Zusatzinfos zu Mauerseglern
Mauersegler sind sehr fütterungsempfindlich
Mauersegler gehören anders, als die Schwalben nicht zur Familie der Singvögel, sondern zur Familie der Segler. Hinsichtlich der Fütterung haben sie einiges gemein mit unseren Schwalben – aber es gibt auch Unterschiede.
Selbst als erwachsene Vögel leben Mauersegler ausschließlich von im Flug gefangenen Insekten. Sie sind sehr konsequente Zugvögel, die darauf angewiesen sind, vor Einbruch der ersten Winterkälte Afrika zu erreichen. Sie könnten mangels Insekten den Winter bei uns nicht überleben, da sie nicht auf Futterhäuschen, Beeren oder Sämereien ausweichen könnten, wie es beispielsweise die Bachstelze kann.
Zudem verbringt der Mauersegler mehrere Monat am Stück in der Luft – mit anderen Worten, er schläft sogar in der Luft. Ein Mauersegler, der am Boden gefunden wird, ist, egal ob alt oder jung, praktisch immer hilfsbedürftig.
Ein Grund mehr, warum Segler es sich absolut nicht leisten können, bei der Aufzucht Zeit zu verlieren oder mit Gefiederschäden aufzuwachsen.
Die Nahrung für ihre Küken fangen die Mauersegler ebenfalls ausschließlich im Flug. Mit anderen Worten sie verfüttern ausschließlich adulte, also erwachsene Insektenstadien.
Larvenstadien, also Raupen, Maden, Eier oder ähnliches werden genau so nicht verfüttert wie irgendwelche Bodeninsekten und Würmer.
Die Küken sind hinsichtlich ihres Nährstoffbedarfs auf erwachsene Insekten, die im Flug zu erbeuten sind, eingestellt. Das Verhältnis von Calcium zu Phosphor (CaP Verhältnis) spielt insbesondere bei der Knochen- und Gefiederbildung eine essenziell wichtige Rolle. Bei vielen Insekten haben die Larvenstadien ein anderes, unter Umständen sogar ein fast umgekehrtes CaP Verhältnis im Vergleich zu ihren adulten Stadien.
Füttert man also Mauersegler mit Larvenstadien von Insekten, führt das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu teilweise gravierenden Entwicklungsstörungen. Bei Mauerseglern ist man gut beraten, sich auf die unter Futtertiere näher beschriebenen Insekten und das Wiesenplankton bei der Fütterung zu beschränken.
Nachfolgend liste ich Ihnen auf, welche Futterzusammenstellung sich bei mir bewährt hat:
Mauersegler vertragen es prinzipiell, auch mit einer reinen Fliegen-, Grashüpfer- und Heimchenfütterung aufgezogen zu werden. (Fliegen und Grashüpfer aus Freifang mindestens 50%, Heimchen mindestens 3 Tage aufgefüttert). Wenn es Ihnen aber irgend möglich ist, sollten Sie so oft wie möglich Wiesenplankton ergänzen.
Die nachfolgend genannten Hauptfuttertiere sowie einige der ergänzenden Futtertiere habe ich im Kapitel Futtertiere ausführlich inkl. Erklärung zur Verarbeitung und Verfütterung behandelt.
- Fliegen – ich achte darauf, immer unterschiedliche Fliegen zu fangen, also mal von der Wiese gekechert, mal geklatscht an der Wand, mal von Pferdeäppelhaufen und mal aus einem Kuhstall. Dadurch erhöht sich die Nährstoffvielfalt und Abwechselung im Speiseplan.
- Grashüpfer – frisch gefangen, abgetötet und entbeint bevor sie in die Futterkugel eingearbeitet werden.
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Heimchen – lebend gekauft und 2-3 Tage bei mir aufgefüttert. Erst dann werden sie zum späteren Verfüttern eingefroren oder direkt vor dem verfüttern getötet. Auch sie müssen entbeint werden, bevor sie in die Futterkugel eingearbeitet werden.
- „Kechermix“ von der Wiese gekecherte, gemischte Fluginsekten. Nach dem Fang schütte ich sie in eine Müslischale mit Wasser und sortiere dann sämtliche pflanzlichen Bestandteile (z.B. Gras- und Brennesselsamen) sowie alle ungeeigneten Futtertiere (z.B. Käfer, Wespen etc.) aus. Es verbleiben unterschiedliche Fliegen- und Mückenarten, Webspinnen etc.). Anschließend schütte ich den verbliebenen Mix durch einen Aquarienkecher, trockne ihn kurz mit einem Küchentuch ab und verfüttere den Mix eingerollt in die Futterkugel
- „Schuster“ rolle ich vereinzelt mit in die Futterkugel. Hauptbestandteil bei der Fütterung sind die Fliegen, Grashüpfer und Heimchen. Mindestens 50%, gerne mehr der Tagesgesamtration an Futtertieren sollten die o.g. Hauptfuttertiere aus Freifang ausmachen.
Futterkugeln und Fütterungstechnik
Mauersegler nehmen anders als z.B. Schwalben keine einzelnen Futtertiere von der Pinzette.
Die Eltern sammeln auf langen Flügen viele Futtertiere in ihrem Kehlsack, wo sie ihn mit Speichel vermischt zu Futterkugeln formen. Diese Kugeln haben etwa die Größe einer Haselnuß.
Bei der Rückkehr zum Nest befördern sie diese Futterkugel tief in den Kükenschlund.
Ich habe aus den gekecherten Insekten mit Hilfe von ein oder zwei zerdrückten Heimchen jeweils derartige Kugeln gedreht. Mit einer Pinzette sind diese Kugeln eher nicht sicher in den Mauersegler zu befördern.
Am besten funktioniert es, wenn man die Kugel auf der Spitze des kleinen Fingers (bitte unbedingt Fingernägel komplett kurz schneiden!) hat und dann mit dem Finger tief in den weit aufgerissenen Schnabel schiebt. Der Mauersegler saugt sich auf dem Finger regelrecht fest, bis die Kugel dort gelandet ist, wo sie hin soll.
Meistens nimmt der Segler konsequent nur eine Ladung Futter ab und zieht sich dann zurück. Insofern ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass jede Futterkugel sowohl, was die Größe als auch was ihren Inhalt anbelangt, einer kompletten Mahlzeit entspricht.
Unterbringung
der Mauersegler ist ein Höhlenbrüter und die Jungtiere sind excellente Kletterer. Darum ist es wichtig, die Unterbringung entsprechend ausbruchsicher zu gestalten.
Gleichzeitig muss die Unterbringung sicherstellen, dass die Jungtiere in ihrer „Höhle“ genug Platz haben, um ihre für den kommenden Ausflug erforderlichen „Krafttrainingsübungen“ zu machen.
Ich habe für Tom seinerzeit einen etwas überdimensionierten Mauerseglerkasten gebaut, der gross genug war, damit ich mit der Hand zum Füttern rein kam, der aber ansonsten den Brutnischen entspricht, die Mauersegler sich bei mir auch bevorzugt als Nistplatz aussuchen.
Mauersegler Tom – Zöglingstagebuch ab Beitrag 241
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