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Unterbringung

Wie soll die Unterbringung meines Zöglings aussehen?

In diesem Kapitel werde ich jetzt lediglich auf die Unterbringung von verwaisten Jungvögeln eingehen.

Bei verletzten Altvögeln ist es nahezu unmöglich, eine pauschale Empfehlung auszusprechen.

Willi wurde zu Katzenopfer und verlor seine Schwungfedern. Nun ist er bis die Federn nachgewachsen sind, flugunfähig und braucht Kletterhilfen, um sich fortbewegen zu können
Willi wurde zum Katzenopfer und verlor seine Schwungfedern. Nun ist er bis die Federn nachgewachsen sind, flugunfähig und braucht Kletterhilfen, um sich fortbewegen zu können

Da kommt es bei der Art der Unterbringung immer auf die individuellen Gegebenheiten an:

  • Welche Verletzung muss auskuriert werden?
  • Welche Vogelart habe ich vor mir?
  •  Welche räumlichen Möglichkeiten kann ich bieten?
  • Wie lange wird der Vogel voraussichtlich Pflege brauchen? etc.

Im Thema „verletzte Altvögel pflegen“ finden Sie einige Hinweise, was Sie unbedingt berücksichtigen sollten und Tips, wie man dem Pflegling seine Situation etwas erträglicher machen kann.

Nur auf eine häufige Verletzung möchte ich gerne kurz eingehen und das betrifft alte, wie junge Vögel gleichermaßen: Wenn der Verdacht besteht, dass der Vogel eine Gehirnerschütterung haben könnte (z.B. Nestling unter dem Nest mit Beule am Kopf gefunden, Vogel gegen Fenster geflogen etc.) ist es ohnehin fraglich, ob der Vogel diese Verletzung überlebt. Häufig versterben die betreffenden Vögel innerhalb der ersten zwei Tage. Man kann die Chance auf Heilung jedoch drastisch begünstigen. Bei einer Gehirnerschütterung handelt es sich im Prinzip um eine wie auch immer geartete Verletzung des Gehirns, die sogar manchmal mit vorübergehenden Lähmungen einher geht. Der erfolgreiche Heilungsprozess eines verletzten Organs ist umso wahrscheinlicher, je weniger das betreffende Organ sich anstrengen/arbeiten muss.
Das Gehirn ist eines unserer am vielseitigsten geforderten Organe. Alle Sinneseindrücke (Nase, Augen, Ohren) wollen rund um die Uhr verarbeitet werden. Gefühle (Angst, Stress, Freude etc.) werden im Gehirn verarbeitet. Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert und koordiniert. Je mehr ich das Gehirn vor jedweder dieser Arbeiten schütze, desto eher hat der Heilungsprozess eine Chance.
Folglich bedeutet das für einen Fall, wo der Verdacht auf Gehirnerschütterung fällt genau, wie beim Menschen auch: Dämmerlicht/Dunkelheit – nicht zu warm –  und Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Solche Vögel sollten zunächst wirklich an einem absolut ruhigen Ort im Dunkeln auf engem Raum (z.B. in einem geeigneten, gut ausgepolsterten  Pappkarton) untergebracht werden.
Dabei ist es wichtig, dass Sie mit dem Polster (z.B. Handtuch) ein Nestchen formen, in dem der Vogel gut gestützt aufrecht und mit den Füssen unter dem Körper sitzt.
Liegt er, wird seine Atmung blockiert.
Wichtig ist es zudem, daß sie dem Alter angepaßt nicht extra warm sitzen.
Nach dem Fund sollten Sie den Vogel mindestens 2 Stunden ohne Futter und ohne Wasser in absoluter Ruhe lassen und erst danach sollten je nach Zustand des Vogels wenn nötig weitere Maßnahmen ergriffen werden.
So schwer es auch fällt – diesen Vögeln erhöhen Sie damit die Überlebenschance.
Je nach Schwere der Verletzung kann diese Ruhe / Dunkelhaft ein bis mehrere Tage dauern (spätestens nach der „ersten Nacht“ muss aber gefüttert werden – bei sehr kleinen Vogelarten spätestens nach 2-3 Stunden).
Meist zeigt ihnen der Vogel beim Füttern durch sein Verhalten an, wenn er nicht mehr in seinen „Ruheraum“ zurück will. Dann können Sie ihn langsam wieder mit mehr Licht, Geräuschen etc. konfrontieren.

Spätestens, wenn Sie nach ca. 3 Tagen gar keine Veränderungen feststellen, sollten Sie allerdings einen Tierarzt aufsuchen.

So, nun aber zum eigentlichen Thema – die Unterbringung der Zöglinge:
Solange Ihr kleiner Zögling auf eine zusätzliche Wärmequelle angewiesen ist, ist er in seiner Müslischale mit viel Ruhe gut aufgehoben. Das betrifft aber bei frisch geschlüpften Küken nur die ersten Tage, bis sie ein wenig Flaum gebildet haben und bei etwas älteren Küken oft nur die ersten 24 Stunden, bis sie sich von den Strapazen ihres Unglücks erholt haben.


Bei der Entscheidung wie lange und wie viel Wärme Ihr Pflegling zusätzlich braucht, sollten Sie sich ebenfalls von Ihrem Bauchgefühl gepaart mit gesundem Menschenverstand leiten lassen.
Schauen Sie sich an, wie es in der Natur aussieht. Nehmen wir einen Meisenkasten oder ein Schwalbennest als Beispiel: Die Mutter sitzt im Nest und brütet die Eier aus. Am Tag „X“ beginnen die Küken zu schlüpfen. Bis alle Küken geschlüpft sind, können je nach Vogelart schon mal ein bis zwei Tage vergehen. Anschließend müssen alle Küken noch trocknen.

geduldig wartet der Vater, bis die Kleinen unter der Mama geschlüpft sind
geduldig wartet der Vater, bis die Kleinen unter der Mama geschlüpft sind

So lange rührt sich die Mutter vom Nest gar nicht runter und auch der Vater hält sich lediglich in der Nähe auf, macht aber noch keine Anstalten zu füttern.

Wenn die Küken schlüpfen, sind sie noch mit einem sogenannten „Dottersack“ ausgestattet, von dem sie sich im Schnitt die ersten 24 – 48 Stunden ernähren können. Die Kleinen bringen also praktisch ihr erstes Lunchpaket mit auf die Welt. Wenn alle Küken geschlüpft und abgetrocknet sind, ist das weitere Verhalten je nach Vogelart unterschiedlich. Bei manchen verlässt die Mutter schon mal kurz das Nest und beide Elternteile füttern von Anfang an. Bei manchen Vogelarten bleibt die Mutter noch einige Tage auf dem Nest sitzen und der Vater übernimmt anfangs die Futterbeschaffung und manche Vogelarten wechseln sich mit der Futterbeschaffung und der Warmhaltung der Küken ab.

Anfangs wärmt ein Elternteil die Kleinen noch in kurzen Abständen.
Anfangs wärmt ein Elternteil die Kleinen noch in kurzen Abständen…

Auf jeden Fall ist es so, dass ein Elternteil sich  in den ersten Tagen in relativ kurzen Abständen immer mal wieder aus der Futterbeschaffung ausklinkt und stattdessen auf dem Nest sitzt, um die noch nackten Küken zu wärmen.
Wie lang diese Phasen im Einzelnen ausfallen, ist von mehreren Faktoren abhängig:

...doch schon sehr bald benötigen die Küken tagsüber kaum noch eine zusätzliche Wärmequelle
…doch schon sehr bald benötigen die Küken tagsüber kaum noch eine zusätzliche Wärmequelle
  1. wie sieht das Nest aus? Ist es eine geschützte Höhle in einem Baum oder einem Nistkasten oder handelt es sich eher um ein offenes, Wind und Wetter ausgesetztes Nest?
  2. Wie ist die Witterung? Bei 30 Grad im Schatten wird die Mutter nicht so lange auf dem Nest sitzen, wie bei 10 Grad Wind und Regen
  3. Wie groß ist das Gelege gewesen? Wenn 7 oder 8 oder noch mehr Geschwister zusammen im Nest kuscheln, können sie sich besser gegenseitig wärmen, als wenn ein Küken allein im Nest sitzt etc.

Nachts, wenn draußen die Temperaturen fallen und auch keine Fütterung mehr stattfindet, sitzt mindestens ein Elternteil, (in Bruthöhlen, die groß genug sind auch oft beide) auf dem Nest und wärmt die Jungtiere im Schlaf. Bei allen Vogelarten ist es mindestens so lange so, bis sich der Flaum voll ausgebildet ist.
Entsprechend können wir mit etwas „Bauchgefühl“ anfangen, die Wärmequelle zunächst tagsüber immer weiter zu drosseln und zwischendurch ganz abzustellen  und schließlich nur noch nachts zur Verfügung zu stellen, bis wir  – spätestens, wenn die ersten Federn anfangen zu sprießen – die Wärmequelle gar nicht mehr brauchen.
Da es in unseren Wohnungen in der Regel wärmer ist, als draußen und dort auch keine anderen Wettereinflüsse eine Rolle spielen, ist das Risiko, den Küken zu wenig Wärme zukommen zu lassen geringer, als das Risiko, sie zu überhitzen. Wenn der kleine Zögling tagsüber relativ unabhängig von seiner Wärmequelle ist, gut frisst, kräftig bettelt  und einen quirligen Eindruck macht, ist es allerhöchste Zeit, dass er „das wahre Leben“ kennenlernt.

Den Vogelsteckbriefen haben Sie bereits entnommen, wie und wo die Vogelart in der Natur ihre Nistplätze einrichtet. Manche Vögel nisten bevorzugt in Höhlen (z.B. Meisen), manche bauen völlig ungeschützte Reisigteller in hohe Bäume (z.B. Krähen), manche setzen ihr Nest lieber in Gebäuden dicht unter die Decke (Rauchschwalben) oder draußen hoch unter den Giebel (Mehlschwalben) und wieder andere bauen kunstfertig kleine Kugeln (Zaunkönig) oder bodennahe, flache, offene Nester versteckt  ins Gebüsch (Amseln).

Je nachdem, wie und wo ein Vogel sein Nest bevorzugt baut, können wir davon mehrere Dinge ableiten:

  1. wie viel und ob überhaupt Tageslicht braucht der Nestling für eine gesunde Entwicklung?
  2. wie viel „Aussicht“ auf seine Umwelt braucht der kleine Nestling?
  3. wie viel optischen und/oder akustischen Kontakt zu Artgenossen hat der Nestling normalerweise?
  4. wie vielen Witterungseinflüssen ist der Vogel bereits als Nestling nach der Wärmephase ausgesetzt?

Mit Ihrem Wissen darum, was für einen Vogel Sie aufziehen und aufgrund der Antworten auf die oben gestellten Fragen, können Sie nun Ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Ihrem kleinen Zögling ein geeignetes Nest herstellen, in das er nach der Wärmephase aus seiner Müslischale umziehen kann. Sinnvoll ist es, ein Naturmaterial zu wählen: Holz, Blähton, Weidenkörbe oder ähnliches. Metall und Kunststoff sind ungeeignet. Zum einen „atmen“ sie nicht, was zur Bildung von Schwitzwasser und daraus folgender Schimmelpilzbildung führt, zum anderen kühlen sie schnell aus oder heizen sich schnell auf. Außerdem gibt Kunststoff auch noch giftige Weichmacher ab. Die Auspolsterung des Nestes kann man ebenso mit jenen Materialien bevorzugt vornehmen, die die Eltern vornehmlich verwenden. Des weiteren sollten die Nester je nach Vogelart mehr oder weniger steile Kanten/Wände haben und rau genug sein, damit die Vögel sich auf den Kanten festkrallen können, wenn sie im Nest aktiver werden. In Gartencentren findet man oft eine große Auswahl an verschiedensten Nist- und Futterhilfen, aus denen sich geeignete Nester für die Handaufzucht basteln lassen.
So verwende ich z.B. für die Aufzucht von Vogelarten, die offene Nester bevorzugen, die fertig zu kaufenden Nester für Rauchschwalben.

ein Rauchschwalbennest eignet sich für viele Vogelarten zur Aufzucht
ein Rauchschwalbennest eignet sich für viele Vogelarten zur Aufzucht

Baut der Vogel sein offenes Nest so, wie die Schwalbe hoch unter eine Decke, versehe ich das Kunstnest mittels eines Pappkartons mit einem künstlichen Dach, so dass die Schwalben die Abgrenzung nach oben künstlich nachempfunden haben. Für die Küken von Höhlenbrütern (z.B. Meisen) habe ich einen hölzernen Nuss-Futterkasten für Eichhörnchen gewählt. Dieser hat oben einen aufklappbaren Deckel. Der Kasten wird hoch ausgepolstert, die Plexi-Sichtscheibe vorne habe ich mit einem Stück Pappe zu geklebt, damit es im Kasten dunkel ist. Die Küken sitzen dort wie in einer Bruthöhle und ich kann bequem von oben durch den Klappdeckel füttern. Für den Zaunkönig gibt es eine kleine, schräg oben nach vorne zu öffnende Kokosnussschale als Nest.

Je nachdem, wo die Vogelart in der Natur ihr Nest errichtet, versuche ich das Nest meines Zöglings tagsüber entsprechend zu platzieren. Die Rauchschwalben haben auf der Diele einen Haken unter der Decke, wo ich morgens das Nest mit den Küken einhaken kann. Zum Füttern erreichen wir das Nest mittels einer Stehleiter. So schauen die Küken von Anfang an, wie sie es in der Natur auch täten, auf uns Menschen und den Rest der Welt hinab. Außerdem erleben sie dort ihre wilden Artgenossen, die ebenfalls auf der Diele brüten, hautnah.

die Mehlschwalben haben ihre Nester tagsüber draußen unter dem Sitzeckendach mit freier Sicht in die Umgebung
die Mehlschwalben haben ihre Nester tagsüber draußen unter dem Sitzeckendach mit freier Sicht in die Umgebung

Mehlschwalben wandern tagsüber mit ihrem Nest raus unter das Carportdach, das sich über unserer Kaffee-Ecke befindet. Auch dieses Nest erreichen wir zum Füttern mittels Stehleiter. So haben die Mehlschwalben, die normalerweise außen an Gebäuden unter Giebeln nisten, von Anfang an natürliches Tageslicht, sie können ihre Welt um sich herum sehen und sie lernen von Anfang an, die Geräusche der Natur (Warnrufe anderer Tiere, Gesänge anderer Vögel etc.) kennen und einordnen. Für Mehlschwalben ist das zum Beispiel sehr wichtig, da sie ganz anders als Rauchschwalben manchmal nahezu direkt nach Verlassen des Nestes fast vollständig selbständig sind.

Die Küken von Höhlenbrütern haben in ihrer Nestlingszeit weder
Tageslicht noch Aussicht. Sie nehmen lediglich die Geräuschkulisse wahr. Insofern kann man die Nisthöhle praktisch überall anbringen, wo sie sicher ist vor Räubern und lediglich die Geräusche aus der Natur gut zu vernehmen sind.

Wenn bei mir die Vogelart, die ich gerade aufziehe auch wild lebt und brütet, versuche ich die Nester so zu platzieren, dass die Küken zumindest akustisch, idealerweise aber auch visuell Kontakt zu ihren wilden Artgenossen haben.  Wichtig für die Auswahl des Ortes, wo Sie den Nistplatz tagsüber anbringen, ist, dass der Platz absolut sicher vor Räubern ist.

auch Feldsperlinge räubern nester aus. Hier klaut ein Feldsperling ein ganz junges Kohlmeisenküken
auch Feldsperlinge räubern Nester aus. Hier klaut ein Feldsperling ein ganz junges Kohlmeisenküken…

Katzen, Hunde, aber auch wilde Tiere inklusive andere Vögel (viele Singvögel – sogar Sperlinge – räubern andere Singvogelnester aus) sollten keine Möglichkeit haben, an das Nest und damit an das Küken zu gelangen. Gegen Abend nehme ich das Nest immer mit rein und stelle es für die Nacht wieder in das Vogelzimmer. In der Natur bewachen nachts die Eltern ihre Küken und sitzen meist zusätzlich Wärme spendend auf dem Nest. Da ich weder die Nacht als Wachhund draußen verbringen will, noch für die nötige Wärme sorgen kann, gibt es für die kleinen Zöglinge die letzten ein bis zwei Mahlzeiten wieder drinnen, bevor für sie durch „Licht aus“ die Nachtruhe eingeläutet wird.

Ausnahme von dem oben Beschriebenen sind Zöglinge, die bereits flugfähig oder ganz kurz vor den ersten Flugversuchen stehen. Diese Vögel würden, da sie sich nicht in der vorangegangenenNestlingszeit auf mich als „Ersatzmama“ prägen konnten, weg fliegen und nicht zurück finden, um sich weiter versorgen lassen zu können. Für solche Zöglinge habe ich früher mein Esszimmer zum Vogelzimmer umfunktioniert, bevor ich angesichts der wachsenden Anzahl schon älterer Vogelküken ein eigenes Vogelzimmer eingerichtet habe.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Käfighaltung:
Abgesehen davon, dass kein Lebewesen gerne eingesperrt ist, sind ganz besonders Wildtiere unter Dauerstress, wenn sie „hinter Gitter“ verfrachtet werden, weil sie instinktiv wissen,  dass sie bei Gefahr keine Fluchtmöglichkeit haben. Und Stress beeinflusst jede Form von Heilung und Entwicklung negativ. Darüber hinaus gibt es mit Käfighaltung besonders bei Wildvögeln aber noch ein ganz anderes Problem:
Wenn die Vögel, wenn es ihnen wieder etwas besser geht, in Panik geraten, versuchen sie verzweifelt an die Gitter geklammert, der Situation zu entkommen. Dabei können sie sich sehr, sehr leicht die Federn anstoßen und so sehr beschädigen, dass die Flugfähigkeit und die Wetterfestigkeit beeinträchtigt werden. Da Federverletzungen nicht „heilen“ können, sondern Schäden erst bei der Erneuerung der betreffenden Feder im Rahmen der nächsten Mauser behoben werden, müsste so ein derart behinderter Wildvogel unter Umständen bis zur nächsten Mauser, die erst in ein oder zwei Jahren sein kann, in Gefangenschaft bleiben.

Nicht nur für Zugvögel wäre das eine Katastrophe –auch für jeden anderen Wildvogel sinkt damit die Chance, sich jemals in eine wilde Gemeinschaft von Artgenossen erfolgreich eingliedern zu können. Verzichten Sie darum wenn es irgendwie geht, auf den Einsatz von
Käfigen – insbesondere und spätestens ab dem Zeitpunkt, wo die Vögel zu Fuß oder fliegend ihr Nest verlassen.

Dort, wo Sie aus irgendeinem Grunde nicht umhin kommen, kurzfristig einen Käfig einzusetzen, sollten Sie die Gitter an drei Seiten mit einem undurchsichtigen Material abspannen oder abdecken (z.B. Stoff, Karton o.ä.) und nach vorne das Gitter von innen mit einem sehr feinmaschigen Material abspannen (z.B. Fliegengitter, Gaze etc.) Besser wäre in so einem Fall der kurzfristige Einsatz eines Flexariums, das Sie z.B. mit einem liegenden Birkenast als Sitzstangen und einem kleinen Wasserbad  bestücken. Das Flexarium ist allerdings kein hinreichender Schutz gegen Räuber (Hunde oder Katzen z.B.) Fotos von Flexarien finden Sie z.B.  hier.

Das Flexarium eignet sich um:

  • Ein Flexarium eignet sich sehr gut, um WIldvögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen
    Ein Flexarium eignet sich sehr gut, um WIldvögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen

    bereits flugfähige Vögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen

  •  lebende Insekten ausbruchsicher zu verfüttern (z.B. Heimchen für Bachstelzen), wenn die Vögel ihr Nest verlassen und jagen am Boden lernen sollen
  •  einen verletzten Vogel, der auf Tageslicht angewiesen ist, stundenweise nach draußen zu setzen

Wichtig ist, dass sie  3 Seiten und die Decke des Flexariums z.B. mit einem Bettlaken abdecken, damit die Vögel sich nicht wie auf dem Präsentierteller von allen Seiten angreifbar fühlen.
Vögeln, die auf direktes Tageslicht  (entweder nur über die Augen oder über den ganzen Körper) angewiesen sind – das betrifft:

  • alle erwachsenen Vögel
  • alle Nestlinge von Vogelarten, die offene oder halboffene Nester
    draußen in Bäumen, Gebüschen oder an Fassaden bauen
    (keine Höhlenbrüternestlinge, keine Rauchschwalbennestlinge)

sollte entsprechend, sofern es nicht möglich ist, die Tiere echtem, ungefiltertem (Achtung Fensterglas)  Tageslicht auszusetzen, für eine entsprechende Beleuchtung mit Tageslichtspektrum gesorgt werden. Zur geeigneten Beleuchtung finden SIe Ausführungen mit Bezugsquellen unter links.

Fütterung und Futterbeschaffung

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Kükenrückgabe an die Eltern

Kükenrückgabe an die Eltern

Eine Handvoll frisch geschlüpfter, noch völlig nackter Rauschwalbenküken, deren Nest direkt nach dem Schlupf von der Decke gebrochen war, hat mich vor einigen Jahren zur Wildvogelhilfe geführt. Damals hatte ich massive Probleme, irgendwo Infos zu finden, wie man Schwalben richtig aufzieht. Einzig, dass Schwalben schwierig aufzuziehen sind und der Versuch häufig scheitert, habe ich öfter gelesen und gehört. Also habe ich mich bei der Aufzucht an dem orientiert, was ich bei den wilden Schwalben täglich beobachten konnte.

so manchem Vogel könnte man die Handaufzucht ersparen....
so manchem Vogel könnte man die Handaufzucht ersparen….

Später konnte ich mir dann auch erklären, warum so viele
Aufzuchtversuche fehl schlagen. Ebenfalls viel später wusste ich, dass ich die kleinen Küken damals problemlos den Eltern zur weiteren Aufzucht hätte zurück geben können, wenn mir da nur jemand rechtzeitig gesagt hätte, dass es geht und wie.

...wenn man schnell genug richtig handelt.
…wenn man schnell genug richtig handelt.

Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich meine Erfahrungen zunehmend öffentlich gemacht, was dazu führte, dass nicht nur viele Schwalben, sondern auch unzählige andere Singvogelarten ihren Weg zu mir fanden. Noch viel mehr kleine Vögel in Not aber haben aufgrund von Beratungsgesprächen, die ich mit aufmerksamen Findern führen konnte, erfolgreich den Weg zu ihren Eltern zurück gefunden. Schwalbennestlinge, die scheinbar aus dem Nest „gefallen“ sind, begegnen uns am häufigsten. Dies liegt sicher auch daran, dass Schwalben in den oder direkt an den Gebäuden nisten und wir darum ein aus dem Nest „gefallenes“ Küken oft schneller finden, als Katzen und Co. und es auch vermeintlich sicher dem darüber hängenden Nest zuordnen können. Generell ist es aber so, dass das nachfolgend Gesagte für viele heimische Singvogelarten gilt und sehr häufig funktioniert.
Einen Versuch ist es allemal wert.

In der Regel „fällt“ ein Küken nicht einfach so grundlos aus dem Nest!
Aus diesem Grunde sollte man bitte NIEMALS ein Küken einfach so zurück setzen – im Zweifelsfall stürzt es so oft raus, bis es sich beim Sturz ernsthaft verletzt.
Und bitte NIEMALS ein Küken in ein fremdes, ein sogenanntes Ammennest setzen. (warum, lesen Sie im nächsten Kapitel)

Die häufigsten Gründe, warum wir ein Küken am Boden unter dem Nest finden, sind:

  1. Nest bricht runter
  2. Küken flüchten aus Nest und fallen runter
  3. Küken wird aus dem Nest geworfen
  4. Küken wird von einem Räuber geklaut und beim Abtransport verloren

Da in allen Fällen der Sturz zu zusätzlichen Verletzungen führen kann, kann man da vorbeugen: Um den Sturz im Falle eines Falles etwas abzumildern, kann man für die Dauer der Brut etwas weich Gepolstertes unter dem Nest platzieren (z.B. eine Heukiste o.ä.)
Außerdem gilt ganz speziell für Schwalben: damit ein Kunstnest angenommen wird, ist es zwingend notwendig, dass es hoch unter der Decke befestigt wird. Die Elterntiere werden ihre Kinder nicht weiter füttern, wenn sich das Nest tiefer, etwa abgestellt auf einer Leiter oder irgendwo auf Kopfhöhe an die Wand geschraubt, befindet.

Zu 1 – Nest ist heruntergebrochen

©P.Lux Das Nest dieser Schwalben brach an einem Sonntag von einem 9 Meter hohen, unerreichbaren Giebel. Ausführliche Telefonberatung und sofortiger, sehr kreativer EInsatz des Finders gab dieser Familie ein neues zu Hause. Alle Küken haben es geschafft und die Familie ist im Herbst gemeinsam nach Süden aufgebrochen.
©P.Lux
Diese Familie hatte Glück! Das Nest dieser Schwalben brach von einem 9 Meter hohen, unerreichbaren Giebel. Die Küken wurden Sonntags auf dem angrenzenden Carportdach gefunden. Der schnelle, sehr kreative Einsatz des Finders gab dieser Familie ein neues zu Hause…

Bringen Sie die abgestürzten Küken erstmal ins Haus und nehmen Sie die Erstversorgung vor. Bitte untersuchen Sie die Kleinen genau auf Parasiten. Oft war die eigentliche Ursache des Nestabbruchs eine rasende Unruhe der Küken, weil sie von Parasiten geplagt wurden. Wenn Sie Parasiten finden, müssen die Küken zunächst  von den Plagegeistern befreit werden.

©P.Lux ...
©P.Lux
…unter dem Carportdach neben dem Ursprungsgebäude und alle Küken wurden erfolgreich von den Eltern aufgezogen.

Dann bringen Sie in der Nähe des alten Nistplatz ein mit Heuhäcksel oder Strohhäcksel (Zoohandel, Bauer) ausgepolstertes Kunstnest an und setzen die gut gefütterten Küken wieder hinein. Danach entfernen Sie sich etwas und beobachten das Nest. In der Regel beginnen die Küken bald zu betteln und die Eltern  versorgen sie relativ zügig normal weiter – auch im neuen Nest. Ich habe drei Küken schon mal nach fast 30 Stunden noch erfolgreich zurück geben können. Das ist aber sicherlich nicht die Regel.  Je schneller die Küken wieder im Nest sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Versuch klappt.

Zu 2 – Küken flüchten aus dem Nest und fallen runter:
Als erstes sammeln Sie das/die Küken ein und setzen sie wie unter Erstversorgung beschrieben in eine mit Küchenpapier ausgepolsterte Müslischale o.ä. Dann sollten Sie die Ursache für die Flucht des Kükens aus dem Nest ergründen: Meistens sind Parasiten (Blutsauger) die Übeltäter. Es hat im Fall von Parasiten wenig Sinn, das Küken so wieder in sein Nest zu setzen, weil das komplette Nest verseucht sein wird.  Mit anderen Worten:  es wird auch die anderen noch lebenden Küken im Nest betreffen.

...der Kleine lag tot im Nest - von Milben übersäät.
auch, wenn ein Küken bereits tot unter oder im Nest liegt, sollten Sie es auf Parasiten untersuchen, um ggf. zumindest  die noch  lebenden, dann auch betroffenen Geschwister zu retten

Zunächst sollte also dieses Küken von den Parasiten befreit werden. Dann beschaffen Sie sich zügig ein Kunstnest. Das gibt es oft in Futterhäusern oder Gartencentren und wenn Sie dort nichts bekommen, improvisieren Sie  mit einer halben Kokosnuss oder etwas anderem, was der Form, Tiefe und Größe des ursprünglichen Nestes entspricht. Das Nest wird mit Heu- oder Strohhäckseln (Zoohandel, Bauer)  als Polster bestückt und einige Meter entfernt vom ursprünglichen Nest angebracht. Wenn Sie Kieselgur, z.B.  InsectoSec vorrätig haben, stäuben Sie das Kunstnest samt Einstreu gut ein und bedecken Sie den Nestboden unter der Einstreu damit. Das abgestürzte Küken setzen Sie, nachdem SIe ihm einige Fliegen gefüttert haben und es wieder kräftig bettelt, in das neue Nest. Dann klettern Sie mit einem mit Küchenpapier ausgepolsterten Eimer bewaffnet zum alten Nest hoch, holen die restlichen Küken raus und behandeln diese ebenfalls alle nacheinander (möglichst draußen) gegen die Parasiten, bevor Sie sie ebenfalls in das neue Kunstnest setzen.
Schließlich klettern Sie mit dem Eimer noch mal zum alten Nest hoch
und sammeln sämtliches loses (parasitenverseuchtes) Nistmaterial direkt in den Eimer, den Sie gleich mit einem Deckel verschließen. Das Nest selbst bestäuben Sie dick mit Kieselgur von innen und außen. Ebenso seine unmittelbare Umgebung. Das verseuchte Nistmaterial entsorgen Sie am besten mit dem verschlossenen Eimer im Hausmüll. Nun müssen Sie nur noch das neue Nest beobachten, bis die Eltern es anfliegen. Wenn das geschieht, ist alles okay und Sie haben die kleine Familie erfolgreich gerettet.
Da das Bundesnaturschutzgesetz § 44 die Störung der Brut oder die Manipulation oder Entfernung der Nester zum Schutz unserer Wildvögel verbietet, sind Sie immer auf der sicheren Seite, wenn Sie sich das Einverständnis Ihrer zuständigen Unteren Naturschutzbehörde einholen.

Zu 3 – Küken wurde aus dem Nest geworfen
Ursache hier ist meistens eine Erkrankung – häufig eine Vergiftung (z.B. wurden mit Pestiziden oder Insektiziden verseuchte Insekten verfüttert) Das Zurücksetzen eines Kükens, welches von den Eltern  raus geworfen wurde, funktioniert nicht. Die Eltern würden das Küken zum Schutz der restlichen Brut wieder raus werfen.

wenn der Schnabelwulst verfärbt ist, also eine andere Farbe vorweist, als bei dn Geschwistern im Nest, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Krankheit oder Vergiftung Grund für den "Rauswurf"
wenn der Schnabelwulst verfärbt ist, also eine andere Farbe vorweist, als bei den Geschwistern im Nest, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Krankheit oder Vergiftung Grund für den „Rauswurf“

Oft sind verfärbte Schleimhäute oder verfärbte Schnabelwülste  Hinweis darauf, dass das Tier vergiftet oder krank ist. (im Zweifelsfall vergleichen SIe die Schnabelwülste der im Nest
befindlichen Küken mit dem, was Sie am Boden gefunden haben). Sammeln Sie das Küken ein und nehmen Sie eine Erstversorgung vor.
Liegt ein Vergiftungsverdacht vor, also sind die Schleimhäute verfärbt, sollten Sie zwei bis drei Futtertiere dick in Kohlekompretten  baden. Wenn das Küken freiwillig frisst und anfängt zu betteln,  dann können Sie ein zweites Nest in Rufnähe neben dem anderen Nest anbringen und das Küken tagsüber (z.B. mittels  Leiter) in dem Nest versorgen. Falls Sie Glück haben, fangen die Eltern sogar an, das Küken dort wieder mit zu füttern. Sobald sie das tun, können Sie das Küken sofort wieder  zurück setzen zu seinen Geschwistern. Ansonsten müssen Sie sich erst vergewissern, dass die Schnabelränder und die Schleimhäute des Kükens wieder die normale Farbe angenommen haben, bevor sie das Küken zu den Geschwistern zurück setzen.

Soweit also zur Rückgabe von Vogelküken an die Eltern. Natürlich müssen Sie in jedem Fall das betreffende Nest so lange beobachten, bis Sie sicher sind, dass die Eltern ihre Kinder wieder angenommen haben. Wenn das nicht klappt, kommen Sie um eine Handaufzucht nicht herum.

Speziell zu Schwalbenestern gibt es jetzt noch Folgendes zu sagen:

Im Nest verbaute Pferdehaare und Angelsehnen können zur Todesfalle werden, wenn sie nicht abgeschnitten werden.
Im Nest verbaute Pferdehaare und Angelsehnen können zur Todesfalle werden, wenn sie nicht abgeschnitten werden.

Häufig sieht man besonders an Rauchschwalbennestern in Gebäuden Langhaare von Pferden, Angelsehnen und ähnliches als lange Fäden vom Nest runter hängen. Die Eltern haben diese ungeeigneten Materialien irgendwo gefunden und im Nest mit verbaut. Diese Fäden können bei den jungen Küken später zur Todesfalle werden. Nicht selten gelangt beim Füttern der Küken das Ende von so einem Faden in den Kükenschnabel und wird abgeschluckt. Da Langhaare von Pferden und Angelsehnen ziemlich reißfest sind, werden die betreffenden Küken den Fremdkörper nicht mehr los und ersticken elendlich daran. Wenn sie irgendwann verstorben sind, hängen die kleinen Körper wie aufgehängt an diesen Fäden unter dem Nest.
In einem Beratungsgespräch hatte ich sogar mal den Fall, dass ein Mehlschwalben-Elternteil sich in so einer Angelsehne verheddert hatte und im Eingang des Nestes elendlich verendet ist. Nun saßen die Küken in der Falle, denn auch das andere Elternteil kam durch den verstopften Eingang nicht mehr ins Nest zum Füttern.  Leider waren die Küken, als die Sache entdeckt und das Nest abgenommen wurde, bereits verhungert.  Sie können dem Vorbeugen, indem Sie Nester schon vor dem Kükenschlupf durch Abschneiden der Fäden von diesen befreien.

Zu 4 – Küken wurde von einem Räuber aus dem Nest verschleppt:
In diesem Fall werden Sie a) meist das Nest nicht finden und b) hat das Küken häufig Hautverletzungen vornehmlich am Rücken.
Hier ist eine Rückgabe normalerweise nicht möglich.
Bitte verfahren Sie wie in Erstversorgung beschrieben weiter.

Ammennester

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Im Nest wird nicht gefüttert

Sie beobachten, dass im Nest nicht mehr gefüttert wird

ausführlichen Rat finden Sie unter „Am Vogelnest stimmt was nicht“ und unter Kükenrückgabe an die Eltern

Schnellinfo:
Wie ist die Situation? ist das Wetter gut oder schlecht? (Futterbeschaffung für die Eltern möglich?) sind die Küken ruhig oder unruhig? Sind die Eltern in der Nähe ? Zeigen sie sich den Küken oder nicht? Betteln die Küken kräftig, halbherzig oder gar nicht, wenn die Eltern anfliegen?

  • Wetter schlecht, Eltern in der Nähe und ruhig, Küken sehr ruhig:  Am Vogelnest stimmt was nicht durchlesen > Wetterbericht für die nächsten Tage abfragen > Nest entsprechend beobachten > Zufütterung erst beginnen, wenn die Phase zu lang wird
  • Wetter gut Küken unruhig oder sehr ruhig, Eltern fliegen Nest mit Futter zunehmend seltener an aber Küken betteln nur halbherzig oder gar nicht: Ursache ist höchstwahrscheinlich sehr hoher Parasitendruck und/oder eine Kükenleiche im Nest >  Am Vogelnest stimmt was nicht und Kükenrückgabe an die Eltern durchlesen > Küken aus Nest holen > Parasitenbehandlung und Erstversorgung > Kunstnest anbringen > Küken zurück setzen > Beobachten bis die Küken wieder gefüttert werden
Kücken betteln weniger oder nicht, Eltern fliegen immer seltener mit Futter an, alles wird immer "stiller" - Hilfe ist notwendig
Kücken betteln weniger oder nicht, Eltern fliegen immer seltener mit Futter an, alles wird immer „stiller“ – Hilfe ist notwendig
Schlechtes Wetter - Küken in der "Hungerstarre" - nur beobachten
Schlechtes Wetter – Küken in der „Hungerstarre“ – nicht stören – nur beobachten
Wetter schlecht - Eltern sitzen aufgeplustert still außer SIcht dr Kinder und tun nichts - Küken sind mucksmäuschenstill und "unsichtbar" - nur beobachten!
Wetter schlecht – Eltern sitzen aufgeplustert still außer SIcht der Kinder und tun nichts – Küken sind mucksmäuschenstill und „unsichtbar“ – nicht stören – nur beobachten!

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