Tierarztsuche kann aufwändig werden
Wenn Sie ein Wildtier aus Not gerettet haben und päppeln, brauchen Sie wenn, meistens sofort nach dem Auffinden einen Tierarzt (z.B. bei sichtbaren, schweren Verletzungen, Brüchen etc.) oder sie werden sich mit etwas Glück während der gesamten Pflegezeit nicht mit der Tierarztsuche für Ihren Zögling befassen müssen.
Wenn während der Pflegezeit jedoch der Fall eintritt, dass Sie einen Tierarzt benötigen, dann ist es mit Sicherheit brandeilig. In so einem Fall ist es gut, wenn Sie einfach nur noch eine griffbereite Telefonnummer wählen müssen und den Tierarzt Ihrer Wahl am anderen Ende haben.
Darum macht es Sinn, sich in Ruhe nach einem passenden Tierarzt umzuschauen, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Also befassen Sie sich ruhig mit dem Thema, wenn es nicht nötig ist und die Zeit Ihnen nicht im Nacken sitzt. Im örtlichen Telefonbuch und im Branchenbuch finden Sie in der Regel eine Vielzahl von ortsansässigen Tierärzten. Leider sind die allerwenigsten Vogelspezialisten oder zumindest vogelkundig. Einen sogar auf Wildvögel spezialisierten Tierarzt werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht finden. Überprüfen Sie zunächst, ob bei irgendeinem Tierarzt im Branchenbuch oder auf der Webseite „Vögel“ als Fachgebiet explizit angegeben sind.
Wenn „nein“, können Sie, bevor Sie sich selbst weiter auf eine ungewisse Suche vor Ort begeben, in den einschlägigen Vogelforen, auf Wildvogelseiten etc. umhören und fragen, ob irgendwer in ihrem Postleitzahlraum einen geeigneten Tierarzt kennt und bereits Erfahrungen sammeln konnte. Auch Wildtierparks, Zoos oder Auffangstationen können Ihnen eventuell einen vogelkundigen Tierarzt nennen. Nur, wenn all diese Versuche ins Leere laufen, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die ortsansässigen Tierärzte abzutelefonieren und nachzufragen, ob man Ihnen mit Ihrem Wildvogel im Zweifelsfall helfen könnte.
Da Vögel nach meiner Erfahrung gut auf alternative Heilmethoden ansprechen, wäre ein Tierarzt mit naturheilpraktischen Zusatzkenntnissen hier unter Umständen vorzuziehen. Dann bleibt es Ihrem Bauchgefühl überlassen, welchem Tierarzt Sie im Zweifelsfall Ihr Vertrauen schenken wollen.
Wenn Sie öfter kleine Wildtierpfleglinge aufpäppeln, macht es Sinn, sich einen Tierarzt zu suchen, der nicht nur einen kompetenten Eindruck macht und Interesse und Freude daran hat, Wildtieren zu helfen, sondern einen, der im Notfall auch bereit wäre, nach Feierabend zu Ihnen nach Hause zu kommen.
Das hat einen ganz einfachen Grund:
Ein Tierarztbesuch bedeutet für Haustiere schon häufig Stress. Für ein Wildtier ist es sehr oft, bei erwachsenen Tieren meistens der blanke Horror – nicht nur der fremde Mensch, der einen behandelt – auch noch eine fremde Umgebung, fremde Geräusche, Gerüche von Hunden und Katzen, die Zeit im Wartezimmer – das alles ist Stress pur für Ihren Zögling. Insofern sollten Sie, bevor Sie sich entscheiden, wegen eines Problems mit Ihrem Zögling zum Tierarzt zu fahren, überlegen, ob und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihr Tierarzt da überhaupt etwas machen kann. Erst, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass die Chance größer ist, durch einen Tierarztbesuch das Leid Ihres Pfleglings zu lindern, als das Risiko, dass der damit verbundene Stress das Problem nur verschärft, sollten Sie sich zu dem Besuch entschließen. Wenn Sie sich unsicher sind, rufen Sie Ihren Tierarzt an und schildern ihm Ihr Problem. Unter Umständen kann er Ihnen einen Rat geben, ohne, dass Ihr kleiner Zögling dahin muss.
Wenn der Tierarztbesuch in dessen Praxis unumgänglich ist, dann füttern Sie ihren Vogel noch mal und verpacken ihn mitsamt seinem Nest wie im Kapitel „Suche nach einer Pflegestelle“ beschrieben in einem Pappkarton.
Haben Sie allerdings einen erwachsenen Pflegling, der nicht mehr in einem Nest hockt, müssen Sie schauen, welches „Behältnis“ für Ihren Zögling am wenigsten Stress verursacht. Nach meiner Erfahrung ist da eher das kleine Vivarium oder ein Faunarium geeignet, das SIe mit Küchenpapier auslegen und umkippsicher einen Zweig (Birke oder so) drauf legen, so dass der Vogel auf diesem sitzen kann. Den Transportbehälter decken Sie nur mit einem Handtuch ab. Bitte verwenden Sie auf keinen Fall Behältnisse, die herkömmliche Gitter haben. Diese sind brandgefährlich für das Gefieder Ihres Zöglings.
Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, ist es sinnvoll, wenn Sie zuvor telefonisch einen Termin vereinbaren und dabei deutlich machen, dass Sie wegen der besonderen Situation gerne sofort dran kommen möchten. Sollte es doch zu Wartezeiten kommen, lassen Sie den Karton mit Ihrem Zögling so lange im Auto (sofern es im Schatten parkt und nicht überhitzen kann). Dort im Auto hat Ihr Zögling zumindest nicht die Geräuschkulisse eines Kleintierwartezimmers zu ertragen.
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