Überwinterung von Rauchschwalben
im Winter 2016/2017 habe ich erstmals Rauchschwalben überwintert.
Die Tagebücher, in denen ich mit Fotos ausführlich berichte finden Sie hier unter
Zöglinge 2016 ab Beitrag 519
und
Zöglinge 2017 ab #1
Wenn Sie sich dort anmelden, können Sie auch die Fotos betrachten. Wenn Sie die Miniaturfotos anklicken, erhalten Sie die Bilder in Großaufnahme.
Nachfolgend stelle ich Ihnen die Fütterungs- und Haltungsbedingungen, die sich bei mir als optimal herausgestellt haben, zusammen:
Unterbringung:
Schwalben müssen ausiebig fliegen können und benötigen gleichzeitig Wärme, Licht und ausreichend Luftfeuchtigkeit (sie wären normalerweise im Winter in Afrika).
Ich habe ein offenes Gehege mit Futter- und Badetisch, verschiedenen Sitzzweigen und unterschiedlichen Beleuchtungen in meinem Esszimmer auf den Tisch gebaut.
Temperatur: Das Esszimmer selbst halte ich auf ca 20 Grad beheizt – die übrigen Räume, wo die Schwalben fliegen können, habe ich normal wie immer auf ca 15 – 18 Grad beheizt.
Habe ich eine flugunfähige Schwalbe dabei, biete ich zusätzlich eine Wärmeplatte (künstliche Glucke) unter der eine Temperatur von je nach Sitzhöhe bis zu 28 Grad herrscht. Diesen Ort kann die Schwalbe bei Bedarf zu Fuss aufsuchen.
Luftfeuchtigkeit: Um die Luftfeuchtigkeit ausreichend hoch zu halten, trockne ich einfach meine Wäsche im Esszimmer – ein Hygrometer bestätigt mir, dass im Esszimmer immer eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 50% besser 60% herrscht.
Beleuchtung:
An Beleuchtungen verwende ich mittlerweile andere Leuchtmittel, als noch bei meiner ersten Überwinterung.
Bei der Beleuchtung ist es essentiell wichtig, dass die Vögel einem auf die Bedürfnisse ihrer Augen abgestimmtes Verhältnis des Tageslichtspektrums mit UVA und UVB Strahlung haben.
Zudem muss das Leuchtmittel „flickerfrei“ sein, denn Vögel nehmen das für unser Auge unsichtbare, durch den Wechselstrom verursachte „Flickern“ wahr und das verursacht Dauerstress.
Ausführliche Beschreibungen der Leuchtmittel mit Angabe der Bezugsquellen finden Sie unter „links“
Wichtig ist, dass die Leuchtmittel immer oben angebracht sind, die Schwalben also darunter sitzen. Die Leuchtmittel dürfen niemals seitlich angebracht werden, da sie bei seitlicher Einstrahlung die Augen schädigen können. Optimal ist die Verwendung eines sogenannten „Reflektors“, also quasi eines speziellen Lampenschirms.
Sinnvoll ist es, unter den Leuchtkörpern unterschiedlich hohe Sitzmöglichkeiten zu schaffen, damit die Vögel sich selber aussuchen können, wie intensiv das Licht sein soll. Außerdem haben die Vögel bei mir die Möglichkeit, einfach im Fenster bei Tageslicht zu sitzen.
Meine Schwalben verbringen immer mal 10 bis 15 Minuten unter den hellen Lichteinheiten (3000 bis 50000 Lux) – die meiste Zeit des Tages bevorzugen sie dann aber eher lichtschwächere Bereiche (300 bis 500 Lux)
Ausstattung:
Baden: Die Schwalben benötigen eine Bademöglichkeit, wo das Wasser täglich gewechselt werden sollte. Es bietet sich eine Vogeltränke aus Naturstein oder Beton an, da diese flach genug ist, damit die Schwalben praktisch „durchlaufen“ können und rauh genug, damit sie Halt haben.
Sitzstangen: Die Sitzmöglichkeiten sollten aus vielen verschieden dicken Ästen und Zweigen bestehen. Die Füsse von Vögeln bestehen aus einem komplizierten System von Sehnen und Bändern, die darauf ausgerichtet sind, zu greifen. Genormte Sitzstangen aus dem Handel führen schnell zu Fehlbelastungen und als Folge Beschädigungen dieses empfindlichen Apparats. Darum ist es am sinnvollsten natürliche Äste und Zweige von ganz dünn bis ganz dick idealerweise auch von verschiedenen Gehölzen (z.B. Weide, Esche, Birke etc.) zu wählen.
Fütterung:
Schwalben ernähren sich in der Natur ausschließlich von fliegenden Insekten, die eine andere Nährstoffzusammensetzung liefern, als z.B. Larvenstadien. Trocken- und Fertigfutter genau wie irgendwelche Larven sind für Schwalben als Haupt- und/oder Alleinfutter absolut ungeeignet, Mehlwürmer gehen gar nicht. Solche Fütterungsfehler führen in der Regel über kurz oder lang zu Gefiederschäden und/oder Leberschäden. Das stellt einen bei der Überwinterung vor die größte Herausforderung.
Futtertiere: Ich habe bereits im Herbst bei einem benachbarten Bauern im Kälberstall mehrere Gläser voll Fliegen mit dem Kecher gefangen und als Vorrat eingefroren.
Parallel habe ich aus Goldfliegenlarven (sogenannten Pinkies) regelmäßig lebende Fliegen gezüchtet.
Außerdem habe ich eingefrorene kleine Heimchen und eingefrorene Pinkies vorgehalten.
Als Mineralfutter hat sich bei mir Nekton I kombiniert mit Nekton Vit B Komplex bewährt.
Ca. 1 x pro Woche habe ich ein Heimchen mit einem Tropfen Vit.B Komplex Injektionslösung „geimpft“ und zusätzlich verfüttert. Diese Injektionslösung hole ich mir in einer kleinen Spritze vom Tierarzt und sollte kalt und dunkel aufbewahrt werden (eingewickelt und im Kühlschrank). Bei Schwalben empfehle ich das Vit. B Komplex von Serumwerk (beim TA drauf hinweisen), da es von den Trägerstoffen her auch bei empfindlichen Vögeln gut vertragen wird.
Tagesration/Zusammensetzung: Jede Schwalbe frisst etwa 60 Heimchen, 30 abgetaute Fliegen, 10-20 frische Fliegen und 10 Pinkies pro Tag. Wenn Ihre Schwalbe jedoch mehr Futter will, sollten Sie es auch anbieten.
Ich füttere diese Menge ungefähr verteilt auf 4 Mahlzeiten am Tag (also 4 x am Tag frisch zubereitet – evtl. übrige Insekten von der letzten Mahlzeit habe ich entfernt und an die Hühner verfüttert)
Beim Mineralfutter (Nekton) habe ich mich nicht an die angegebene Dosierung gehalten, sondern bei jeder Mahlzeit (nur) einen Teil der Heimchen mit jeweils einer kleinen Messerspitze der beiden Pulver (also eine kleine Prise) bestäubt. So hatten die Schwalben immer auch die Wahl, Futtertiere ohne das Pulver aufzunehmen. Die übrigen Futtertiere habe ich generell ohne Pulver angeboten. Von Tierärzten und im Internet empfohlen wird oft Korvimin. Das haben meine Schwalben von Anfang an verweigert und so habe ich dieses Mineralfutter nicht verwendet. Korvimin ist deutlich höher und anders zusammengesetzt als Nekton.
Kräutertöpfe: Zusätzlich haben die Vögel neben ihrem Futtertisch ein paar Kräutertöpfe mit frischen Küchenkräutern (z. B. Oregano, Pfefferminze, Salbei, frische Petersilie) stehen. Neben ein paar Schwebfliegen, die sich da ansiedeln und gerne gejagt werden, knabbern die Schwalben auch gerne mal an den Kräutern (ohne sie dabei zu fressen).
Zimmerpflanzen: Zimmerpflanzen sollten aus den Räumen, in denen die Schwalben sich überwiegend aufhalten, entfernt werden. Viele Pflanzen oder deren Ausdünstungen werden schlecht oder gar nicht vertragen (z.B. Aloe Vera, Ficus, Yuccapalmen etc.)
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