Vogelabwehrpaste – vielen Anwendern ist ihre Gefährlichkeit nicht bewusst, weil auf der Verpakung steht, sie sei unschädlich.
Wer aber weiß, was das Zeug anrichtet und es trotzdem einsetzt,
der ist an Kaltherzigkeit kaum zu überbieten….
Mitten unter uns:
Die entsetzliche Geschichte von Mauersegler Malte
und skrupellosen Menschen, denen Leben nichts wert ist
mit freundlicher Genehmigung der Mauerseglerklinik Frankfurt
bei Facebook: Dt. Gesellschaft für Mauersegler e.V.
Skandal in einer großen Stadt
Wir nennen den Namen nicht. Denn diese Stadt ist jede Stadt. Überall. Und Maltes Schicksal ist das Schicksal vieler Mauersegler, die von unserem Himmel verschwinden und niemals wiederkehren werden.
Haben Sie sich schon gewundert, warum man nur noch so wenige Mauersegler sieht? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Dies ist einer der schlimmsten: Die rücksichtslose und flächendeckende Zerstörung ihrer Nistplätze und der brutale Mord an Brutvögeln und Nestlingen durch völlig verrohte und gewissenlose „Menschen“.
Malte ist einer dieser Mauersegler. Er gehörte zu den wenigen Glücklichen, die noch einen Nistplatz hatten. Bis jemand beschloss, dass Malte und die anderen am selben Haus brütenden Mauersegler ihn störten und verschwinden sollten. Und zwar endgültig. Er verschloss die Einflugöffnungen mit Blechplatten – möglicherweise befanden sich bereits brütende Segler im Inneren… Er trug in der gesamten Umgebung rund um die versperrten Niststätten dick die mörderische Taubenabwehrpaste auf. Er befestigte obendrein rund um und unterhalb der früheren Einflüge nadelspitze Spikes. Alles in der niederträchtigen Absicht, die streng geschützten Vögel nicht nur zu vertreiben, sondern grausam zu töten. Tierschutzgesetz? Bundesnaturschutzgesetz?? Interessierte dieses Monster nicht. Diese Gesetze sind ja eh das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden. Außerdem wird es überall so gemacht und keinen schert’s…
Malte flog seinen Nistplatz an. Vielleicht saß seine Partnerin in der verschlossenen Nisthöhle, auf ihrem Nest einem langsamen und schrecklichen Tod preisgegeben dort, wo neues Leben hätte entstehen sollen. Malte versuchte es wieder und wieder – er glitt ab, taumelte am verklebten Fallrohr nieder, knapp vorbei an den tödlichen Spikes, stürzte zu Boden, mit unrettbar verschmierten und verklebten Schwingen. Benommen blieb er liegen. Versuchte zu flattern, wieder aufzufliegen – unmöglich. Wie zähflüssiges Pech haftete die grausame Masse auf seinen Federn. Ein paarmal katapultierte Malte seinen Körper hoch. Vergebens. Zitternd sank er zurück, einem furchtbaren Schicksal preisgegeben, das er nicht verstehen konnte…
Eine rettende Hand, Stunden später. Stunden voller Angst und Panik. Vielleicht hörte Malte über sich seine eingesperrte Partnerin schreien. Er wird sie niemals wiedersehen. Die rettende Hand gehörte einem mitleidigen Menschen, der ihn aufnahm und zu einer Wildvogelauffangstation brachte. Dort versuchte man vergeblich, sein Gefieder zu reinigen. Nichts half. Tage später wurde Malte per Kurier zu uns nach Frankfurt geschickt. Zu dieser Zeit müssen seine Partnerin und viele andere Mauersegler, die an diesem zur Todesfalle gewordenen Haus eingesperrt wurden, sich rettungslos verklebten oder in den Spikes aufspießten, bereits tot gewesen sein. Malte überlebte.
Schnell war uns klar, dass jeder Reinigungsversuch nutzlos sein würde, sogar mit Äther war die „angeblich so harmlose Taubenabwehrpaste“ nicht lösbar. Die Substanz musste aber entfernt werden, denn bei jedem Putzversuch nahm Malte Spuren davon auf. So wurde ein Federsatz vorbereitet, Malte wurde in einer zweistündigen OP unter Vollnarkose geschiftet und erwachte mit neuen, unversehrten Federn.
Und nun? Ein trauriges kleine Happy End? Weit gefehlt. Denn nun tobt Malte bei uns in seiner Box. Er will fort, fort, fort, er will heim! Er weiß nicht, dass ihn daheim dieselbe Todesfalle erwartet, in die er schon einmal geraten ist. Und noch einmal würde ihn wohl kaum ein Wunder retten, wie beim ersten Mal.
Wir erstatten Anzeige bei allen zuständigen Ämtern und Behörden. Wir fordern die Beseitigung der illegalen Abwehrmaßnehmen und die sofortige Öffnung der vielen verschlossenen Nistplätze an diesem Gebäude.
Aber wird man dem stattgeben? Und falls ja, wann? Wie lange müssen wir Malte gefangenhalten, um ihn nicht in den sicheren Tod zu schicken? Unsere bitteren Erfahrungen und Kenntnisse, wie in diesem Land bei Vergehen gegen das Bundesnaturschutz- und Tierschutzgesetz verfahren wird, erfüllen uns mit berechtigten Zweifeln, dass Malte und seinen Artgenossen Gerechtigkeit widerfahren wird. Dass ihre Niststätten wieder geöffnet werden und dass sie zurückkehren können. Tagtäglich müssen wir erleben, wie die Rechte artengeschützter Wildtiere mit Füßen getreten und bestehende Gesetze willkürlich gebeugt oder missachtet werden. Und wir haben keinen Anwalt, der sie vertreten und gegen diese alltäglichen Verstöße ankämpfen würde.
So viele sind gestorben. Wird Malte das nächste Opfer sein? Wir können ihn nicht mehr lange festhalten, er wird sonst sterben in Gefangenschaft. Wir können ihn nicht freilassen, denn er würde an seinem Nistplatz in der Klebepaste oder den Abwehrspikes qualvoll verenden. Ist Malte der nächste Mauersegler, der für immer von unserem Himmel verschwindet…?
Menschen, tut etwas! Verschließt nicht länger die Augen! Bringt Täter, die tun, was Malte angetan wurde, zur Anzeige, und lasst nicht locker, ehe Polizei und Behörden nicht ihren Pflichten nachkommen!
Sonst werden Eure Kinder Mauersegler nur noch aus Euren Erzählungen kennen.
update 24.5.2018
Das Umweltamt hat Kontakt mit dem Verwalter der Eigentümergemeinschaft aufgenommen, der das Gebäude gehört. Es wurden Auflagen erteilt, die Abwehrmaßnahmen zu entfernen und die Nistplätze wieder zu öffnen. Wir möchten, dass jemand von der Behörde oder vom NABU mit vor Ort ist, wenn die Nester geöffnet werden, um zu untersuchen, ob sich vielleicht tote Segler in den Nisthöhlen befinden. Nun erstmal warten wir ab, ob alles ordnungsgemäß ausgeführt wird und hoffen, dass Malte bald heimkehren kann!
update 29.5.2018
Victory!!! Nachdem die Hauseigentümer die Angelegenheit ihrem Rechtsanwalt übergeben hatten und von ihm informiert wurden, dass sie keine Aussichten hätten, einen Rechtsstreit zu gewinnen, wurde heute der Anordnung des Umweltamtes Folge geleistet. An der noch eingerüsteten Front des Hauses wurden die verschlossenen Mauersegler-Nistplätze vom Verursacher wieder geöffnet und auf mehrfache Aufforderung hin die Abwehrspikes sowie die Klebepaste entfernt. Die Seite des Hauses mit weiteren verschlossenen Nistplätzen ist nur per Hubsteiger zu erreichen, hier sollen die Abwehrmaßnahmen am 5. Juni entfernt werden. Der couragierte Mitarbeiter des Umweltamtes, der die Interessen der geschützten Vögel unbeirrbar vertritt, wird dann voraussichtlich mit vor Ort sein und die Arbeiten überwachen.
Malte muss also leider noch eine weitere Woche in Gefangenschaft ausharren, bevor er heimfliegen darf!
update 5.6.2018
Alle Abwehrmaßnahmen wurden den Auflagen des Umweltamtes folgend entfernt! Die Mauerseglernistplätze sind wieder eröffnet und gefahrlos anzufliegen! Erste Mauersegler haben sich schon wieder blicken lassen.
MALTE IST HEUTE MITTAG HEIMGEKEHRT!!
update 7.6.2018
Malte ist wieder daheim!!!
Wir berichteten kürzlich über Maltes trauriges Schicksal, dessen Nistplatz wie auch die weiterer Mauerseglerpaare am Haus durch mörderische Abwehrmaßnahmen verschlossen und zur vorsätzlichen Todesfalle wurde. Malte verklebte sich schwer in gemeingefährlicher Taubenabwehr-Paste, wurde flugunfähig gefunden und letztlich in unsere Klinik überwiesen. Dort wurde er geschiftet, d.h. das verklebte Großgefieder wurde durch das unversehrtes Gefieder eines verstorbenen Artgenossen ersetzt. Malte konnte aber nicht starten, solange nicht die tödlichen Fallen an seinem Haus entfernt waren. Wir hatte den Fall bei der zuständigen Umweltbehörde sowie dem Veterinäramt angezeigt und des weiteren bei der Polizei Strafanzeige gestellt.
Die Eigentümergemeinschaft wurde durch Anordnung des Umweltamtes gezwungen, alle Abwehrmaßnahmen rückstandslos zu entfernen und die illegal verschlossenen Nistplätze wieder zu öffnen. Ein Sieg für den Natur- und Tierschutz!
Gestern mittag erhielt Mauersegler Malte, ungeduldig wartend und tobend in seiner Box, telefonisch endlich „Startfreigabe“ vom couragierten Sachbearbeiter der Behörde, der die Ausführung persönlich überwacht hatte. Wir ließen unseren berühmten Pflegling freudestrahlend fliegen, und Malte stürmte den Himmel: Heimwärts nach Dresden zu seinem Nest!
Leb wohl, Malte, und alles Glück der Welt!
update 14.6.2018 – Unfassbar entsetzlich !
Das Verbrechen
Malte ist wieder in der Mauerseglerklinik. Am Abend des 10. Juni erreichte uns die schockierende Nachricht, dass Malte abermals in seiner Heimatstadt gefunden wurde, in derselben Straße, bis zur Unkenntlichkeit verklebt mit der mörderischen Klebepaste, die laut der verlogenen Deklaration des Herstellers keinem Vogel schaden soll. Was diese Lüge betrifft, so dürften die Fotos für sich sprechen…
Es grenzt an ein Wunder, dass Malte noch am Leben ist und ein zweites Mal geborgen werden konnte. Offenbar wurde die Entfernung der tödlichen Abwehrmaßnahmen an dem Haus, in dem Malte und weitere Artgenossen ihre Brutstätten hatten, mit wenig Ernsthaftigkeit betrieben – oder mit bösem Vorsatz. Die Verklebungen, die Maltes aufwendig geschiftetes neues Gefieder in einen nutzlosen Haufen Müll verwandelt haben, könnten vermuten lassen, dass die Klebepaste vorsätzlich in die Niststätten hineingespritzt wurde. Dort hat man sie dann – unserer Meinung nach vorsätzlich! – belassen und nur die offen sichtbaren Klebeflächen bereinigt. Eine Kontrolle der Einfluglöcher durch den Sachbearbeiter des Umweltamtes, der bei der Entfernung der Abwehrmaßnahmen zugegen war, wusste der Verursacher zu verhindern: „Der Hubsteiger sei nur für eine Person zugelassen“, hieß es.
Über die nun zu ergreifenden Maßnahmen wird derzeit beraten. Wir bitten von Ratschlägen, Aufforderungen und vielfachen Fragen abzusehen und werden Updates posten, sobald es etwas Neues zu berichten gibt. Priorität wird die Entschärfung der Todesfallen sein, zu der die laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Niststätten der Mauersegler durch menschliche Heimtücke geworden sind. Die Verursacher müssen zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden. Und wir werden versuchen, den Hersteller der vogelmordenden Abwehrpaste zu belangen und dieses Produkt, das jede Leimfalle der Vogelmörder im Süden in den Schatten stellt, vom Markt zu entfernen. Personen, die so etwas produzieren und verkaufen wie auch solche, die es anwenden, sind Verbrecher und vergehen sich in unentschuldbarer Weise an unserer streng geschützten Vogelwelt! Die Zahl der Opfer dürfte inzwischen unüberschaubar sein. Und die Mordpaste klebt bis in alle Ewigkeit und wird Jahr für Jahr Todesopfer fordern.
Malte ist ein Bild des Elends. Wir haben nun keine Möglichkeit mehr, ihm zu helfen, denn schiften kann man nur einmal. Außerdem, was würde es nutzen, solange zu Hause der sichere Tod auf ihn lauert! Auch wenn die Fallen entfernt würden, so müsste Malte nun viele Monate in Gefangenschaft verbringen, bis er sein gesamtes Gefieder durchgemausert hat. Eine Tortur für einen wilden, freien Mauersegler… Wir wissen nicht ob er das übersteht. Möglicherweise bleibt nur die Euthanasie für dieses wundervolle Geschöpf, das nichts anderes wollte als leben, brüten und seine Jungen aufziehen. Und den Himmel bevölkern, von dem Mauersegler nun nach und nach verschwinden…
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