignen sich super, um die Futtertiere aus dem Wasser zu filtern
Sie brauchen einen kleinen, engmaschigen Aquarienkescher, einen Wasserkocher und eine Müslischale. Den Wasserkocher können Sie schon mal anstellen. Zunächst entnehmen Sie nun die geplante Ration Futtertiere aus dem Gefrierschrank und werfen sie in die Müslischale. Bei Heimchen und Grashüpfern können Sie durch einfaches Drehen zwischen den Fingern im gefrorenen Zustand die langen Beine mühelos abbrechen und nur den verbliebenen Körper in die Müslischale tun. Wenn das Wasser sprudelnd kocht, kippen Sie es über die Futtertiere in der Müslischale. Neben der Abtaufunktion bewirkt das kochende Wasser auch die Abtötung eventuell vorhandener Keime auf den Futtertieren, was besonders bei zugekauften Futtertieren (z.B. Heimchen) sinnvoll ist. Gleich im Anschluss können Sie bereits das kochende Wasser samt Inhalt aus der Müslischale durch den Terrarienkescher in die Spüle gießen.
abgetaute Futtertiere fertig zum Verfüttern
Dann schrecken Sie die im Kescher befindlichen Futtertiere mit kaltem Wasser ab, kippen sie auf ein Stück Küchenpapier, um überschüssiges Wasser abzubinden und befördern die Futtertiere von dort in ihre Futterschale. Nun können Sie die Futtertiere direkt mit der Pinzette verfüttern. Es bietet sich übrigens an, im Spätsommer auch, wenn man gerade keine Findlinge hat, ein Glas mit frisch gefangenen Fliegen und eventuell Grashüpfern einzufrieren und das Glas mit einem Einfrierdatum zu versehen. So haben Sie immer eine Notration für die ersten ein bis zwei Tage auch über Winter und für das nächste Frühjahr griffbereit vorrätig, falls Sie überraschend einen hilfsbedürftigen Vogel aufnehmen. Wenn der Vorrat bis zum nächsten Spätsommer (wo sie einen neuen Vorrat anlegen) nicht gebraucht wurde, findet Ihr alter Vorrat als besondere Leckerei bei der Wildvogel-Winterfütterung reißenden Absatz.
unterteilte Tiefkühl-Vorratsboxen erleichtern die Arbeit
Ich verfüttere in der Regel für jede Singvogelart verschiedene, jeweils passende Insekten. Um die Nahrungsvielfalt zu erhalten, bietet es sich zur Arbeitserleichterung an, die im Supermarkt erhältlichen, unterteilten Tiefkühl-Vorratsboxen zu verwenden.
erwachsenen Vögeln, die eigenständig fressen, kann man Futter zur freien Verfügung anbieten
Erwachsenen Vögeln, die eigenständig fressen, können Sie Futter zur freien Verfügung anbieten – sie werden die Fütterungshäufigkeit selbst bedarfsgerecht anlegen und sich so oft und soviel bedienen, wie sie es brauchen.
Über den Fütterungsrythmus und die Fütterungshäufigkeit eines Jungvogels liest man verschiedenste Ansichten und Ratschläge. Auch bei der Frage, wie viel pro Mahlzeit gefüttert werden soll, gehen dieMeinungen weit auseinander. Oft wird die Ansicht vertreten, man müsse von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang streng nach Uhr alle 20, 30 oder 60 Minuten füttern. Außerdem wird oft gesagt, man solle immer so viel füttern, bis das Küken nicht mehr bettelt.
Ich teile diese Ansichten aus folgenden Gründen nicht: Vogeleltern in der Natur finden je nach Witterung und Standort manchmal schneller und mehr Futter, manchmal weniger … ….und manchmal sogar eine Weile gar nicht. Mit anderen Worten: sie füttern niemals regelmäßig. Des Weiteren kann so ein kleiner Vogel immer nur pro Fütterung so viel anschleppen, wie sein Schnabel und sein Kropf fassen können. Im Nest wird der Vogel bei einigen Vogelarten von mehreren, manchmal sogar 7 oder 8 nachdrücklich und laut bettelnden Schnäbeln erwartet und er entscheidet sich meist nur für ein oder zwei, in die er etwas rein stopft. Alle anderen gehen leer aus, haben also vergeblich gebettelt.
lautstarkes Betteln ist Kükensport
Ich vermute, dass das laute Betteln einen wichtigen Zweck erfüllt: Es ist praktisch die einzige anstrengende Tätigkeit, der die Küken im Nest nachgehen. Wenn man so will, ist das der Kükensport. Durch das Betteln, wird die Lunge trainiert, das Atemvolumen erhöht, die Muskulatur wird ausgebildet, die Verdauung und Durchblutung werden angeregt und der Kampfgeist wird gefordert.Der gesamte Stoffwechsel wird auf Trab gebracht.
Nur bei einigen Vogelarten ist das anders (z.B. Rabenvögel = Fütterung seltener, dafür satt und alle Jungtiere) Darum füttere ich meine Zöglinge mal häufiger in kürzeren Abständen, mal weniger häufig. Das ist auch stark davon abhängig, wie viel Jagderfolg ich habe und wie viele Helfer mit füttern. Im Durchschnitt komme ich so etwa auf alle 30 Minuten. Es kann aber durchaus auch mal sein, dass die Kleinen eben alle 10 Minuten etwas bekommen und dann erst nach einer Stunde wieder. Wenn sie länger warten mussten, gibt es zur nächsten Mahlzeit etwas mehr – wenn sie relativ schnell hintereinander etwas kriegen, gibt es pro Haps etwas weniger. Generell füttere ich mengenmäßig pro Mahlzeit nach Bauchgefühl. Es gibt nie so viel, dass die Kleinen gar nicht mehr betteln. Also spätestens, wenn bei einer Fütterung das Betteln etwas halbherzig wird, höre ich erstmal auf. Länger als eine Stunde Pause zwischen den Mahlzeiten gibt es definitiv nicht – das wäre auch schwer möglich, denn wenn die Kleinen wieder wirklich Hunger haben, dann machen sie bei jeder kleinsten Bewegung, die sie in ihrer Umgebung wahr nehmen so einen unerträglichen Lärm, dass man sie unmöglich vergessen kann.
die Ration muss dem Bedarf der Vogelart angepasst sein
Achten Sie aber bitte darauf, dass Ihre Tages-Gesamtration letztendlichvon der Menge her mindestens dem entspricht, was die betreffende Vogelart auch in der Natur an einem durchschnittlich guten Jagdtag füttert. Ein Vogelküken verträgt es zwar, wenn die Eltern in der Natur an Schlechtwettertagen mal etwas weniger Futter finden, aber eine dauerhafte Unterernährung führt nicht nur zu Verzögerungen der Entwicklung, sondern kann auch zu im schlechtesten Fall irreparablen Entwicklungsstörungen führen.
Die frühzeitige Problemerkennung geht meist am Besten durch Beobachtung des Fressverhaltens und des Kots. Nachdem die ersten Stunden oder die ersten ein bis zwei Tage vergangen sind, wird sich die Pflege Ihres Findlings sehr vereinfachen. Die Parasiten müssten Sie eigentlich mittlerweile besiegt haben, so dass sie keine Probleme mehr verursachen. Da Ihr Zögling sicher auch schon aus der Müslischale in sein endgültiges Aufzuchtnest umgezogen ist, gibt es nun auch keine Küchenpapierwechsel mehr. Gefiederpflege ist normalerweise nicht erforderlich – Sie haben also außer Füttern und Kot kontrollieren nichts mehr zu tun.
die Kotballen der Kleinsten sind mit einer Gallerthülle umgeben, so dass man sie bequem mit der Pinzette aus dem nest auf ein Küchenpapier heben kann
Die meisten Singvögel halten ihr Nest sehr sauber. Und damit das so ist, müssen auch schon die kleinsten Küken ran. Solange sie noch nicht in der Lage sind, ihren Hintern zum Koten über die Nestkante zu hängen, solange verpacken die Küken ihren Kot in eine gallertartige Hülle, die von den Vogeleltern mit dem Schnabel nach Ablieferung des Futters wie eine Mülltüte gefasst und mit aus dem Nest genommen werden kann. Meist fliegen die Eltern noch ein Stück vom Nest weg, bevor sie den Müllbeutel fallen lassen. Meine wilden Schwalben z.B. tragen die Mülltüten aus dem Nest sogar durch die gesamte Diele bis vor die Tür, bevor sie sich ihrer Last entledigen.
Für uns ist das in zweifacher Hinsicht eine praktische Sache:
wir können an der Konsistenz und Zusammensetzung der Ausscheidung und vor allem an der Qualität des „Müllbeutels“ sofort erkennen, ob unsere Fütterung funktioniert und ob es unserem Zögling gut geht
wir können wie die Vogeleltern mit ihrem Schnabel, mit unserer Pinzette nach jeder Fütterung direkt den neuesten Müllbeutel einsammeln und aus dem Nest heben, so dass dieses nie verschmutzt
Anders, als bei Säugetieren werden beim Vogel Kot und Urin nicht getrennt ausgeschieden. Die Ausscheidungen sind eine Kombination aus beidem. Das Weiße entspricht quasi dem Urin und das Dunkle dem Kot. Das Ganze ist von einer durchsichtigen, zähen, gallertartigen Hülle ummantelt, die sich, wenn sie in Ordnung ist, mit der Pinzette greifen lässt, ohne zu zerreißen. Ist die Hülle nicht intakt vorhanden, zerreißt beim Greifen, so dass der Kot ins Nest zurück fällt oder ist die ganze Geschichte ein viel zu flüssiges Mischmasch, dann stimmt mit der Verdauung Ihres Vogels etwas nicht oder Ihr Vogel nimmt zu viel Flüssigkeit auf.
Zunächst sollte man bei der nächsten Fütterung also schauen, ob es bereits ausreicht, die Futtertiere aus dem Wasserglas vor dem Verfüttern ein mal kurz auf einem Stück Küchenpapier abzulegen, so dass überschüssige Flüssigkeit aufgesaugt wird.
Umgekehrt können zu feste, trockene Kotballen und solche, die sehr wenig weißen Anteil haben, denen zudem die Gallerthülle dann auch vielleicht noch fehlt, die aber trotzdem greifbar sind, darauf hinweisen, dass die Futtertiere zu trocken sind. In dem Fall probieren Sie, die Tiere ohne vorherigen Kontakt mit dem Küchenpapier direkt aus dem Wasser zu verabreichen.
In den ersten ein bis zwei Tagen nach dem Fund des kleinen Zöglings ist zu erwarten, dass die Ausscheidungen noch nicht in Ordnung sind. Dann sollte sich die Verdauung aber normalisiert haben und wie hier
beschrieben funktionieren. Wenn das nicht der Fall ist und sich auch durch eine Änderung des Feuchtigkeitsgehaltes der Futtertiere innerhalb von maximal 4 Fütterungen (2 Stunden) nichts ändert, dann hat Ihr Zögling ein anderes Problem: Neben einer unpassenden Fütterung (vielleicht sind Futtertiere dabei, die diese Vogelart nicht ab kann?) kann Ihr Vogel auch eine Vergiftung oder eine infektionsbedingte Verdauungsstörung haben oder er leidet unter Darmparasiten. Die Ursachen können da vielfältig sein und man muss ihnen sehr zügig auf den Grund gehen, da viele Ursachen sehr schnell zum Tod führen können, wenn nicht gehandelt wird. In den Kapiteln „Tierarztsuche“ und „was kann ich machen wenn“ finden Sie vielleicht einige Anregungen und Hinweise.
sobald die Nestlinge eigenständig über die Nestkante koten können, gibt es den „Müllbeutel“ nicht mehr
Diese oben beschriebenen Anzeichen können Ihnen allerdings nur in der ersten Zeit eines Kükenlebens Auskunft geben. Bei vielen Vogelarten (z.B. Schwalben) wird der Kot nur so lange in Gallert verpackt, solange die Küken eben nicht selbst über die Nestkante koten. Sowie sie eigenständig ihren Kot nach draußen befördern können, indem sie das Hinterteil über die Nestkante hängen, gibt es die Hülle nicht mehr und manchmal fallen die Kotballen mit einem ziemlichen Klatscher zu Boden.
Die Schwalben, zu denen dieser Kot gehört, waren fast flügge. Hier ist wichtiger, als die Konsistenz, dass sowohl weisse, relativ weiche bis flüssige und dunkle, relativ feste, klar abgesetzte Bestanteile vorhanden sind.
Wenn es soweit ist, können Sie an einzelnen Kotflecken eher nicht mehr erkennen, ob etwas nicht stimmt. Erst wenn sich über einen Zeitraum von mehreren Fütterungen die Optik und die Konsistenz gravierend in eine Richtung verändert hat, kann das ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht stimmt.
oben rechts die Kotmenge zweier Bachstelzen von einem Vormittag, unten rechts die Gebeine der Grashüpfer, die die zwei in derselben Zeit neben genau so vielen Fliegen verdrückt haben.
Es ist also jetzt wichtiger zu kontrollieren, ob der Kotabsatz regelmäßig und passend im Verhältnis zur verabreichten Futtermenge stattfindet, der Kot nicht mehrmals hintereinander nur weiss oder nur dunkel ist und gleichzeitig der Appetit des Vogels gleichbleibend gut ist. Je nach Vogelart kann man damit rechnen das nach jeder oder jeder zweiten Fütterung, allerspätestens aber nach jeder 3. Fütterung Kot abgesetzt wird. Sie werden schon nach wenigen Tagen ein genaues Gefühl dafür entwickelt haben, in welchem Rhythmus Ihr Zögling normalerweise frisst und kotet – also wie schnell das, was Sie vorne reinfüttern hinten wieder raus kommt.
Wenn Ihr Zögling, obwohl die letzte Fütterung schon eine Weile her ist, bei der Fütterung nicht wie gewohnt lautstark bettelt oder das Futter nur zögerlich oder sogar gar nicht nehmen will, dann ist dies ein sehr deutliches Alarmzeichen, das sofortiges, schnelles Handeln erfordert.
Diese kleine Mehlschwalbe überlegt schon, ob man es nicht mal probieren könnte – sie wird noch am selben Tag ausfliegen
Irgendwann kommt der Tag, an dem Ihr kleiner Zögling Anstalten machen wird, sein Nest zu verlassen. Bei Vogelarten, die vom ersten Tag an mehr oder weniger selbständig sind (z.B. Mehlschwalben) müssen Sie nichts unternehmen oder ändern, sofern Ihr Zögling tagsüber mit seinem Nest draußen aufgezogen wurde. Ihr Zögling wird einfach, wenn es soweit ist, sein Nest verlassen und, wenn er Sie noch braucht, wieder kommen oder aber abfliegen – ausgenommen Sie haben den Zögling erst so kurz, dass der Aufbau einer Bindung noch nicht möglich war oder der Vogel wurde drinnen aufgezogen – dann müssen auch diese Vögel erst drinnen sicher fliegen lernen.
In diesem Schwalbennest wird gerade aller Mut zusammen genommen für den ersten „Sprung“ in die Tiefe….
Wenn Sie jedoch eine Vogelart aufziehen, die nach dem Verlassen des Nestes zunächst flugunfähig als Ästling die Welt entdeckt (z.B. Amsel), von ihren Eltern Flug- und Jagdstunden bekommen, noch zugefüttert werden oder sonst wie weiter versorgt werden (z.B. Rauchschwalben, Meisen, Sperlinge, Bachstelzen), dann müssen Sie auf die ersten Anzeichen achten: Je nach Vogelart wird Ihr Zögling zunächst aus dem Nest klettern und ein wenig zu Fuß rumlaufen oder aber er wird sich auf den Nestrand hängen, einige Startversuche unternehmen und in letzter Sekunde den Mut verlieren, bevor er sich dann wirklich todesmutig „in die Tiefe“ stürzt und unbeholfen durch den Raum flattert, bevor er dann ebenso unbeholfen irgendwo landet und sich mit einer Mischung aus Unsicherheit, Verwunderung und erstaunter Freude umschaut.
Dieser Tag „X“ kündigt sich ein oder zwei Tage vorher an: Ihr Zögling ist unruhiger im Nest, er schlägt immer wieder mal mit den Flügeln und balanciert zunehmend auf der Nestkante. Wenn Sie diese Anzeichen vermehrt wahrnehmen, sollten Sie das Nest tagsüber nicht mehr nach draußen bringen, sondern in einem geschlossenen Raum, in dem Sie sich auch vermehrt aufhalten, deponieren. Denken Sie daran, das Fenster mit einer Gardine oder einem Gazetuch abzuhängen, damit der erste Flugversuch nicht gleich an einer unsichtbaren Glasscheibe endet. Ab diesem Zeitpunkt sollten Sie ihrem Zögling häufig Gesellschaft leisten, damit Sie da sind, wenn er seinen ersten großen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt tut.
Wenn Ihr kleiner Vogel (ausgenommen Ästlinge, sie werden ihre ersten Flugversuche erst nach einigen Tagen unternehmen und zuvor im Zimmer herumhüpfen) dann seinen ersten Flug geschafft hat und irgendwo unsicher sitzt, ist Ihr Einsatz gefragt: Erstmal geben Sie ihm als Belohnung einen Happen Futter – mit dem ihm bekannten Futterruf. Dann verbringen Sie die nächsten Stunden damit, sich immer ein paar Schritte zu entfernen, ihren Arm oder ihre Hand als Landeplatz hoch zu halten und mit der anderen Hand die Pinzette mit einem Futtertier hinzuhalten und mit dem Futterruf zu locken. Wenn der Kleine schließlich wieder abhebt und zu Ihnen kommen will, wird er vermutlich erst sehr unbeholfen sein und unter Umständen auch woanders landen. Egal, gehen Sie hin und belohnen Sie seinen Versuch mit einem Futtertier. Das Spiel wiederholt sich nun eine Weile und Sie werden feststellen, dass der Kleine von Mal zu Mal geübter abhebt, fliegt und landet. Es dauert meist nur wenige Stunden, bis Ihr Zögling vollkommen zielgerichtet fliegen und landen kann. In diesen Stunden sollte er gelernt haben, auf ihren Futterruf durch Kommen zu reagieren. Je nach Vogelart kann es sein, dass er ganz zutraulich auf Ihrer Hand oder aber nur in Ihrer Nähe landet. Das ist unerheblich.
verdiente Pause! Die Zwei haben gerade ihre ersten Flugversuche hinter sich und waren erleichtert, als sie es geschafft hatten wieder in bzw. auf ihrem Nest zu landen
Unter Umständen braucht er auch irgendwann eine Pause, geht vielleicht sogar zurück in sein Nest, um sich von diesem ersten großen Abenteuer zu erholen. Wichtig ist, dass er auf Sie als Ersatzeltern geprägt ist und weiß, dass er bei ihnen Schutz und Futter findet. An diesem Tag hat er damit mehr als genug gelernt und Sie sollten es dabei belassen.
Je nachdem, wie sicher der Vogel auf Sie geprägt ist, auch das ist wieder abhängig von der Vogelart, von der Dauer, die Sie den Kleinen in Pflege hatten und von den Aufzuchtbedingungen, können Sie mit dem Kleinen am nächsten oder übernächsten Tag nach draußen gehen. Sie können als Fausregel nehmen: Je „freier“ und „natürlicher“ (im Sinne von „seiner Art entsprechend“) Sie Ihren kleinen Zögling aufgezogen haben, desto enger und natürlicher wird seine Bindung zu Ihnen ausfallen.
Dies ist einer der gefährlichsten Augenblicke für den kleinen Vogel undeiner der schwersten Augenblicke für SIe: …es ist schwer, loszulassen… …aber man muss „loslassen, um zu halten“….
Wählen Sie darum den Tag mit Bedacht: es sollte gutes Wetter sein: sonnig, nicht zu windig, gute Jagdbedingungen, viele andere Vögel -idealerweise auch solche derselben Art – am Himmel oder im Gebüsch. Wenn der Kleine zum ersten mal vor die Tür kommt und in die unendliche Weite des Himmels entschwindet, ist er erstmals ungeschützt Räubern (Greifvögel) ausgesetzt und Sie können nicht mitfliegen, um ihn zu beschützen. Mit diesem Risiko müssen Sie leben, wenn Sie ihrem Zögling die Chance auf einen guten Start nicht kaputt machen wollen. Damit der Kleine bei Bedarf immer wieder zu Ihnen zurück findet, sollten Sie ihn ab sofort niemals mehr irgendwo hin tragen (außer von draußen nach drinnen). Wenn er mit raus soll, gehen Sie vorweg und locken ihn mit dem ihm vertrauten Ruf, bis er folgt. Nur, wo er sich traut, Ihnen selbständig zu folgen, wird er sich auch zurück trauen. Außerdem wird die Überwindung, Ihnen auf unbekanntes Terrain zu folgen, das Vertrauen des Vogels in Ihre Führung festigen.
wenn Ihr Zögling vom ersten Ausflug zurück kommt, sollte bereits sein Leckerbissen bereit stehen
Sowie Sie draußen sind, auch wenn Ihr Zögling kurzfristig völlig aus Ihrer Sicht verschwunden ist, sollten Sie ununterbrochen laut und deutlich Ihren Lockruf ausstoßen, damit der Kleine wo immer er ist, sich daran orientieren kann und zurück findet, wenn er es will. In der Regel führt das dazu, dass man am ersten Flugtag abends einen Krampf im Mund hat und die Nachbarn sich fragen, ob Sie irgendetwas Komisches eingeworfen haben. Der erste Flug ihres Zöglings draußen wird bei einigen Vogelarten relativ kurz ausfallen (oft z.B. Rauchschwalben), bei anderen länger dauern (oft z.B. Bachstelzen) und einige kommen gar nicht mehr zurück, wenn sie genug Futter finden.
Wenn Ihr Zögling zurück kommt, sollten Sie bereits seine Belohnung bereit halten und ihn satt füttern. Vorteilhaft ist es, wenn Sie bereits einige Tage zuvor einen festen Sitzplatz draußen eingerichtet haben, der künftig der Stammplatz ihres Zöglings sein kann. Bei mir z.B. befinden sich unter dem Carportdach, wo auch die Sitzecke steht und wir uns viel aufhalten, mehrere Sitzplätze, die so angebracht sind, dass Katzen und Hunde sie nicht erreichen können, Greifvögel sich da nicht hin trauen und Fluchtmöglichkeiten in mehrere Richtungen für meinen Zögling vorhanden sind.
Sunny s Stammplatz war die Spitze einer Longierpeitsche in der Sitzecke
Künftig gibt es das Futter tagsüber nur noch auf diesem Stammplatz oder direkt auf meinem Arm. Sie sollten sich die nächsten Tage möglichst ständig an oder in der Nähe dieses Platzes aufhalten, bis Sie das Gefühl haben, dass Ihr Zögling sich draußen sicher genug fühlt, um Sie nicht mehr ständig zu brauchen. Je nach Vogelart muss der kleine Knirps jetzt die nächsten Tage einiges lernen und je nach Vogelart und Charakter wird er noch länger bei Ihnen bleiben, immer noch wieder drinnen übernachten und sich nur langsam abnabeln, oder bereits nach wenigen Tagen Anschluss an andere Artgenossen gefunden haben und weg bleiben. Haben Sie einen Zögling, der von seinen Eltern noch einiges vermittelt bekommen würde, sind Sie jetzt gefragt.
Egal, wie niedlich das sein mag – hier sollten Sie Ihren Zögling nachdrücklich verjagen – abeer bitte so, dass Sie den Hund nicht „heiß“ machen
Zunächst einmal sollten Sie, auch wenn einem das unendlich schwer fällt, den Vogel nachdrücklich und unsanft wegscheuchen – evtl. mit einem speziellen Warnlaut, den Sie sich ausdenken – wenn immer er an nicht artgerechten, gefährlichen Stellen landet (z.B. auf dem Korb, in dem der Hund schläft o.ä.) Sie werden bei Ihren Recherchen in den Vogelsteckbriefen heraus gefunden haben, was der Vogel alles lernen muss und müssen eventuell kreativ werden, um ihrem Vogel diese Dinge auch vermitteln zu können:
Erste Jagdübungen im Flug
Meinen Rauchschwalben z.B. bringe ich erste Jagdversuche bei, indem ich sie das Futtertier im Flug von der Pinzette holen lasse, was anfangs gar nicht so einfach ist.
Mit der Amsel, die überwiegend am Boden jagt, bin ich über das Grundstück gegangen und habe immer wieder Blätter und Steine umgedreht und ihr gezeigt, dass sie dort drunter Futter findet. Als sie ihr erstes Blatt selbst umgedreht hat und darunter einen fetten Käfer fand, hat sie vor lauter Begeisterung so sehr gejubelt, dass der Käfer in der Zwischenzeit das Weite gesucht hatte.
Marco war das Wasser des Tümpels anfangs äußerst suspekt….
Die Bachstelze hat gelernt, dass Bachstelzen auch Tiere aus dem Wasser fischen können, indem ich aufgetaute Heimchen zunächst an die Tümpelkante und dann immer ein Stück weiter ins Wasser gelegt habe. Parallel zu ihren Jagdübungen mit lebenden Heimchen in der Jagdwanne, hat sie schließlich gelernt, dass man Wasserläufer und kleine Käfer unter der Wasseroberfläche vom Grund sammeln kann.
lebend Fliegen in einem Flexarium
Wenn Sie keine Möglichkeit haben, die Jagd mit Ihrem Zögling draußen zu üben (z.B. weil die Bindung nicht vorhanden ist), können Sie in einem Flexarium z.B. lebende Fliegen aussetzen und Ihren Zögling darin die ersten Übungen machen lassen, ohne, dass Ihnen die Fliegen alle durch die Wohnung surren.
lebende Fliegen zum Aussetzen kann man mit einem tiefen Kecher super fangen
Ob Ihr Zögling nachts wieder mit rein will, wird er selbst entscheiden. Die Rauchschwalben beispielsweise, die ich von klein auf an gross gezogen habe, ließen sich lange abends auf der Hand rein tragen, um drinnen zu übernachten – selbst wenn sie tagsüber oft stundenlang weg waren. Die Bachstelze flog zuverlässig hinter mir her nach drinnen bis sie heraus gefunden hatte, dass Sie auch ohne mich genügend Nahrung findet und draußen überleben kann. Mit der Rückkehr Ihres Zöglings müssen Sie abends rechnen, bis die Sonne komplett untergegangen ist und solange draußen noch Vögel unterwegs und zu hören sind. Wenn es draußen dunkel geworden ist und keine tagaktiven Tiere mehr zu hören sind, können Sie auch ihre Tür oder ihr Fenster schließen. Ihr Zögling wird die Nacht draußen verbringen und frühestens am nächsten Morgen wieder auftauchen.
Wenn Ihr Zögling noch drinnen übernachten will, kommt er nach Hause, bevor es dunkel ist. Hier sitzt Findi in der Küche auf ihrem Schlafplatz unter Sunny s Bild.
Die kleinen Zöglinge wissen ganz genau, wie lange sie einen brauchen und werden entsprechend bleiben, solange sie nicht selbständig sind. Ein Grund mehr, warum eine Käfighaltung vollkommen überflüssig ist. Eine meiner Handaufzucht – Schwalben aus 2011 ist jetzt zum 5. Mal aus Afrika zurück gekehrt, um bei mir auf der Diele, diesmal zusammen mit einer anderen Handaufzucht aus 2013, zu brüten. Die Amsel Fritzie, die schon zwei erfolgreiche Bruten hinter sich gebracht hat oder Spatzi der Spatz leben ganzjährig hier und lassen sich immer wieder mal an der Sitzecke oder an ihren alten Stammplätzen sehen. Auch die Bachstelze Marco, von der wir nicht einmal wussten, ob sie mit ihren Behinderungen überhaupt in der Lage sein würde, in Freiheit zu überleben, ist dieses Jahr zurück gekehrt und hat zwei Bruten erfolgreich aufgezogen.
Marco habe ich letztes Jahr aufgezogen – hier füttert er dieses Jahr seinen ersten Nachwuchs
Diese Momente des Wiedersehens, die Gewissheit, dass die ganze Mühe erfolgreich war, sind die schönste Bestätigung für mich, dass diese Form der individuellen Naturaufzucht richtig ist.
Wenn Sie ein Wildtier aus Not gerettet haben und päppeln, brauchen Sie wenn, meistens sofort nach dem Auffinden einen Tierarzt (z.B. bei sichtbaren, schweren Verletzungen, Brüchen etc.) oder sie werden sich mit etwas Glück während der gesamten Pflegezeit nicht mit der Tierarztsuche für Ihren Zögling befassen müssen.
Wenn während der Pflegezeit jedoch der Fall eintritt, dass Sie einen Tierarzt benötigen, dann ist es mit Sicherheit brandeilig. In so einem Fall ist es gut, wenn Sie einfach nur noch eine griffbereite Telefonnummer wählen müssen und den Tierarzt Ihrer Wahl am anderen Ende haben.
Darum macht es Sinn, sich in Ruhe nach einem passenden Tierarzt umzuschauen, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Also befassen Sie sich ruhig mit dem Thema, wenn es nicht nötig ist und die Zeit Ihnen nicht im Nacken sitzt. Im örtlichen Telefonbuch und im Branchenbuch finden Sie in der Regel eine Vielzahl von ortsansässigen Tierärzten. Leider sind die allerwenigsten Vogelspezialisten oder zumindest vogelkundig. Einen sogar auf Wildvögel spezialisierten Tierarzt werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht finden. Überprüfen Sie zunächst, ob bei irgendeinem Tierarzt im Branchenbuch oder auf der Webseite „Vögel“ als Fachgebiet explizit angegeben sind.
Wenn „nein“, können Sie, bevor Sie sich selbst weiter auf eine ungewisse Suche vor Ort begeben, in den einschlägigen Vogelforen, auf Wildvogelseiten etc. umhören und fragen, ob irgendwer in ihrem Postleitzahlraum einen geeigneten Tierarzt kennt und bereits Erfahrungen sammeln konnte. Auch Wildtierparks, Zoos oder Auffangstationen können Ihnen eventuell einen vogelkundigen Tierarzt nennen. Nur, wenn all diese Versuche ins Leere laufen, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die ortsansässigen Tierärzte abzutelefonieren und nachzufragen, ob man Ihnen mit Ihrem Wildvogel im Zweifelsfall helfen könnte.
Da Vögel nach meiner Erfahrung gut auf alternative Heilmethoden ansprechen, wäre ein Tierarzt mit naturheilpraktischen Zusatzkenntnissen hier unter Umständen vorzuziehen. Dann bleibt es Ihrem Bauchgefühl überlassen, welchem Tierarzt Sie im Zweifelsfall Ihr Vertrauen schenken wollen.
Es ist sehr von Vorteil, einen Tierarzt zu haben, der in angezeigten Fällen auch nach Hause kommt. Marco haben wir bei mir zu Hause einen Zeh amputiert, da für ihn eine Fahrt in die Praxis extrem viel Stress bedeutet hätte…..
Wenn Sie öfter kleine Wildtierpfleglinge aufpäppeln, macht es Sinn, sich einen Tierarzt zu suchen, der nicht nur einen kompetenten Eindruck macht und Interesse und Freude daran hat, Wildtieren zu helfen, sondern einen, der im Notfall auch bereit wäre, nach Feierabend zu Ihnen nach Hause zu kommen.
Das hat einen ganz einfachen Grund:
….und schon 3 Tage nach dem Eingriff konnte er zum ersten Mal schmerzfrei draußen die große, weite Welt entdecken
Ein Tierarztbesuch bedeutet für Haustiere schon häufig Stress. Für ein Wildtier ist es sehr oft, bei erwachsenen Tieren meistens der blanke Horror – nicht nur der fremde Mensch, der einen behandelt – auch noch eine fremde Umgebung, fremde Geräusche, Gerüche von Hunden und Katzen, die Zeit im Wartezimmer – das alles ist Stress pur für Ihren Zögling. Insofern sollten Sie, bevor Sie sich entscheiden, wegen eines Problems mit Ihrem Zögling zum Tierarzt zu fahren, überlegen, ob und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihr Tierarzt da überhaupt etwas machen kann. Erst, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass die Chance größer ist, durch einen Tierarztbesuch das Leid Ihres Pfleglings zu lindern, als das Risiko, dass der damit verbundene Stress das Problem nur verschärft, sollten Sie sich zu dem Besuch entschließen. Wenn Sie sich unsicher sind, rufen Sie Ihren Tierarzt an und schildern ihm Ihr Problem. Unter Umständen kann er Ihnen einen Rat geben, ohne, dass Ihr kleiner Zögling dahin muss.
Andere sind da ganz gelassen: mit meinen zwei Wintergästen Winnie und Willi kann ich völlig problemlos und ohne, dass die zwei sich aufregen würden, in die Praxis fahren.
Wenn der Tierarztbesuch in dessen Praxis unumgänglich ist, dann füttern Sie ihren Vogel noch mal und verpacken ihn mitsamt seinem Nest wie im Kapitel „Suche nach einer Pflegestelle“ beschrieben in einem Pappkarton. Haben Sie allerdings einen erwachsenen Pflegling, der nicht mehr in einem Nest hockt, müssen Sie schauen, welches „Behältnis“ für Ihren Zögling am wenigsten Stress verursacht. Nach meiner Erfahrung ist da eher das kleine Vivarium oder ein Faunarium geeignet, das SIe mit Küchenpapier auslegen und umkippsicher einen Zweig (Birke oder so) drauf legen, so dass der Vogel auf diesem sitzen kann. Den Transportbehälter decken Sie nur mit einem Handtuch ab. Bitte verwenden Sie auf keinen Fall Behältnisse, die herkömmliche Gitter haben. Diese sind brandgefährlich für das Gefieder Ihres Zöglings. Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, ist es sinnvoll, wenn Sie zuvor telefonisch einen Termin vereinbaren und dabei deutlich machen, dass Sie wegen der besonderen Situation gerne sofort dran kommen möchten. Sollte es doch zu Wartezeiten kommen, lassen Sie den Karton mit Ihrem Zögling so lange im Auto (sofern es im Schatten parkt und nicht überhitzen kann). Dort im Auto hat Ihr Zögling zumindest nicht die Geräuschkulisse eines Kleintierwartezimmers zu ertragen.
Ich habe in den vergangenen Jahren einige Dinge mit Pfleglingen erlebt, die ich mit „Hausmittelchen“ auch reproduzierbar lösen konnte. Diese nachfolgend aufgeführten Tipps entspringen ausschließlich persönlich gemachten Erfahrungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Haltbarkeit. Sie können und sollen keinen Tierarztbesuch ersetzen und wenn die genannten „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ nicht binnen ein bis zwei Fütterungseinheiten greifen, sollten Sie nicht zögern, einen Tierarzt hinzuzuziehen.
Prinzipiell habe ich die Erfahrung gemacht, dass Vögel gut auf homöopathische Behandlungen und Osteopathie ansprechen. Wenn Sie sich nicht gerade mit klassischer Homöopathie auskennen und dadurch in der Lage sind, zu repertorisieren, kann ich ihnen für ihre Hausapotheke folgende Mittel empfehlen, die im Fall der Fälle auch für einen selbst das geeignete „Erste Hilfe Mittel“ sein können. Da Vögel keinen Alkohol ab können, sollten Sie Injektionslösungen, Kügelchen oder Tablettenform zur oralen Verabreichung wählen.
Alle Mittel gibt es in der Apotheke:
Traumeel ad.us.vet ist ein homöopathisches Komplexmittel, das man bei jeder Form von Traumata (Prellungen, Zerrungen, Verletzungen etc). anwendet.
Engystol ad.us.vet ist ein homöopathisches Komplexmittel, das man bei jeder Form von Infekten (Erkältung, Schnupfen, grippaler Infekt etc.) verabreicht.
Nux vomicaKügelchen sind ein homöopathisches Einzelmittel, das sich bei mir u.a. bei Magen/Darm Beschwerden (Koliken, Durchfall, Bauchweh etc.) bewährt hat.
Hypericum Kügelchen sind ein homöopathisches Einzelmittel, das sich bei mir bei Problemen des zentralen Nervensystems (z.B. Gehirnerschütterung.) bewährt hat.
Tendo allium cepa comp., Globuli velati ist ein anthroposophisches Mittel, das man bei jeder Form von Verletzungen im Bereich des Bänder- und Sehnenapparats (z.B. Sehnenzerrung) einsetzen kann
Symphytum comp., Globuli velati ist ein anthroposophisches Mittel, welches bei allen, die Knochen betreffenden Verletzungen (Entzündungen, Brüche etc.) gut eingesetzt werden kann. Achtung: Brüche gehören immer sofort in tierärzliche Behandlung – das Symphytum lässt sich als begleitende Therapie verabreichen
Verabreichung:
Kügelchen lassen sich super in Wasser auflösen, so dass man die Futtertiere darin baden kann
Ich nehme von dem Mittel meiner Wahl ca. 3-4 Kügelchen oder eine Tablette und löse sie in einem Eierbecher mit Wasser auf. Der Eierbecher sollte möglichst aus Keramik oder Porzellan sein und zum Umrühren sollten Sie einen Holzlöffel o.ä. verwenden. Vermeiden Sie den Kontakt der Homöopathica mit Metall bei der Zubereitung. Wenn das Mittel im Wasser aufgelöst ist, baden Sie einfach ihre Futtertiere vor dem Verfüttern kurz in dem Wasser aus dem Eierbecher.
Flüssige Präparate lassen sich gut in ein Futtertier spritzen, das man dann wie gewohnt mit der Pinzette verfüttert.
Die Mittel, die als Injektionslösung in Ampullen vorliegen (z.B. Traumeel, Engystol), ziehe ich mittels einer Spritze auf, gebe sie ebenfalls dann in einen Eierbecher (ohne Wasser) und bade die Futtertiere vor dem Verfüttern in dieser Lösung oder Sie spritzen einen Tropfen der Lösung in ein (totes) Futtertier. Achtung: Injektionslösungen bitte immer mit einer Spritze mit Nadel aus den Ampullen aufziehen, damit keine Glassplitter in der Flüssigkeit verbleiben.
Kohlekompretten: Wenn Ihr Zögling plötzlich schlecht frisst, sich die Schleimhäute oder der Schnabelwulst komisch verfärben oder der Kot nicht in Ordnung ist – kurzum, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Vogel ein Problem mit der Verdauung hat, dann habe ich gute Erfahrungen mit Kohlekompretten gemacht. Kohlekompretten gibt es in der Apotheke und sind im Übrigen auch ein guter Bestandteil der eigenen Hausapotheke. Zum Verabreichen lösen Sie eine Kohlekomprette in etwas Wasser in einem Eierbecher auf und baden bei den nächsten Fütterungen zwei oder drei Futtertiere satt in der aufgelösten Aktivkohle. Kohlekompretten binden Gifte aller Art und da jede Form von Verdauungsstörungen auch mit erhöhten Giftbelastungen (z.B. durch bakterielle Fehlfunktionen) im Darm einher gehen, können Kohlekompretten für die erforderliche Entschärfung des Problems sorgen. Darüber hinaus verwende ich Kohlekompretten auch zur Erste-Hilfe-Behandlung bei Verdacht auf von außen zugeführten Giften (z.B. Insektizide, Pestizide etc.)
Vitamin B Mangel – Krämpfe und Koordinationsstörungen Wenn Ihr kleiner Zögling plötzlich Koordinationsstörungen zeigt, mit krampfartigen Anfällen von der Stange kippt oder bei seinen Flugversuchen mit Krämpfen abstürzt und nicht wieder hoch kommt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hier ein massiver Vitamin B Mangel vorliegt. Dieser tritt meistens als Folge von Fehl- oder Mangelernährung auf und ist absolut sofort behandlungsbedürftig. Wenn ein Vogel wirklich bei jeder Mahlzeit zu über 50% mit in der Natur frisch gefangenen, für diese Vogelart passenden Insekten ernährt wurde, habe ich dieses Auftreten von Vit B Magelerscheinungen noch nicht erlebt. Bei Fütterung mit überwiegend gekauften Insekten allerdings habe ich schon häufiger festgestellt, dass dieses Problem auftritt. Bei zwei Fällen aus meiner telefonischen Schwalbenberatung (1 verletzte, erwachsene Schwalbe, ein Nestling) kam es zu diesen schweren Krämpfen nach Mehlwurm/Heimchenfütterung ergänzt durch Korvimin (laut Auskunft der anrufenden Päppler) innerhalb einer bzw. bei dem Nestling knapp 3 Wochen. Mit im Handel erwerblichen Vit.B Zusatzpulvern können Sie einen solchen, bereits vorhandenen Mangel nicht ausgleichen. Zumal viele Wildvögel die Produkte nicht oder nicht vollständig verstoffwechseln können. Sie sollten hier also sofort den nächsten Tierarzt kontaktieren. Dieser verfügt über hochdosierten Vit. B Komplex als Injektionslösung. Natürlich kann er diese injizieren, aber ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass es vollkommen ausreicht und deutlich stressfreier für den Vogel ist, dem Vogel einen Tropfen oral zu verabreichen – z.B. indem man die Lösung in ein (totes) Heimchen spritzt, was man dann verfüttert. Die Krämpfe legen sich nach meiner Erfahrung innerhalb der ersten Stunde nach Verabreichung. Ob man ein- oder zwei mal nach einem, zwei oder drei Tagen eine weitere Dosis verabreichen soll, wird Ihnen der Tierarzt sagen. Wichtig:gerade Tierärzte, die nicht vogelkundig sind und/oder keine Erfahrung mit Wildvögeln haben, wissen nicht unbedingt, dass viele Vit. B Komplex Präparate von bestimmten Wildvögeln aufgrund unverträglicher Trägerstoffe schlecht oder gar nicht vertragen werden. z.B. Schwalben und Mauersegler reagieren extrem empfindlich auf viele Präparate. Sie sollten Ihren Tierarzt darauf hinweisen und ihn bitten, vorab zu überprüfen, ob das von ihm verwendete Präparat für Ihre Vogelart verträglich ist.
Eine Handvoll frisch geschlüpfter, noch völlig nackter Rauschwalbenküken, deren Nest direkt nach dem Schlupf von der Decke gebrochen war, hat mich vor einigen Jahren zur Wildvogelhilfe geführt. Damals hatte ich massive Probleme, irgendwo Infos zu finden, wie man Schwalben richtig aufzieht. Einzig, dass Schwalben schwierig aufzuziehen sind und der Versuch häufig scheitert, habe ich öfter gelesen und gehört. Also habe ich mich bei der Aufzucht an dem orientiert, was ich bei den wilden Schwalben täglich beobachten konnte.
so manchem Vogel könnte man die Handaufzucht ersparen….
Später konnte ich mir dann auch erklären, warum so viele Aufzuchtversuche fehl schlagen. Ebenfalls viel später wusste ich, dass ich die kleinen Küken damals problemlos den Eltern zur weiteren Aufzucht hätte zurück geben können, wenn mir da nur jemand rechtzeitig gesagt hätte, dass es geht und wie.
…wenn man schnell genug richtig handelt.
Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich meine Erfahrungen zunehmend öffentlich gemacht, was dazu führte, dass nicht nur viele Schwalben, sondern auch unzählige andere Singvogelarten ihren Weg zu mir fanden. Noch viel mehr kleine Vögel in Not aber haben aufgrund von Beratungsgesprächen, die ich mit aufmerksamen Findern führen konnte, erfolgreich den Weg zu ihren Eltern zurück gefunden. Schwalbennestlinge, die scheinbar aus dem Nest „gefallen“ sind, begegnen uns am häufigsten. Dies liegt sicher auch daran, dass Schwalben in den oder direkt an den Gebäuden nisten und wir darum ein aus dem Nest „gefallenes“ Küken oft schneller finden, als Katzen und Co. und es auch vermeintlich sicher dem darüber hängenden Nest zuordnen können. Generell ist es aber so, dass das nachfolgend Gesagte für viele heimische Singvogelarten gilt und sehr häufig funktioniert. Einen Versuch ist es allemal wert.
In der Regel „fällt“ ein Küken nicht einfach so grundlos aus dem Nest!
Aus diesem Grunde sollte man bitte NIEMALS ein Küken einfach so zurück setzen – im Zweifelsfall stürzt es so oft raus, bis es sich beim Sturz ernsthaft verletzt.
Und bitte NIEMALS ein Küken in ein fremdes, ein sogenanntes Ammennest setzen. (warum, lesen Sie im nächsten Kapitel)
Die häufigsten Gründe, warum wir ein Küken am Boden unter dem Nest finden, sind:
Nest bricht runter
Küken flüchten aus Nest und fallen runter
Küken wird aus dem Nest geworfen
Küken wird von einem Räuber geklaut und beim Abtransport verloren
Da in allen Fällen der Sturz zu zusätzlichen Verletzungen führen kann, kann man da vorbeugen: Um den Sturz im Falle eines Falles etwas abzumildern, kann man für die Dauer der Brut etwas weich Gepolstertes unter dem Nest platzieren (z.B. eine Heukiste o.ä.) Außerdem gilt ganz speziell für Schwalben: damit ein Kunstnest angenommen wird, ist es zwingend notwendig, dass es hoch unter der Decke befestigt wird. Die Elterntiere werden ihre Kinder nicht weiter füttern, wenn sich das Nest tiefer, etwa abgestellt auf einer Leiter oder irgendwo auf Kopfhöhe an die Wand geschraubt, befindet.
Bringen Sie die abgestürzten Küken erstmal ins Haus und nehmen Sie die Erstversorgungvor. Bitte untersuchen Sie die Kleinen genau auf Parasiten. Oft war die eigentliche Ursache des Nestabbruchs eine rasende Unruhe der Küken, weil sie von Parasiten geplagt wurden. Wenn Sie Parasiten finden, müssen die Küken zunächst von den Plagegeistern befreitwerden.
Dann bringen Sie in der Nähe des alten Nistplatz ein mit Heuhäcksel oder Strohhäcksel (Zoohandel, Bauer) ausgepolstertes Kunstnest an und setzen die gut gefütterten Küken wieder hinein. Danach entfernen Sie sich etwas und beobachten das Nest. In der Regel beginnen die Küken bald zu betteln und die Eltern versorgen sie relativ zügig normal weiter – auch im neuen Nest. Ich habe drei Küken schon mal nach fast 30 Stunden noch erfolgreich zurück geben können. Das ist aber sicherlich nicht die Regel. Je schneller die Küken wieder im Nest sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Versuch klappt.
Zu 2 – Küken flüchten aus dem Nest und fallen runter: Als erstes sammeln Sie das/die Küken ein und setzen sie wie unter Erstversorgungbeschrieben in eine mit Küchenpapier ausgepolsterte Müslischale o.ä. Dann sollten Sie die Ursache für die Flucht des Kükens aus dem Nest ergründen: Meistens sind Parasiten (Blutsauger) die Übeltäter. Es hat im Fall von Parasiten wenig Sinn, das Küken so wieder in sein Nest zu setzen, weil das komplette Nest verseucht sein wird. Mit anderen Worten: es wird auch die anderen noch lebenden Küken im Nest betreffen.
auch, wenn ein Küken bereits tot unter oder im Nest liegt, sollten Sie es auf Parasiten untersuchen, um ggf. zumindest die noch lebenden, dann auch betroffenen Geschwister zu retten
Zunächst sollte also dieses Küken von den Parasiten befreitwerden. Dann beschaffen Sie sich zügig ein Kunstnest. Das gibt es oft in Futterhäusern oder Gartencentren und wenn Sie dort nichts bekommen, improvisieren Sie mit einer halben Kokosnuss oder etwas anderem, was der Form, Tiefe und Größe des ursprünglichen Nestes entspricht. Das Nest wird mit Heu- oder Strohhäckseln (Zoohandel, Bauer) als Polster bestückt und einige Meter entfernt vom ursprünglichen Nest angebracht. Wenn Sie Kieselgur, z.B. InsectoSec vorrätig haben, stäuben Sie das Kunstnest samt Einstreu gut ein und bedecken Sie den Nestboden unter der Einstreu damit. Das abgestürzte Küken setzen Sie, nachdem SIe ihm einige Fliegen gefüttert haben und es wieder kräftig bettelt, in das neue Nest. Dann klettern Sie mit einem mit Küchenpapier ausgepolsterten Eimer bewaffnet zum alten Nest hoch, holen die restlichen Küken raus und behandeln diese ebenfalls alle nacheinander (möglichst draußen) gegen die Parasiten, bevor Sie sie ebenfalls in das neue Kunstnest setzen. Schließlich klettern Sie mit dem Eimer noch mal zum alten Nest hoch und sammeln sämtliches loses (parasitenverseuchtes) Nistmaterial direkt in den Eimer, den Sie gleich mit einem Deckel verschließen. Das Nest selbst bestäuben Sie dick mit Kieselgur von innen und außen. Ebenso seine unmittelbare Umgebung. Das verseuchte Nistmaterial entsorgen Sie am besten mit dem verschlossenen Eimer im Hausmüll. Nun müssen Sie nur noch das neue Nest beobachten, bis die Eltern es anfliegen. Wenn das geschieht, ist alles okay und Sie haben die kleine Familie erfolgreich gerettet.
Da das Bundesnaturschutzgesetz § 44 die Störung der Brut oder die Manipulation oder Entfernung der Nester zum Schutz unserer Wildvögel verbietet, sind Sie immer auf der sicheren Seite, wenn Sie sich das Einverständnis Ihrer zuständigen Unteren Naturschutzbehörde einholen.
Zu 3 – Küken wurde aus dem Nest geworfen Ursache hier ist meistens eine Erkrankung – häufig eine Vergiftung (z.B. wurden mit Pestiziden oder Insektiziden verseuchte Insekten verfüttert) Das Zurücksetzen eines Kükens, welches von den Eltern raus geworfen wurde, funktioniert nicht. Die Eltern würden das Küken zum Schutz der restlichen Brut wieder raus werfen.
wenn der Schnabelwulst verfärbt ist, also eine andere Farbe vorweist, als bei den Geschwistern im Nest, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Krankheit oder Vergiftung Grund für den „Rauswurf“
Oft sind verfärbte Schleimhäute oder verfärbte Schnabelwülste Hinweis darauf, dass das Tier vergiftet oder krank ist. (im Zweifelsfall vergleichen SIe die Schnabelwülste der im Nest befindlichen Küken mit dem, was Sie am Boden gefunden haben). Sammeln Sie das Küken ein und nehmen Sie eine Erstversorgung vor. Liegt ein Vergiftungsverdacht vor, also sind die Schleimhäute verfärbt, sollten Sie zwei bis drei Futtertiere dick in Kohlekompretten baden. Wenn das Küken freiwillig frisst und anfängt zu betteln, dann können Sie ein zweites Nest in Rufnähe neben dem anderen Nest anbringen und das Küken tagsüber (z.B. mittels Leiter) in dem Nest versorgen. Falls Sie Glück haben, fangen die Eltern sogar an, das Küken dort wieder mit zu füttern. Sobald sie das tun, können Sie das Küken sofort wieder zurück setzen zu seinen Geschwistern. Ansonsten müssen Sie sich erst vergewissern, dass die Schnabelränder und die Schleimhäute des Kükens wieder die normale Farbe angenommen haben, bevor sie das Küken zu den Geschwistern zurück setzen.
Soweit also zur Rückgabe von Vogelküken an die Eltern. Natürlich müssen Sie in jedem Fall das betreffende Nest so lange beobachten, bis Sie sicher sind, dass die Eltern ihre Kinder wieder angenommen haben. Wenn das nicht klappt, kommen Sie um eine Handaufzucht nicht herum.
Speziell zu Schwalbenestern gibt es jetzt noch Folgendes zu sagen:
Im Nest verbaute Pferdehaare und Angelsehnen können zur Todesfalle werden, wenn sie nicht abgeschnitten werden.
Häufig sieht man besonders an Rauchschwalbennestern in Gebäuden Langhaare von Pferden, Angelsehnen und ähnliches als lange Fäden vom Nest runter hängen. Die Eltern haben diese ungeeigneten Materialien irgendwo gefunden und im Nest mit verbaut. Diese Fäden können bei den jungen Küken später zur Todesfalle werden. Nicht selten gelangt beim Füttern der Küken das Ende von so einem Faden in den Kükenschnabel und wird abgeschluckt. Da Langhaare von Pferden und Angelsehnen ziemlich reißfest sind, werden die betreffenden Küken den Fremdkörper nicht mehr los und ersticken elendlich daran. Wenn sie irgendwann verstorben sind, hängen die kleinen Körper wie aufgehängt an diesen Fäden unter dem Nest. In einem Beratungsgespräch hatte ich sogar mal den Fall, dass ein Mehlschwalben-Elternteil sich in so einer Angelsehne verheddert hatte und im Eingang des Nestes elendlich verendet ist. Nun saßen die Küken in der Falle, denn auch das andere Elternteil kam durch den verstopften Eingang nicht mehr ins Nest zum Füttern. Leider waren die Küken, als die Sache entdeckt und das Nest abgenommen wurde, bereits verhungert. Sie können dem Vorbeugen, indem Sie Nester schon vor dem Kükenschlupf durch Abschneiden der Fäden von diesen befreien.
Zu 4 – Küken wurde von einem Räuber aus dem Nest verschleppt: In diesem Fall werden Sie a) meist das Nest nicht finden und b) hat das Küken häufig Hautverletzungen vornehmlich am Rücken.
Hier ist eine Rückgabe normalerweise nicht möglich.
Bitte verfahren Sie wie in Erstversorgungbeschrieben weiter.
Wenn man abgestürzte Küken findet und Rat sucht, bekommt man von Fachleuten vor Ort oder auch im Internet oft, sogar auf Seiten namhafter Tier- und Naturschutzorganisationen den Rat, zu versuchen, die Küken in sogenannte Ammennester zu setzen: das bedeutet, man sucht ein Nest derselben Vogelart und schaut, ob dort etwa gleichaltrige Küken drin sitzen. Wenn ja, versucht man, die Findlinge mit in das Nest zu setzen, sie also den fremden Eltern unterzuschieben. Die Idee klingt zunächst einmal gut, zumal die meisten Singvögel, besonders, wenn sie viele Jungtiere aufziehen, den Schnabel mehr meist auch mit satt machen. Ich halte überhaupt nichts von diesem Rat und kann Sie nur inständig bitten, keine verwaisten Küken in fremde Nester zu stecken, sondern zu versuchen, die Vögel den eigenen Eltern zurück zu geben.
Zwei gewichtige Gründe sprechen für mich dagegen:
dass die Küken überhaupt am Boden gefunden wurden, hat in den allermeisten Fällen einen der hier bereits von mir ausgeführten Gründe. Dass ein Vogel „aus Versehen“ aus dem Nest stürzt geschieht in den allerseltensten Fällen. Egal, ob das/die Küken nun mit Parasiten verseucht sind oder eine Krankheit haben – in beiden Fällen würden Sie mit dem Einsetzen der Küken in ein fremdes Nest eine unter Umständen gesunde, völlig unbelastete Brut in Gefahr bringen und mit den Parasiten oder der Krankheit verseuchen.
Sehr oft irren die Finder bei der Bestimmung der Vogelart. Ich habe allein dieses Jahr 4 Anrufer gehabt, die Schwalbenküken gefunden hatten und fragten, ob sie die in ein Schwalbennest in der Nähe setzen könnten. Ich bat um Zusendung eines Fotos: in 3 Fällen handelte es sich um Spatzenküken und in einem Fall auf jeden Fall nicht um eine Schwalbe – ich vermutete, es war ein Rotschwanz. Letztes Jahr wurden mir Schwalbenküken angekündigt und Bachstelzenküken gebracht. Die Finder sind sich in allen Fällen mit ihrer Bestimmung 100% sicher gewesen. Immerhin gab es am Fundort „nur“ Schwalbennester und die Küken sahen genau so aus, wie die anderen Schwalbenküken.
Gerade, wenn Singvogelküken noch sehr jung sind, sind sie oft unheimlich schwer zu unterscheiden. Selbst geschulte Ornithologenaugen tun sich in manchen Fällen schwer. Nur an kleinen Details erkennt man häufig den Unterschied. Die wenigsten Finder sind sich bewusst, dass in den Ställen und Hallen, wo man Rauchschwalben zu Hauf findet oder an den Giebeln der Häuser zwischen den Mehlschwalbennestern versteckt und heimlich Spatzen im Gebälk oder einer Mauernische ihr Nest haben oder sogar in einem alten Schwalbennest brüten. Alte Schwalbennester nutzen auch Rotschwänze, Bachstelzen und zuweilen sogar Zaunkönige gerne. In einer Kolonie von Schwalben, die mit großer Geräuschkulisse ihre Brut groß ziehen, brüten die anderen so „heimlich“, dass sie uns überhaupt nicht auffallen. Die Finder sehen all die Schwalben, finden das Küken und ordnen es selbstverständlich den Schwalben zu. Würde man dieses Küken nun in ein Schwalbennest setzen, wäre das ein Supergau – zumindest für das betreffende Küken, eventuell aber auch für die Schwalbenbrut.
…eindeutig: ein Schwalbennest! …aber wer sitzt drin?….
Ich finde es absolut großartig, wenn Menschen nicht an den hilflosen Küken vorbei gehen, sondern helfen wollen. Doch ich habe kein Verständnis dafür, wenn jemand den ohnehin schon mit geringeren Chancen ausgesatteten, in Not geratenen Küken „hilft“, indem er eine andere, völlig gesunde Brut in Gefahr bringt und die Eltern zudem unter Umständen mit dem zusätzlichen Schnabel auch überfordert.
….dieser Rotschwanz brütet hier heimlich und unauffällig zwischen lauter Schwalben in unmittelbarer Nachbarschaft – und die Küken oben waren das Ergebnis…..
Ich habe verschiedene Organisationen im www angeschrieben, mit der Bitte, diese Empfehlung von ihrer Seite zu nehmen. Die für mich unverständlichste Antwort, warum man bei dieser Empfehlung bleiben wolle war sinngemäß: „Man habe den Rat von Experten der Vogelwarte xy bekommen und es betreffe vor allem Mehlschwalben (Anm. von mir: steht nicht auf der Seite) .
…und auch im nächsten Jahr hat der Rotschwanz dieses Nest wieder belegt….
Da nicht jeder Schwalbenfreund die Möglichkeit habe, kurzfristig ein Kunstnest anzubringen oder die Zeit aufzubringen, die Vögel aufzuziehen, sei es dann immer noch besser, sie würden die Parasiten eingermaßen absammeln und die Küken dann in ein Ammennest setzen. Es sei doch ein guter Kompromiss, wenn man bei der Empfehlung zum Ammennest einfach den Hinweis auf die Parasiten dazu setzen würde“ (Anm. von mir: ich bezweifel, dass jemand, der keine Zeit/Lust/Möglichkeit hat, anders zu helfen, sich die Zeit nimmt/die Mühe macht, Milben, Wanzen und Läuse auf den Schwalben zu suchen und diese zu entfernen – zumal man Milben nicht absammeln kann)
So brutal das jetzt klingen mag – meiner Ansicht nach, sollte man entweder bereit sein, den in Not geratenen Vögeln adäquat zu helfen, ohne gesunde Familien in Gefahr zu bringen oder man lässt der Natur gleich ganz ihren Lauf und hält sich raus. Dann werden die in Not geratenen Vögel zu Nahrung für jene Wildtiere, die für die Aufzucht ihrer Jungen auf diese Kost angewiesen sind.