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Suche nach einer Pflegestelle

Wie finde ich eine geeignete Pflegestelle?

Wenn Sie ihren Zögling nicht „einfach nur loswerden wollen“, sondern auch möchten, dass er eine wirkliche Chance bekommt, es trotz des Verlustes der Eltern oder trotz seiner Verletzung zu schaffen, dann werden Sie sich mit der Suche nach der geeigneten Pflegestelle etwas Mühe geben müssen. Auf den ersten Blick scheint es nicht schwierig zu sein, so ein kleines, in Not geratenes Wildtier in kompetente Hände los zu werden:
In jeder größeren Stadt findet man Tierheime, Wildvogelstationen,
Wildtierhilfen und vieles mehr. Die Namen der Einrichtungen verheißen Gutes: Tierheim Kleinkleckersdorf e.V., Wildvogelstation Hansestadt Bergfeld e.V., Wildtierhilfe weiße Feder gGmBH und so weiter und so weiter. Viele von ihnen verfügen über aufwändige Internetauftritte und was man dort an Informationen vorfindet, lässt nicht daran zweifeln, dass man es mit einer wirklich kompetenten Stelle zu tun hat. Insbesondere, wenn in den Referenzen oder unter „unsere Partner“ oder „unsere Förderer“  auch noch zahllose, namhafte Tier- und Umweltschutzorganisationen aufgeführt sind oder gar der Name der eigenen Stadt als Förderer zu finden ist.

Ich kann Ihnen nur sagen, der Schein trügt nur all zu häufig.
e.V., das Kürzel, was dem Ganzen immer so einen gewissen Anstrich von Seriosität verleiht, heißt nichts anderes als „eingetragener Verein“ und einen eingetragenen Verein kann jeder von uns ohne Probleme gründen, wenn er einige Regeln einhält. Gemeinnützige Vereine, deren Zweck in der Satzung festlegt, Tieren zu helfen, brauchen darüber hinaus eine Genehmigung des Veterinäramtes und ggf. des Ordnungsamtes zum Betrieb einer solchen Einrichtung. Um diese Genehmigung zu erhalten, muss man das Vorhandensein geeigneter Käfige, Volieren, Ställe und / oder Gatter in den jeweiligen für die zu beherbergende Tierart festgelegten Mindestmaßen vorhalten und einen Sachkundenachweis erbringen (oder einen verantwortlichen Mitarbeiter (Betriebsleiter) vorweisen, der über so einen Sachkundenachweis verfügt). Ansonsten ist der Sachkundenachweis allerdings, sofern man nicht sowieso eine abgeschlossene Berufsausbildung als Tierpfleger, Tierarzt oder ähnliches nachweisen kann, mit Hilfe einiger Seminare, die das erforderliche Wissen vermitteln, schnell abzulegen.

Die Aussage, dass der Betreiber ausgebildeter Tierarzt, Wildtierpfleger, Zootierpfleger, Jäger, Falkner oder sonst was ist, sagt im übrigen absolut gar nichts über die Tierliebe des Betreibers oder seine Beweggründe für das Betreiben der Station, also über die Qualität der Station oder des Heims aus.

Erst seit einigen Jahren gibt es für gemeinnützige Vereine (e.V.) auch die Möglichkeit, die neue Gesellschaftsform der gGmbH (gemeinnützige GmbH) zu wählen. Hier handelt es sich um ein Zwischending zwischen e.V. und GmbH. Es vereint die Vorteile eines gemeinnützigen Vereins (Steuervorteile,  Ausstellen von Spendenbescheinigungen etc.) mit den Vorteilen einer GmbH (dem Recht, wirtschaftlich tätig zu werden, die Führung statt durch ehrenamtlich tätige Personen durch hauptamtliche, aus den Einnahmen (Spenden) bezahlte Geschäftsführer zu ersetzen etc.).
Die Möglichkeit, diese Gesellschaftsform für eine gemeinnützige Organisation zu wählen, ist überall dort ein Segen, wo zuvor ehrenamtlich tätige Menschen wirklich mit Herz und Seele für den gemeinnützigen Zweck tätig waren und sich diese Tätigkeit zu einem „Vollzeitjob“ ausgeweitet hat, denn auch diese engagierten Menschen müssen ja von irgendetwas leben.
Aber diese Gesellschaftsform erleichtert es auch Menschen, die die Gemeinnützigkeit in erster Linie zur Verfolgung persönlicher Interessen anstreben, mit etwas Geschick und guter juristischer Beratung, umfangreiche Spendengelder für das eigene Wohl über die berechtigte Leistungsentlohnung hinaus dem eigentlichen Zweck zu entfremden, ohne, dass es unrechtmäßig würde.

Was die genannten Förderer und Unterstützer anbelangt, die auf den Webpages erwähnt werden, so haben viele dieser namhaften Verbände die Station oder das Heim, was sie mit ihrem Namen auszeichnen noch kein einziges Mal wirklich kennen gelernt. Städte und Gemeinden haben wenig Interesse daran, solch existente Lokalitäten tiefer zu durchleuchten und zu überprüfen. Immerhin wäre, gäbe es diese Heime und Stationen nicht, das Ordnungsamt für Fundtiere direkt zuständig. Und stellen Sie sich doch mal die Begeisterung eines Sachbearbeiters im Rathaus vor, wenn ihm im Stundentakt Hunde, Katzen, aus dem Nest gefallene Wildvögel und am Straßenrand gefundene Igel vorbei gebracht würden.
Die Gemeinde müsste auf eigene Rechnung eine Auffangstation betreiben, was wiederum die  immer klammen Kassen der Stadt extrem hoch belasten würde. Da ist so eine durch Spendengelder finanzierte Station, die man nur noch mit vergleichsweise kleinen Beträgen unterstützt, sehr willkommen.

Eine gute Nachricht vorweg:  es gibt sie noch, die Menschen, die aus echter Tierliebe und mit viel Engagement und Herzblut so eine Einrichtung betreiben.
Die schlechte Nachricht: Diese engagierten Betreiber, bei denen das individuelle Tier wirklich noch im Vordergrund steht, muss man oft mit der Lupe suchen.
Einige dieser Tierheime und Auffangstationen sind längst dem schnöden Mammon zum Opfer gefallen. Die Tiere sind Mittel zum Zweck: ihre Anwesenheit sichert Arbeitsplätze und Lebensstandards. Je mehr Bekanntheitsgrad ein Heim oder eine Station hat, je häufiger sie mit herzerweichenden Fotos und tragischen Geschichten armer Tiere  in der lokalen Presse auftauchen, je größer man die Not öffentlich deutlich machen kann
(Stichworte: wir brauchen mehr Platz, mehr Futter, mehr Mitarbeiter), desto mehr fließen die Spendengelder mitleidiger Tierfreunde, was wiederum die eigene Existenz sichert.
Je größer eine Station gerade für Wildtiere ist, desto seltener können Sie davon ausgehen, dass das einzelne Tier individuelle oder gar intensive Pflege erfährt. Das wäre auch schon von der Anzahl der dort täglich  in der Brutsaison aufgenommenen Tiere her organisatorisch kaum zu machen.

wenn der Vogel nicht individuell pflegebedürftig ist, ist er in einer Gruppe mit Artgenossen am besten aufgehoben
die Gemeinschaft mit gleichaltrigen Artgenossen ist für Vögel, die nicht zusätzlich pflegebdürftig sind,  optimal

Für manche Wildtiere und wenn diese gesund sind, also keiner besonderen Pflege bedürfen, kann das sogar von großem Vorteil sein. Habe ich beispielsweise ein gesundes Vogelküken, das normal bettelt, sich füttern lässt und auch sonst keine Krankheiten oder Beschwerden aufweist, dann kommt ihm die Gemeinschaft mit gleichaltrigen Artgenossen, das gemeinsame Aufwachsen und der spielerische Konkurrenzkampf im Nest um den nächsten Futterhappen nur zu Gute. Vorausgesetzt natürlich, dass die Station die Vögel ihrer individuellen Vogelart entsprechend hält, sie nicht für Werbung missbraucht – und vor allem artgerecht füttertund das findet vielerorts leider überhaupt nicht statt. Oft wird jede Vogelart pauschal mit Mehlwürmern, Heimchen, Buffalos, Maden und künstlichen Mineralzusätzen gefüttert.
Gerade Mehlwürmer sind für überhaupt kein Vogelküken geeignet und können im Extremfall sogar zu schweren Entwicklungsstörungen führen.

besonders verletzte Vögel benötigen häufig eine aufwändige, individuelle Pflege
besonders verletzte Vögel benötigen häufig eine aufwändige, individuelle Pflege

Ist Ihr Pflegling zusätzlich geschwächt oder gar verletzt, lässt sich nicht freiwillig füttern oder erfordert irgendwie speziellen Pflegeaufwand, dann sollten Sie noch genauer hinschauen.
Gerade in großen Auffangstationen und solchen, die alle Wild- und manchmal zusätzlich Nutztierarten pauschal aufnehmen, gibt es oft weder das fachlich für jede Tierart kompetente Personal noch die Zeit, einem kleinen Pflegling so individuelle Pflege zukommen zu lassen.
In manchen Stationen soll, wenn ich dem, was ich gehört und gelesen habe Glauben schenke, es durchaus üblich sein, verletzte Singvögel an ebenfalls dort untergebrachte Greifvögel zu verfüttern.

Für "Allerweltsvögel" gibt es nicht überall intensive Pflege
Für „Allerweltsvögel“ gibt es nicht überall intensive Pflege

In einigen Stationen wird klar unterschieden, ob es sich um sogenannte „wertvolle“ (weil seltene) und damit schützenswerte Vogelarten handelt oder ob es sich um einen „Allerweltsvogel“ handelt, bevor man entscheidet, in welchem Umfang man sich um Hilfe und Pflege bemüht.

Ehrliche Stationen sagen einem das gleich zu Anfang, so dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie das Tier wieder mitnehmen wollen oder aber einverstanden sind, wenn es getötet wird. Einige Stationen allerdings verschweigen einem dieses Procedere. Sie nehmen das Tier an, spielen dem tierlieben Finder besorgtes Bemühen vor und sowie man die Räumlichkeiten verlassen hat, wird der Pflegling sich selbst überlassen bis er entweder sowieso verendet ist oder bis jemand Zeit hat, ihn sachgerecht töten zu lassen. Wenn Sie dann einige Tage später anrufen, um zu erfahren, wie es ihrem Findling geht, hat er es leider trotz größter Anstrengungen nicht geschafft.

Noch schlimmer ergeht es in solchen Stationen Findlingen, die nicht nur schwer verletzt sind, sondern auch noch das Pech haben, nicht „alltäglich“ zu sein oder einen besonders herzzerreißenden Aufmacher in der Zeitung für neue PR abgeben. Wenn diese Tiere schwer verletzt in der Station abgegeben werden, als Wildtiere sowohl voller panischer Angst vor den Menschen sind als auch unter heftigen Schmerzen aufgrund ihrer Verletzungen leiden, dann darf sich jeder selber die Frage beantworten, wie viel Sorge ums Tier in der Station im Vordergrund steht, wenn so verfahren wird:

Wenige Tage nach der Abgabe des Tieres prangt ein wunderschönes, halbseitiges, draußen  mit Blitzlicht geschossenes Farbfoto im Tagesblatt, auf dem dieses arme Tier, das unter den Arm eines Pflegers geklemmt oder mit den Fingern an den Füßen auf seiner Hand fixiert ist und mit halb geschlossenen Augen „ergeben“  in die Kamera schaut. Ein toller Pressetext, der die Leistungen der Einrichtung bei der „Hilfe“ für das arme Tier mit einem herzerweichenden Text in den Fokus rückt, sorgt dafür, dass sie ihre Finanziers nicht verliert und der Spendenstrom nie abreißt. Einige Tage später ist dasselbe Tier auf Nachfrage leider aufgrund seiner schweren Verletzungen eingeschläfert worden.

Vielleicht mache ich ja einen Denkfehler: aber wenn ein Tier so schwer verletzt ist, dass sein Leben auf Messers Schneide steht, dann dürfte eine Fotosession – sei sie auch noch so kurz – bei dem das Wildtier dafür extra festgehalten/fixiert  und der Helligkeit sowie der Nähe des Menschen ausgesetzt werden muss, für das betreffende Tier purer Stress und große Schmerzen bedeuten. Wenn die Verletzungen nicht so dramatisch waren, dass man auf diesen Fototermin besser hätte verzichten sollen, dann ist es rätselhaft, warum dieses Tier plötzlich eingeschläfert werden musste… … nach dem Fototermin – versteht sich. Dass diese Geschichte weit davon entfernt ist, ein Einzelfall zu sein, musste ich im Laufe der Jahre leider ungläubig zur Kenntnis nehmen.

Bei kleinen privaten Pflegestellen, haben Sie das Problem mangelnder Individualität bei der Pflege Ihres Findlings eher selten. Hier lauern allerdings andere Gefahren:

Spatzen brauchen frische Gräser und Kräuter mit Blüten und Samenständen
Junge Spatzen brauchen neben Insekten auch schon frische Gräser und Kräuter mit Blüten und Samenständen

Neben der Tatsache, dass auch hier sogar noch häufiger aus Unwissenheit eine ungeeignete Unterbringung  stattfindet, die Gefiederschäden nach sich ziehen kann, welche die spätere Flugfähigkeit und die Wetterfestigkeit des Federkleides beeinträchtigen, und/oder oft fehlerhaft ernährt wird, kommt es in privaten Pflegestellen häufig vor, dass die Tiere nicht als das behandelt werden, was sie sind: Wildtiere!
Sie kommen in zu engen Kontakt mit Haustieren und werden oft durch gut gemeinte, aber für das spätere Leben folgenschwere „Überversorgung an Liebe“ fehlgeprägt. Das übermäßige Bestreben des Pflegers, den kleinen Vogel vor absolut jeder Gefahr, die die Umwelt bereit halten könnte, von vornherein zu bewahren, erlaubt es dem Vogel nicht, zu lernen, was er später in Freiheit braucht: Jagen, Futtersuche, Gefahren erkennen und Gefahren ausweichen.  In vielen Fällen – gerade, wenn es sich um ein Einzeltier bei der Pflege handelt – lernen die Vögel die Sprache und das Verhalten ihrer eigenen Art nicht. Dann hat man plötzlich eine Schwalbe, die zwitschert, wie ein Kanarievogel oder eine Krähe, die lieber auf einem menschlichen Kopf landet als mit ihren Artgenossen herumzuziehen. Diese Vögel haben später kaum eine reelle Chance, in Freiheit zu überleben.

Nun fragen Sie sich nach dem zuvor gelesenen sicherlich, wie es Ihnen überhaupt möglich sein soll, eine geeignete Pflegestelle zu finden?
Das gestaltet sich mit etwas Recherche einfacher, als erwartet. Eine Vorauswahl der gemeinnützigen Heime und Stationen sowie privaten Pflegestellen können Sie bereits bequem am Telefon treffen. Dafür brauchen Sie nur eines: ein paar Kenntnisse über die Grundbedürfnisse ihres kleinen Findlings….

….nebenbei: haben Sie auf die Uhr geschaut? Braucht Ihr kleiner Knirps schon wieder Futter?

Wenn Sie im Internet „Handaufzucht von Wildvögeln“ eingeben, werden Sie eine Vielzahl von unterschiedlichsten, oft auch sich widersprechenden Ratschlägen und Aufzuchtberichten finden. Mir ging es damals so, als ich meine ersten Schwalbenküken fand und ihnen helfen wollte. Die Berichte waren so verwirrend und teilweise auch nicht nachvollziehbar, die Zeit lief mir davon, denn die kleinen Vögel brauchten Versorgung und ich war irgendwann noch verwirrter, als vor meinen Recherchen.

Schließlich entschloss ich mich, all diese klugen Ratschläge in den Wind zu schlagen und meinen gesunden Menschenverstand einzuschalten:
Ich fragte mich, wie Schwalbeneltern ihre Jungen aufziehen. Womit

füttern sie, wie pflegen sie die Küken, wie bereiten sie sie auf das
selbständige Leben in Freiheit vor?

Schwalben brauchen Fluginsekten, um gesund gross zu werden
Schwalben brauchen Fluginsekten, um gesund gross zu werden

Um diese Frage zu beantworten, suchte ich nicht mehr nach Berichten von Handaufzuchten, sondern nach Vogelsteckbriefen auf ornithologischen Seiten – und wurde fündig. Wichtig ist, dass man sich auf Steckbriefe stützt, wo die Kükenaufzucht explizit behandelt wird. Viele Vogelküken bekommen andere Nahrung, als ihre Eltern später zu sich nehmen. So füttern z.B. auch spätere Gemischtfresser und Vegetarier ihre jungen Küken zunächst in den allermeisten Fällen mit bestimmten Insekten.
Versuchen Sie, herauszufinden, was für ein Vogel  Ihr Findling ist.
Wenn Sie wissen, was für einen Vogel Sie aufgesammelt haben, oder wenn sie eine Vermutung haben, dann lesen Sie ein paar Vogelsteckbriefe zu dieser Art. Finden Sie heraus, was diese Vögel ihren Küken füttern, wie ihre Nistplätze aussehen, wie ihre natürlichen Verhaltensweisen und ihr soziales Miteinander ausschauen.

Bachstelzen müssen lernen, lebende Tiere am Boden......
Bachstelzen müssen lernen, lebende Tiere am Boden……

Wie machen die Eltern ihre Küken mit dem freien Leben vertraut, müssen sie die Futtersuche erst lernen oder können sie es instinktiv beim Verlassen ihres Nestes? Je mehr Sie über den Vogel in Erfahrung bringen, desto gezielter können Sie bei ihrer Suche nach einer geeigneten Pflegestelle nachfragen und beurteilen, ob die Antworten angehen können.

....und aus dem Wasser zu erjagen.
….und aus dem Wasser zu erjagen.

Wenn Sie sich mit der Vogelart vertraut gemacht haben, rufen Sie die in Frage kommenden Pflege- und Auffangstationen in Ihrer Umgebung an. Auf dieser Seite finden Sie z.B. eine gut sortierte bundesweite Liste mit gemeinnützigen und privaten Auffang- und Pflegestationen, deren Qualität Sie aber jeweils selbst vor Ort genau abschätzen sollten.
Sagen Sie einfach nur, dass sie z.B. ein Blaumeisenküken gefunden

haben und fragen, was Sie machen können. Eine Station oder Pflegestelle, bei der das individuelle Tier tatsächlich im Vordergrund steht, wird Ihnen zunächst Fragen stellen, die darauf abzielen, heraus zu finden, ob die Auffindesituation eventuell eine Rückgabe des Vogels an die Eltern ermöglicht.
Wenn nein, wird man Sie fragen, ob Sie den Vogel selbst aufziehen möchten oder ob Sie ihn vorbei bringen wollen. Im ersten Fall wird man bemüht sein, ihnen hilfreiche Ratschläge zu geben und Ihnen anbieten, telefonisch mit Rat zur Seite zu stehen, falls Sie Schwierigkeiten bekommen.
Im zweiten Fall wird man Ihnen vermutlich erklären, wohin Sie den Vogel bringen sollen. Fragen Sie in diesem Fall, was man mit dem Vogel in der Station machen würde.

Fragen Sie nach, womit Ihr Findling gefüttert werden wird.
Fragen Sie nach, womit Ihr Findling gefüttert werden wird.

Wie er untergebracht wird, womit er gefüttert werden wird und wie die Auswilderung aussehen wird. Mit ihren zuvor angelesenen Kenntnissen können Sie bereits beurteilen, ob das, was man ihnen erzählt, überhaupt sinnvoll für ihren kleinen Pflegling sein kann. Im Zweifelsfall vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl! Eine gute Pflegestelle wird auch nichts dagegen haben, wenn Sie sich später gelegentlich nach dem Befinden ihres Findlings erkundigen möchten oder ihn gar besuchen. Auch ob das möglich ist, können Sie vorher abfragen.
Und lassen Sie sich bloß nicht mit der Ausrede abspeisen „wir haben keine Zeit für Telefonberatungen – wir haben viele Tiere zu versorgen“. Eine Station, die so redet, nutzt das entweder als faule Ausrede, die Station ist überfüllt bzw. überfordert oder man ist dort so naiv und kurzsichtig, dass ich mich fragen würde, ob mein Schützling da richtig ist.

©P.Lux Das Nest dieser Schwalben brach an einem Sonntag von einem 9 Meter hohen, unerreichbaren Giebel. Ausführliche Telefonberatung und sofortiger, sehr kreativer EInsatz des Finders gab dieser Familie ein neues zu Hause. Alle Küken haben es geschafft und die Familie ist im Herbst gemeinsam nach Süden aufgebrochen.
©P.Lux
Das Nest dieser Schwalben brach an einem Sonntag von einem 9 Meter hohen, unerreichbaren Giebel. Ausführliche Telefonberatung und sofortiger, sehr kreativer EInsatz des Finders gab dieser Familie ein neues zu Hause. Alle Küken haben es geschafft und die kleine Familie ist im Herbst gemeinsam nach Süden aufgebrochen.

Ein Beratungsgespräch dauert, wenn es hoch kommt eine Stunde. In diesem Gespräch gibt es eine über 75% ige Chance, dass man aufgrund einer korrekten und umfangreichen Beratung den Vogel eventuell noch an die Eltern zurück geben kann oder dass der Anrufer mit der entsprechenden Hilfe bereit ist, sich selbst um das Tier zu kümmern. Jeder Wildvogel, den ich zur Aufzucht gebracht bekomme, kostet mich im Schnitt 1 Monat lang täglich Zeit. Das sind selbst, wenn es nur eine Stunde täglich wäre, locker 30 Stunden. Gerade, wenn ich in Zeitnot bin und wenn es mir wirklich primär darum geht, so vielen Tieren wie möglich optimal zu helfen, sollte es mir also diese telefonische Beratung wert sein, ggf. einen Pflegling weniger gebracht zu bekommen und gleichzeitig einem weiteren Vogel eine bessere Chance verschafft zu haben.

Wenn Sie sich schließlich für eine potentielle Pflegestelle entschieden haben, füttern Sie ihren Zögling noch mal ordentlich und befördern ihn dann mitsamt seinem Nest (z.B. der Müslischale) in einen kleinen, mit einem Handtuch gut ausgepolsterten und mit Luftlöchern versehenen Karton (so dass das Nest rutschfest und sicher steht), verschließen diesen und befördern den Karton ins Auto. Wenn Sie sich sicher sind, dass die Station passt, können Sie den Karton mit ihrem Zögling am Zielort gleich mit aus dem Auto nehmen. Wenn Sie im Verlauf des Telefonates noch unschlüssig waren, lassen Sie ihren Findling zunächst im Auto und gehen ohne Vogel in die Station (sofern Ihr Auto im Schatten parkt und nicht überhitzen kann). Dort schauen Sie sich erst einmal an, wie und wo der Vogel untergebracht würde.

Dabei sollte Ihr Augenmerk weniger auf blumige Erklärungen des
Personals und die sympathische Ausstrahlung der jungen Frau oder
des jungen Mannes gerichtet sein, sondern besonders auf bereits
vorhandene Tiere fallen:

  • Machen sie einen ordentlichen, lebendigen Eindruck?
  • Wirken sie entspannt oder gestresst?
  • Sind die Volieren, Nester, Aufenthaltsorte der Tiere gepflegt?
  • Machen die Futtergeschirre, Futterlagerplätze und Co einen ordentlichen, organisierten Eindruck oder herrscht überall Chaos?
  • Sind alle Tierarten irgendwie auf die gleiche Art und Weise
    untergebracht oder scheint man auf die individuellen Bedürfnisse und Probleme der einzelnen Tiere Rücksicht zu nehmen?
Artspezifische Bedürfnisse sollten......
Artspezifische Bedürfnisse sollten……

Wenn Sie offenen Auges durch so eine Station gehen und nicht auf wortreiche Erklärungen der Pfleger hören, sondern mehr auf die lautlosen Aussagen der anwesenden Tiere achten, dann wissen Sie schnell, ob dieser Ort der passende Ort für Ihren Findling ist. Dass Ihnen nicht unbedingt jedes Tier gezeigt werden kann, ist im Interesse der betreffenden Tiere, die unter Umständen Ruhe, Dunkelheit oder sonst eine Abschirmung benötigen, verständlich.

...bei der Unterbringung berücksichtigt worden sein
…bei der Unterbringung berücksichtigt worden sein

Eine Station allerdings, die jegliche Einblicke verwehrt, könnte eventuell genau so etwas zu verbergen haben, wie die Station, die ohne Rücksicht auf das Befinden des individuellen Tieres absolut alles zeigt und jedes Wildtier zum Streicheltier macht.

Wenn die Station schließlich einen guten Eindruck auf Sie macht und Sie sich entschließen, ihren Zögling dort in Obhut zu geben, tun Sie ihrem kleinen Vogel sicher einen großen Gefallen, wenn Sie ab und an nach ihm schauen und seinen weiteren Werdegang ein wenig begleiten. So manche Wildtierstation und Pflegestelle freut sich durchaus auch darüber, wenn Sie anbieten, so, wie Sie Zeit haben, vorbei zu kommen, um bei der Versorgung der kleinen Zöglinge zu helfen.

Wildtierhilfe kostet immer Geld – egal, ob man eine Station, eine private Pflegestelle oder eine Beratung betreibt. Wenn Sie es sich leisten können und wollen, wird man sich sicher über eine finanzielle Unterstützung freuen. Ich rate aber dringend dazu, diese Spende nicht sofort bei der Abgabe des Tieres zu leisten. Entscheiden Sie sich später, bei einem Ihrer Besuche oder nach der Auswilderung, ob die Arbeit dieser Station es ihnen wert ist und war, sie zu unterstützen.

Erste Schritte – selbst päppeln

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Parasiten

Parasiten am Vogel und im Nest

Praktisch jedes Lebewesen hat seine artspezifischen Parasiten, die von Natur aus in oder auf ihm leben. Das ist normal und gehört zum Kreislauf der Natur. Kräftige, gesunde Organismen haben ein intaktes Immunsystem, welches spielend damit fertig wird, diese Parasiten so zu deckeln, dass sie eine verträgliche Anzahl nicht überschreiten.
Erst, wenn eine Schwächung des Organismus durch Krankheit oder Verletzung eintritt, können sich diese Parasiten plötzlich explosionsartig vermehren, die Oberhand gewinnen und ihren Wirt dann eventuell auch schnell töten.

Bei Jungtieren sieht das etwas anders aus:
Egal, ob man sich die Pflanzen- oder die Tierwelt anschaut – die Natur hält bei allen eine ganze Reihe von Prüfungen bereit, die es von Geburt an zu bestehen gilt, bevor das Lebewesen die Geschlechtsreife erlangt, und sich vermehren darf. Nur die Stärksten und Gesündesten – und die „Glückskinder“ –  überstehen diesen Weg der Prüfungen und können ihre Gene weiter geben. Bei Vögeln beginnt die Selektion im Prinzip bereits mit dem Nestbau durch die Eltern.

Auf den Eltern leben spezifische Parasiten, die als mehr oder weniger dauerhafte Untermieter überall mit hinreisen. Sowie die Eltern mit dem Nestbau beginnen, beeilen sich auch die mitgereisten Parasiten für ihren Fortbestand zu sorgen. Sie wandern von den Altvögeln ins Nest, um dort ihre Eier abzulegen.

....am Anfang warnen es 3 Schwalbenkinder...
….am Anfang warnen es 3 Schwalbenkinder…

Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Wer schlüpft zuerst und wer gewinnt die Oberhand? Für die frisch geschlüpften Parasiten bieten die jungen Vögel im Nest eine unerschöpfliche Nahrungsquelle. Je älter die Vögel im Nest allerdings werden, desto besser können sie sich durch entsprechende Körperpflege und mit Hilfe ihres immer besser werdenden Immunsystems wehren. In den ersten Tagen nach dem Schlupf jedoch, sind sie noch nahezu schutzlos einer eventuellen Parasitenflut ausgesetzt. Schlüpfen also die Parasiten zu früh, können sie die Küken quasi bei lebendigem Leibe direkt nach dem Schlupf verspeisen.

Dasselbe geschieht, selbst wenn die Parasiten erst später geschlüpft sind, wenn die Küken zu lange im Nest bleiben müssen.  Dies kann z.B. geschehen, wenn eine längere Schlechtwetterperiode den Eltern die Futtersuche schwer macht.  Oder in der direkten Umgebung herrscht ohnehin großer Insektenmangel und die Eltern müssen für jeden Happen weit fliegen (Stichwort grüne Wüsten). Als Folge wachsen die Kleinen langsamer heran.  Wenn die kleinen Vögel nur noch ganz kurz davor stehen, ihr Nest verlassen zu können, geschieht es oft, dass der Parasitendruck so unerträglich groß wird, dass die Nestlinge in ihrer Panik vorzeitig aus dem Nest flüchten und abstürzen.

Bei Rauchschwalbennestern kann man das, weil sie oft in Gebäuden angelegt sind, häufiger beobachten. Man findet fast fertige kleine Schwalbenküken auf dem Fußboden, von denen man annimmt, dass sie aus dem Nest gefallen sind. Schaut man sie genauer an, findet man sie übersät von Blutsaugern – diese Schwalben sind nicht gefallen, sie sind in Panik aus ihrem Nest rausgesprungen.

In solchen Fällen kann man die Tiere, sofern sie den Sturz überlebt haben, bei richtigem Handeln oft noch den Eltern zurück geben und auch den Rest der Brut retten, wenn man schnell genug richtig handelt. Dazu finden Sie mehr im Kapitel: „Kükenrückgabe an die Eltern“

...als am nächsten Tag nur noch 2 Küken da waren, haben wir nachgeschaut.....
…als am nächsten Tag nur noch 2 Küken da waren, haben wir nachgeschaut…..

Dass unser Findling überhaupt bei uns gelandet ist, spricht dafür, dass er in irgendeiner Form in Not geraten ist, also wenn er nicht „nur“ seine Eltern durch ein Unglück verloren hat, irgendwie eine Schwäche vorliegt. Hätten wir ihn nicht „gerettet“, wäre er der natürlichen Selektion zum Opfer gefallen. Damit ist er auch bevorzugtes, weil einfaches  Ziel seiner artspezifischen Parasiten. Da wir weder wollen, dass unser Zögling bei uns von irgendwelchen Blutsaugern aufgefressen wird, noch derartige Tierchen in unserer Wohnung beherbergen möchten, sollten wir etwas gegen diese Quälgeister unternehmen.

Natürlich gibt es haufenweise Sprays und Tropfen gegen Vogelparasiten aller Art im Zoohandel und beim Tierarzt. Ich würde Ihnen allerdings dringend raten, davon die Finger zu lassen. Abgesehen davon, dass  es sich hier immer um Gifte handelt, die selbst den Organismus eines Haustieres schon schwer belasten, reagieren viele Wildvögel unkalkulierbar empfindlich auf diese Mittel und manche sterben sogar daran.

Ich verfahre folgendermaßen mit „Neuzugängen“ bei meinen Zöglingen:
Die gängigsten Vogelparasiten, die außen am Vogel leben, sind Milben, Federlinge, artspezifische Lausfliegen artspezifische Wanzen. Milben, Lausfliegen und Wanzen ernähren sich vom Blut der Vögel.

Bei den Wanzen reichen schon drei oder vier Stück, um ein sehr junges Küken innerhalb von Stunden leer zu saugen und damit zu töten. Glücklicherweise findet man diese nicht ganz so oft. Wenn sie vorhanden sind, sitzen sie bevorzugt in der Halsbeuge am Übergang vom Kopf zum Rumpf – dort ist die Haut dünn und die Hauptgefäße, die den Kopf mit Blut versorgen, liegen oberflächlich und sind leicht anzuzapfen. Die saugenden Wanzen haben viel Ähnlichkeit mit Zecken und man muss 2 x hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um Parasiten handelt und nicht um ein körpereigenes Gebilde. Findet man so eine Wanze, muss diese allerschnellsten sehr vorsichtig entfernt werden. Genau wie Zecken sollten sie nicht gequetscht oder einfach abgerissen, sondern ganz vorsichtig von der Biss-Stelle gelöst werden. Hierzu eignen sich gut die handelsüblichen Zeckenzangen.
Wenn Sie keine Erfahrung mit der Entfernung von Zecken haben, sollten SIe diese Wanzen von einem Tierarzt entfernen lassen. Das muss allerdings extrem zeitnah, also sofort geschehen!

Die Lausfliegen sind ebenfalls Blutsauger und kommen schon häufiger vor. Sie sind unglaublich schnell, kaum tot zu kriegen und ihr Biss ist für das Opfer extrem schmerzhaft. Nicht selten sind sie gleich nach der Milbe der Übeltäter, wenn Vögel in Panik aus ihrem Nest in die Tiefe springen. Die Lausfliege lebt im Gefieder direkt an den Federkielen. Man findet sie nur, wenn man von hinten die Federn anhebt und ins Gefieder schaut. Auch dann sieht man sie meist nur kurz, weil man praktisch im Augenwinkel eine schnelle Bewegung wahr nimmt – schaut man bewusst hin, ist der Verursacher schon wieder in den Tiefen des Gefieders verschwunden.
Vögel, die unter Lausfliegenbefall leiden, sind extrem unruhig und versuchen aus jedem Behältnis zu entfliehen, in das Sie sie setzen. Wenn Sie Verdacht auf Lausfliegen haben, sollten Sie mit ihrem Zögling kurz nach draußen gehen und die Lausfliegen soweit möglich mit einer Pinzette aus dem Gefieder sammeln. Hierbei ist es sehr, sehr wichtig, dass Sie mit der Pinzette auf keinen Fall eine Feder beschädigen. Besonders für Zugvögel wie Mauersegler oder Schwalben bedeutet ein Gefiederschaden mit hoher Wahrscheinlichkeit das Todesurteil.

Federlinge finden sich an Küken zum Glück eher seltener. Diese Parasiten sind allerdings wenn sie vorhanden sind, eine ernst zu nehmende Gefahr für das frisch sprießende Gefieder und gefährden ein späteres, erfolgreiches Auswildern. Federlinge ernähren sich von Vogelfedern. Sie fressen diese an und beschädigen sie damit so stark, dass sie unbrauchbar werden. Für den Vogel, der je nach Art sein Federkleid nur alle ein bis zwei Jahre wechselt, hat das fatale Folgen: wenn die Schwungfedern nicht mehr tragen können, ist der Vogel flugunfähig. Wenn das Federkleid löchrig ist, kann der Vogel Witterungseinflüssen nicht mehr stand halten, durchnässt und erfriert z.B. in Regenphasen etc. Die Federlinge, die sie finden können, sollten Sie also ebenfalls bereits manuell absammeln. Alle übrigen werden mit der nachfolgend unter Milben beschriebenen Methode vernichtet:

...der Kleine lag tot im Nest - von Milben übersäät.
…der Kleine lag tot im Nest – von Milben übersäät und auch seine Geschwister waren schon sehr geschwächt….

Milben sind die am weitesten unter Vögeln verbreiteten Parasiten und sie treten in Massen auf. Sie sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennt, aber angesichts der großen Anzahl und ihres unersättlichen Bluthungers können sie sogar ein ausgewachsenes Huhn in kurzer Zeit umbringen. Milben können Sie nicht einzeln absammeln. Wenn der Vogel sehr stark befallen ist, können Sie (ebenfalls bitte draußen) mit einem weichen Tuch oder einer sehr, sehr weichen Bürste ganz vorsichtig von vorne nach hinten den Vogel abstreichen – dabei müssen Sie aber akribisch darauf achten, dass Sie keine einzige Feder beschädigen oder verbiegen.
Das Tuch oder die Bürste sollten direkt im Anschluss in eine Plastiktüte und diese wiederum für mindestens 24 besser 48 Stunden ins Tiefkühlfach wandern. Dies ist die einzige Methode, womit Sie die Milben sicher aus ihrem Tuch abgetötet bekommen. Nach dieser ersten manuellen Anti-Parasiten Versorgung setzen Sie ihren Zögling wieder in seine Müslischale. Nun wissen Sie auch, warum ich Ihnen die Verwendung von Küchenpapier als Polstermaterial empfohlen habe.

Bei jeder Fütterung sollten Sie (nur anfangs und solange sie mit Parasiten rechnen) das Küchenpapier im Nest wechseln und sich das gebrauchte Küchenpapier ggf. mit einer Lupe genau anschauen und auf kleine Krabbler kontrollieren.

Die anderen 2 haben wir mit Kieselgur behandelt und in ein leeres Nest umgesetzt...
…wir haben sie mit Kieselgur behandelt und in ein anderes Nest, was ebenfalls behandelt wurde umgesetzt. Die Eltern haben hier die Kleinen noch eine gute Woche weiter versorgt….

Jetzt wird es Zeit, sich Kieselgur oder ähnliches zu beschaffen. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen, sehr, sehr fein vermahlenen Puder (z.B. Silikatstaub). Dieser Puder ist sehr saugfähig und hat eine mikrokleine Körnung. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem effektiven, natürlichen Parasitenfeind bei Geflügel. Zum einen trocknet der Puder die Parasiten aus, zum anderen setzen sich die ganz feinen Körnchen in die Gelenkspalten und machen die Parasiten damit bewegungsunfähig, was zwangsläufig zu deren Tod führt. Diesen Puder finden sie im Landhandel und oft in Zoogeschäften für Ziervögel.
Ich z.B. verwende InsectoSec

Zwei Dinge sollten Sie beim Kauf beachten:

  • dass dem Produkt keine weiteren Zusätze in Form von Giften, Duft- und Farbstoffen beigemischt sind
  • dass das Pulver ausdrücklich zur Parasitenbekämpfung bei Geflügel und/oder Vögeln deklariert ist. (z.B. Kieselgur gibt es auch als Futterzusatz für Pferde. Dieses Kieselgur hat eine viel gröbere Körnung und würde Milben nichts anhaben können).
...sie wurden von den Eltern weiter versorgt und sind einige Tage später erfolgreich ausgeflogen.
…bevor sie erfolgreich ihre ersten Flugversuche unternahmen.

Oft ist der Puder beim Kauf bereits in einer weichen Plastikflasche, so dass man ihn durch Drücken auf die Flasche „verstäuben“ kann. Andernfalls füllen Sie sich einfach etwas von dem Puder in eine weiche Flasche, die über einen Pfropfen mit kleinem Loch verfügt, um.
Bitte verwenden SIe auf keinen Fall Dinge wie Babypuder oder Mehl!
Wenn Sie kein Kieselgur sofort verfügbar haben und der Vogel sehr stark befallen ist, können SIe als Erstmaßnahme sehr feinen, zusammengekehrten, trockenen Sandstaub verwenden. Sie sollten jedoch so schnell wie möglich Kieselgur besorgen und damit nachbehandeln. (Wenn Sie Hühnerhalter in der Nachbarschaft haben, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass diese Ihnen mit Kieselgur aushelfen können).

Nun nehmen Sie ihren kleinen Zögling und stäuben den Puder von hinten überall ins Gefieder, so dass der Puder bis an die Haut reicht. Wichtig ist dabei, dass Sie mit einer Hand das Köpfchen abgedeckt halten, damit von dem Puder nichts in Augen oder Nase gelangt. Anschließend nehmen sie einen Teelöffel von dem Puder und breiten es im Nest unter dem Küchenpapier auf dem Boden der Müslischale aus. Wenn Sie nach ca. einem Tag auf dem Küchenpapier keine Parasiten mehr finden, können Sie das Küchenpapier für den Vogel durch gemütlicheres Heu und Moos als Polster ersetzen, was Sie dann normalerweise auch nicht mehr auswechseln müssen, bis Ihr Zögling sein Nest verlässt. Zur Sicherheit sollten Sie aber auch hier ein wenig von dem Puder unter dem Heu auf dem Schalenboden verteilen.

Weitere Beschreibungen und auch Fotos zu den Vogelparasiten finden Sie detailliert auf der Wildvogelseite.

Unterbringung

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Unterbringung

Wie soll die Unterbringung meines Zöglings aussehen?

In diesem Kapitel werde ich jetzt lediglich auf die Unterbringung von verwaisten Jungvögeln eingehen.

Bei verletzten Altvögeln ist es nahezu unmöglich, eine pauschale Empfehlung auszusprechen.

Willi wurde zu Katzenopfer und verlor seine Schwungfedern. Nun ist er bis die Federn nachgewachsen sind, flugunfähig und braucht Kletterhilfen, um sich fortbewegen zu können
Willi wurde zum Katzenopfer und verlor seine Schwungfedern. Nun ist er bis die Federn nachgewachsen sind, flugunfähig und braucht Kletterhilfen, um sich fortbewegen zu können

Da kommt es bei der Art der Unterbringung immer auf die individuellen Gegebenheiten an:

  • Welche Verletzung muss auskuriert werden?
  • Welche Vogelart habe ich vor mir?
  •  Welche räumlichen Möglichkeiten kann ich bieten?
  • Wie lange wird der Vogel voraussichtlich Pflege brauchen? etc.

Im Thema „verletzte Altvögel pflegen“ finden Sie einige Hinweise, was Sie unbedingt berücksichtigen sollten und Tips, wie man dem Pflegling seine Situation etwas erträglicher machen kann.

Nur auf eine häufige Verletzung möchte ich gerne kurz eingehen und das betrifft alte, wie junge Vögel gleichermaßen: Wenn der Verdacht besteht, dass der Vogel eine Gehirnerschütterung haben könnte (z.B. Nestling unter dem Nest mit Beule am Kopf gefunden, Vogel gegen Fenster geflogen etc.) ist es ohnehin fraglich, ob der Vogel diese Verletzung überlebt. Häufig versterben die betreffenden Vögel innerhalb der ersten zwei Tage. Man kann die Chance auf Heilung jedoch drastisch begünstigen. Bei einer Gehirnerschütterung handelt es sich im Prinzip um eine wie auch immer geartete Verletzung des Gehirns, die sogar manchmal mit vorübergehenden Lähmungen einher geht. Der erfolgreiche Heilungsprozess eines verletzten Organs ist umso wahrscheinlicher, je weniger das betreffende Organ sich anstrengen/arbeiten muss.
Das Gehirn ist eines unserer am vielseitigsten geforderten Organe. Alle Sinneseindrücke (Nase, Augen, Ohren) wollen rund um die Uhr verarbeitet werden. Gefühle (Angst, Stress, Freude etc.) werden im Gehirn verarbeitet. Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert und koordiniert. Je mehr ich das Gehirn vor jedweder dieser Arbeiten schütze, desto eher hat der Heilungsprozess eine Chance.
Folglich bedeutet das für einen Fall, wo der Verdacht auf Gehirnerschütterung fällt genau, wie beim Menschen auch: Dämmerlicht/Dunkelheit – nicht zu warm –  und Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Solche Vögel sollten zunächst wirklich an einem absolut ruhigen Ort im Dunkeln auf engem Raum (z.B. in einem geeigneten, gut ausgepolsterten  Pappkarton) untergebracht werden.
Dabei ist es wichtig, dass Sie mit dem Polster (z.B. Handtuch) ein Nestchen formen, in dem der Vogel gut gestützt aufrecht und mit den Füssen unter dem Körper sitzt.
Liegt er, wird seine Atmung blockiert.
Wichtig ist es zudem, daß sie dem Alter angepaßt nicht extra warm sitzen.
Nach dem Fund sollten Sie den Vogel mindestens 2 Stunden ohne Futter und ohne Wasser in absoluter Ruhe lassen und erst danach sollten je nach Zustand des Vogels wenn nötig weitere Maßnahmen ergriffen werden.
So schwer es auch fällt – diesen Vögeln erhöhen Sie damit die Überlebenschance.
Je nach Schwere der Verletzung kann diese Ruhe / Dunkelhaft ein bis mehrere Tage dauern (spätestens nach der „ersten Nacht“ muss aber gefüttert werden – bei sehr kleinen Vogelarten spätestens nach 2-3 Stunden).
Meist zeigt ihnen der Vogel beim Füttern durch sein Verhalten an, wenn er nicht mehr in seinen „Ruheraum“ zurück will. Dann können Sie ihn langsam wieder mit mehr Licht, Geräuschen etc. konfrontieren.

Spätestens, wenn Sie nach ca. 3 Tagen gar keine Veränderungen feststellen, sollten Sie allerdings einen Tierarzt aufsuchen.

So, nun aber zum eigentlichen Thema – die Unterbringung der Zöglinge:
Solange Ihr kleiner Zögling auf eine zusätzliche Wärmequelle angewiesen ist, ist er in seiner Müslischale mit viel Ruhe gut aufgehoben. Das betrifft aber bei frisch geschlüpften Küken nur die ersten Tage, bis sie ein wenig Flaum gebildet haben und bei etwas älteren Küken oft nur die ersten 24 Stunden, bis sie sich von den Strapazen ihres Unglücks erholt haben.


Bei der Entscheidung wie lange und wie viel Wärme Ihr Pflegling zusätzlich braucht, sollten Sie sich ebenfalls von Ihrem Bauchgefühl gepaart mit gesundem Menschenverstand leiten lassen.
Schauen Sie sich an, wie es in der Natur aussieht. Nehmen wir einen Meisenkasten oder ein Schwalbennest als Beispiel: Die Mutter sitzt im Nest und brütet die Eier aus. Am Tag „X“ beginnen die Küken zu schlüpfen. Bis alle Küken geschlüpft sind, können je nach Vogelart schon mal ein bis zwei Tage vergehen. Anschließend müssen alle Küken noch trocknen.

geduldig wartet der Vater, bis die Kleinen unter der Mama geschlüpft sind
geduldig wartet der Vater, bis die Kleinen unter der Mama geschlüpft sind

So lange rührt sich die Mutter vom Nest gar nicht runter und auch der Vater hält sich lediglich in der Nähe auf, macht aber noch keine Anstalten zu füttern.

Wenn die Küken schlüpfen, sind sie noch mit einem sogenannten „Dottersack“ ausgestattet, von dem sie sich im Schnitt die ersten 24 – 48 Stunden ernähren können. Die Kleinen bringen also praktisch ihr erstes Lunchpaket mit auf die Welt. Wenn alle Küken geschlüpft und abgetrocknet sind, ist das weitere Verhalten je nach Vogelart unterschiedlich. Bei manchen verlässt die Mutter schon mal kurz das Nest und beide Elternteile füttern von Anfang an. Bei manchen Vogelarten bleibt die Mutter noch einige Tage auf dem Nest sitzen und der Vater übernimmt anfangs die Futterbeschaffung und manche Vogelarten wechseln sich mit der Futterbeschaffung und der Warmhaltung der Küken ab.

Anfangs wärmt ein Elternteil die Kleinen noch in kurzen Abständen.
Anfangs wärmt ein Elternteil die Kleinen noch in kurzen Abständen…

Auf jeden Fall ist es so, dass ein Elternteil sich  in den ersten Tagen in relativ kurzen Abständen immer mal wieder aus der Futterbeschaffung ausklinkt und stattdessen auf dem Nest sitzt, um die noch nackten Küken zu wärmen.
Wie lang diese Phasen im Einzelnen ausfallen, ist von mehreren Faktoren abhängig:

...doch schon sehr bald benötigen die Küken tagsüber kaum noch eine zusätzliche Wärmequelle
…doch schon sehr bald benötigen die Küken tagsüber kaum noch eine zusätzliche Wärmequelle
  1. wie sieht das Nest aus? Ist es eine geschützte Höhle in einem Baum oder einem Nistkasten oder handelt es sich eher um ein offenes, Wind und Wetter ausgesetztes Nest?
  2. Wie ist die Witterung? Bei 30 Grad im Schatten wird die Mutter nicht so lange auf dem Nest sitzen, wie bei 10 Grad Wind und Regen
  3. Wie groß ist das Gelege gewesen? Wenn 7 oder 8 oder noch mehr Geschwister zusammen im Nest kuscheln, können sie sich besser gegenseitig wärmen, als wenn ein Küken allein im Nest sitzt etc.

Nachts, wenn draußen die Temperaturen fallen und auch keine Fütterung mehr stattfindet, sitzt mindestens ein Elternteil, (in Bruthöhlen, die groß genug sind auch oft beide) auf dem Nest und wärmt die Jungtiere im Schlaf. Bei allen Vogelarten ist es mindestens so lange so, bis sich der Flaum voll ausgebildet ist.
Entsprechend können wir mit etwas „Bauchgefühl“ anfangen, die Wärmequelle zunächst tagsüber immer weiter zu drosseln und zwischendurch ganz abzustellen  und schließlich nur noch nachts zur Verfügung zu stellen, bis wir  – spätestens, wenn die ersten Federn anfangen zu sprießen – die Wärmequelle gar nicht mehr brauchen.
Da es in unseren Wohnungen in der Regel wärmer ist, als draußen und dort auch keine anderen Wettereinflüsse eine Rolle spielen, ist das Risiko, den Küken zu wenig Wärme zukommen zu lassen geringer, als das Risiko, sie zu überhitzen. Wenn der kleine Zögling tagsüber relativ unabhängig von seiner Wärmequelle ist, gut frisst, kräftig bettelt  und einen quirligen Eindruck macht, ist es allerhöchste Zeit, dass er „das wahre Leben“ kennenlernt.

Den Vogelsteckbriefen haben Sie bereits entnommen, wie und wo die Vogelart in der Natur ihre Nistplätze einrichtet. Manche Vögel nisten bevorzugt in Höhlen (z.B. Meisen), manche bauen völlig ungeschützte Reisigteller in hohe Bäume (z.B. Krähen), manche setzen ihr Nest lieber in Gebäuden dicht unter die Decke (Rauchschwalben) oder draußen hoch unter den Giebel (Mehlschwalben) und wieder andere bauen kunstfertig kleine Kugeln (Zaunkönig) oder bodennahe, flache, offene Nester versteckt  ins Gebüsch (Amseln).

Je nachdem, wie und wo ein Vogel sein Nest bevorzugt baut, können wir davon mehrere Dinge ableiten:

  1. wie viel und ob überhaupt Tageslicht braucht der Nestling für eine gesunde Entwicklung?
  2. wie viel „Aussicht“ auf seine Umwelt braucht der kleine Nestling?
  3. wie viel optischen und/oder akustischen Kontakt zu Artgenossen hat der Nestling normalerweise?
  4. wie vielen Witterungseinflüssen ist der Vogel bereits als Nestling nach der Wärmephase ausgesetzt?

Mit Ihrem Wissen darum, was für einen Vogel Sie aufziehen und aufgrund der Antworten auf die oben gestellten Fragen, können Sie nun Ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Ihrem kleinen Zögling ein geeignetes Nest herstellen, in das er nach der Wärmephase aus seiner Müslischale umziehen kann. Sinnvoll ist es, ein Naturmaterial zu wählen: Holz, Blähton, Weidenkörbe oder ähnliches. Metall und Kunststoff sind ungeeignet. Zum einen „atmen“ sie nicht, was zur Bildung von Schwitzwasser und daraus folgender Schimmelpilzbildung führt, zum anderen kühlen sie schnell aus oder heizen sich schnell auf. Außerdem gibt Kunststoff auch noch giftige Weichmacher ab. Die Auspolsterung des Nestes kann man ebenso mit jenen Materialien bevorzugt vornehmen, die die Eltern vornehmlich verwenden. Des weiteren sollten die Nester je nach Vogelart mehr oder weniger steile Kanten/Wände haben und rau genug sein, damit die Vögel sich auf den Kanten festkrallen können, wenn sie im Nest aktiver werden. In Gartencentren findet man oft eine große Auswahl an verschiedensten Nist- und Futterhilfen, aus denen sich geeignete Nester für die Handaufzucht basteln lassen.
So verwende ich z.B. für die Aufzucht von Vogelarten, die offene Nester bevorzugen, die fertig zu kaufenden Nester für Rauchschwalben.

ein Rauchschwalbennest eignet sich für viele Vogelarten zur Aufzucht
ein Rauchschwalbennest eignet sich für viele Vogelarten zur Aufzucht

Baut der Vogel sein offenes Nest so, wie die Schwalbe hoch unter eine Decke, versehe ich das Kunstnest mittels eines Pappkartons mit einem künstlichen Dach, so dass die Schwalben die Abgrenzung nach oben künstlich nachempfunden haben. Für die Küken von Höhlenbrütern (z.B. Meisen) habe ich einen hölzernen Nuss-Futterkasten für Eichhörnchen gewählt. Dieser hat oben einen aufklappbaren Deckel. Der Kasten wird hoch ausgepolstert, die Plexi-Sichtscheibe vorne habe ich mit einem Stück Pappe zu geklebt, damit es im Kasten dunkel ist. Die Küken sitzen dort wie in einer Bruthöhle und ich kann bequem von oben durch den Klappdeckel füttern. Für den Zaunkönig gibt es eine kleine, schräg oben nach vorne zu öffnende Kokosnussschale als Nest.

Je nachdem, wo die Vogelart in der Natur ihr Nest errichtet, versuche ich das Nest meines Zöglings tagsüber entsprechend zu platzieren. Die Rauchschwalben haben auf der Diele einen Haken unter der Decke, wo ich morgens das Nest mit den Küken einhaken kann. Zum Füttern erreichen wir das Nest mittels einer Stehleiter. So schauen die Küken von Anfang an, wie sie es in der Natur auch täten, auf uns Menschen und den Rest der Welt hinab. Außerdem erleben sie dort ihre wilden Artgenossen, die ebenfalls auf der Diele brüten, hautnah.

die Mehlschwalben haben ihre Nester tagsüber draußen unter dem Sitzeckendach mit freier Sicht in die Umgebung
die Mehlschwalben haben ihre Nester tagsüber draußen unter dem Sitzeckendach mit freier Sicht in die Umgebung

Mehlschwalben wandern tagsüber mit ihrem Nest raus unter das Carportdach, das sich über unserer Kaffee-Ecke befindet. Auch dieses Nest erreichen wir zum Füttern mittels Stehleiter. So haben die Mehlschwalben, die normalerweise außen an Gebäuden unter Giebeln nisten, von Anfang an natürliches Tageslicht, sie können ihre Welt um sich herum sehen und sie lernen von Anfang an, die Geräusche der Natur (Warnrufe anderer Tiere, Gesänge anderer Vögel etc.) kennen und einordnen. Für Mehlschwalben ist das zum Beispiel sehr wichtig, da sie ganz anders als Rauchschwalben manchmal nahezu direkt nach Verlassen des Nestes fast vollständig selbständig sind.

Die Küken von Höhlenbrütern haben in ihrer Nestlingszeit weder
Tageslicht noch Aussicht. Sie nehmen lediglich die Geräuschkulisse wahr. Insofern kann man die Nisthöhle praktisch überall anbringen, wo sie sicher ist vor Räubern und lediglich die Geräusche aus der Natur gut zu vernehmen sind.

Wenn bei mir die Vogelart, die ich gerade aufziehe auch wild lebt und brütet, versuche ich die Nester so zu platzieren, dass die Küken zumindest akustisch, idealerweise aber auch visuell Kontakt zu ihren wilden Artgenossen haben.  Wichtig für die Auswahl des Ortes, wo Sie den Nistplatz tagsüber anbringen, ist, dass der Platz absolut sicher vor Räubern ist.

auch Feldsperlinge räubern nester aus. Hier klaut ein Feldsperling ein ganz junges Kohlmeisenküken
auch Feldsperlinge räubern Nester aus. Hier klaut ein Feldsperling ein ganz junges Kohlmeisenküken…

Katzen, Hunde, aber auch wilde Tiere inklusive andere Vögel (viele Singvögel – sogar Sperlinge – räubern andere Singvogelnester aus) sollten keine Möglichkeit haben, an das Nest und damit an das Küken zu gelangen. Gegen Abend nehme ich das Nest immer mit rein und stelle es für die Nacht wieder in das Vogelzimmer. In der Natur bewachen nachts die Eltern ihre Küken und sitzen meist zusätzlich Wärme spendend auf dem Nest. Da ich weder die Nacht als Wachhund draußen verbringen will, noch für die nötige Wärme sorgen kann, gibt es für die kleinen Zöglinge die letzten ein bis zwei Mahlzeiten wieder drinnen, bevor für sie durch „Licht aus“ die Nachtruhe eingeläutet wird.

Ausnahme von dem oben Beschriebenen sind Zöglinge, die bereits flugfähig oder ganz kurz vor den ersten Flugversuchen stehen. Diese Vögel würden, da sie sich nicht in der vorangegangenenNestlingszeit auf mich als „Ersatzmama“ prägen konnten, weg fliegen und nicht zurück finden, um sich weiter versorgen lassen zu können. Für solche Zöglinge habe ich früher mein Esszimmer zum Vogelzimmer umfunktioniert, bevor ich angesichts der wachsenden Anzahl schon älterer Vogelküken ein eigenes Vogelzimmer eingerichtet habe.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Käfighaltung:
Abgesehen davon, dass kein Lebewesen gerne eingesperrt ist, sind ganz besonders Wildtiere unter Dauerstress, wenn sie „hinter Gitter“ verfrachtet werden, weil sie instinktiv wissen,  dass sie bei Gefahr keine Fluchtmöglichkeit haben. Und Stress beeinflusst jede Form von Heilung und Entwicklung negativ. Darüber hinaus gibt es mit Käfighaltung besonders bei Wildvögeln aber noch ein ganz anderes Problem:
Wenn die Vögel, wenn es ihnen wieder etwas besser geht, in Panik geraten, versuchen sie verzweifelt an die Gitter geklammert, der Situation zu entkommen. Dabei können sie sich sehr, sehr leicht die Federn anstoßen und so sehr beschädigen, dass die Flugfähigkeit und die Wetterfestigkeit beeinträchtigt werden. Da Federverletzungen nicht „heilen“ können, sondern Schäden erst bei der Erneuerung der betreffenden Feder im Rahmen der nächsten Mauser behoben werden, müsste so ein derart behinderter Wildvogel unter Umständen bis zur nächsten Mauser, die erst in ein oder zwei Jahren sein kann, in Gefangenschaft bleiben.

Nicht nur für Zugvögel wäre das eine Katastrophe –auch für jeden anderen Wildvogel sinkt damit die Chance, sich jemals in eine wilde Gemeinschaft von Artgenossen erfolgreich eingliedern zu können. Verzichten Sie darum wenn es irgendwie geht, auf den Einsatz von
Käfigen – insbesondere und spätestens ab dem Zeitpunkt, wo die Vögel zu Fuß oder fliegend ihr Nest verlassen.

Dort, wo Sie aus irgendeinem Grunde nicht umhin kommen, kurzfristig einen Käfig einzusetzen, sollten Sie die Gitter an drei Seiten mit einem undurchsichtigen Material abspannen oder abdecken (z.B. Stoff, Karton o.ä.) und nach vorne das Gitter von innen mit einem sehr feinmaschigen Material abspannen (z.B. Fliegengitter, Gaze etc.) Besser wäre in so einem Fall der kurzfristige Einsatz eines Flexariums, das Sie z.B. mit einem liegenden Birkenast als Sitzstangen und einem kleinen Wasserbad  bestücken. Das Flexarium ist allerdings kein hinreichender Schutz gegen Räuber (Hunde oder Katzen z.B.) Fotos von Flexarien finden Sie z.B.  hier.

Das Flexarium eignet sich um:

  • Ein Flexarium eignet sich sehr gut, um WIldvögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen
    Ein Flexarium eignet sich sehr gut, um WIldvögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen

    bereits flugfähige Vögel kurzfristig gefiedersicher unterzubringen

  •  lebende Insekten ausbruchsicher zu verfüttern (z.B. Heimchen für Bachstelzen), wenn die Vögel ihr Nest verlassen und jagen am Boden lernen sollen
  •  einen verletzten Vogel, der auf Tageslicht angewiesen ist, stundenweise nach draußen zu setzen

Wichtig ist, dass sie  3 Seiten und die Decke des Flexariums z.B. mit einem Bettlaken abdecken, damit die Vögel sich nicht wie auf dem Präsentierteller von allen Seiten angreifbar fühlen.
Vögeln, die auf direktes Tageslicht  (entweder nur über die Augen oder über den ganzen Körper) angewiesen sind – das betrifft:

  • alle erwachsenen Vögel
  • alle Nestlinge von Vogelarten, die offene oder halboffene Nester
    draußen in Bäumen, Gebüschen oder an Fassaden bauen
    (keine Höhlenbrüternestlinge, keine Rauchschwalbennestlinge)

sollte entsprechend, sofern es nicht möglich ist, die Tiere echtem, ungefiltertem (Achtung Fensterglas)  Tageslicht auszusetzen, für eine entsprechende Beleuchtung mit Tageslichtspektrum gesorgt werden. Zur geeigneten Beleuchtung finden SIe Ausführungen mit Bezugsquellen unter links.

Fütterung und Futterbeschaffung

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Fütterung und Futterbeschaffung

Allgemeines zur Fütterung vorweg:

Fütterung ist dasThema, welches nicht nur in diesem Ratgeber einen der umfangreichsten Teile ausmacht, sondern welches auch den größten Teil Ihrer Zeit als „Ersatzelternteil“ beanspruchen wird.

Hinsichtlich der Fütterungstechnik habe ich bereits im Kapitel Erstversorgung zu Hause genau beschrieben, wie es geht. In den meisten Fällen ist das Füttern nach den ersten paar Happen unproblematisch.

Krah konnte nach einem Unfall nicht schlucken....
Krah konnte nach einem Unfall nicht schlucken….
....sie bekam die ersten Tage ihr Futter als Brei....
….sie bekam die ersten Tage ihr Futter als Brei….

Es gibt aber Fälle, wo man kreativ werden muss. Ich hatte beispielsweise eine kleine Rabenkrähe, die nicht nur aus ihrem Nest fiel, sondern auch noch mit einem Auto kollidierte. Sie hatte unter anderem offensichtlich eine Prellung am Hals, was ihr das Schlucken unmöglich machte. Bei ihr habe ich die ersten Tage alle Futterbestandteile in einer Küchenmaschine zu einem Brei zusammengemixt und diesen mit Hilfe einer Sahnespritze aus der Backabteilung des Supermarktes gefüttert.

Bei dieser Fütterung müssen Sie ganz genau aufpassen, dass der Futterbrei ganz hinten im Rachen landet, denn die Atemlöcher liegen beim Vogel ganz hinten im Schnabel – genauer, an der Basis des Oberschnabels.

Sahnespritze aus der Backabteilung
Sahnespritze aus der Backabteilung

Wenn Sie einem Vogel Brei oder Flüssigkeiten eingeben, die er nicht eigenständig abschluckt, besteht ein extrem hohes Risiko, dass etwas davon in die Atemwege gelangt. Da Vögel aufgrund ihres anders funktionierenden Atemsystems anders als Säugetiere Fremdkörper nicht wieder aushusten können, kann das Futter in den Atemwegen den Vogel töten.

Nun aber zur Frage, WAS Sie Ihrem Zögling überhaupt füttern können: Wie ich eingangs bereits erwähnte, ziehen nahezu alle Singvögel unserer Breiten ihre Brut in der Nestlingszeit mehr oder weniger umfangreich mit Insekten auf. Das ist zunächst einmal ganz unabhängig davon, ob die erwachsenen Vögel später eher Körnerfresser, Gemischtfresser, Beerenfresser oder Insektenfresser sind.

Insofern müssen Sie beim Lesen der Vogelsteckbriefe auch genau darauf achten, ob bei der Ernährung vom Futter der Altvögel die Rede ist oder ob sich die Ausführungen auf die Brut beziehen.

Bei Rabenvögeln (Kolkrabe, Rabenkrähe, Saatkrähe, Eichelhäher, Dohle, Elster) und bei Grünfink, Stieglitz, Gierlitz und Bluthänfling findet auch in der Nestlingszeit keine oder keine reine Insektenfütterung statt. Sowie Sie genau wissen, dass SIe einen dieser Vögel aufziehen, sollten Sie recherchieren, was die Eltern jeweils füttern und Ihre Fütterung entsprechend anpassen. Fangen Sie aber damit bitte erst an, wenn Sie sich 100% sicher sind, dass es sich bei Ihrem Zögling um einen dieser Vögel handelt.

Nachfolgend finden SIe die genaue Beschreibung zur Fütterung von SIngvögeln, die ihre Küken ausschließlich mit Insekten aufziehen oder selbst reine Insektenfresser sind.

Jedes Lebewesen benötigt eine auf seine von der Natur gegebenen Bedürfnisse abgestimmte Nährstoffzusammensetzung, um sich optimal entwickeln zu können. Die Zufuhr fehlerhafter Nährstoff-Zusammensetzungen kann gerade in der Entwicklungsphase fatale Folgen haben. Vögel haben einen extrem schnellen Stoffwechsel und vergleicht man die Entwicklung eines Vogelkindes mit der eines Menschenkindes vom Baby bis zum Erwachsenen, dann erscheint einem die Entwicklung des Vogels wie im Zeitraffer. Entsprechend können Ernährungsfehler bei Vögeln auch schon nach nur ein oder zwei Tagen Fehlfütterung zu unter Umständen nicht wieder gut zu machenden Schäden führen.

Alles, was ich von der Pinzette gebe, muss 100% sicher für diesen Jungvogel geeignet sein.
Alles, was ich von der Pinzette gebe, muss 100% sicher für diesen Jungvogel geeignet sein.

Da der  Bedarf an Nährstoffen bei den einzelnen Wildvogelarten teilweise gar nicht und teils nur noch schlechter erforscht ist, als der Bedarf unserer Haustiere, ist jede künstliche Nahrungs-Zusammenstellung als Ersatz für eine natürliche Ernährung ein reines Glücksspiel. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Zögling am sichersten und absolut optimal ernähren, wenn wir ihm die natürlichen Nahrungsmittel bereit stellen, die auch die Eltern füttern würden. Vogelküken, die wir noch mit der Pinzette füttern, ihnen also das Futter in den Schnabel stopfen und den Schluckreflex auslösen, schlucken absolut alles ab, was man ihnen hinhält. Dabei ist es egal, ob sie es vertragen, es essbar oder giftig ist. Das Küken schluckt alles.

Erst, wenn der Vogel eigenstänbndig frisst.......
Erst, wenn der Vogel eigenständig frisst…….

Darum müssen wir uns umso sicherer sein, dass wir ausschließlich die Nahrungsmittel anbieten, die der kleine Vogel verträgt und verwerten kann. Erst, wenn der Vogel sein Futter selbst vom Boden nimmt, aus der Luft fängt oder aus der Schale pickt, ist es nicht mehr unsere Verantwortung, was der Vogel abschluckt.

....kann man auch Futter anbieten, von dem man nicht genau weiss, ob die Eltern es nur selbst essen oder auch verfüttern.
….kann man auch Futter anbieten, von dem man nicht genau weiss, ob die Eltern es nur selbst essen oder auch verfüttern.

Erst dann können wir ihnen auch lebende Futtertiere und Futter, von dem wir nicht sicher sind, ob es für diesen kleinen Wicht schon geeignet ist, mit anbieten und schauen, für was sich der Vogel entscheidet.

Die allerwichtigsten allgemein gültigen Regeln bei der Verfütterung von Insekten an Jungvögel sind:

  • verfüttern sie nur und ausschließlich abgetötete Insekten, niemals lebende Tiere
  •  entfernen Sie bei entsprechenden Futtertieren alle scharfen und/oder spitzen Teile bevor Sie die Tiere verfüttern (z.B. Beine mit Widerhaken bei Heimchen oder Grashüpfern)
  • verfüttern Sie nur Insekten, von denen sie ganz genau wissen, dass sie von dieser Vogelart vertragen werden. Ausgeschlossen sind von vornherein giftig Insekten (z.B. Bienen, Ameisen), Insekten, die leuchtende (Warn-)Farben haben (z.B. Marienkäfer, Schmetterlinge)
  • Verfüttern Sie niemals Mehlwürmer und Regenwürmer an Vögel, die noch nicht eigenständig fressen
  • flößen Sie den Nestlingen bei Naturfütterung  niemals extra Wasser ein. Die Elterntiere tragen ihren Küken kein Wasser ins Nest. Die Futtertiere liefern genug Feuchtigkeit.
  • Verfüttern Sie niemals tiefgefrorene Insekten bevor Sie sie mit kochendem Wasser abgetaut und mit kaltem Wasser abgeschreckt haben
  • Verfüttern Sie niemals Futterinsekten, die schon länger als einen halben Tag tot bzw. länger als eine Stunde abgetaut sind oder die sich anfangen zu verfärben (z.B. abgetaute Heimchen beginnen, sich dunkel zu verfärben)
  • Größere oder mit härterer, z.B. schuppiger Außenhülle versehene Futtertiere wie z.B. Heimchen oder Grashüpfer müssen unbedingt immer mit dem Kopf zuerst verabreicht werden, damit sie im Hals des kleinen Zöglings auf dem Weg zum Kropf nicht stecken bleiben, sondern sauber „durchrutschen“ können

Darüber hinaus müssen Sie außerdem unbedingt Folgendes über die Vogelsteckbriefe in Erfahrung bringen: Haben Sie eine Vogelart vor sich, die ihre Küken ausschließlich mit aus der Luft gefangenen Insekten ernährt (z.B. Schwalben, Mauersegler) oder haben Sie eine Vogelart vor sich, die auch vom Boden Futtertiere sammelt (z.B. Amseln, Drosseln)?
Die meisten Vögel müssen, um ihr Futter korrekt verdauen zu können, regelmäßig zwingend kleinste Steinchen mit dem Futter aufnehmen können: Vogeleltern, die ein Futtertier vom Boden füttern, füttern automatisch mal etwas Erde mit, welche dem Futtertier anhaftet. Bei drosselartigen Vögeln (auch Amseln) ist dieser Bedarf stark ausgeprägt. Da sollten Sie auf ihrem Futtertisch immer eine kleine Schale mit frischer, gift- und düngerfreier Gartenerde stehen haben, in der Sie bei jeder Fütterung mal ein Futtertier drin panieren.
Bei anderen Vögeln wie Meisen, Finken, Bachstelzen, Rotschwänzen etc. ist ebenfalls der Bedarf für etwas Erde vorhanden, aber lange nicht so stark, wie z.B. bei Amseln. Hier sollten Sie aber ca. 2 – 3 x am Tag ein Futtertier verabreichen, was Sie vorher auf etwas Erde abgelegt haben.

Bei Schwalben und Mauerseglern, die ihre Futtertiere nur aus der Luft
fangen, ist dieser Bedarf nicht gegeben. Ich habe neben der Erdschale für Zöglinge, wo ich 100% sicher bin, dass sie Erde brauchen, immer einen Esslöffel mit „grüner Mineralerde für innere Einnahme“ (aus der Apotheke als Pulver) liegen. Bei jedem Zögling (auch Schwalben etc.) wälze ich gelegentlich, mindestens aber 1 x täglich, ein Futtertier in diesem Pulver. Der Vorteil ist, dass grüne Mineralerde ein reines Naturprodukt ist, nicht nur Mineralstoffe liefert und die Verdauung fördert, sondern auch Gifte bindet und heilende Eigenschaften hat.

Im Folgenden werde ich Ihnen nun zunächst die wichtigsten Futtertiere vorstellen, darlegen, wie man sie sich beschaffen kann, wie man sich Futtervorräte für Schlechtwettertage anlegen kann und worauf zu achten ist, wenn man die Tiere verfüttert:

Futtertiere

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Eingefrorene Futtertiere zubereiten

Eingefrorene Futtertiere richtig zubereiten

Eingefrorene Futtertiere müssen vor der Verfütterung vorbereitet werden. Da sie nach dem Abtauen nur sehr begrenzt haltbar sind,  sollten Sie immer nur die Ration aus ihrem Tiefkühlfach entnehmen,
die sie sofort verfüttern wollen.

Aquarienkecher eignen sich super, um die Futtertiere aus dem Wasser zu filtern
Aquarienkecher eignen sich super, um die Futtertiere aus dem Wasser zu filtern

Sie brauchen einen kleinen, engmaschigen Aquarienkescher, einen Wasserkocher und eine Müslischale. Den Wasserkocher können Sie schon mal anstellen. Zunächst entnehmen Sie nun die geplante Ration Futtertiere aus dem Gefrierschrank und werfen sie in die Müslischale. Bei Heimchen und Grashüpfern können Sie durch einfaches Drehen zwischen den Fingern im gefrorenen Zustand die langen Beine mühelos abbrechen und nur den verbliebenen Körper in die Müslischale tun. Wenn das Wasser sprudelnd kocht, kippen Sie es über die Futtertiere in der Müslischale. Neben der Abtaufunktion bewirkt das kochende Wasser auch die Abtötung eventuell vorhandener Keime auf den Futtertieren, was besonders bei zugekauften Futtertieren (z.B. Heimchen) sinnvoll ist. Gleich im Anschluss können Sie bereits das kochende Wasser samt Inhalt aus der Müslischale durch den Terrarienkescher in die Spüle gießen.

abgetaute Futtertiere fertig zum Verfüttern
abgetaute Futtertiere fertig zum Verfüttern

Dann schrecken Sie die im Kescher befindlichen Futtertiere mit kaltem Wasser ab, kippen sie auf ein Stück Küchenpapier, um überschüssiges Wasser abzubinden und befördern die Futtertiere von dort in ihre Futterschale. Nun können Sie die Futtertiere direkt mit der Pinzette verfüttern.  Es bietet sich übrigens an, im Spätsommer auch, wenn man gerade keine Findlinge hat, ein Glas mit frisch gefangenen Fliegen und eventuell Grashüpfern einzufrieren  und das Glas mit einem Einfrierdatum zu versehen. So haben Sie immer eine Notration für die ersten ein bis zwei Tage auch über Winter und für das nächste Frühjahr griffbereit vorrätig, falls Sie überraschend einen hilfsbedürftigen Vogel aufnehmen. Wenn der Vorrat bis zum nächsten Spätsommer (wo sie einen neuen Vorrat anlegen) nicht gebraucht wurde, findet Ihr alter Vorrat als besondere Leckerei bei der Wildvogel-Winterfütterung  reißenden Absatz.

unterteilte Tiefkühl-Vorratsboxen erleichtern die Arbeit
unterteilte Tiefkühl-Vorratsboxen erleichtern die Arbeit

Ich verfüttere in der Regel für jede Singvogelart verschiedene, jeweils passende Insekten.  Um die Nahrungsvielfalt zu erhalten, bietet es sich zur Arbeitserleichterung an, die im Supermarkt erhältlichen, unterteilten Tiefkühl-Vorratsboxen zu verwenden. 


Fütterungshäufigkeit- und Rythmus

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Was mache ich wenn?

Einige Erfahrungen mit Problemen bei Wildvögeln

Ich habe in den vergangenen Jahren einige Dinge mit Pfleglingen erlebt, die ich mit „Hausmittelchen“ auch reproduzierbar lösen konnte.
Diese nachfolgend aufgeführten Tipps entspringen ausschließlich persönlich gemachten Erfahrungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Haltbarkeit.
Sie können und sollen keinen Tierarztbesuch ersetzen und wenn die genannten „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ nicht binnen ein bis zwei Fütterungseinheiten greifen, sollten Sie nicht zögern, einen Tierarzt hinzuzuziehen.

Prinzipiell habe ich die Erfahrung gemacht, dass Vögel gut auf homöopathische Behandlungen und Osteopathie ansprechen. Wenn Sie sich nicht gerade mit klassischer Homöopathie auskennen und dadurch in der Lage sind,  zu repertorisieren, kann ich ihnen für ihre Hausapotheke folgende Mittel empfehlen, die im Fall der Fälle auch für einen selbst das geeignete „Erste Hilfe Mittel“ sein können.
Da Vögel keinen Alkohol ab können, sollten Sie Injektionslösungen, Kügelchen oder Tablettenform zur oralen Verabreichung wählen.

Alle Mittel gibt es in der Apotheke:

  • Traumeel ad.us.vet
    ist ein homöopathisches Komplexmittel, das man bei jeder Form von Traumata (Prellungen, Zerrungen, Verletzungen etc). anwendet.
  • Engystol ad.us.vet
    ist ein homöopathisches Komplexmittel, das man bei jeder Form von Infekten (Erkältung, Schnupfen, grippaler Infekt etc.) verabreicht.
  • Nux vomica Kügelchen sind ein homöopathisches Einzelmittel, das sich bei mir u.a. bei Magen/Darm Beschwerden (Koliken, Durchfall, Bauchweh etc.) bewährt hat.
  • Hypericum Kügelchen sind ein homöopathisches Einzelmittel, das sich bei mir bei Problemen des zentralen Nervensystems (z.B. Gehirnerschütterung.) bewährt hat.
  • Tendo allium cepa comp., Globuli velati  ist ein anthroposophisches Mittel, das man bei jeder Form von Verletzungen im Bereich des Bänder- und Sehnenapparats (z.B. Sehnenzerrung) einsetzen kann
  • Symphytum comp., Globuli velati ist ein anthroposophisches Mittel, welches bei allen, die Knochen betreffenden Verletzungen (Entzündungen, Brüche etc.) gut eingesetzt werden kann.
    Achtung: Brüche gehören immer sofort in tierärzliche Behandlung – das Symphytum lässt sich als begleitende Therapie verabreichen

Verabreichung:

Kügelchen lassen sich super in Wasser auflösen, so dass man die Futtertiere darin baden kann
Kügelchen lassen sich super in Wasser auflösen, so dass man die Futtertiere darin baden kann

Ich nehme von dem Mittel meiner Wahl ca. 3-4 Kügelchen oder eine Tablette und löse sie in einem Eierbecher mit Wasser auf. Der Eierbecher sollte möglichst aus Keramik oder Porzellan sein und zum Umrühren sollten Sie einen Holzlöffel o.ä. verwenden. Vermeiden Sie den Kontakt der Homöopathica mit Metall bei der Zubereitung. Wenn das Mittel im Wasser aufgelöst ist, baden Sie einfach ihre Futtertiere vor dem Verfüttern kurz in dem Wasser aus dem Eierbecher.

Flüssige Präparate lassen sich gut in ein Futtertier spritzen, das man dann wie gewohnt mit der Pinzette verfüttert.
Flüssige Präparate lassen sich gut in ein Futtertier spritzen, das man dann wie gewohnt mit der Pinzette verfüttert.

Die Mittel, die als Injektionslösung in Ampullen vorliegen (z.B. Traumeel, Engystol), ziehe ich mittels einer Spritze auf, gebe sie ebenfalls dann in einen Eierbecher (ohne Wasser) und bade die Futtertiere vor dem Verfüttern in dieser Lösung oder Sie spritzen einen Tropfen der Lösung in ein (totes) Futtertier. Achtung: Injektionslösungen bitte immer mit einer Spritze mit Nadel aus den Ampullen aufziehen, damit keine Glassplitter in der Flüssigkeit verbleiben.

Kohlekompretten:
Wenn Ihr Zögling plötzlich schlecht frisst, sich die Schleimhäute oder der Schnabelwulst komisch verfärben oder der Kot nicht in Ordnung ist – kurzum, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Vogel ein Problem mit der Verdauung hat, dann habe ich gute Erfahrungen mit Kohlekompretten gemacht. Kohlekompretten gibt es in der Apotheke und sind im Übrigen auch ein guter Bestandteil  der eigenen Hausapotheke.

Zum Verabreichen lösen Sie eine Kohlekomprette in etwas Wasser in einem Eierbecher auf und baden bei den nächsten Fütterungen zwei oder drei Futtertiere satt in der aufgelösten Aktivkohle. Kohlekompretten binden Gifte aller Art und da jede Form von Verdauungsstörungen auch mit erhöhten Giftbelastungen (z.B. durch bakterielle Fehlfunktionen)  im Darm einher gehen, können Kohlekompretten für die erforderliche Entschärfung des Problems sorgen. Darüber hinaus verwende ich Kohlekompretten auch zur Erste-Hilfe-Behandlung bei Verdacht auf von außen zugeführten Giften (z.B. Insektizide, Pestizide etc.)

Vitamin B Mangel – Krämpfe und Koordinationsstörungen
Wenn Ihr kleiner Zögling plötzlich Koordinationsstörungen zeigt, mit krampfartigen Anfällen von der Stange kippt oder bei seinen Flugversuchen mit Krämpfen abstürzt und nicht wieder hoch kommt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hier ein massiver Vitamin B Mangel vorliegt. Dieser tritt meistens als Folge von Fehl- oder Mangelernährung auf und ist absolut sofort behandlungsbedürftig. 
Wenn ein Vogel wirklich bei jeder Mahlzeit zu über 50% mit in der Natur frisch gefangenen, für diese Vogelart passenden Insekten ernährt wurde, habe ich dieses Auftreten von Vit B Magelerscheinungen noch nicht erlebt. Bei Fütterung mit überwiegend gekauften Insekten allerdings habe ich schon häufiger festgestellt, dass dieses Problem auftritt. Bei zwei Fällen aus meiner telefonischen Schwalbenberatung (1 verletzte, erwachsene Schwalbe, ein Nestling) kam es zu diesen schweren Krämpfen nach Mehlwurm/Heimchenfütterung ergänzt durch Korvimin (laut Auskunft der anrufenden Päppler) innerhalb einer bzw. bei dem Nestling knapp 3 Wochen. 
Mit im Handel erwerblichen Vit.B Zusatzpulvern können Sie einen solchen, bereits vorhandenen Mangel nicht ausgleichen. Zumal viele Wildvögel die Produkte nicht oder nicht vollständig verstoffwechseln können. Sie sollten hier also sofort den nächsten Tierarzt kontaktieren. Dieser verfügt über hochdosierten Vit. B Komplex als Injektionslösung.
Natürlich kann er diese injizieren, aber ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass es vollkommen ausreicht und deutlich stressfreier für den Vogel ist, dem Vogel einen Tropfen oral zu verabreichen – z.B. indem man die Lösung in ein (totes) Heimchen spritzt, was man dann verfüttert. Die Krämpfe legen sich nach meiner Erfahrung innerhalb der ersten Stunde nach Verabreichung. Ob man ein- oder zwei mal nach einem, zwei oder drei Tagen eine weitere Dosis verabreichen soll, wird Ihnen der Tierarzt sagen. 
Wichtig: gerade Tierärzte, die nicht vogelkundig sind und/oder keine Erfahrung mit Wildvögeln haben, wissen nicht unbedingt, dass viele Vit. B Komplex Präparate von bestimmten Wildvögeln aufgrund unverträglicher Trägerstoffe schlecht oder gar nicht vertragen werden. z.B. Schwalben und Mauersegler reagieren extrem empfindlich auf viele Präparate. Sie sollten Ihren Tierarzt darauf hinweisen und ihn bitten, vorab zu überprüfen, ob das von ihm verwendete Präparat für Ihre Vogelart verträglich ist.

Kükenrückgabe an die Eltern

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